Tonbecher Lagertauglich machen

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Sie wird sicher gebrannten Ton meinen, also Keramik. Lasiert zieht die Keramik keine Feuchtigkeit mehr ...... Und mit Spüli kriegt man den Rest auch wieder gut sauber.
Irdenware (Brenntemperatur bis etwa 1.000°C) ist unglasiert immer porös. In der Herstellung kann man die Porosität durch Polieren im lederharten Zustand oder durch Auftragen von Engobe etwas vermindern. Ein nachträgliches Dichtbrennen funktioniert meist nicht, weil die Irdenwaretone (speziell farbige) keine hohen Temperaturen vertragen. Frühe Steinzeugkeramik gab es übrigens in Europa schon ab etwa 1250, und zwar u.a. im Rheingau (Aulhausen, Marienthal usw.). 'Lasieren' gibt es bei Holz, jedoch bei Keramik nicht. Der Vorgang hat mit Glas zu tun und heißt daher GLASIEREN. Irdenware sollte man keinesfalls mit Spülmitteln (die lediglich Fett lösen können, aber nicht 'sauber' machen) reinigen, da diese ebenso wie Wasser vom Scherben aufgesaugt und dann permanent wieder mit den Speisen aufgenommen würden. Wasserglas wird eher für technische Zwecke eingsetzt, giftig ist es aber nach meiner Information nicht. Man kann damit z.B. poröse Vasen gut abdichten. Möchte man Essgeschirr auf biologisch unbedenkliche Weise abdichten, bietet sich reines Bienenwachs an. Das Keramikteil wird im Backofen vorsichtig erwärmt, bis eine kleine Menge Bienenwachs dünnflüssig geschmolzen ist. Kurz ausschwenken, Überschuss zurück gießen. Das so behandelte Geschirr kann man dann sogar heiß abwaschen, es wird seine Dichtheit lange behalten. Das Abdichten mit Speiseölen, Milch usw. funktioniert, allerdings zersetzen sich diese Stoffe, und Bestandteile (Aflatoxine) der Fäulnisprodukte gehen sukzessive ins Essen bzw. in die Getränke über. Das ist nach heutiger Erkenntnis mit ein Grund für die geringere Lebensdauer der Menschen in Vorzeit und Mittelalter. Freundlichen Gruß Jean
 
Um noch mal Missverständnisse auszuschalten, die leider durch manche Literaturquellen immer wieder auftauchen und damit zum Gebrauch falscher Begriffe führen: Keramik wird zunächst einmal in 2 Gruppen aufgeteilt, nämlich in ungesintert, also porös, und in gesintert also flüssigkeitsdicht. Beide Gruppen teilen sich nun wie folgt auf: 1. ungesintert > unglasiert > oxidierend gebrannt > Irdenware ( mit oder ohne Engobe) 2. ungesintert > unglasiert > reduzierend gebrannt > Irdenware ( Grau- oder Schwarzware ) 3. ungesintert > glasiert > oxidierend gebrannt > Irdenware ( Bleiglasur/Fritteglasur) 4. ungesintert > glasiert > oxidierend gebrannt > Fayence (Zinnoxid-/Bleiglasur) 5. ungesintert > glasiert > oxidierend gebrannt > Steingut (Frittenglasur) 1. gesintert > oxidierend gebrannt > Steinzeug ( tonfarben, Engobe,Anflugglasur, Feldspatgalsur) 2. gesintert > reduzierend gebrannt > Steinzeug ( grau, Salzglasur) 3. gesintert > reduzierend gebrannt > Porzellan ( Feldspatglasur) Zur Erklärung des Begriffs "Fritteglasur" : hierbei handelt es sich um eine Glasur bei der im Vorfeld giftige und wasserlösliche Substanzen mit Quarzsand verschmolzen werden (gefrittet), anschließend gemahlen und dann als Glasur aufgetragen werden. Das Endergebnis ist eine wasserundurchlässige Glasur, die wesentlich früher schmilzt als Rohglasuren. nach Beckmann teilt man die MA-Keramiken in 4 Perioden ein: Periode 1 : Mitte des 12.Jhd > Irdenware wie z.B. Pingsdorfer oder Paffrather Machart Periode 2: Ende 12.Jhd./ Anfang 13.Jhd. > ebenfalls noch Irdenware Periode 3: Mitte 13.Jhd. > Proto-/oder Faststeinzeug, Periode 4: um 1300 > Frühsteinteug mit noch groben Scherben, aber schon deutlich gesintert
Ein nachträgliches Dichtbrennen funktioniert meist nicht, weil die Irdenwaretone (speziell farbige) keine hohen Temperaturen vertragen
Der übliche Brennprozeß sieht vor, daß in 2 Brennphasen gearbeitet wurde, und dabei die Temperaturin der 2. Brennphase auf ca. 1000 °C erhöht wurde. Diese Unterschiedlichen Phasen dienen einmal der Wasserreduktion, dem Verbrennen von "organischen" Verunreinigungen, der ersten, mechanischen verfestigung der Tonmoleküle und anschließend der kristallinen Umbildung, bzw. ab 1000°C der Übergang in die "Glasphase"
Frühe Steinzeugkeramik gab es übrigens in Europa schon ab etwa 1250, und zwar u.a. im Rheingau (Aulhausen, Marienthal usw.).
Richtig, die Töpfer haben sich aber an den Rheinischen Töpfern orientiert. Man muß aber auch dazu sagen, daß viele Autoren gerne den Begriff Steinzeug/Früsteinzeug fälschlicherweise für alle möglichen Keramiken verwenden. Die Gefäße sind auch optisch aufgrund ihrer Glasur nicht zu unterscheiden, lediglich eine Materialanalyse mit Röntgen oder Dünnschliff lassen eine sichere Unterscheidung und Klassifizierung zu, und das ist bei der Rheinischen Keramik bis ultimo durchgeführt worden. Und nur wenn man reichlich frühe Keramikvarianten in der Hand gehaltenhat, kann man, zumindestens "relativ sicher", eine Einordnung und Datierung, auch ohne Dünnschliff etc., nur durch Belegstücke wagen...
Das Abdichten mit Speiseölen, Milch usw. funktioniert, allerdings zersetzen sich diese Stoffe, und Bestandteile (Aflatoxine) der Fäulnisprodukte gehen sukzessive ins Essen bzw. in die Getränke über. Das ist nach heutiger Erkenntnis mit ein Grund für die geringere Lebensdauer der Menschen in Vorzeit und Mittelalter.
Das kann leider nicht unwidersprochen bleiben. Aflatoxine( Gift des Schimmelpilzes Aspergillus flavus) sind definitiv letal wirksam, das ist korrekt, allerdings in einer oralen Aufnahmemenge von 1-10 mg /kgKG beim Erwachsenen (je nach Konstitution) und das nur bei akuter Aufnahme. Man fällt dabei allerdings nicht auf der Stelle tot um, sondern "beschäftigt" sich noch ein paar Tage mit seinem akuten Leberversagen, ähnlich wie es heutzutage auch bei der Paracetamolvergiftung vorkommt. Diese benötigte Menge wird aber kaum durch einen verunreinigten Becher erreicht werden. Bei chronischer Einnahme von diesen Toxinen kommt es aber zu einer zunehmenden Leberfunktionstörung bzw. Aflatoxine sind häufige Auslöser des Leber-Karzinoms. Gefährlicher ist es eher die Sporen dieses Schimmelpilzes einzuatmen ( Aspergillus flavus), da es damit zu schwerwiegenden Lungenentzündungen kommt, die auch heute noch nicht selten zum Tode führen. Aber Aspergillus als Todesursache des MA-Menschen ist mit Sicherheit nicht sehr häfig gewesen, hier war im Falle der Nahrungsaufnahme eher der Ergotismus (Vergiftung durch Mutterkorn-Alkaloide im Getreide), die Parasitenerkrankung (Würmer,Trichinen), sowie die die üblichen bakteriellen Erkrankungen wie Typhus, rote Ruhr, Cholera, Syphilis, Pest und diverse Infektionen wie Wundbrand etc.... Quellen: B.Beckmann; "Der Scherbenhügel in der Siegburger Aulgasse" Rheinland Verlag, Bonn 1975; E. Hähnel: " Siegburger Steinzeug" Bd. II ,Rheinland Verlag Köln 1992; Löffler, Petrides : Biochemie & Pathobiochemie, Springer-Verlag
 
Aber Aspergillus als Todesursache des MA-Menschen ist mit Sicherheit nicht sehr häfig gewesen, hier war im Falle der Nahrungsaufnahme eher der Ergotismus (Vergiftung durch Mutterkorn-Alkaloide im Getreide), die Parasitenerkrankung (Würmer,Trichinen), sowie die die üblichen bakteriellen Erkrankungen wie Typhus, rote Ruhr, Cholera, Syphilis, Pest und diverse Infektionen wie Wundbrand etc.... Quellen: B.Beckmann; "Der Scherbenhügel in der Siegburger Aulgasse" Rheinland Verlag, Bonn 1975; E. Hähnel: " Siegburger Steinzeug" Bd. II ,Rheinland Verlag Köln 1992; Löffler, Petrides : Biochemie & Pathobiochemie, Springer-Verlag
Würde mal sagen, dass eher die Summe der Teile (also Ergotismus, Parasitismus etc. + Aspergillus und Andere) verantwortlich war: Für ein intaktes Immunsystem ist es immer von Nachteil, wenn mehrere solcher Störherde zusammenwirken und Leber und Co malträtieren. Die Hauptquelle von Aflatoxin war aber wohl eher in (schlecht) gelagerten Nahrungsmitteln (Getreide, Nüsse...), sowie in feuchten Wänden zu suchen. Ein mit Speiseöl abgedichteter Becher könnte im Lager vorbeugend mit stark konzentriertem Essigwasser gereinigt werden. Hier bewirkt der saure PH-Wert die fungistatische (pilzhemmende) Wirkung. Besser wäre wohl reichlich purer Essig, da die alkalische Tonkeramik der Säure entgegenwirkt. Gut abreiben, einwirken lassen und dann erst ausspülen und evtl. neu Ölen. Für den folgenden Genuss von Wein und Säften sicher OK, aber Tee, Kaffee... mit Essigaroma ist wohl nicht so lecker. Da Essig aber auch Nährstoffe für Schimmel enthält, würde er nach dem Abtrocknen des Geschirrgutes langfristig kontraproduktiv wirken - also nach dem Lager auskochen/Geschirrspüler... und erst unmittelbar vor dem nächsten Einsatz neu Ölen - ganz schöne Action, aber ich meine so würde es gehen.
 
so jetzt habe ich ganz viel gehört und gelesen und bin letztlich total verunsichert... zurück geben mag ich sie net. Mals sehen viell suche ich den Töpfer ums Eck mal auf. Danke alle
 
Viele Museen bieten recht ordentliche Repliken von historischen Keramiken und Gläsern an. Schau einfach mal ob Du da vielleicht, deiner Darstellungszeit entsprechend, fündig wirst. Ich habe mir z.B. aus dem Kölner Zeughaus (Kölnische Stadtmuseum) für relativ kleines Geld eine hervoragende Replik einer Siegburger Schnelle gekauft. Ist zwar von der Zeit her 16.Jhd., aber perfekt kopiert ( und ich weiß da was ich sage, da ich schon einige Originale in der Hand hatte) und es läßt sich hervoragend daraus trinken . So könntest Du zumindestens Deinen derzeitigen ( und auch berechtigten) "Gewissenskonflikt" umgehen, ansonsten nimm einfach die Replik eines Glases...
 
Zitat:.....Das Abdichten mit Speiseölen, Milch usw. funktioniert, allerdings zersetzen sich diese Stoffe, und Bestandteile (Aflatoxine) der Fäulnisprodukte gehen sukzessive ins Essen bzw. in die Getränke über. Das ist nach heutiger Erkenntnis mit ein Grund für die geringere Lebensdauer der Menschen in Vorzeit und Mittelalter...... Das kann leider nicht unwidersprochen bleiben. Aflatoxine( Gift des Schimmelpilzes Aspergillus flavus) sind definitiv letal wirksam, das ist korrekt, allerdings in einer oralen Aufnahmemenge von 1-10 mg /kgKG beim Erwachsenen (je nach Konstitution) und das nur bei akuter Aufnahme. Man fällt dabei allerdings nicht auf der Stelle tot um, sondern "beschäftigt" sich noch ein paar Tage mit seinem akuten Leberversagen.......
Das ist jetzt schon ziemlich weit weg vom Ursprungsthema, aber da ich zitiert werde: Ich hatte nicht behauptet, dass der MA-Mensch kurz nach dem Einsatz des Bechers tot umfalle, sondern das Adverb 'sukzessive' gebraucht. Damit meinte ich eine schleichende, subletale Intoxikation, die dann in der Tat auf lange Sicht zu einem Leber-CA führen kann. Diese Zufuhr von Toxinen aus Fäulnis-Erregern (speziell auch solche, die auf fetthaltigen Lebensmitteln gedeihen) ist vor dem Industriezeitalter wesentliche Quelle für schwere Erkrankungen und damit für geringe Lebensdauer gewesen, so meine Informationen. Neben der Medizin trägt unsere aktuelle Lebensmittelhygiene wesentlich zur heutigen Lebenserwartung bei. Freundliche Grüße Jean
 
Es war auch nur eine Anmerkung am Rande, da man Richmodis nun wirklich nicht völlig verunsichern sollte, und dafür ist die Zitatfunktion auch da. Ich denke wir sollten uns auf ein " mangelnde Hygiene und unzureichende oder ungesunde Ernährung ist für den vorindustriellen, aber auch heutigen Menschen ein Grund für schwere durchaus auch tödlich verlaufende Krankheiten " einigen. ^^ Ich denke damit ist alles gesagt. Wenn noch weiterer Diskussionsbedarf besteht , dann würde ich einen eigenen Thread dazu vorschlagen um hier den Rahmen nicht zu sprengen.
 
@Richmodis: :bye01 Kein Thema, es wäre nur wirklich schade wenn Du jetzt so verunsichert bist, daß Du überhaupt nicht mehr Deine Becher verwenden magst. Gründliches Ausspülen sollte aber immer sein, nicht nur beim Tonbecher, da gebe ich Collin völlig recht. Zum Thema Krankheiten des MA gibt es ja auch bereits einen Thread, den man einfach weiterführen könnte, wenn noch weiterer Bedarf besteht. Ich jedenfalls finde dieses Thema sehr interessant. Die Welt in Aufruhr !- Pest, Syphilis und Lepra...
 
die Becher nehme ich auf alle Fälle weil sie mir einfach zu gur gefallen. Wie gesagt ich werde sie mal Gassi zum Töpfer führen und dann schauen was der mir sagt. Danke an alle
 

Neueste Beiträge

Oben