Lena
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Das Scriptorium im Regensburger Kloster St. Emmeram gilt als eine der bedeutendsten deutschen Schreibstuben des Mittelalters. Zahlreiche Handschriften wurden dort von Hand kopiert und illustriert. Vor allem die besonders kunstvollen Illustrationen waren es, die St. Emmeram bereits im 13. Jahrhundert bekannt machten. In einer Pressemitteilung der Stadt Regensburg anlässlich einer groß angelegten Ausstellung über den Buchmaler Berthold Furthmeyr (15. Jahrhundert) heißt es dazu: "Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Miniaturmalerei in Bayern durch die Laienwerkstätten geprägt. Die kirchlichen Kreise waren jedoch weiterhin die maßgeblichen Träger der Entwicklung und Produktion der Buchmalerei und gaben sie hauptsächlich in Auftrag. In dieser Zeit war die Buchmalerei in Regensburg nach Frankreich ausgerichtet, neben Köln einmalig in Deutschland. Zusätzlich zu Musterbüchern mit den wichtigsten Themen der Heilsgeschichte wurden in Regensburg zwischen 1250 und 1350 hauptsächlich deutschsprachige Handschriften mit Illustrationen produziert. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ragte Regensburg dann als führendes künstlerisches Zentrum – besonders auf dem Gebiet der Buchmalerei – heraus. Es entstanden kostbare Miniaturen von nie gesehener Farbigkeit – Werke, die den Höhepunkt frühneuzeitlicher Buchmalerei ihrer Epoche bilden. Im Gegensatz zum 13. Jahrhundert waren es nun vor allem böhmische Einflüsse, die die Regensburger Werkstätten geprägt haben. Hinzu kamen jedoch auch schlesische, holländische und italienische Maler. Diese wurden durch die Wiener Hofkunst abgelöst, die ab ca. 1415 bis 1420 dominierte und nun westliche Elemente beinhaltete. In der schwierigen zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als Regensburg seine führende wirtschaftliche Stellung an Wien und Nürnberg verlor, konnte sich wohl lediglich eine Werkstatt überregional behaupten, die von Berthold Furtmeyr. Obwohl einer der bedeutendsten europäischen Maler der Spätgotik und Renaissance, ist Furtmeyr selbst unter Kunstkennern heute relativ unbekannt. Es ist wahrscheinlich, dass Albrecht Altdorfer, der Hauptmeister der sogenannten Donauschule, ein Schüler Furtmeyrs war und seine Karriere in dessen Regensburger Werkstatt begann. Lediglich wenige Quellen berichten über Berthold Furtmeyr. Woher er stammte und wo er seine Ausbildung absolvierte ist unbekannt. Er war zwischen 1470 und 1501 nachweislich Bürger von Regensburg, nachdem er 1466 in die Regensburger Gesellschaft eingeheiratet hatte. Mit seiner Frau Clara lebte er in der Wahlenstraße im Haus der Schwiegereltern. 1471 besaß er zusätzlich einen Stadel für 12 Pferde, der ihm wohl als Werkstatt diente. Obwohl er als erfolgreicher Unternehmer sein Vermögen in kürzester Zeit fast verdreißigfacht hatte, war er 1499 Schuldner eines gewissen Pranthaler. Furtmeyr starb um oder bald nach 1502. 1470 taucht der Name Berthold Furtmeyrs erstmals in der Inschrift der sogenannten Furtmeyr-Bibel auf. Sie stammt aus dem Besitz Herzog Albrechts IV. von Bayern und dessen Gemahlin Kunigunde von Österreich. Furtmeyr hatte die zweibändige Handschrift vermutlich zwischen 1470 und 1472 mit kleinen Deckfarbenbildern, phantasievollem Rankenwerk und prächtigen Initialen illustriert. Durch diese ausführlichen und anschaulichen Darstellungen konnten die biblischen Geschehnisse auch der Mehrheit der Gläubigen vermittelt werden, die zur damaligen Zeit nicht lesen konnte. Auch das sogenannte Heidelberger Schicksalsbuch zählt zu Furtmeyrs Werken. Dieses wurde vermutlich für Kurfürst Philipp den Aufrichtigen von der Pfalz und seine Frau, Margarethe von Bayern-Landshut, nach 1491 in Regensburg angefertigt. Mit Hilfe von Astrologie und Geomantie versuchte das Buch, Erkenntnisse über das eigene Schicksal zu gewinnen. Es enthält daher neben Wahrsagetexten unzählige Abbildungen und Erklärungen zu Sternzeichen und Tierkreiszeichen. Als Furtmeyrs Hauptwerk gilt die Illustrierung eines fünfbändigen Missales zwischen 1481 und 1482. Vom Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr in Auftrag gegeben, enthält diese Arbeit überwiegend ganzseitige Bilder. Die von Furtmeyr verzierten Bücher zählen zu den kostbarsten und wohlbehütetsten Werken der Buchmalerei. Es handelt sich bei ihnen um wahre Luxusgüter. Seine Bilder enthalten einen erzählerischen Reichtum, voll künstlerischer Phantasie und kunstvollen Rankenornamenten. Szenerien und Landschaftsräume eröffnen dem Betrachter die Tür zu geheimnisvollen Bilderwelten. Natur und Phantastik fließen ineinander über. Für manche mögen die Darstellungen in anbetracht des von Vorurteilen behafteten „finsteren“ Mittelalters eine unerwartete Überraschung bieten: Da finden sich Liebespaare im Heu, oder werden im Bett überrascht; die Tochter des Pharaos wird bei der Auffindung von Moses mit ihren Begleiterinnen nackt dargestellt; die unbekleidete Frau des Pontifars versucht, Josef in ihr Bett zu ziehen – eine unglaubliche Sinnlichkeit wird in Furtmeyrs Bildern detailliert dargestellt. In der Kunstausstellung „Berthold Furtmeyr: Meisterwerke der Buchmalerei. Aufbruch zur Renaissance in Regensburg“ werden kostbare Miniaturen von unglaublichem Detailrealismus und prächtiger Farbigkeit präsentiert. Das Highlight ist das „Heidelberger Schicksalsbuch“, eines der bekanntesten Manuskripte des ausgehenden Mittelalters. Zusätzlich werden zahlreiche Miniaturen und Textillustrationen internationaler Leihgeber gezeigt. Die Ausstellung eröffnet so einen Blick auf Werkgruppen, die seit Jahrhunderten zum ersten Mal wiedervereint sind." Zitat Ende Die Ausstellung im Regensburger Historischen Museum ist übrigens noch bis 13. Februar 2011 zu sehen und absolut sehenswert. Furtmeyrs Miniaturen (häufig auch als Furtmayr in der Literatur zu finden) im Internet: http://idw-online.de/pages/de/news403953
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