Ollibert
Well-known member
Hallo zusammen, ausgehend von der neu entfachten Diskussion zu Gugeln bei den Wikingern hier: Gugel bei den Wikingern? möchte ich hier meinen Rekonstruktionsversuch einer Haithabugugel vorstellen. Im Folgenden darf hier auch gerne über den Fund aus Haithabu allgemein diskutiert werden. Hier nun Meine Gugel. Grundlage dieses Rekonstruktionsversuches bilden die Textilfunde aus Haithabu, wiedergegeben in dem Buch "Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haithabu" von Inga Hägg, 1991. Den dort vorgestellten Fundbericht habe ich mit Hallveig von Hallveigs Weblog diskutiert und aufgrund dieser Überlegungen ist meine Gugel im Jahr 2007 entstanden. Gänzlich nicht berücksichtigt habe ich Farbe und Beschaffenheit des Gewebes. Hierfür hat ein zwiebelgelb gefärbtes Stück mittelschwerer Wollköper hergehalten. Leider habe ich den Mailverkehr von damals und unsere einzelnen Überlegungen (hauptsächlich Hallveigs. muss ich zugeben) nicht mehr vorliegen. Der Hauptteil der Gugel ist ein durchgängiges rechteckiges Stück Stoff. Die Naht des Zipfels weist laut Fund eindeutig nach oben und über den abfallenden Winkel kamen wir auf eine geschätzt berechnete Länge von 28 cm und zusammengenähte Höhe von 14 cm. Wenn ich mich richtig erinnere schließt hinten an die Hauptbahn eine dreieckige Gere von 8 cm Basisbreite an. Da dieser Keil alleine bzw. doppelt genommen immer noch nicht ausreicht, den Kragen adäquat zu erweitern, wurden vorne und hinten jeweils zwei weitere Keile mit (nach Abzug der Nahtzugabe) 12 cm Basisbreite eingesetzt. Zwei der Keile sind mit etwas Verschnitt aus dem "Rest" des Zipfels entstanden. Da es auf der Vorderseite keinerlei erhaltene Erweiterungen gibt, liegt durchaus auch die Überlegung nahe, dass vorne eventuell nur zwei größere Keile anstelle von vieren hätten verwendet werden können, aber das ist reine Spekulation und habe ich auch nicht so umgesetzt. Als Verbindungsnaht habe ich die bei Schlabow beschriebene Thorsbergnaht verwendet. Die innenliegende Versäuberung im Überwendlichstich. Warum ich diese Naht verwendet habe und keine im Fundkomplex beschriebene, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass ich die Gugel in Vorbereitung auf meine danach folgende Hose nach Thorsbergfund genäht habe. Ich hoffe, ich konnte meine Vorgehensweise einigermaßen verständlich rüber bringen. Mir ist bewusst, dass der behandelte Fund als Gugel nach wie vor diskussionswürdig ist. Im Bericht ist von einer "Kapuze" die Rede. Weiterhin ist mir bewusst, dass durch diesen Fund nicht grundlegend belegt werden kann, dass die Gugel ein gängiges Kleidungsstück der Wikingerzeit darstellt. Meine Absicht dahinter war lediglich, eine mögliche Form des Fundes darzustellen. Lieben Gruß Ollie PS: Weil hier in letzter Zeit irgendwo von sinkendem Niveau und Deppen die Rede war, ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Niveausteigerung beitragen! Sorry, aber den kann ich mir gerade nicht verkneifen!