Seitenschnürung Bliaut 12. Jahrhundert

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Mara

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Ich hab da mal ein Problem. Im Moment habe ich einen Seidenbrokat zu verarbeiten und möchte daraus ganz gerne ein Bliaut nähen. Beim Besticken des Halsausschnittes ist mir schon aufgefallen, dass der Stoff sehr leicht ausfranst, (nach 1 Tag Arbeit fehlte mal eben an jeder Seite schon knapp 1 cm) so dass ich jetzt erst einmal alle zugeschnittenen Vierecke, aus denen das gute Stück zusammen genäht wird, in mühevoller Kleinarbeit gesäumt habe. Nun soll der Mittelteil mit einer Seitenschnürung ausgestattet werden und ich weiß jetzt schon, dass ich schier am Verzweifeln sein werde, weil ich kein vernünftiges Nestelloch umsäumen kann. Dazu franst die Seide einfach zu sehr... ;( Jetzt meine Frage: Kennt irgend jemand einen Beleg für Laschen o.ä., durch das man die Schnürung dann durchziehen könnte? Das wäre zumindest technisch relativ gut zu bewerkstelligen. Für andere Ideen, die möglichst "A" sind, bin ich auch offen. Irgendwie müsen die das damals ja auch ohne Nähmaschine und mit fransendem Stoff gemacht haben.... ?( Hab da gerade eine Idee: Hat schon mal jemand probiert, erst die Nestellöcher zu umsäumen und dann das Loch hinterher zu machen? So wie bei der Nähmaschine mit den Knopflöchern, das näht man doch auch erst und schneidet dann. Wie sind daso Eure Erfarungswerte?
 
Ich hab einen einzigen Bliaut in meinem Leben genäht und war ... endlich bei den Nestellöchern angekommen ... der Verzweiflung so nahe, daß ich das Teil schon mal komplett in die Ecke gefeuert habe. Und das war noch so'n LARP-Teil aus Kunstfaser-was-weiss-ichund hat zwar gefusselt, aber sicher nicht so sehr wie richtige Seide. Von daher: 8| Vielleicht hilft es, wenn man da wo die Nestellöcher hinkommen einfach ein Stück gleichfarbigen Stoff aufnäht, so als Beleg innen und aussen. Und dann da die Nestellöcher reinmacht. Damit liegt die Seide innen. Ich weiß aber nicht, ob so ein Beleg nun belegt ist (*hihihi*) aber von den Bliauts sieht man so wenig, so wenige Details, dass man das wohl nie so richtig belegen kann ... ?(
 
Ich würde die komplette "Leiste" in der die Nestellöcher sind mit einem stabilerem Stoff unterlegen. Ich kenne allerdings keinen Beleg dafür. Aber eine Schnürung macht nur sinn wenn sie eine gewisse Zugfestigkeit aufweist. Sonst ist das Ding nach einer unbedachten Bewegung hin
 
Fütterst du das gute Stück denn noch? Wenn nicht, würde ich die Leiste mit den Nestellöchern auf jeden Fall mit einem Stoff unterlegen, sonst reisst es wirklich aus. Vielleicht mit einem gleichfarbigen Stück stabiler Wolle eine art "Randeinfassung" machen, Um den Rand klappen und da hinein die Nestellöcher. Ist stabil und wenn die Seide innendrin ausfusselt, ists egal.
 
Schneidest du die Nestellöcher in den Stoff? Normalerweise werden die Kett- und Schussfäden mit so einem Pfriem (weiß den richtigen Namen nicht) aufgeschoben und dann umstickt. Ich habe das aber bisher nur bei einer Rokokoschnürbrust gemacht und da franst nichts aus. LG Therese
 
@ Manuela und Paranoia: ein stabilerer Stoff ist geplant, da ich noch eine schöne feste Seide habe,die nicht so schnell ausfranst. Da der Stoff für das Oberteil länger als benötigt geplant wurde, wollte ich sowieso die gesamte Bauch und Rückenbreite die Seide so in enge Falten legen und mit dem festen Seidenstoff als Innenfutter zumindest teilweise (ca. 6-10 cm Breite auf die gesamte Länge der Nestellöcher) vernähen. So liegt der fusselnde Seidenstoff schon mal in mind. 3 Lagen, wenn ich den noch mit Seide füttere dann komme ich auf 4 Lagen. Wenn ich großzügig arbeite und beide Stoffe (den gefalteten und den ungefalteten) rechts auf rechts lege und erst festnähe und dann wende, dann könnte ich bis auf 8 Lagen Stoff kommen. Das wäre dann schon ziemlich fest und sollte eine gute Schnürung aushalten. Nur die Löcher selbst müsste man irgendwie "reinbrennen", damit da nichts mehr fusselt... Heiße Stricknadel? o.ä.? @ Therese: ist eine gute Idee, könnte ich beim nächsten mal ja mal probieren. Ich mache immer mit einer sehr filigranen Nagelschere winzig kleine Löcher, die werden dann natürlich beim umsticken mindestens 4-6 x so groß, hat aber bisher immer geklappt und gehalten. Ob ich den sehr dicht gewebten Seidenbrokat aufgeschoben kriege, bezweifle ich. Zumindest nicht durch 8 Lagen durch.
 
Also, ich arbeite gerade Nestellöcher in die Schulter meines grünen Kleides (Carmina Burana, ihr wisst schon...). Zum Glück habe ich ein Probeloch gemacht: eine Schicht dünnes Leinen als Beleg, eine Schicht Wolle und mit einer Beinahle ein Loch reingedrückt. Das fertige Nestelloch war bombenfest und somit völlig unflexibel, so dass keine Nestelspitze durchpasste. Also, ein bisschen schneiden wird man müssen oder eine Lochzange bemühen. Bevor ich das Loch gemacht habe, habe ich die Stelle in Ministichen umstickt, dann das Loch gestochen und dann mit Knopflochstich durchs Loch rein und außerhalb des gestickten Kreises wieder raus. Das hält alles aus. Eine interessante Stabilisierungsart habe ich kürzlich kennengelernt, da meine Mutter mir das Buch "Heilige Röcke" schenkte. Es ist eine gerade herausgekommene wissenschaftliche Arbeit über die Kleidchen der Heiligenfiguren im Kloster Wienhausen aus der 2. Hälfte des 15. Jh. Zur Stabilisierung und Versteifung dieser Kleider hat man ausgediente Pergamente (die Schrift ist größtenteils noch lesbar!) in Streifen geschnitten und eingenäht.
 
Die Verwendung von Pergament als Verstärkung ist ab dem Spätmittelalter recht häufig zu beobachten. Das macht den Stoff aber gleichzeitig unflexibel, d. h. ich glaube nicht, dass bei einer Verstärkung mit Pergament der typische Faltenwurf eines Bliauts entstehen würde. Statt mit Pergament würde ich daher einen Streifen festes Leinen einnähen.
 
@ Annie und Eilika: Pergament hätte ich sowieso nicht da und wenn, dann wäre es sicherlich zu schade, um in einem Bliaut zu verschwinden... 8o Ich werde wahrscheinlich Leinen mit einarbeiten und die Idee mit dem vorher umsticken ist auch gut. Mal schauen, wie weit ich dieses WE schon damit komme. Danke erst einmal an alle.
 

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