Anfänger - FAQ: Was Ihr schon immer gern gefragt hättet...

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Mara

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Liebe Anfänger, die User dieses Forums haben sich die Mühe gemacht, oft gestellte Fragen zusammenzufassen. Bitte lest diese erst einmal durch. Weiterführende Fragen beantworten wir gern. Eine mittelalterliche Darstellung aufbauen: 1 Was ist der Unterschied zwischen LH und Reenactment und GroMi" http://de.wikipedia.org/wiki/Living_History]Living History[/url] Derjenige der LH betreibt stellt eine historische Epoche so genau als möglich dar. Die meisten Mittelaltergruppen die man auf Märkten antrifft, betreiben primär Living History. Die Hauptarbeit besteht in der Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis, der Rekonstruktion von Funden sowie der Improvisation in den Bereichen, in denen es keine eindeutigen Belege gibt - hier wird meistens die praktische Erfahrung als Ansatz genommen. Probieren geht hier über studieren. Jede Gruppe setzt die Latte ihren eigenen Ansprüchen entsprechend an - manche höher, manche niedriger. Somit sei auch hier vor dem unkritischen "Abschauen" gewarnt - Eigenrecherche ist das um und auf der Darstellung und bleibt einem nicht erspart! http://de.wikipedia.org/wiki/Reenactment]Reenactment[/url] Ist die Belebung eines histor. Ereignis in all seinen Details. Reenactment findet sich z.b. in Form der Nachstellung histor. Schlachten (z.B. Azingcourt, Hastings etc.) oder Festlichkeiten (z.B. Landshuter Hochzeit). Der Reenactor legt größtes Augenmerk auf alle Details und Abläufe in seiner Darstellung, damit sie korrekt dem dargestellten Ereignis entsprechen. Für Veranstaltungen dieser Art sind die Ansprüche auch bereits von organisatorischer Seite sehr streng. http://de.wikipedia.org/wiki/LARP]Live Action Role Play[/url] sind Events mit Einflüssen aus der Geschichte und dem Fantasy-Bereich. Die Larper lösen auf diesen in kleinerem oder größeren Stil organisierten Events in historisierender oder fantasyangehauchter Gewandung Questen, welche von einem Spielleiter angegeben und geleitet werden, lagern einige Tage an einem Ort und tauchen so in eine im Vorfeld abgesprochene "Welt" ab. Die Recherchearbeit beschränkt sich primär auf das Ambiente der Welt und den Charakter, denn auf Belege. http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelalterszene]Der Grob-Mittelalterlich Interessierte[/url] sein Interesse ist breit gefächert, es wird ebenso auf Märkten als auch Fantasyevents anwesend sein, oftmals jedoch nur als Besucher. Je nach eigenem Anspruch wird das Mittelalter mit mehr oder weniger Augenmerk auf die Fundlage der jeweils gewählten Zeit umgesetzt. Spaß an der Sache & das gesellige Beisammensein bei Lagerfeuerromantik stehen jederzeit im Vordergrund! Reenlarpment (http://de.wikipedia.org/wiki/Reenlarpment): Der Reenlarper stellt innerhalb eines gewissen historischen Rahmens einen Charakter dar, der zu einem gemeinsamen Rollenspiel beiträgt, das in seinen Inhalten keine konkreten historischen Ereignisse zum Vorbild hat, einem gewissen Authentizitätsanspruch und „Plausibilität“ aber nicht entbehrt. Fantasy-Elemente spielen hierbei keine Rolle. 2 Ich möchte einen Ritter darstellen was brauche ich? Ritter war ein Stand, der sich im Laufe des Mittelalters sehr stark gewandelt hat. Natürlich könnte man sich wie ein Filmritter aufziehen, aber die sind keinesweis Historisch korrekt oder "authentisch". Grade als Anfänger ist es sehr einfach sich hier sehr teuere Fehlkäufe zu leisten, die dann außerhalb von Fantastik-Veranstaltungen nichts zu suchen haben oder deren Zusammenstellung so garnicht stimmt. Auch wenn eine blitzblank polierte Plattenrüstung verlockend ist: was ein Ritter zu einem bestimmten Zeitpunkt getragen hat ist extrem unterschiedlich. Und auch ein Ritter ist nicht permanent in seiner Plattenrüstung rumgelaufen. Wenn er denn als BERITTENER Kämpfer überhaupt gelaufen ist. Natürlich gibt es auch noch laufende Bewaffnete im Mittelalter, es handelt sich dabei aber nicht um Ritter. Unser Tipp: Überleg dir einen Zeitraum und fang mit dem Recherchieren der 'Zivilgewandung' an, bevor du an Rüstungen und Waffen gehst. 3 Ich möchte einen Adeligen darstellen und habe kein Geld, geht es auch billiger? Wenn du es authentisch möchtest, leider nicht. Was bedeutet "billiger" für Dich, was kannst Du investieren und welche Fähigkeiten besitzt Du? Eine authentische Adelsdarstellung ist nicht für lau zu haben und kostet auf jeden Fall viel Zeit und Recherche. Adel im Mittelalter entsprach - grob gesagt - einem Industriemagnaten heute, nur dass man im Mittelalter seinen Reichtum noch viel stärker als heute nach außen zeigte. Daher können Adelsdarstellungen in fast allen Epochen und Jahrhunderten in die tausenden Euro Budget gehen. Je nachdem, welche handwerklichen Fähigkeiten und Fingerfertigkeiten zu besitzt und wie lang Dein Atem ist, kannst Du dir über die Jahre aber deutlich günstiger eine Darstellung aufbauen, als wenn Du alles auf einmal kaufst. 4 Ich habe ein sehr kleines Budget" Bauern und Handwerker sind bereits mit kleinem Geldbeutel eine leistbare Darstellung, die man mit 200-300 Euro und ein bisschen Selbermachenrealisieren kann. 5 Es soll keine Fantasy sein, aber auch nicht zu A... Zu a(uthentisch) geht eigentlich garnicht: entweder etwas ist authentisch, oder eben nicht. Das ist ähnlich wie mit dem Führerschein. Beide haben außerdem gemeinsam, dass man es oft nicht im ersten Anlauf schafft. Andererseits gibt es keine Authentizitätsprüfer und keinen Gegenverkehr.
 
6 Welche Darstellung kann ich machen?" Bei der Darstellung sollte man sich im vornherein klar werden: WAS stelle ich dar? Frau: Bauer, Handwerker (also Gattin, Tochter etc.), Bürger, Adel, Kirche – Nonne, Randgruppen: (Hure, Bettlerin, Aussätzige, Jüdin) Mann: Bauer, Handwerker, Bürger, Söldner, Ritter, Adel, Kirche – Priester, Mönch, Randgruppen: (Bettler, Spielmann, Aussätziger, Jude, Gaukler, Henker) WANN? (auf einen engstmöglichen Zeitraum begrenzt um auch die Recherche gezielt darauf angehen zu können und Stilbrüche aufgrund wechselnder Modeerscheinungen zu vermeiden) WO? Jeder Ort hatte kulturell und modisch geprägte Eigenheiten. Aus dem Spätmittelalter sind für viele Orte Kleiderordnungen (z.B. Nürnberg) erhalten geblieben! WIE? Kann ich einen Adeligen darstellen und das entsprechende Gesinde/Gefolge auch vorweisen? Als Ritter: Habe ich überhaupt eine Ahnung wie man ein Schwert hält? Und lebte er wirklich ständig in der Rüstung mit der Waffenkammer am Rücken Als Handwerker: Welche Fertigkeiten besitze ich? Sind die auch auf einem Markt umsetzbar darstellerisch? WELCHE MITTEL? Wie sind meine finanziellen und handwerklichen Möglichkeiten? Über welche Recherchequellen verfüge ich (Eigene Bücher, Bibliothek, Fernleihe, Internet, Kontakte, Anschauungsobjekte in Museen etc.) Für den Anfänger empfehlen sich zunächst erst mal einfache Darstellungen (Bauern, Handwerker, ev. Bürger) Alles zur Ausrüstung: 7 Wo bekomme ich Schuhe, wie baue ich Schuhe? Es gibt in der Szene inzwischen mehrere Schuster, die Schuhe nach historischen Vorlagen anfertigen - auch hier im Forum. Einfach mal fragen. Zum Thema "Schuhe bauen" kannst Du entweder einen Kurs besuchen (z. B. bei Meister Knieriem oder Christian Pohen). Für Englischkundige ist außerdem die Seite von Marc Carlson einen Besuch wert: http://www.personal.utulsa.edu/~marc-carlson/shoe/SHOEHOME.HTM 8 Wo bekomme ich Stoffe? Viele Internethändler bieten passende Stoffe an. Achte darauf, reine Wolle/reines Leinen zu kaufen. Auch solltest du dir überlegen, ob du pflanzenfärben möchtest, wie es historisch gemacht wurde. Auf www.naturtuche.de zum Beispiel gibt es schon eine große Auswahl an Stoffen, die für LH-Darsteller gut passen. Bitte achte auf die Webart (Köper, Leinwand usw), die verwendete Webart variiert mit der Darstellungszeit stark. Frag uns am Besten, was für deine spezifische Darstellung passend ist. 9 Aus welchen Stoffen bestand Kleidung im Mittelalter? Wolle ist eine der häufigst belegten Stoffarten, aber auch Leinen ist vielfachgefunden worden. Seide kommt dagegen deutlich seltener vor und ist ein deutliches Zeichen von Reichtum. ABER: Nicht jeder dieser Stoffe war überall gleich vertreten und es ist nichtzwingend, dass die Aussage "Seide ist belegt" auch für die gewählte Darstellung mit den selbstabgesteckten Zeit-Raum-Koordinaten stimmt. So ist zum Beispiel Kaschmir im Allgemeinen ein NoGo, aber falls man sich den passenden Bereich und die passende Zeit ausgesucht hat, so wird es zu einem belegten Material. Mit Wolle steht man aber jedenfalls für Oberbekleidung auf der sicheren Seite, während die Unterwäsche meistens aus Leinen bestand (Ausnahmen gab es z. B. in einigen Klöstern, die auch für die Unterwäsche Wolle vorschrieben). An nicht-Stoff Materialien is Leder und Fell für fast alle Zeiten sicher belegt, aber was aus welchem dieser Materialien gemacht wurde ist zum Teil extrem unterschiedlich. Baumwolle kam in Europa dagegen erst im Spätmittelalter als Bekleidungsstoff in Gebrauch, zuerst als Mischgewebe mit Leinen (Barchent). 10 Ich vertrage keine Wolle, welche Alternativen gibt es? Im Mittelalter wurde auch Leinen getragen, aber dieses war zum Teil sehr schwer bis gar nicht zu färben. Ansonsten siehe oben. 11 Ist Wolle nicht schrecklich warm? Unter "Wolle" darf man sich in Bezug auf Kleidungsstoff keine flauschige Decke oder einen Strickpullover vorstellen. Es gibt sehr dünn und glatt gewebte Wollstoffe und -tuche, manche Gewebe sind sogar schleierartig durchsichtig und wurden auch so verwendet. Wolle hat den Vorteil, bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Flüssigkeit (Schweiß) aufzunehmen, ohne sich nass anzufühlen. Diese Flüssigkeit wird dann langsam nach außen abgegeben. Durch die Verdunstungskühle entsteht ein ähnlicher Kühleffekt wie bei modernen Funktionstextilien, insbesondere, wenn man etwas aus Leinen unter der Wolle trägt. Moderne Textilhersteller bezeichnen dünne Wollstoffe wegen dieses Kühleffekt sogar als "Cool wool". Man steht also keineswegs "im eigenen Saft", wie es selbst bei dünn gewirkten Synthetikstoffen leicht passieren kann. Und im Winter gibt es kaum bessere Alternativen zum wärmenden und Windabweisenden Wollstoff. Der Schlüssel zur Wetterangepasstheit mittelalterlicher Kleidung ist die Schichtung verschiedener Materialien und Stoffqualitäten. Achte darauf, 100% Wolle (Merino, Lambswool etc) zu kaufen. 12 In welchem Online-Shop kann ich authentische Kleidung kaufen? Welche Online-Shops könnt ihr empfehlen? Gerade WEIL du Anfänger bist, empfehlen wir zur Schonung deines Geldbeutels und deiner Nerven, die Finger von Online-Shops zu lassen, solange du nicht weißt, was genau du brauchst. Ein Händler kann dir alles erzählen, um zu verkaufen und sehr viele von uns sind hier schon in kostspielige Fettnäpfchen getreten. Und nichts ist günstiger als selbst machen oder einen Freund oder eine Freundin auf ein Essen einzuladen fürs selbst nähen. 13 Gab es Trinkhörner? Jein. Es gibt Funde von wunderschönen Trinkhornbeschlägen, aber diese wurden wohl nicht, wie auf den Mittelaltermärkten propagiert, als Trinkgefäß am Gürtel auf Reise mitgenommen, sondern dienten daheim als Statussymbol und wurden zu besonderen Gelegenheiten verwendet. Außerdem streiten sich hier eine Menge Wissenschaftler ob sie Kultisch oder sozial Verwendung fanden. 14 Was brauch ich für einen Ritter für Waffen? Zunächst: Bitte beachte, dass eine Ritterdarstellung einen großen Geldbeutel beansprucht. Der Ritter ist ein Adeliger, der auch entsprechende Zivilkleidung neben der ohnehin schon teuren Rüstung benötigt. Ideal wäre zudem ein Pferd, das ja den Berittenen Kämpfer ausmacht. Die wohl Markanteste Waffe des Rittertums ist zwar das Schwert, aber dieses war durchaus Modischen und technischen Wandlungen unterworfen und war nicht die Einzige Waffe im Arsenal der Ritterschaft. Streitflegel, Morgenstern, Lanze und Rabenschnabel sind nur einige der nicht-Schwerter, die sich im Laufe der verschiedenen Epochen fanden und auch beim Schwert ist ein Lokaler und Temporaler Wandel zu beobachten gewesen. Um nur einige zu nennen: Kurzschwert, Breitschwert, langes Schwert und für jede dieser groben Kategorien gibt es dann noch Einteilungen nach der Form und Machart von Griff, Parrier und Klinge. 15 Gab es Hörnerhelme? Jein. Es ist Fakt, dass es einige wenige gab, aber diese waren religiöse Kultobjekte. Aber keinesfalls gab es sie als Kampfhelm oder gar als tägliche Kopfbedeckung, wie einem gewisse Gallier oder Metal-Bands glauben machen wollen. Für die weite Verbreitung dieses Irrglaubens zeichnet sich die nationalsozialistische Propaganda des 20. Jahrhunderts verantwortlich.
 
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Recherche und Wissen: 16 Wo bekomme ich Bücher? Für Bücher - bzw. Quellen allgemein - gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Klassiker sind nach wie vor Büchereien, anfangs meist Stadtbücherei, je spezialisierter deine Recherche wird, Uni-Büchereien, Archive u.ä.. Auch Fernleihe bietet sich hier als kostengünstige Alternative an. Denn sehr spezielle Fachbücher sind in der Regel sehr kostspielig (nicht wenige liegen um die 50 Euro aufwärts), und sind auch häufig vergriffen, was den Preis zusätzlich in die Höhe treiben kann. Manchmal ergeben sich allerdings auch über Flohmärkte, Hobbyauflösungen oder auch Antikbücherportalen wie ZVAB und Amazon recht gute Angebote. Viele Handschriften und einzelne Bücher (besonders des 18./19. Jh.) bzw. Aufsätze/Dissertationen finden sich allerdings in immer größerer Zahl in digitaler Form! Besonders Google Books, aber auch Universitätsbibliotheken bzw. Archive bieten sich für die Suche nach solchen Medien an. Zur Recherche für bestimmte Themen empfiehlt es sich, Literatur-Datenbanken wie www.regesta-imperii.de oder http://www.jdg-online.de/ zu Rate zu ziehen, weil die nicht nur nach den Titeln ganzer Bücher suchen, sondern auch nach einzelnen Aufsätzen aus Zeitschriften oder ähnlichem. Um zu wissen welche Bücher für deine Wunschdarstellung ideal sind bietet es sich an, auf Websiten bestehender Vereine die Literatur durchzusehen, bzw. auch direkt Darsteller nach Empfehlungen zu deinem Bedarfsfeld (z.b. "Einstieg", "Textil", usw.) abzufragen. Bedenke, dass Fachliteratur nicht nur auf Deutsch, sondern oftmals in größerer Anzahl in Englisch, bzw. je nach Region auch anderen Sprachen verfasst wird. 17 Wo gibt es eine Nähanleitung? Wenn es um das reine Nähen geht, ist es hilfreich sich einem Nähkreis anzuschließen oder sich zumindest mit einem erfahrenen Nähbegeisterten zu beraten. Wenn sowas natürlich nicht zur Hand ist, so muss man sich wohl oder übel mit den Anleitungen bei den wenigen Schnittmustern rumschlagen. Oft hilft es verschiedene Quellen zum gleichen Kleidungsstück zurate zu ziehen, denn gerade für häufiger in der Szene verbreiteten Kleidungsstücke (zum Beispiel Beinlinge, Thorsberghose oder Tunika und Cotta) gibt es verschiedene Quellen und Auslegungen was, wie und in welcher Reihenfolge genäht wurde. Auch hier bietet sich wieder M. Carlson an: http://www.personal.utulsa.edu/~marc-carlson/cloth/bockhome.html 18 Wo gibt es Schnittmuster? Schnittmuster finden sich zahlreiche im Internet, doch bedenke, dass hier oftmals auch Fantasy-Interpretationen hineinspielen können. Und auch die Schnitte, wie man sie von Händlern auf Mittelalter-VAs als "mittelalterliches Kleid" angepriesen bekommt in den meisten Fällen nichts mit dem Mittelalter zu tun haben. Kurz: Es empfiehlt sich um "auf der sicheren Seite zu sein" im Internet/Büchern nach Funden aus deiner Zeit zu suchen und - je nach Schnitterfahrung - ein eigenes Schnittmuster daraus zu erstellen. Beachte zudem: Solltest du deine Ausstattung von einem/r professionellen Schneider(in) nähen lassen, so besprich mit ihr/ihm genau die Schnitte. Denn mittelalterliche Schnitttechnik verfügte noch nicht über das Repertoire an Schnitttechniken des 21. Jh. um ein Kleid an den Körper des Trägers anzupassen! (daher auch Vorsicht bei Internet-"Mittelalter"kleidern, die aber dann evtl. Reissverschlüsse, Abnäher od. ähnliches besitzen!). 19 Gibt es da was im Internet? Das Internet ist eine gute Quelle für eine erste Übersicht, ersetzt aber leider die Recherche in modernen Fachbüchern nicht, die du im Internet nicht digitalisiert finden wirst. 20 Gibt es dafür ein Buch? Ja, aber da das Mittelalter rund 1.000 Jahre umfasste und keinesfalls ein statischer Zeitraum ohne Veränderungen war, wirst Du mehr als ein Buch lesen müssen, um alle Fragen zu der angestrebten Darstellung zu beantworten. Sonstiges: 21 In welche Zeit passt mein Kleidungsstück/ Geht das so? / Kann ich das auf Mittelaltermärkten tragen? Wenn es auf einer Veranstaltung (VA) oder einen "Mittelalter"-Internethändler gekauft wurde: wohl nur ins 21. Jh. - hier wird meist in Schnitt und Material sehr modern gearbeitet und aus dem Unwissen des Käufers Profit gemacht. Zäume das Pferd am Besten von der anderen Seite auf, überlege dir zuerst einen Zeitraum und Stand und lege dir danach die passende Kleidung zu. Da Märkte meist keinen großen Authentizitätsanspruch haben, kannst du als reiner Besucher natürlich tragen, was immer dir Spaß macht. Mit historischer Darstellung hat das aber wenig bis gar nichts zu tun. 22 Ich kann nicht nähen, was nun? Nähen ist nicht schwer! Einen Nähkreis kann man sicher im Internet googlen, oder man sucht hier im Forum nach einem Näher aus der eigenen Region. Man kann natürlich auch jemanden aus dem Schneidereihandwerk engagieren. Wende dich an eine Gruppe in deiner Gegend, sie haben oft schon Leute im Gepäck, die nähen können und es dir zeigen. MIttlerweile gibt es auch Volkshochschulkurse oder Du schaust nach Veranstaltungen, auf denen sich Darsteller gegenseitig Workshops geben. 23 Hat man geraucht im Mittelalter und wenn ja, wie? Generell: Nein. Tabak war vor Kolumbus in Europa nicht bekannt. Der Fund von Nikotin in Ägyptischen Mumien geht der aktuellen Forschung nach auf Pflanzen zurück, die zwar ebenfalls Nikotin enthalten, aber eben kein echter Tabak sind. Außerdem wurden diese Pflanzen (unter anderem eine Kirsche) wahrscheinlich gegessen und nicht geraucht. 24 Wurden im Mittelalter Drogen konsumiert? Vorwort: Medikamenten- und Alkoholmissbrauch hat nichts auf einer Veranstaltung zu suchen. Zunächst ist die Frage ein modernes Missverständniss der Begrifflichkeit: Drogen sind bioaktive Substanzen, die den Stoffwechsel beeinflussen. Medikamente aller Art sind damit ihrer Definition nach Drogen, weshalb es klar sein muss, dass es solche im Mittelalter gegeben hat und diese Medikamente ihrer Bestimmung nach konsumiert wurden. Viele davon haben aber nicht den Sinn eines Drogenrausches zum Ziel gehabt, sondern eine Linderung von körperlichen und seelischen Leiden. Beispiele seien hier Baldrian als Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Johanniskraut gegen Depressionen und Schwermut. Ein anderes Beispiel ist der Schlafmohn, der seit der Jungsteinzeit eine belegte Nutzpflanze ist, und damit ist Opium als Medikament und Rauschdroge eines der ältesten belegten Pharmazeutika. Obwohl auf Kreta ein der Antike zugeordneter Gegenstand gefunden wurde, der als Opiumpfeife interpretiert wurde, war im Mittelalter die Nutzung als Rauschmittel eine Seltenheit: Die frühen Christen verboten den Schlafmohn bereits im 4.Jhd nach Christus für kultische Zwecke. Die Probleme der Dosierung und der Sucht machten es lange zu einer medizinischen Notlösung. Das aus Opium gewonnene und einfacher zu dosierende Laudanum wurde erst um 1500 herum von Paracelsud erfunden und fand zwar schnell Verbreitung, war aber von Anfang an ein Medikament, das erst in der Moderne in großem Stil missbraucht wurde. Bleibt noch ein Schlusswort: Drogenexzesse waren wohl eine Seltenheit, aber nicht auszuschließen. Die Schilderungen aus Hexenprozessen lassen allerdings den Schluss zu, dass psychoaktive Substanzen in Einzelfällen konsumiert worden sind. 25 Wie finde ich Anschluss bei... Fast in jeder größeren Stadt finden sich verschiedenste Gruppen, die das Mittelalterhobby betreiben und sich ergoogeln lassen. Sie haben alle verschiedene Darstellungsschwerpunkte und unterschiedliche Vorstellungen, was Authentizität angeht. Melde dich einfach bei ihnen, die meisten freuen sich immer über neue Interessenten und laden dich sicher gern ein, vorbeizukommen und dich kennen zu lernen.
 
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Hallo, eine tolle Übersicht. :thumbsup: Ich hätt' dennoch ne Frage.. zm Thema Recherche. Was sagt denn der Fach.. ne die Fachfrau dazu: Wie verlässlich ist denn diese Quelle: Englisch Costume von DionClayton Calthorp (1906) anzusehen unter: English Costume by Dion Clayton Calthorp Ein herzliches Dankeschön vorab. LG Aden
 
Hallo Aden Schön das Du dir die Mühe gemacht hast das hier zu lesen. Ich habe jetzt mal einen schnellen Blick auf den Link geworfen. So ein Buch ist keine Quelle in dem Sinne wie das Wort Quelle hier genutzt wird. Es ist eine Ausarbeitung der zu der Zeit bekannten Quellen und die Bildtafeln sind Interpretationen der Authorin. Das das Buch 110 Jahre alt ist bedeutet per se nicht das diese Interpretationen falsch sind. Aber ich würde davon ausgehen das in diesem Zeitraum das Wissen sich doch geändert hat. Solche Bücher sind sehr nett anzuschauen. Für die Umsetzung einer halbwegs am aktuellen Wissensstand orientierten Gewandung leider nicht zu gebrauchen.
 
Ich kann mich Heinrich nur anschließen. Saubere Quellen sind generell nur zeitgenössische Bilder, Skulpturen, Textquellen oder Funde aus der dargestellten Zeit. Ich hab schon Kostümkundebücher in der Hand gehabt, da haben sich bei mir alle Nackenhaare gekräuselt. :whistling: Inwieweit das von Dir verlinkte Buch in diese Kategorie fällt, kann wohl nur jemand beurteilen, der sich mit der englischen Mode dieser Zeit befasst hat. Da bin ich raus. Auf den ersten Blick sehen zumindest die normannischen Teile um 1066 nicht so falsch aus, die Bilder sind daher sicher allemal besser als so manche Bücher aus dem Karfunkel Verlag. Dennoch sollte man gerade solche Bilder kritisch hinterfragen, für die Zeit der normannischen Eroberung eignen sich Quellen wie der Teppich von Bayeux dann doch besser.
 
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Saubere Quellen sind generell nur zeitgenössische Bilder, Skulpturen,
und selbst dort sind manche Bilder mit Vorsicht zu betrachten. Da der Kunststil bzw. der Künstler oftmals in künstlerische Freiheiten abgedriftet ist/sind. Frei nach dem Motto Wer gut zahlt wird gut gemalt.
 
Und, zusätzlich können Bilder und Skulpturen nicht der aktuellen Zeit entsprechen, sondern evtl., je nach Kontext auch historisierend gemalt/gefertigt sein.....das heisst, im 13. Jhd. findet man dann Bilder die im Stil des 11. gemalt sind....
 
Und, zusätzlich können Bilder und Skulpturen nicht der aktuellen Zeit entsprechen, sondern evtl., je nach Kontext auch historisierend gemalt/gefertigt sein.....das heisst, im 13. Jhd. findet man dann Bilder die im Stil des 11. gemalt sind....
...oder diese Zeit zeigen SOLL, wie man es sich vorstellte
 
Hallo, also Fazit: man kann nchts wirklich glauben, außer den ausgegrabenen Textilschnipseln, und selbst da ist Vorsicht geboten, denn die könnte ja falsch zusammengesetzt sein, wie man an der Position der Schildkrötenfibeln der Wiki-frauen sieht.. Na prima... es irrt der Mensch, solang er strebt. Muss jetzt erstmal überlegen, was ich aus diesen Info's mache.. ;( Dennoch, :danke
 
Danke @Mara für die Umfassende Zusammenstellung. Wie ich als Besucher auf einem Mittelalter-Markt herum laufe, sollte ziemlich egal sein. Mal sehen, wie es bei mir mit Laute und Drehleier so weiter geht. Vielleicht wechsle ich ja irgendwann einmal mehr oder richtig? zu den Darstellern. Wobei, wenn es eindeutig Fantasy ist ... . Zu den Drogen hätte ich spontan gesagt: ja der Fliegenpilz. Der heißt ja schließlich so, weil man fliegen kann, wenn man davon gesessen hat - oder als Hexe auf einem Besen durch die Luft reiten (ich bin das so etwas wie eine Expertin). Im späten Mittelalter dürfte sich das aber mit der Inquisition weitgehend erledigt haben. Da wurde dann literweise Wein und Bier getrunken, weil das Wasser oft verkeimt war und man davon krank wurde. @Janne Varulfson den Wikinger im Himmel finde ich einfach genial!
 
ich zensiere mich selbst, ich hatte Besucher überlesen und war von Teilnemer ausgegangen.
 
Ich schließe mich Silvia an und behaupte das die Märkte wenn jeder etwas täte auch qualitativ besser würden
 
Hallo Silvia, das war meine Behauptung nur als Ergänzung zu dem was du geschrieben hast. Bitte nicht als persönlichen Angriff verstehen!
 
Ich hatte etwas geschrieben und dann nachträglich wieder gelöscht da ich es für unangebracht hielt. Per Email hast Du und alle anderen die hier geschrieben haben eine Nachricht mit dem Original Text bekommen. Dieser Text mit seiner Kritik bezog sich auf Teilnehmer von Mittelalter Märkten, und drauf das man, wenn einem die Kleidung egal ist, lieber in normaler Kleidung macht, was man machen will (zB Musik) als in einem Karnevalskostüm, um Besuchern nicht vollkommen blöde Bilder und Eindrücke ins Gehirn zu setzen.
 
Hallo liebe Sylvia, ich habe gerade gar nichts mehr verstanden. Mich nervt es - auch in anderen Foren - wenn jemand seinen Beitrag löscht. dann wird nämlich alles aus dem Zusammenhang gerissen. Mein Cousin hat gerade über den Mittelalter-Markt auf der Loreley gesagt, den wir zusammen besucht haben: "So richtig Mittelalter war da eigentlich nichts, und was hat verdammt nochmal eine E-Gitarre bei Spielleuten zu suchen? - Wer das Mittelalter so ernst nimmt, ist ein Klugscheißer!" LG Nicole
 
Mein Cousin hat gerade über den Mittelalter-Markt auf der Loreley gesagt, den wir zusammen besucht haben: "So richtig Mittelalter war da eigentlich nichts, und was hat verdammt nochmal eine E-Gitarre bei Spielleuten zu suchen? - Wer das Mittelalter so ernst nimmt, ist ein Klugscheißer!"
Wobei er recht hat. Was bitte hat eine E-Gitarre auf einem MA-Markt zu suchen? Dies hat mit Klugsch....erei nichts zu tun. Und ist lediglich die Feststellung das der Markt sein Thema verfehlt hat. Stell dir vor du gehst auf einen Oltimermarkt und siehst nur Autos der letzten 5 Jahre hinzu ein aufgemotzer PS Bolidenmotor der nur Lärm macht.
 
Da ist die Napoleonik stringenter: Moderne Musik nicht im Biwak, sondern hübsch und fern getrennt auf dem Bespaßungsplatz mit Bierwagen, Grillstand und Bühne (so kenne ich das)
 

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