Wurden im Mittelalter Drogen konsumiert?

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Gilge von Huculvi

Guest
Hallo Mara! Doch es gab im Mittelalter eine weitere Droge: Das "Mutterkorn" im Getreide. Dadurch das die Lagerstätten oftmals mit Stroh ausgelegt waren, ließ sich eine Kontamination mit dem hoch toxischen Pilz nicht immer vermeiden. Nach Aufnahme durch die Schleimhäute (z.B. Mund- und Rachenraum) muss es wohl häufig zu LSD-Tripp ähnlichen Zuständen gekommen sein. Das hört sich zunächst unglaublich an, ist aber durch Wissenschaftler als eher sehr wahrscheinlich bezeichnet worden. Die Wirkung des Pilzes ist übrigens auch in Südamerika bekannt gewesen und zielstrebig genutzt worden. Find ich irre! Gruß Gilge
 
Hallo Mara! Doch es gab im Mittelalter eine weitere Droge: Das "Mutterkorn" im Getreide. Dadurch das die Lagerstätten oftmals mit Stroh ausgelegt waren, ließ sich eine Kontamination mit dem hoch toxischen Pilz nicht immer vermeiden. Nach Aufnahme durch die Schleimhäute (z.B. Mund- und Rachenraum) muss es wohl häufig zu LSD-Tripp ähnlichen Zuständen gekommen sein. Das hört sich zunächst unglaublich an, ist aber durch Wissenschaftler als eher sehr wahrscheinlich bezeichnet worden. Die Wirkung des Pilzes ist übrigens auch in Südamerika bekannt gewesen und zielstrebig genutzt worden. Find ich irre! Gruß Gilge
Entschuldigung, aber DAS muss ich relativieren: Auch Konsum von Mutterkorn fällt unter die "Einzelfälle". Zwar ist das Mutterkorn im Mittelalter bekanntgewesen, aber es wurde (nach dem aktuellen Stand der Forschung) nicht oder nur in schlecht dokumentierten Einzelfällen als Rauschdroge verwendet. Trotzdem kam es zum Konsum, aber der ist meist nicht dem bewussten/absichtlichen Konsumieren zuzuschreiben, sondern dem versehentlichen, unabsichtlichen Verzehren in Mehl und Brot, denn der Befall von Roggen mit Claviceps purpurea war sicher nicht zu verhindern. Das Ergebnis eines solchen Konsums war aber aufgrund der kleineren Ernte, des Unwissens über die Gefahr des Pilzes nicht selten das gefürchtete Antoniusfeuer (Ergotismus), nicht "nur" ein Drogenrausch. Der Zusammenhang zwischen Antoniusfeuer und Mutterkorn wurde übrigends erst im 17.Jahrhundert entdeckt. ((Kann jemand das so an den Punkt 24 (der ja zum großen Teil aus meiner Feder stammt) anfügen und dann eventuell beide Posts entfernen, damit der Thread "sauber" bleibt?))
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Doch es gab im Mittelalter eine weitere Droge: Das "Mutterkorn" im Getreide
Nun, als Droge würde ich das aber mal nicht bezeichnen, sondern es handelte sich eher um eine Art "Kollateralschaden" bedingt durch den damals üblichen Ackerbau... Natürlich haben Mutterkornalkaloide wie Ergotamin etc. psychotrope und v.a. kreislaufrelevante Wirkungen, welche nicht selten zu einem letalen Ausgang führten, aber das sog. "Antoniusfeuer" wurde, aus mittelalterlicher Sicht, als Krankheit gewertet und nicht als ein erstrebenswerter "Rauschzustand" im heutigen Sinne einer Droge. Der verantwortliche Pilz hört übrigens auf den romantischen Namen Claviceps purpurea ! :D Der einzige positive Effekt ist allerdings die Wirkung auf Kopfschmerzen, v.a. auf den Cluster - Kopfschmerz, die Anzahl der möglichen Nebenwirkungen ist aber leider überwiegend... ;(
 
Der Mutterkornpilz ist auch nicht das einzige Gewächs in Europa mit psychoaktiven Inhaltsstoffen, die absichtliche Nutzung dieser Pflanzen lässt sich aber schwer bis gar nicht nachweisen und ist daher reine Spekulationssache. Mal davon abgesehen, dass ich gar nicht ausdrücken kann, wie unsagbar blöd es ist, diese Pflanzen einzunehmen und es vielleicht auch noch mit Geschichtsreenactment in Verbindung zu bringen. :thumbdown: Aber davon abgesehen, können wir diese zusätzlichen Beiträge vielleicht in den dazugehörigen Diskusionsthread schieben und den hier schließen, bis wir uns auf eine Änderung einigen?
 
:thumbsup: Volle Zustimmung in allen Punkten ! "Drogenkonsum im MA etc." ist definitiv ein extrem heikler Bereich und bevor jetzt hier pausenlos "saugute" Tips für den "ultimativen Kick" gegeben werden und dann noch möglichst "A".... :no .... Ich bekomme dabei irgendwie, und auch berechtigt, Bauchschmerzen... ;(
 
Ich habe mir erlaubt das ganze mal zu verschieben. Bitte beachtet im Fortlaufenden Thread bitte das wir hier keine Drogen Beratung oder Medizinische Tips geben dürfen.
 
Sehr vernünftig. Also erstmal: Pharmakologisch ist "Droge" jede auf den Körper wirkende Substanz, egal ob sie einen Rauschzustand, eine Vergiftung oder z. B. beschleunigte Wundheilung bewirkt. Legt man diese Definition zugrunde, wurden natürlich Drogen konsumiert, denn unabhängig von Medizin und Ernährungslehre (Dietätik) nimmt man mit dem Essen alle möglichen auf den Körper wirkenden Stoffe auf. Gemeint sind aber vermutlich Rauschmittel. Auch da ein klares ja: Haupt(rausch)droge des Mittelalters war Alkohol, vor allem in der Form von Wein und Met sowie Starkbier. Das übliche Tischbier ist dagegen nur schwach alkoholhaltig gewesen, so dass die Leute nicht den ganzen Tag besoffen waren, obwohl sie mehrere Liter am Tag getrunken haben. Ansonsten gilt wie immer: Die Dosis macht das Gift und wenn Hildegard über ihre Gewürzkekse schreibt, sie würden das Gemüt heben und fröhlich machen, dann stimmt auch das bei entsprechender Dosierung. Andererseits gibt es keine Überlieferung über Subkulturen wie die ḥašīšiyyīn oder (wesentlich später) die Arsenikesser. Weihrauch wurde lediglich zur Messe verbrannt - und ob der wirklich high macht, ist zumindest umstritten. Was ganz sicher nicht absichtlich konsumiert wurde, ist Mutterkorn. Sonst hätte man das Antoniusfeuer eher als Vergiftung erkannt und die Ursachen bekämpfen können.
 
Nur zum Verständnis für Neulinge, die irgendwann mal tiefer in die Materie einsteigen und dann zwangsläufig über das Wort "Droge" stolpern: Droge bedeutet zuallererst mal nix anderes, als dass da etwas getrocknet wurde - im Allgemeinen ein (Heil)Kraut. Wer schon mal in der Nordhälfte Deutschlands war, wird den Begriff "dröge" (= trocken) sicher kennen. Und auch in der Drogerie begegnet uns das Wort wieder. "Drogen" sind also zunächst mal getrocknete Heilkräuter, im weiteren Sinne auch azrneiliche Zubereitungen aus diesen, in noch weiterem Sinne alle Arten arzneilicher Zubereitungen und nur im ganz engen, speziellen Sinne Rauschmittel oder -gifte.
 
Ich zitier dazu mal unsere FAQ, da sich das auch die bezieht. (und ich ein wenig stolz drauf bin :) )
23 Hat man geraucht im Mittelalter und wenn ja, wie? Generell: Nein. Tabak war vor Kolumbus in Europa nicht bekannt. Der Fund von Nikotin in Ägyptischen Mumien geht der aktuellen Forschung nach auf Pflanzen zurück die zwar ebenfalls Nikotin enthalten, aber eben kein echter Tabak sind. Außerdem wurden diese Pflanzen (unter anderem eine Kirsche) wahrscheinlich gegessen und nicht geraucht. 24 Wurden im Mittelalter Drogen konsumiert? Vorwort: Medikamenten- und Alkoholmissbrauch hat nichts auf einer Veranstaltung zu suchen. Zunächst ist die Frage ein modernes missverständniss der Begrifflichkeit: Drogen sind bioaktive Substanzen, die den Stoffwechsel beeinflussen. Medikamente aller Art sind damit ihrer Definition nach Drogen, welshalb es klar sein muss, dass es solche im Mittelalter gegeben hat und diese Medikamente ihrer Bestimmung nach konsumiert wurden. Viele davon haben aber nicht den Sinn eines Drogenrausches zum Ziel gehabt, sondern eine Linderung von körperlichen und seelischen Leiden. Beispiele seien hier Baldrian als Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Johanniskraut gegen Depressionen und Schwermut. Ein anderes Beispiel ist der Schlafmohn, der seit der Jungsteinzeit eine belegte Nutzpflanze ist, und damit ist Opium als Medikament und Rauschdroge eines der ältesten belegten Pharmazeutika. Obwohl auf Kreta ein der Antike zugeordneter Gegenstand gefunden wurde, der als Opiumpfeife interpretiert wurde, war im Mittelalter die Nutzung als Rauschmittel eine Seltenheit: Die frühen Christen verboten den Schlafmohn bereits im 4.Jhd nach Christus für kultische Zwecke. Die Probleme der Dosierung und der Sucht machten es lange zu einer medizinischen Notlösung. Das aus Opium gewonnene und einfacher zu dosierende Laudanum wurde erst um 1500 herum von Paracelsus erfunden und fand zwar schnell Verbreitung, war aber von Anfang an ein Medikament, das erst in der Moderne in großem Stil missbraucht wurde. Bleibt noch ein Schlusswort: Drogenexzesse waren wohl eine Seltenheit, aber nicht auszuschließen. Die Schilderungen aus Hexenprozessen lassen allerdings den Schluss zu, dass psychoaktive Substanzen in Einzelfällen konsumiert worden sind.
Vielleicht sollte man den 24er ergänzen und mit den Ergebnissen hier erweitern. Eventuel Alkohol vor dem Rauchen einfügen.
 

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