Stecknadeln 8. Jhd.

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Jorunn

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Hallo Leute, mal wieder ein kleines Recherche-Problem, das nicht in mein Fachgebiet fällt (und Google mich arglistig im Stich lässt). Ich soll für ein Tauschgeschäft Stecknadeln aus Messing herstellen, die sich für eine Darstellung 8. Jhd. skandinavischer Raum (ohne weitere Raumbezeichnung) eignen. Nun, das Ganze liegt gut 200 Jahre vor meinem Interessensgebiet. Selbst 200 Jahre später wüsste ich z.B. für Birka keinen Fund. Dänemark, Norwegen, alles nicht so das, wo ich mich auskenne und/oder die passenden Quellen zum Nachsehen daheim hätte. Kennt jemand einen Fund aus der Zeit/Region? Ich persönlich kenne nur die spätmittelalterlichen Messingnadeln mit den gedrehten Köpfen (mit Fundnachweis aus London) und die mit der Öse oben (gibt´s da überhaupt Funde zu oder ist das wieder so ein "Szenemythos"?).
 
Stimmt die einzigsten Stecknadeln die ich kenne sind alle fuer das 15te, sei es mit kleinem Zinnkopf oder Messing gewickelt als Kopf. Theoretisch muss es zwar frueher so was gegeben haben wenn ich an die aufwenigen roemischen Damenfrisuren denke, aber Funde kenne ich leider keine. :bye02
 
He! Zu Birka kann ich Dir ein wenig was sagen: Zahlreiche Nadelfunde, deren genaue Funktion meist unklar ist. Können Gewandnadeln oder Werkzeug oder Hygieneartikel gewesen sein. (Besonders wenn sie neben Pinzetten und Scheren liegen, liegt eine Verwendung als Nähutensil nicht fern, denke ich. Besonders die, bei denen der Kopf etwas mehr aufträgt, würde ich eher als Stecknadeln denn als Nähnadeln interpretieren, wenn sie denn überhaupt Nähwerkzeug darstellen und nichts anderes.) Längen zwischen ca 4,5cm bis um die 15cm (?) alles vertreten. Material immer Eisen, Silber oder Bronze, oft sogar verschiedene Materialien der einzelnen Segmente bei einer Nadel. Die Nadeln waren nämlich oft (meistens?) mehrteilig. Bsp. aus Schaft, Kopf und "Platte"/"Ösenteil" zusammengesetzt. Sah mir generell so aus, als wenn ALLE Nadeln Ösen, meist runde Löcher, hatten. Die Formenvielfalt ist sehr groß. Von Rifflungen, Kugeln, angesetzten runden Plättchen mit Öse, die wie Ringe aussehen, schlichte eckige Plättchen bis zu drachenkopfartigen Modellierungen ist alles mögliche dabei. Bei denen mit Tierköpfen waren die Ösen eher "zwischen" Kopf und Schaft und ringförmig im Unterschied zu den meisten anderen, wo die Öse stets am Endstück sitzt. Nicht dabei waren allerdings spiralartig gedrehte Enden, was Du vielleicht mit "gedreht, wie in London" meintest? Bilder oder Links habe ich leider nicht. Hab vorhin eine Weile durch die Grabungsberichte gestöbert und schreibe das hier bloß frisch aus der Erinnerung. (Quelle: Birka. Hrsg. v. Agnes Geijer. Bd. 2,1. Systematische Analysen der Gräberfunde.) Vielleicht bringt Dir das ja was.
 
@ Martin im Kölner Zeughaus liegen Stecknadeln die aber leider nur grob mit Mittelalter deklariert sind. Ob die nun aus Messing oder Bronze sind, weiß ich nicht, sie haben runde Köpfchen. Foto habe ich eins, das kann ich aber nicht online stellen. Nur hilft das leider nicht Dir Jorunn, denn so früh sind die bestimmt nicht. :pinch: Tolle Wurst, mach mal, aber sieh zu wo Du den Fund bekommst. Wie gemein. Nachtrag: habe gerade mal im Buch "Mittelalter in Köln" (ISBN 978-3-89705-654-1) nachgeguckt, tolles Bild kaum Text nur so viel das man die Siedlungsschicht nicht bestimmen konnte, und somit keine Datierung möglich ist. :whistling: und gerade geht mir auf das ich sowieso in der falschen Region bin. Sorry.
 
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@ Arché: Danke Dir! In den Birka-Bänden habe ich gleich als erstes nachgesehen :D, ich weiß,welche Nadeln Du meinst und war auch erst ganz hoffnungsvoll, aber im Text sind sie nur als potentielle Gewandnadeln beschrieben. Für eine Massenware wie Stecknadeln wären die Arbeiten richtig viel Aufwand. Besonders die Tatsache, dass die Nadeln alle Löcher (Ösen) aufweisen, spricht in meinen Augen eher gegen eine Verwendung als Stecknadel. Mit gedreht meinte ich tatsächlich die spiralartig gedrehten (2,5 Windungen) aus den London Excavations. Entschuldige, ohne Bilder ist so was für mich immer so schwer zu beschreiben. ;( @ Silvia: Fast. Sie wollte auch mal nachsehen, aber ist wohl in der Recherche noch nicht so weit, dass sie so etwas Spezielles bereits in petto hätte. Aber sie hätte so gerne mal "authentische Stecknadeln". Nun ja, es gibt einfachere Herausforderungen. Danke bisher alle, die geantwortet haben! Es hilft mir auch schon unheimlich weiter, wenn ich weiß, dass es tatsächlich fundtechnisch so mau aussehen sollte und ich ihr zu einer Alternative raten müsste.
 
Danke bisher alle, die geantwortet haben! Es hilft mir auch schon unheimlich weiter, wenn ich weiß, dass es tatsächlich fundtechnisch so mau aussehen sollte und ich ihr zu einer Alternative raten müsste.
Schade, über Funde hätte ich mich auch gefreut. Als Alternativen fallen mir 2 (nicht belgte!) Möglichkeiten ein: Entweder den Stoff mit groben Stichen erstmal zusammenheften oder feine Nadeln aus Holz verwenden, wie dünne Zahnstocher. Wäre vielleicht eine Möglichkeit und würde erklären, wesshalb keine Stecknadeln gefunden wurden, auch wenn die Begründung das leidliche "....waren aj nicht doof..." ist. :whistling:
 
@ Jorunn: Dass diese Nadeln für "gewöhnliche" Stecknadeln vermutlich zu aufwendig sind, mag gut sein. Die Ösen sprechen aber nicht unbedingt dagegen, finde ich. Könnten ja auch zur Aufbewahrung gedient haben, indem man sie aufgefädelt beieinander verwahrt. Ich mache das mit Sicherheitsnadeln auch so. Naheliegend für sehrsehr einfache Nadeln wären Fischgräten, denke ich. Da muss man noch weniger Arbeit als in Holz reinstecken. Bloß ob die sich für einen Tausch eignen? Der andere bastelt aufwendig was für dich und Du brätst und isst als Gegenleistung nen leckeren Fisch ^^ Ansonsten hoffe ich, dass sonst noch jemand was findet. Irgendwie kommt man, wenn man nach Nadeln schaut, meist zu riesengroßen Gewandnadeln. Bei der Suche nach Nähnadeln bin ich aufs selbe Problem gestoßen. (auch wenn mir irgendwas aus Haithabu im Kopf rumspuckt mit 5 Nadeln, eine davon aus Knochen. Aber das waren glaube ich auch wieder Gewandnadeln oder ich verdrehe jetzt alles)
 
Naja wenn man ueberlegt wie fein diese Nadeln in der Regel sind, wenn die aus Materialien wie Eisen sind, sind die meist innerhalb kurzer Zeit vergangen. Bei Bein stehen die Chancen auch recht hoch, das die zerfallen im laufe der Zeit. Die Fundlage ist generel sehr duenn fuer Nadeln. Einzigste ausnahme ist das Spaetmittelalter, wo man nicht auf Funde alleine angewiesen ist. Denn zu der Zeit hat man sehr realistisch gemalt, so das man zum teil erkennen kann was fuer ein Pelz jemand traegt. Wenn ich an die Bilder denke von Hans Memmling oder Roger van den Weyden wo man ganz genau die Nadeln sehen kann. Siehe dieses Beispiel: Von Roger van den Weyden http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Rogier_van_der_Weyden_-_Portret_van_een_Vrouw.jpg Bei den frueheren Epochen kann man leider nicht auf Bildliche Quellen zurueck greifen, da noch zu stillisiert und abstrackt gemalt wurde. Leider sind die Chancen nicht sehr gross sehr zierliche Objekte, die dazu aus einem vergaenglichem Material sind, zu finden.
 
Oh, das mit den Fischgräten ist ja ne super Idee :thumbsup: zu schade, dass man das nicht irgendwie nachweisen kann... Und ich würde mich sogar auf so ein Tauschgeschäft einlassen, weils bei mir einfach keinen Fisch gibt. Martin, bei Bein stehen die Chancen sehr gut, dass sie sich erhalten! Ich hab dieses Jahr auf der Grabung schon gefühlt tonnenweise Knochen und Knochengegenstände aus der Erde geholt, hauptsächlich römisch, aber auch mittelalterlich. Die waren alle noch super in Schuss, mit einem römischen Knochenkamm hab ich mir dann sogar noch die Haare gekämmt :D hat super funktioniert. Auch jede Menge Fischgräten und Fischschuppen hab ich schon gefunden, ebenfalls römisch und mittelalterlich. Leider sind unsere Knochennadeln sehr groß (Haarnadeln und sowas), was zum Nähen oder zusammenstecken war da soweit ich weiß nicht dabei. Aber ich kann nochmal den Grabungsleiter fragen, wenn er in 3 Wochen aus dem Urlaub zurückkommt, der weiß mehr als ich ;)
 
Die Ösen sprechen aber nicht unbedingt dagegen, finde ich. Könnten ja auch zur Aufbewahrung gedient haben, indem man sie aufgefädelt beieinander verwahrt. Ich mache das mit Sicherheitsnadeln auch so.
Interessanter Ansatz, den ich so noch nicht bedacht habe.
 
Gibt es nicht Nadeln im Fundkomplex von Haithabu und Schleswig???? Zumindest gibt es ein Silber tauschiertes Nadelröhrchen. Selbiges ist so fein, das gerade mal eine meiner feinsten reinpassen würde.
 
Gibt es nicht Nadeln im Fundkomplex von Haithabu und Schleswig???? Zumindest gibt es ein Silber tauschiertes Nadelröhrchen. Selbiges ist so fein, das gerade mal eine meiner feinsten reinpassen würde.
Danke für die Info, das wäre interessant zu erfahren! Ich habe zwar alles mögliche an Literatur über Birka, zu Haithabu aber nur die Textilfunde. Weiß jemand mehr?
 

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