Welcher Wollstoff für Gugel?

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Fifill

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Hallo allerseits! Ich möchte mir für den Winter eine wetterfeste Gugel in Anlehnung an den in Skjoldehamn* gefundenen Schnitt nähen und bin nun auf der Suche nach geeignetem Stoff. Die Gugel soll vergleichsweise weit werden und seitlich über die Schultern bis zu den Ellenbogen herunterreichen (also mehr in Richtung Cape). Dafür möchte ich einen Stoff verwenden, der einerseits gegen Wind und Regen Schutz bietet, jedoch auch noch einigermaßen weich fällt. Mit Blick auf die Wetterfestigkeit liegt mein Fokus auf Woll-Loden, was aber offenbar immer noch ein weites Feld ist. In einem Thread aus 2019 habe ich schon einige Hinweise zu Wollstoff-Bezugsquellen ausfindig gemacht: Suche dringend Wollstoff - Bezugsquellen Hier habe ich mal 3 Beispiele rausgesucht: https://www.stoffkontor.eu/100-wolle-walkloden-farbe-dunkel-braun/ 100% Schurwolle Walkloden körnig, gefilzte Struktur Breite ca. 140 cm - von der Rolle Gewicht ca. 500 g / Laufmeter 18,90€/m https://www.der-stoffdealer.de/meine-produkte/stoffe/ Loden, in Leinwand und Köperbindung Wolle von braunen Schafen Breite 150 cm 450g / lfm 30€ / lfm https://lederkram.de/category/371 Strichloden aus 90% Schurwolle und 10% Alpakawolle 560 Gramm/Laufmeter Laufbreite ca. 150 cm. "Das Zeug hält Dich sogar unter der Dusche stehend trocken, weil Regen daran abperlt wie von einer Ente." 69,95€/lfm Das ist ja nun ein weites Preisspektrum. Kann mir jemand was zu den Qualitätsunterschieden erklären? Und worauf ich achten sollte mit Blick auf die Wetterfestigkeit einerseits und die "Falleigenschaften" (nicht zu steif) andererseits? LG Ilka :bye01 *Hab gerade noch eine interessante Seite entdeckt, die sich sowohl mit der Auswertung des Skjoldehamn-Fundes, als auch mit Rekonstruktionsversuchen befasst: https://www.vidars-horde.de/a-fur-artikel/skjoldehamn-gugeln
 
Vereinfacht gesagt gibt es zunächst einmal 'Kochloden' und 'Walkloden'. Beim Kochloden werden einfach die einzelnen Fasern in einen Topf geschmissen, gekocht, und dann/dadurch verfilzt. Das ist dann nicht so viel anders als Filz. Hat mit dem frühmittelalterlichen Loden rein gar nichts zu tun, ist aber durch die einfache Herstellung sehr billig. Dann gibt es noch den Walkloden. Dabei wird ein Gewebe von einer oder beiden Seiten solange gewalkt, bis die Oberfläche verfilzt ist. Das ist die Methode, wie es auch früher gemacht wurde. Nur hier auch wieder aufpassen: Als Gewebe gibt es Strickloden, bei dem das Gewebe gestrickt und nicht gewebt ist. Das ist quasi das Gleiche wie moderne T-Shirts. Die sind auch nur gestrickt, und dadurch so schön elastisch. Strickloden ist günstig in der Herstellung, allerdings natürlich total unauthentisch. Das einzig richtige Material wäre 'gewebt' und dann 'gewalkt', im idealen Fall sogar noch in Köperbindung gewebt. Beim Stoff vom 'Stoffkontor' steht nichts dabei, ob gewebt oder getrickt. Deswegen tippe ich eher auf 'gestrickt'. Auch die Knübbelchen auf dem Stoff sind eher modern als historisch. Der 'Stoffdealer' hat schöne Ware, webt (maschinell) selbst, und ist sehr stark aufs Mittelalter ausgerichtet. Da kann man sich auch auf die Angaben verlassen. Der 'Loden in Leinwand- und Köperbindung' wäre schon mal richtig, allerdings ist der nicht besonders stark gewalkt. Erkennt man ganz gut daran, dass man die Gewebsstruktur noch gut sehen kann. Der Loden von 'Lederkram' würde - rein persönliche Meinung - wegen des Alpaka-Anteils für mich ausscheiden, weil vom Material her ähnlich belegbar wie Baumwolle ;-) Sofern Du einen kleinen Händler unterstützen möchtest, kann ich Dir gerne per PN einen entsprechenden eBay-Link schicken. Der bietet aktuell folgendes an, was hervorragend zu Deinem Plan passen würde: Walkloden in Leinwandbindung, dicht gewalkt, so dass man die Bindung nicht mehr sieht, 490 g/qm, 158 cm breit, weiß (gut zum selbst färben), 18,50 € pro laufendem Meter. Verkäufer ist ein sehr nettes älteres Ehepaar, die gerne beraten und auch Muster verschicken.
 
auch dünnere Stoffe bekommst du auch bei länger anhaltenden Regen Wasserabweisend, wenn du die Stücke häufiger in den Rauch eines Feuers hängst... Vorzugsweise Nadelhölzer verbrennen.
 
auch dünnere Stoffe bekommst du auch bei länger anhaltenden Regen Wasserabweisend, wenn du die Stücke häufiger in den Rauch eines Feuers hängst... Vorzugsweise Nadelhölzer verbrennen.
Oh, das wusste ich noch gar nicht. Da würde mich ja brennend das Wirkprinzip interessieren.
 
So, nu geht's endlich weiter! Erstmal herzlichen Dank an @Hendrik1975 für die ausführlichen Erläuterungen zu Lodenstoffen! :danke Dass es auch sowas wie Strickloden gibt ("gewirkt und gewalkt") hatte ich gar nicht auf dem Schirm - üble Falle! 8| Vielen Dank auch für den Tipp bei Ebay, den Händler werd ich mir merken. Allerdings habe ich mich für dieses Nähprojekt nun doch entschlossen, auf einen bereits braun gefärbten Stoff zurückzugreifen und das Projekt "Stoff Färben" erst später anzugehen - sonst ist der Winter vorbei ehe ich die Gugel fertig habe. ^^ Tatsächlich soll diese Gugel zwar möglichst auch als Teil meiner Gewandung taugen, primär aber ein Kleidungsstück werden, dass ich im ganz normalen Alltag trage (quasi als so eine Art Kapuzen-Poncho). Und mein erstes Wollstoff-Nähprojekt zum Sammeln von Erfahrung. Eine Eierlegende Wollmilchsau halt. ;) Mittlerweile habe ich mir vom Stoffdealer und von der Tuchweberey (Michael Widmann) erste Stoffmuster schicken lassen. Der naturbraune Stoff (aus ungefärbter Wolle von braunen Schafen) vom Stoffdealer hat die schönste Farbe, ist aber leider tatsächlich nicht stark genug gewalkt. Wenn man den Stoff vor's Licht hält, sieht der aus wie ein Netz, da wird der Wind nur so durchpfeifen. :pinch: Von der Tuchweberey habe ich ebenfalls ein Stoffmuster zugesandt bekommen, das nach naturbrauner Wolle aussieht, allerdings ist der Doubleface gewebt, was ich mit Blick auf die Beleglage eher kritisch sehe. Da der Stoff stark gewalkt ist, so dass die Webung an der Oberfläche praktisch nicht zu erkennen ist, könnte ich allerdings schwach werden, weil mir Optik und Haptik des Stoffes so gut gefallen. Abgesehen von diesem tollen DF-Stoff ist mein derzeitiger Favorit ein weiterer Stoff vom Tuchweber, der mir nach Köperbindung ausschaut und eine sehr dunkle braune Farbe hat. Mein absoluter Traum wäre ein Stoff wie der letztere aus ungefärbter naturbrauner Wolle. :love: Nun noch zu einem weiteren Punkt: dem Nähgarn. Wenn ich es richtig verstehe, verwendet man zum Nähen von Wollstoff ja Nähgarn, das ebenfalls aus Wolle gesponnen ist. Wo bekomm ich solches denn her? Und worauf ist da zu achten? Wird ja sicherlich anders sein als Strickwolle. Ich hab schon so Stichworte wie S- und Z-Gesponnen und gezwirnt im Kopf, krieg die aber nicht recht sortiert. (Und leider musste ich vorgestern das Buch "Kleidung im Mittelalter" von Kania an die Bücherei zurückgeben. ;( Nu heißt's warten bis Weihnachten.) So weit der Stand. LG Ilka :bye01
 
Z- und S-Drehung beim Garn bedeutet lediglich, ob die Fasern beim Spinnen rechts rum oder links rum gedreht wurden. Ist für das Nähen total egal. Das passende Garn bekommst Du zum Beispiel bei unserer lieben Silvia hier im Forum: https://www.zeitensprung-handweberei.de/shop/nähgarne-schnüre/ Bezüglich Färben... Gerade ein Braunton geht mit Walnuss total easy, auch als Kaltfärbung, so dass Du nicht mal einen großen Topf brauchst. Du benötigst auch nur zwei Zutaten, und hast im Grunde eine 100%-ige Geling-Garantie ;-) Ich dann Dir gerne was dazu schreiben, ist wirklich total simpel und macht einen Heidenspaß.
 
Nachdem ich mir noch mehr Muster habe zuschicken lassen und hin und her überlegt habe, ist mein Favorit noch immer der weiter oben genannte dunkelbraune Stoff, der jedoch nicht in Köper- sondern in Leinwandbindung gewebt ist. Auf dem angehängten Foto ist es das oberste Musterstück. Laut Tuchweber stammt die Wolle von dunklen Schafen mit brauner, dunkelbrauner und schwarzer Wolle. Zusätzlich wurde das Garn noch mit synthetischer Farbe gefärbt, Resultat ist ein sehr dunkles Braun. Meine Frage: Ist dieser sehr dunkle Braunton plausibel für eine einfache, wikingerzeitliche Gugel? @Hendrik1975: Was für Brauntöne bekommt man denn mit Walnussschalen (vorzugsweise in Kaltfärbung)? Eher helles Braun oder auch dunklere Töne? Eher warm (rötlich) oder kühl? Hätte nicht gedacht, dass die Suche nach einem einfachen, braunen Walklodenstoff so viele Fragen mit sich bringen würde. ^^
 

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@Fifill - bei Kaltfärbung mit Walnuss ergibt sich auf weißer/beigefarbener Wolle ein helles bis mittleres Braun. Bei Heißfärbung geht es bis zur Farbe von Zartbitterschokolade. Auf NATURbrauner Wolle wird es entsprechend dunkler, auch bei Kaltfärbung. Der Haken an dem von Dir favorisierten Stoff ist allerdings die chemische Beifärbung. Die kann im schlimmsten Fall verhindern, dass der Stoff überhaupt noch andere Farbe annimmt. Soweit ich das erkennen kann, ist die Farbe allerdings als völlig legitim einzustufen. Das kann man auch mit rein natürlichen Methoden hinbekommen. Kannst Du also guten Gewissens so nehmen, wie es ist. Und ob Leinwand- oder Köperbindung ist dabei auch nicht unbedingt von Bedeutung.
 
Es ist vollbracht! Stoff und Garn sind bestellt. :D Beim Stoff habe ich mich nun für den schweren naturbraunen Loden von Naturtuche entschieden: https://www.naturtuche.de/produkt/schwerer-loden-naturbraun/ Mit 55€/lfm kein Schnäppchen (bekomme ich nun von meiner Mutter zu Weihnachten geschenkt), aber der einzige Stoff, den ich gefunden habe, bei dem Webart UND dichte der Walkung UND Farbe UND Haptik meinen Vorstellungen entsprechen. Für die Nähte hab ich bei Silvia braunes Wollnähgarn bestellt: http://zeitensprung-handweberei.de/shop/nähgarne-schnüre/ Nun warte ich gespannt auf die Lieferungen, damit das Jahr bei meditativem Gugelnähen ausklingen kann. ^^ @Hendrik1975: Nochmal ganz herzlichen Dank für die vielen guten Hinweise und Tipps! :danke Das Färben mit Walnuss steht nun definitiv ganz weit oben auf meiner "Das will ich ausprobieren"-Liste. (Werde mir dafür aber erst noch geeignete Gefäße besorgen müssen, insbesondere für die Heißfärbung.)
 
@Fifill - Wenn Du einmal mit dem Pflanzenfärben anfangen hast, lässt Dich das nicht mehr los. Kann durchaus süchtig machen ;-) Du kannst auch heiß färben, ohne Dir einen riesengroßen Kochtopf kaufen zu müssen. Besorg Dir im Baumarkt zwei große Curver-Boxen (bzw. ähnliche Plastik-Kisten) mit je ca. 50 Liter Inhalt. In die eine kommt Kaltbeize rein. Das ist ein Pulver zum Kaltbeizen, welches mit Wasser vermischt wird und eine fertige Lösung ergibt. Da kommt der Stoff für ungefähr eine Woche rein und wird ein- bis zweimal am Tag ordentlich durchgeknetet. Ist vom Effekt fast identisch mit einer heißen Alaunsalz-Beize. Die Walnuss wird im Verhältnis 1:1 (Trockengewicht Stoff : Gewicht getrocknete Walnussschale) über Nacht in Wasser eingeweicht und dann gut eine Stunde lang ausgekocht. Pack die vorher in einen Nylonstrumpf, dann schwimmen keine freien Stückchen in der Flotte, die später auf dem Stoff Flecken geben könnten. Falls die Topfgröße nicht reicht (das Zeug quillt ziemlich stark auf) kannst Du das auch in mehreren Etappen machen. Die Flotte kommt dann in die zweite Plastikbox rein. Stell die Box in die Badewanne, und fülle die Badewanne mit möglichst heißem Wasser, so dass sie mindestens so hoch gefüllt ist wie die Plastikbox. Dann nimmst Du Deinen Stoff aus der Beize und spülst ihn gut aus. Bring ihn dann langsam auf die Temperatur des heißen Wassers (beispielsweise im Waschbecken), damit er beim Eintauchen in die Flotte keinen Schock bekommt. Das mag Wolle nicht so gern. Füll dann die Flotte in der Plastikbox so hoch mit heißem Wasser auf, dass Dein Stoff komplett bedeckt sein wird. Dann legst Du den Stoff da rein. Besonders am Anfang sehr viel bewegen und die Flotte umrühren, damit die Färbung gleichmäßig wird. Alle fünf Minuten wieder umrühren und den Stoff bewegen. Alle zehn Minuten gießt Du einen Liter kochendes Wasser hinterher und rührst es gut unter. Zusammen mit dem heißen Wasser außen um die Box herum sorgt das für eine gleichbleibend hohe Temperatur beim Färben. Nach 60-90 Minuten ist die Färbung beendet. Für ein besonderes intensives Ergebnis kannst Du den Stoff bis zum nächsten Tag auch noch in der erkaltenden Flotte liegen lassen, nur das regelmäßige Rühren nicht vergessen. In der Regel kannst Du den Stoff aber auch vorher schon raus holen und in warmem Wasser gut auswaschen. Den Quatsch mit der 'Fixierung durch Essig' kannst Du weg lassen. Das ist irgend so ein Mythos, der fleißig verbreitet wird, aber nutzlos ist. Nimm lieber ein Wollwaschmittel mit Lanolin und wasch den Stoff damit einmal per Hand. Das pflegt die Fasern und macht den Stoff wieder etwas weicher.
 
@Hendrik1975: Danke für die ausführliche Beschreibung! :danke Das mit dem heißen Wasser in der Badewanne ist ja ne super Idee! Meine Sorge beim Heißfärben ist nämlich tatsächlich, wie ich die Wolle langsam genug auf Temperatur kriege, aber so kann ich mir vorstellen, dass das tatsächlich klappt. Stoff und Garn für die Gugel sind tatsächlich schon auf dem Postweg. Also werd ich wohl schon zu Weihnachten nähend unter'm Tannenbaum sitzen. :D
 

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