Hallo! Die Frage nach einem Mantel für meine Birkadarstellung treibt mich immer noch um. Es gibt ja die grobe Unterscheidung bei der häufig gesehenen Interpretation nach Birka und Haithabu. Also ganz grob: vorne offen, um die Fibeln zu zeigen oder komplett geschlossen, an den Kaftan angelehnt. Beides sind starke Interpretationen. In den Sagas wird zwar etwas wie ein Mantel erwähnt, aber in verschiedenen Zusammenhängen. Mal als Rechteckmantel, mal wird von einer Königin gesprochen welche einen blauen Mantel, der wohl den häufig gesehenen Interpretationen ähnelt. (Quelle: Matthias Toplak, Tectum Verlag Marburg, 2011) Nun sind die Sagas ja als Quelle stark umstritten, aber auch nicht völlig zu vergessen. Das für mich eine Wetterschutzschicht her muss, die den kompletten Körper schützt war ich mit beiden Interpretationen immer etwas unzufrieden. Entweder man sieht die tollen Fibeln nicht, wenn das Wetter es zulässt, oder es ist vorne offen und "bläst ins Gebälk". In Inga Häggs "Kvinnodräkten i Birka" schreibt sie von einem Mantelkleid. Das hat mich aufhorchen lassen. Ich musste dabei sofort an eine Art Anorak-Kleid denken und mir kam die Leibrock-diskussion auf Torbens Blog in den Sinn. Dort reflektiert er, dass es ein Kleidungsstück gewesen sein könnte, welches einen geschlossenen Rockteil hat und mit den Knöpfen von Gürtelbereich bis zur oberen Brust geschlossen wurde. Ja. Es gibt in Frauengräbern von Birka keine Knopffunde, die auf ein Solches Kleidungsstück hinweisen würden. Allerdings ist in den Sagas die Rede von "Skikkja" was übersetzt wurde als Mantel der mit einer Fibel oder Nadel zu schließen war. (Quelle: M. Toplak) Warum sollte das Mantelkleid dann nicht mit dieser geschlossen werden? Und warum sollte ein so ähnliches Kleidungsstück nicht auch für Frauen fungiert haben? Ich habe eine 5 Minuten Skizze angehängt, einfach um zu verdeutlichen wie ich mir das Teil vorstelle. Ich möchte mich vom groben Schnitt zwischen den einfachen Schnittmustern der Thorsberg Tunika und den 6 Geren der Kragelund Tunika bewegen. Auch hatte ich überlegt die Ärmel nach dem Htb- Fragment 57 zu gestalten. ( Habe das grob in der Skizza angedeutet) Allerdings nicht aus unterschiedlichen Stoffen sondern komplett aus Loden. Es gibt ja auch aus Htb Lodenfunde, zwar als Wams, ohne Ärmel, aber mir genügt das. Es soll ja schließlich warm und trocken halten. Ich meine mich auch zu erinnern, dass auf evtl einigen Geräten, ( ungenaue Angabe, ich erinnere mich gerade nicht wirklich) wie z.B. einer Schere Stoffreste gefunden wurden. ( Also, darauf, was ja daraufhin deutet, dass etwas überdeckt worden war). Das selbe gilt, auch für die Ovalspangen. Ich würde gerne eure Meinung zu meiner Interpretation lesen. UND: Ich brauche noch ein paar praktische Tipps zu Umsetzung: 1. welches Garn benutze ich? Ich hatte kurz an bienengewachstes Leinengarn gedacht. Leinengarn hätte ich noch da und Mutti ist Imkerin... Allerdings ist mein Garn recht dick und ich bin unsicher ob ich ein so "edles" Garn dafür verwenden kann. Von der Wachsung hatte ich mir erhofft, dass es die Löcher der Nadel schließt und der die Naht halbwegs dicht ist, selbst wenn ich mal in einen Regenguss gerate. 2. Ich hatte überlegt noch eine Art "Klappe" unter die Brustöffnung zu nähen, damit da sicher der Wind nicht reinzieht. Oder es nur so ca 10 Cm überlappen zu lassen. 3. Ich hatte gelesen dass vermutlich Ösen aus Garn ( teilweise auch aus Seide, aber das lohn hier nicht) gefertigt wurden, die an die Stosskanten der Kleidungsstücke genäht wurden, um die Mantelschließe dadurch anbringen zu können, ohne den Stoff zu beschädigen. Gibt es Ideen/Funde, wie ich das am besten Umsetze? 4. Wie vertretbar ist ein Kragen? Ich habe den Kragen bei der Skjoldehamn Tunika im Kopf oder den Leibrock aus Moscevja Balka, bin aber nicht sicher, ob ich das übernehmen kann. Das eine wird ja den Sami zugeordnet und das andere ist eher Richtung Rus.
Ich danke euch! prost1