Ärmellose Kleider 15. Jahrhundert?

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
A

Alfiriel

Guest
Halli Hallo, ich bin noch ziemlich neu beim Reenactment, habe bis jetzt nur so ein einfaches Fantasy-Kleid für Märkte. Da aber im Juli ein Markt ansteht, bei dem ich auch lagern werde, hätt ich dann doch gerne was authentischeres... Meine Darstellung soll sich Ende des 15. Jahrhunderts bewegen, 1450 - 1475. Die Kleider, die ich im Internet gesehen hab sind aus Wolle mit Unterkleid aus Leinen und haben meistens lange Ärmel. Ich hab aber die Befürchtung, dass ich da im Sommer ganz böse schwitzen werde... (Und ne Freundin, die ein Wollkleid hat, hat das Problem, dass es unter den Armen verfilzt... ) Ich meine irgendwo auch ein Leinenkleid ohne Ärmel über diesem Leinenunterkleid gesehen zu haben. Ist sowas authentisch? Könnte mir vorstellen, dass das zumindest ein bisschen luftiger ist... ?
 
Ärmellos war in dem Zeitraum höchstens ein Unter- oder Badekleid. Oberbekleidung hatte auf jeden Fall Ärmel. Von Oberbekleidung aus farbigem Leinenstoff würde ich dir abraten. Leinen konnte mit Pflanzenfarben nur schlecht gefärbt werden. Für ein Unterkleid ist ein leichter ungefärbter Leinenstoff aber genau das Richtige. An einem Kleid aus leichtem dünnem Wollstoff wirst du nur vorbeikommen, wenn du Seide als Material wählst. Dann wärst du bei einer hochadeligen Darstellung, zu der auch die entsprechende teure Ausstattung an Fibel, Gürtel, Schuhen, etc. gehört. Es gibt durchaus leichte, sehr sommertaugliche Stoffe. Musst dich nur mal hier im Forum umschauen mit der Suchfunktion. Dann stößt du schon auf einige Anregungen. Und schau mal hier bei IMA Real rein: http://tethys.imareal.oeaw.ac.at/realonline (Auf der linken Seite "Kleidung" auswählen und den Zeitraum angeben.) Da bekommst du einen guten ersten Eindruck, wie Kleidung ausgeschaut hat.
 
Es gibt auch sehr, sehr leichte Wollstoffe mit unter 200g pro lfm, z.B. vom http://www.faerbehof.de (hier sogar pflanzlich gefärbt :love: ). Die sind nicht dicker als ein moderner T-Shirt-Stoff (nur eben aus Wolle...). Ein Vorteil von langärmeligen, aber dünnen Kleidern ist, dass die Sonne nicht direkt auf die Haut knallen kann. Das verhindert nicht nur Sonnenbrände, sondern hat auch einen kühlenden Effekt. Und notfalls kann man den Stoff auch nass machen zum Kühlen - Wolle wird dabei ja nicht durchsichtig ^^
 
Danke schon mal für die Antworten! =) habe schon befürchtet, dass die Kleider die ich da gesehen hab nich wirklich A sind... Nach dem superdünnen Wollstoff muss ich mich dann wohl wirklich umtun, hat da jemand Erfahrung was das Verfilzen unter den Armen angeht? Oder passiert das sowieso eher nicht, wenn man noch das Leinenunterkleid drunter hat? Am besten wär natürlich, wenn das keiner hat, dann mach ich mir vielleicht unnötig Gedanken...
 
SpäMi ist nun nicht mein Thema, aber die sog. Höllenfensterkleider kamen ab dem 14. Jh. immer mehr in Mode.
Das ist richtig. Aber das ist ein Überkleid. Das trug man also nicht nur über einem Unterkleid, sonder IMMER über einer Cotte. Leider sieht man es häufig auf Märkten, dass ein solcher Höllenfenstersurkot nur mit Leinenunterkleid drunter getragen wird. Das ist, als liege man heutzutage im BH herum. Also mir ist es noch nie passiert, dass ein Kleid durchs Tragen irgendwo verfilzt ist.
 
Also verfilzt ist mir auch noch kein Kleid ... Egal an welcher Stelle. Und wenn man ein Leinenunterkleid darunter an hat, dürfte das auch nicht passieren.
 
Vielleicht verfilzt der Stoffe gerade dann, wenn man kein Unterkleid drunter hat, weil er schneller durchschwitzt? Zum (beabsichtigten) Filzen verwendet man ja auch Wasser. Ich bin ja jetzt noch nicht all zu sehr erfahren in Sachen Mittelalterkleidung und Wollstoffe, aber von Verfilzungen hab ich bisher auch noch nix gehört. Ich denke, wenn man den Stoff schonend von Hand wäscht, ab und zu vielleicht eine Lanolin-Kur, dann sollte man auch lange seine Freude daran haben. Aber wie gesagt: Ich hab (wie so oft) keine Ahnung und spekuliere nur :whistling:
 
Ich denke was du mit filzen meinst, ist diese Knötchenbildung, auch Pilling genannt. Kann das sein? Meine Erfahrung ist, das hängt entscheidend von der Wolle ab. Ich hab Kleider auch Wollstoffen die pillen gar nicht, andere aus anderen Wollstoffen dagegen schon. Genauso ist das auch bei modernen Pullis mit Wollanteil. Ärgerlicherweise sind es sogar meistens die teuren mit den höchsten Wollanteil die am meisten pillen. Woran das aber genau liegt, kann ich auch nicht sagen ?( . Aber ich hab das bei keinem meiner Mittelalterkleider so stark, dass mich das stören würde. Und wenn es doch einmal stört (bei mir hauptsächlich bei modernen Klamotten), dafür gibts extra so ne Art Fuselkamm, der das abmacht, oder natürlich auch der Fuselrasierer ;) :D .
 
Das Pilling bekommt man auch ganz gut mit einem Naßrasierer ab - nur vorsichtig sein! ;) Ich habe dieses Pilling auch bei dem ein oder anderem Stoff ( z.B. der dickere vom Färbehof recht extrem ) aber es stört nicht wirklich, da man die Fusseln ja entfernen kann. Vielleicht meintest du vom Schnitt her auch ein solches KLeid? http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e9/Les_Tr%C3%A8s_Riches_Heures_du_duc_de_Berry_juin.jpg ist allerdings etwas früher. Mit abnehmbaren und somit dann auch mal kurzen Ärmeln gibt es im späten Spämi sehr wohl, allerdings bin ich da auch nicht so firm um es genauer zu erklären. Vielleicht schaust du dich bei dieser Gruppe hier einmal um: http://www.anno1476.de die machen eine sehr gute Darstellung der Zeit. Ggf. auch mal durch die Linklinste dort klicken. Sind dann auch die ein oder anderen Bilder dabei. Und wenn es von dir aus nicht ZU weit ist ;) kann ich für die Zeit eine sehr gute Veranstaltung empfehlen http://www.marksburg.de/veranstalt.htm sehr schön und informativ. Selten hab ich Darsteller gesehen, die mit einer solchen Engelsgeduld stundenlang spannend alles erklären was man wissen mag.
 
Hm das war nicht nur Pilling was ich an dem Kleid gesehen hab, aber wenn sonst niemand Probleme damit hat ist ja auch gut. Vielleicht wirklich weil's ohne Unterkleid getragen wird oder vielleicht ist auch der Stoff nicht die Beste Qualität... @Manuela: Ja, so in der Art wie Dein Link zu Wiki stell ich mir das Kleid vor. Und für die kurzen Ärmel gab's dann ja noch so Ansteck-Ärmel, aber ich glaub im Sommer lass ich das erst mal... Werde wohl die nächsten Tage mal bei einer Schneiderin vorbei schauen und ein paar Bilder mitnehmen. Dann gibt's ein Kleid mit kurzen Ärmeln aus so ganz leichtem Wollstoff... [ich krieg's leider nicht gebacken, einen Link hier zu posten, sonst würd ich mal noch auf was Ärmelloses verweisen, was mir heute im Netz begegnet ist und einen ganz vernünftigen Eindruck machte... =( ]
 
Schau dich mal auf dieser Seite hier um: http://www.cottesimple.com Da findest du die spätmittelalterlichen Kleider, die du suchst. Auch die mit den kurzen Ärmeln, zu denen Ansteckärmel gehören, die man z. B. zur Hausarbeit auch mal abnahm, und der Schnürung vorne.
 
Laut Netherton, Medieval Clothing and Textiles, Volume 7 im Aufsatz "What is the pearl maiden wearing and why" (Aufsatztitel kann leicht anders sein, das Alter und so...) wird das Höllenfensterkleid als englische SMA-Zeremonialkleidung angesprochen: Zu verwenden als Königin oder so. Als Leiche auf dem Grabstein ist es aber auch tragbar als Hinweis auf himmlische Genüsse, die die darunterliegende erwarten. Als Ottonormalfrau eher nicht.
 
Ich habe jetzt in der Regensburger Kleiderordnung von 1485 noch was gefunden: " Ihr Sommerpfait darf nicht von besserer Leinwand sein, als welche zu 4 Groschen geschätzt wird, noch die ganze Pfait mit allem, was daran ist, über 4 fl. wert sein. Zu ihren übrigen Pfaiten und leinenen Kleidern darf nur Leinwand zu drei Groschen genommen werden. " Also waren Leinenkleider für den Sommer wohl doch nicht ganz so abwegig... ?
 
Und sogar aus farbigem Leinen... Denn Leinen lässt sich schon färben, vorallem in Rot- und Blautönen. Aber auch andere Farbtöne sind machbar... Ein Woll("ober")kleid mit kurzen Ärmeln ist möglich, meist mit Ansteckärmeln oder zumindest mit langen Ärmeln vom Unterkleid darunter. Ich kenne aber auch eine Abbildung mit komplett kurzen Ärmeln, die ist aber früher, meine ich...
 
also ich weiß von Wien das Pfait/Pfayt das UNTERKLEID ist... damit wäre das Thema Leinwand ja geklärt ^^ Gibt auch ein "Badepfayt" in den Wiener Testamenten um 1395-1420 rum. Also u.U. gehts hier nicht um ein Leinenoberkleid sondern einfach z.b. ein Leinenkleid aus feinerem Leinen für drunter oder kurzen Ärmeln etc. ;)
 

Neueste Beiträge

Oben