Museumstag 2018 Pilgerzeichen, Pilgerwege Buße, Strafe, Fürbitte, Abbitte, Heilung, Genesung, Glaube, Hoffnung - die Gründe, eine Pilgerreise für sich oder andere anzutreten, waren im Mittelalter (und sind es immer noch) vielfältig. Es entwickelte sich im 11. Jahrhundert bei zunehmender christlicher Frömmigkeit der Gedanke der waffenlosen Pilgerfahrt. Als dann am 26.11.1095 Papst Urban II die abendländischen Fürsten und Ritter in seinem berühmten Aufruf „Deus Io Vult“ = Gott will es, in neun Kreuzzüge schickte, kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Ritter, die diese Abenteuer überstehen und heimkehren durften, bringen Erfahrungen und Kenntnisse, aber auch Reliquien für ihre Gotteshäuser mit. Ab dem 10. Jahrhundert kommt es zu regen Wallfahrten. Zahlreich waren die Pilgerwege und Pilgerorte. Die berühmtesten – und meist auch die weitesten und gefährlichsten Reisen führten nach Jerusalem (Israel), Rom (Italien), Santiago de Compostela (Spanien) , Lourdes (Frankreich) oder Fátima (Portugal). Eine Pilgerreise war eine Reise, die zu Fuß zu bewältigen war – manchmal mit zusätzlich aufgebürdeten Erschwernissen (barfuß, im Büßergewand u.a.). Eine Reise, deren Ziel nicht jeder erreicht hat, oder von der nicht jeder wieder nach Haus kam. Gefährliche Wege, Krankheiten, Mangelernährung, Unterkühlung und auch Wegelagerer forderten ihre Opfer. Bei den Pilgern entstand das Bedürfnis, eine Erinnerung an die Wallfahrt mitnehmen zu können; einerseits als Zeichen der Frömmigkeit, andererseits um allen zu beweisen, dass man tatsächlich an der heiligen Stätte gewesen war. Ab dem 12. Jahrhundert wurden daher an den Wallfahrtsorten kleine Abzeichen aus einer Blei-Zinn-Legierung verkauft, zuweilen auch nach dem Pilgersegen ausgegeben. Die Pilgerzeichen bildeten entweder den Heiligen oder dessen Attribute ab, dort verehrte Reliquien oder das Heiligtum selbst Das bekannteste Beispiel ist die Jakobsmuschel als Abzeichen für die Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Das Pilgerabzeichen Kölns zeigt die Heiligen Drei Könige, das von Aachen Maria mit dem Kinde. Sie dienten aber nicht nur als profanes Erinnerungsstück, sondern ihnen wurde auch eine wundertätige, heilkräftige Wirkung zugeschrieben. Während der Pilgerreise wurde das Abzeichen am Hut bzw. Mantel befestigt. Herstellung und Verkauf der Pilgerabzeichen sorgten für erheblichen Reichtum der Wallfahrtsorte (z.B. Kirchnüchel) bis zum Ende des Mittelalters. Der Museumstag in der Turmhügelburg Lütjenburg steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Pilgerns. Verfolgen Sie die Wege der Pilger hier aus dem Norden und bestaunen Sie die Sammlung eines der größten Privatsammler aus Norddeutschland, Klaus Dygutsch. Bei seinen Recherchen zu mittelalterlicher Kultur und Bautechnik stieß er auf Papstbullen mit Bleisiegeln. Mit großer Sammelleidenschaft konnte er auf Auktionen und im Internet über 30 Stücke erwerben. Erst später entdeckte er auch Pilgerzeichen, von denen 26 seine Sammlung schmücken. (Quelle: www.tuemhuegelburg.de)