Freyjasdottir
Well-known member
Ich war gestern mit einer Freundin. Die Ausstellung verdient wirklich die Bezeichnung "groß". Kurz die praktischen Fakten: 2 Ausstellungsteile: "Kostbarkeiten der Kunst" im Stuttgarter Alten Schloss - zeigt die Fundstücke im Original und zeitlich / stilmäßig geordnet. "Zentren der Macht" im Stuttgarter Kunstgebäude - fasst die Entwicklungsgeschichte zusammen (bzw das, was man davon bisher weiß) und ordnet das ganze nach Fundorten (v.a. natürlich die Fürstengräber), hier werden teilweise die Kopien gezeigt, die im anderen Haus im Original zu sehen sind. Zwei sehr unterschiedliche Ansätze, die sich m.E. sehr gut ergänzen. Die Eintrittskarte und den Audioguide kann man vorab online erwerben (zusammen 17 €). Es gibt kein Zeitfenster, dh heute Karte online kaufen und bis zum Ende der Ausstellung reingehen. Man kann die Ausstellungsteile an zwei unterschiedlichen Tagen besuchen - was angesichts des Umfangs empfehlenswert ist, ich bin jetzt ziemlich erschlagen. Wir waren ca 3h im ersten Teil, brauchten dann eine gute Stunde Pause, um wieder aufnahmefähig zu sein, und dann waren weitere 2 1/2 Öffnungszeit eigentlich zu knapp, um alles in Ruhe zu betrachten. Ich geh sicherlich nochmal. Inhaltlich: Wir waren erst in den "Kostbarkeiten" - und das ist wirklich eine Schatzkammer. Ich hatte vorher keine Ahnung von den Kelten, weder zeitlich noch von den Funden her (wenn man von ein paar Zeitschriftenartikeln über die Heuneburg absieht). Jetzt habe ich einen sehr praktisch und gut vermittelten Überblick gewonnen - und schwelge in den toll zusammengestellten Fundstücken, die sie sehr fleißig von überall her eingesammelt haben. Sie haben sehr viel kleine Bildschirme neben den Fundstücken, mit denen sie diese vergrößern und die Ornamentik herausarbeiten und so viele Aha-Erlebnisse erzeugen. Man kommt also nahe an die Sachen ran und es war auch nicht zu voll. Die Zentren der Macht hinterher anzuschauen, hatte für mich den Vorteil, dass ich aus dem 1. Teil schon einigermaßen die zeitliche Verortung im Kopf hatte und die Fundorte dann im Gesamtzusammenhang ganz gut einordnen konnte. Allerdings merke ich jetzt auch beim Aufschreiben, dass vieles an mir vorbeigerauscht ist, weil mein Kopf vom ersten Teil eigentlich schon voll war. Da werde ich mit Genuss nochmal reingehen. Pädagogisch fand ich es gut aufgebaut. Fachlich kann ich mangels Ahnung wenig sagen. Dass alles, was man nicht versteht, kultisch ist, ist ja nun nichts neues, das findet sich natürlich auch hier. Ansonsten muss man sich bewusst sein, dass es eine Ausstellung ist, die archäologisch fundiert ist und ihre Fundstücke zeigen möchte. Wie die Kelten nun tatsächlich gelebt haben, weiß ich nach wie vor nicht, aber das ist auch nicht das Versprechen der Ausstellung. Meines Erachtens also unbedingt sehenswert, nicht nur für die Keltendarsteller, sondern auch für die FrüMis. Ich bin ja auch in meiner Zeit noch Anfängerin - und in der mir dadurch noch inne wohnenden Unwissenheit frage ich mich tatsächlich, was sich zwischen 700 v. Chr. und 700 n. Chr. eigentlich getan hat (außer dem Aufstieg und Untergang Roms natürlich). In Keltengräbern (m/w) Schwerter, Speere, Fibeln, Perlenketten, Ohrringe, Fuß- und Beinringe und Torques. In Alemannengräbern dito. Natürlich unterschiedlich, aber eigentlich doch nichts wirklich neues. Bleibt für mich zu erforschen.