Alte Osterbräuche?

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Lena

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Hallo, ohne jetzt eine Diskussion über Sinn und Unsinn von Ostern und religiösen Festen lostreten zu wollen (das hatten wir bei anderer Gelegenheit ja schon und ich würde die Moderatoren bitten, hier notfalls einzugreifen): Mich würden alte Osterbräuche interessieren aus den verschiedenen Regionen. Zum Beispiel hatten wir in unserer Familie zwei verschiedene Bräuche, einen aus der Gegend, wo meine Familie mütterlicherseits herkam (Oberbayern), und einen aus der Gegend, wo meine Familie väterlicherseits herkam (Österreich). Der aus Bayern: Man spielt um die hart gekochten Eier, die man "findet" (und wenn es nur auf dem Frühstückstisch ist ;) ), indem immer zwei gegeneinander antreten und die Eier aneinander schlagen. Geht z. B. mein Ei kaputt, muss ich es dem anderen abtreten. Der aus Österreich: Auch das ist ein "Turnier", bei dem man den anderen die hartgekochten Eier abzunehmen versucht. Dazu werden zwei Besenstiele in flachem Winkel an einen Stuhl o. ä. gelehnt, so dass sie eine schräge Schusserbahn für die Eier bilden. Dann lässt man die Eier einer nach dem anderen runterkullern und hofft, dass das eigene dabei heil bleibt. Wieder müssen diejenigen, deren Eier kaputt gehen, diese abtreten. Die anderen spielen so lange weiter, bis ein Sieger feststeht (also bis alle Eier bis auf eines kaputt sind). Und noch ein Osterbrauch aus Niederbayern: Die Burschen gehen am Ostermontag von Haus zu Haus und fragen die Mädel nach einem roten Ei (das ist quasi sowas wie die Valentinstagskarte o. ä.). Je mehr rote Eier ein Bursche sammeln kann, desto beliebter ist er. Meist gibt es in den Häusern dann auch noch was zu trinken oder eine Brotzeit (eher ein Schnapserl). Welche Bräuche kennt ihr?
 
Früher wurden bei uns (Coburger Land) in der Karwoche die Häuser und Stuben herausgeputzt, d.h. sie wurden neu geweißelt. Bei uns zu Hause ist seit dem ich denken kann, in dieser Woche großer Frühjahrsputz angesagt. Sogar die Schränke werden rausgewischt und alles was darin ist, entweder gespült oder gewaschen. Am Gründonnerstag werden die Osterbrunnen geschmückt. Oberfranken ist übrigens bekannt für seine schönen Brunnen, besonders die Fränkische Schweiz. Neben den Osterbrunnen werden Bäumchen gestellt, oft Fichten, an denen selbst gebastelte Binseneier daran gehängt werden. Sie symbolisieren Leben und Fruchtbarkeit und sollen dafür sorgen, dass alles wächst und gedeiht. Binseneier werden auch im Haus aufgehängt. Obwohl ich zugeben muss, Binseneier findet man nicht mehr allzu oft. Bei uns im Dorf schon aber im nächsten schon nicht mehr. Am Ostersonntag verteile ich an meine Patenkinder und Mündelkinder das so genannte „Bündel“. Ein Hefering, 12 Eier und einen Schokohasen (früher war der aus Zucker) alles ein gebunden in einer Serviette.
 
Weit verbreitet sind sicherlich die Osterfeuer. Ein Brauch der von der Kirche übernommen wurde, welcher von den germanischen Stämmen stammt, um den Winter zu "verbrennen". Meist werden die Osterfeuer am Vorabend zu Ostern entfacht. Bei uns findet das Osterfeuer noch bei Dunkelheit am Sonntag auf dem Hof des Predigerklosters vor dem Gottesdienst statt, und an diesem Feuer werden die Osterkerzen entzündet. Da ich in der Niederlausitz aufgewachsen bin, wo auch viele Sorben leben, gibt (oder gab) es den Brauch des Osterwasserholens. In aller Frühe gehen junge Mädels zu einem Gewässer um darin Osterwasser zu schöpfen. Dieses Wasser soll Schönheit verleihen und vor Krankheiten schützen, jedoch nur unter der Bedingung, dass auf dem Weg zum Fluss und zurück kein Wort geredet wird. Junge Burschen versteckten sich, um die Mädels zu erschrecken und zum Reden zu bringen. Wurde das Schweigen gebrochen, so wurde aus dem Osterwasser Plapperwasser.
 
Die Osterfeuer gibt's bei uns in Oberbayern auch immer noch, meistens vor/nach der Ostermette und oft sogar auf dem Kirchplatz.
 
Vor einigen Jahren hab ich in meiner ehemal. Heimatstadt ein Osterfeuer erlebt. Da waren die Anwohner aufgerufen, Holz ranzukarren. Jedoch blieb es nicht nur bei Holz.... Thermische Grünabfallbeseitigung wäre der bessere Ausdruck für Osterfeuer in diesem Fall gewesen. :D (dazu war auch noch alles nass)
 
Weiß eigentlich jemand, wie im Mittelalter Ostern gefeiert wurde (egal welche Zeit und welcher Ort)?
 
Hier findet man kurze Erläuterungen zu Osterkerze, Ei, Osterhase etc. und Mittelalter. Da ich nicht die entsprechenden Passagen 1:1 hier reinstellen möchte, der Link : www.hoppsala.de/index.php?menueID=110&contentID=829 Was Feiern anbelangt, da das MA sehr von der Kirche geprägt war, standen sicherlich spezielle Gottesdienst im Mittelpunkt, ebenso Karfreitagsprozessionen. Das Ende der Fastenzeit wird man entsprechend des Geldbeutels auch "gewürdigt" haben.
 
Als FrühMi muss ich nun natürlich mal darauf hinweisen, daß Du das Mittelalter schon genauer definieren müßtest.... da sonst ja auch noch die heidnischen Feste eine Rolle spielen würden ;) Unter dem Stichwort "Ostara" kann man dazu einiges nachlesen. Allerdings ist die akademische Akzeptanz einer "germanischen Ostara" umstritten. Man sollte dann wohl eher nach Festen zur Tag- und Nachtgleiche suchen.
 
Als FrühMi muss ich nun natürlich mal darauf hinweisen, daß Du das Mittelalter schon genauer definieren müßtest.... da sonst ja auch noch die heidnischen Feste eine Rolle spielen würden
Die Frage war ganz allgemein gemeint - was gab es denn im FrüMi an Bräuchen? Von den Ostara-Geschichten kenn ich auch nur das mit der Quelle und Feuer anzünden. Das wurde ja offenbar von den Christen dann übernommen. Weißt Du da noch mehr, Finlir?
 
Nein, weiß ich so aus dem Stehgreif nicht. Schwierig ist es auch wirklich "Gebräuche" zu suchen, da es keine/wenige schriftliche Quellen gibt (und wenn dann sind es "kirchliche" Quellen, die ja kein Interesse an der korrekten Überlieferung hatten). Ich wollte nur darauf hinweisen, daß es auch - eben erstrecht im FrüMi - eine "spirituelle Praxis" außerhalb der Kirche gegeben hat. Wie gesagt würde ich eine Recherche zur Tag- und Nachtgleiche empfehlen...
 

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