Arabische Medizin im Mittelalter

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Viator

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Noah Gordon beschreibt in seinem Roman "der Medicus" verschiedene Bücher aus der frühgeschichtlich - mittelalterlichen arabischen Medizin. Welche davon gibt es wirklich? Welche davon sind Fiktion? Eines der wichtigsten Werke, die es wirklich zu geben scheint ist der Kanon der Medizin von Ibn Sina. Hat jemand weitere Informationen/ Bücher oder Links zu der frühen arabischen Medizin, die er/ sie weiter empfehlen kann? سلام عليكم der medizinhistorisch interessierte Viator ( سلام عليكم = Frieden sei mit Dir)
 
.....Eines der wichtigsten Werke, die es wirklich zu geben scheint, ist der Kanon der Medizin von Ibn Sina. Hat jemand weitere Informationen/ Bücher oder Links zu der frühen arabischen Medizin, die er/ sie weiter empfehlen kann? ....
Wenn Du unter der latinisierten Schreibweise AVICENNA im Netz suchst, gibt es eine Menge Infos. Die Medizin im vorderen Orient, in Indien und China war der europäischen damals deutlich voraus. Gerade im Mittelalter fiel Europa in dieser Hinsicht weit zurück - die Kirche sorgte dafür, dass wirkliche Forschung und Weiterentwicklung unterbunden wurden. So wurde neben der Volksmedizin, die zum größeren Teil eine Erfahrungsmedizin war und sich auf gute Kenntnisse in der Pflanzenheilkunde stützen konnte, viel mit Aberglaube und Zauberwirkung gearbeitet. Das Unwissen hielt bis Ende des 18. Jhdts. an - viele Patienten wurden mit ungeeigneten "Therapien", z.B. Aderlass, umgebracht. Freundliche Grüße Jean Friede sei mit Dir! (der Friede, nicht der Frieden).
 
Klingt spannend. :) Im Rahmen meiner weiteren Nachforschungen musste ich feststellen, daß einige interessante medizinische Errungenschaften des Orients (Vorderasien) In das mittelalterliche Europa gelangt sind: - Die Brille - Die Hygiene (Insbesondere die Regeln von Avicenna). - Elemente der heutigen physikalischen Therapie. Hier war einiges durch die Römer und Griechen bereits bekannt. Manche Anwendungen und Techniken wurden im Orient weiter entwickelt und verfeinert, ehe sie wieder im mittelaltelichen Abendland eingeführt wurden. Thema Kräutermedizin im medizinisch - historischen Kontext:
Die Kräutermedizin ist eine Erfahrungsmedizin, welche durch unzählige Versuche und Überlieferungen immer weiter verbessert und ergänzt wurde. Durch das überlegene Bildungswesen (Koranschule) im mittelaltelrichen Orient war eine Dokumentation dieser Erfahrung einfacher und konnte so einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich gemacht werden. (meine persönliche Meinung)
Mich interessiert vor allem, in wie weit die frühe arabische Medizin die Heilkunde im mittelalterlichen Europa beeinflusst hat. Im Allgemeinen wird im mittelalterlichen Abendland im ausgehenden Mittelalter zwischen dem Baderchirugen (dem "Volksarzt") und dem studierten Arzt unterschieden. سلام عليكم Der Viator
 
.....Mich interessiert vor allem, in wie weit die frühe arabische Medizin die Heilkunde im mittelalterlichen Europa beeinflusst hat. Im Allgemeinen wird im mittelalterlichen Abendland im ausgehenden Mittelalter zwischen dem Baderchirugen (dem "Volksarzt") und dem studierten Arzt unterschieden.....
Es ist ja noch heute so, dass der Arzt nur das kann, was er in der Uni vermittelt bekommt. Erst nach dem Studium erweitern manche Ärzte ihr Wissen auf den weiten Gebieten, die anderen Orts auch als Medizin akzeptiert sind, z.B. AYURVEDA oder chinesische Medizin, die beide Jahrtausende alte Wurzeln haben. Die arabisch-orientalische Medizin wurde über den indo-persischen Kulturraum mit Wissen und Kenntnissen befruchtet, wobei z.B. der medizinische Gebrauch von Opium (siehe Laudanum) auch den Weg nach Europa fand (wenn auch spät). Ansonsten gab es über Jahrhunderte bei uns in Mitteleuropa keine wissenschaftlichen Fortschritte - die Neugier, die ja durchaus vorhanden war, erschöpfte sich vielfach in sinnlosen Versuchen der Alchimisten, in der Jagd nach dem Gral oder der "Blauen Blume". Freundliche Grüße Jean
 
keine wissenschaftlichen Fortschritte - die Neugier, die ja durchaus vorhanden war, erschöpfte sich vielfach in sinnlosen Versuchen der Alchimisten, in der Jagd nach dem Gral oder der "Blauen Blume".
Dieser Punkt weicht vom Kernthema ab; ist aber durchaus diskussionswürdig. :) Nach meinem Wissen gab es neue medizinische Erkenntisse im Mittelalter, welche lange durch die Kirche unterdrückt wurden, weil sie ein Sakrileg und eine Ketzterei darstellten. Diese Studien wurden im geheimen vorran getrieben. Insbesondere die Anatomie (die Wissenschaft vom Aufbau des menschlichen Körpers) hat hinter verschlossenen Türen einen regelrechten Boom erlebt. Eine der bekanntesten Beispiele aus dem Mittelalter ist Leonardo da Vinchi, von dem die eine oder andere anatomische Zeichnung überliefert ist. Ein weiterer Meilenstein ist von Andreas Vesalius die Reihe "DE HUMANIS CORPORAE FABRICA" (Erstausgabe in Basel 1548 ) *. In der Alchemie wurden im Mittelalter als "Nebeneffekt" diverse chemische Reaktionen entdeckt, welche eine Grundlage für die heutige medizinische Forschung darstellen. Insbesondere die Biologische Chemie profitiert von der Quintessenz aus diesen Erkenntissen. :) Es ist richtig, daß die erste abendländische Abhandlung über die Verwendung von Opium, die "ENZYKLOPAEDIA OPIOLOGICA" * erst in der Neuzeit (18XX ?) erschienen ist. Hier war die mittelalterlicher Arabische Medizin dem Abendland bei weitem vorraus. Wie sieht es im orthopädischen Bereich aus? (Einrichten von Knochen und Brüchen) Diese medizinische Disziplin wird in Gordons Roman "der Medicus" ausführlicher beschrieben. Abschliessend bitte ich darum Vergleiche zu der trad. indischen Medizin (dem Ayurverda) und der trad. chin. Medizin nur in Ausnahmefällen herran zu ziehen, weil beide heilkundlichen Konzepte keine invasiven (operativen) Eingriffe kennen und sich nach meinen bisherigen Erkenntissen nur schwer bis gar nicht mit der arabischen Medizin; geschweige denn mit der abendländischen Medizin des Mittelalters vergleichen lassen. سلام عليكم Der Viator ---- * Lateinische Buchtitel in diesem Beitrag sind bitte nicht als gebrüllter Text zu interpretieren. :) Es gibt im Latein keine Gross- und Kleinschreibung.
 
Hm. Befinden wir uns, was die meisten Alchimisten angeht, nicht aber eigentlich schon am Übergang zur Neuzeit und nicht mehr im Mittelalter? Und so'n bißchen zur Ehrenrettung des europäischen Mittelalters: es gab auch dort gelegentlich (schüchterne!) Versuche, ein bißchen Wissen aus der Antike herüberzuretten. Als ich mich mit der Karolingerzeit beschäftigt habe, bin ich z.B. etliche Male auf das "Lorscher Arzneibuch" gestoßen (das Ganze läuft wohl unter dem Begriff "karolingische Renaissance"). Was den Einfluß der arabischen Medizin angeht: Wahrscheinlich ist es eh allen klar, aber ich wollte es wenigstens gesagt haben. Die Schule von Salerno dürfte wohl das wichtigste "Einfallstor" für Kenntnisse aus dem östlichen Mittelmeerraum nach Europa gewesen sein. Oder? lg Petra
 
Ich habe noch einmal in einem alten Literaturverzeichnis geblättert. Mir ist eine Arbeit von Martin Levey "Substitute Drugs in early arabic Medicine" (ISBN 978-3804704237) im Gedächtnis geblieben. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, beinhaltet sie unter anderem eine Liste sämtlicher Kräuter, die in der orientalischen Heilkunde des Orients verwendet wurden. Ich habe mir noch einmal den Artikel über Ibn Sina /Avicenna auf der Wikipedia durchgelesen und finde folgenden Absatz bemerkenswert:
Der Qanun al-Tibb (Kanon der Medizin) ist das bei weitem berühmteste von Ibn Sinas Werken. Er vereint griechische, römische und persische medizinische Traditionen. Das Werk ist mehrfach unterteilt. Die Hauptunterteilung sind die fünf Bücher... 1. Allgemeine Prinzipien (Theorie der Medizin) 2. Alphabetische Auflistung von Medikamenten (Arzneimittel und ihre Wirkungsweise) 3. Krankheiten, die nur spezielle Organe betreffen (Pathologie und Therapie) 4. Krankheiten, die sich im ganzen Körper ausbreiten (Chirurgie und Allgemeinkrankheiten) 5. Produktion von Heilmitteln (Antidotarium) Im Qanun wird beschrieben, dass Tuberkulose ansteckend ist und dass Krankheiten von Wasser und Erde übertragen werden können. Er gibt eine wissenschaftliche Diagnose von Ankylostomiasis (Hakenwurmbefall) und beschreibt die Bedingungen des Auftretens von Eingeweidewürmern. Der Qanun behandelt die Wichtigkeit von Diäten, den Einfluss des Klimas und der Umwelt auf die Gesundheit und den chirurgischen Gebrauch von oraler Anästhesie. Ibn Sina rät Chirurgen, Krebs in seinen frühesten Stadien zu behandeln und sicherzustellen, dass alles kranke Gewebe entfernt worden ist. Des weiteren wird die Anatomie des Auges richtig beschrieben, und es werden verschiedene Augenkrankheiten (wie Katarakt) beschrieben. Außerdem werden Symptome ansteckender und sexuell übertragbarer Krankheiten genannt sowie auch diejenigen von Diabetes mellitus. Das Herz wird als Pumpe aufgefasst. Die Materia Medica („Medizinisches Material“) des Qanun enthält 760 Medikamente mit Angaben zu deren Anwendung und Wirksamkeit. Ibn Sina war der erste, der Regeln aufstellte, wie ein neues Medikament zu prüfen sei, bevor es Patienten verabreicht wird. Ibn Sina bemerkte die enge Beziehung zwischen Gefühlen und dem körperlichen Zustand und befasste sich mit der positiven physischen und psychischen Wirkung der Musik auf Patienten. Zu den vielen psychischen Störungen, die er im Qanun beschreibt, gehört auch die Liebeskrankheit. Wie es heißt, hat Ibn Sina die Krankheit des Prinzen von Gorgan diagnostiziert, der bettlägerig war und dessen Leiden die örtlichen Ärzte verwirrte. Ibn Sina bemerkte ein Flattern im Puls des Prinzen, als er die Adresse und den Namen seiner Geliebten erwähnte. Der große Arzt hatte ein einfaches Heilmittel: Der Kranke sollte mit seiner Geliebten vereint werden. Neben dem Kanon gibt es noch 15 medizinische Werke Ibn Sinas, von denen acht in Versen geschrieben sind. Sie enthalten unter anderem die 25 Zeichen der Erkennung von Krankheiten, hygienische Regeln, nachgewiesene Arzneien, anatomische Notizen. Unter seinen Prosa-Werken findet die Abhandlung über Herzmedikamente besondere Beachtung. Zitatquelle: Wikipedia.
Zu den Einflüssen auf den Okzident habe ich folgendes gefunden:
Der Kanon wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts von Gerhard von Cremona in Toledo ins Lateinische übersetzt. Indem Gerhard den Namenszusatz al-raïs mit princeps („Fürst“) und im Explicit des Kanons mit rex („König“) übersetzte, trug er zu der besonders in Italien seit dem 14. Jahrhundert verbreiteten Legende bei, dass Ibn Sina ein „Fürst von Cordoba“ oder von Sevilla gewesen sei. Daher erscheint ibn Sina in bildlichen Darstellungen oft mit Krone und Zepter. Etwa zur gleichen Zeit wie Gerhards Übersetzung entstand in der Übersetzerschule von Toledo eine dem Erzbischof Johannes von Toledo (1151–1166) gewidmete Übersetzung des Kitab al-Shifa, die zunächst durch den jüdischen Philosophen Abraham ibn Daud bzw. Avendauth (Avendarith israelita philosophus) aus dem Arabischen ins Spanische und dann durch Dominicus Gundisalvi aus dem Spanischen ins Lateinische übertragen wurde. Aus dieser Übersetzung hat besonders das sechste Buch über die Seele unter dem Titel Liber sextus naturalium die philosophischen Debatten der Scholastik seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Eine selbständige Übersetzung speziell des achten Buches über die Tiere wurde in der Zeit nach 1220 von Michael Scotus in Italien angefertigt und Friedrich II. gewidmet: ein in Melfi entstandenes, kaiserlich autorisiertes Exemplar ist im Kolophon auf den 9. August 1232 datiert. Quelle: Wikipedia
Folglich ist es anzunehmen, daß die Texte im mittelalterlichen Europa bei den Ärzten bekannt waren. Ich mache hier einen bewussten Unterschied zwischen den studieren Ärzten, die sich nicht jeder leisten konnte und dem Baderchirugen, der gemeinhin auch als "Volksarzt" bezeichnet wird. viele Grüsse, der Viator
 
......Folglich ist anzunehmen, dass die Texte im mittelalterlichen Europa bei den Ärzten bekannt waren. Ich mache hier einen bewussten Unterschied zwischen den studier(t)en Ärzten, die sich nicht jeder leisten konnte, und dem Baderchirugen, der gemeinhin auch als "Volksarzt" bezeichnet wird......
Das halte ich für eine gewagte These. Die Tatsache, dass es Bücher gab, bedeutete gerade im Mittelalter nicht, dass sie verfügbar oder allgemein bekannt waren. Bücher wurden handschriftlich kopiert, und zwar zumeist von Mönchen, die dazu den Auftrag hatten. Revolutionäre Werke, zumal aus den Ländern der Ungläubigen, und mit Themen, die den überlieferten Vorgaben der Kirche nicht entsprachen, hatten da mit Sicherheit keine Priorität, so dass diese Umstände einer weiteren Verbreitung durchaus im Wege standen. Die medizinischen Möglichkeiten des Baders wie die des 'Zahnreißers' und im Kriegsfall des Feldschers waren sehr beschränkt, vor allem in diagnostischer Hinsicht. Als Volksärzte würde ich sie so wenig bezeichnen wie die Kräuterfrauen und -männer. Kostenlose, aber bessere medizinische Betreuung gab es sicher in den Klöstern und in manchen frühen Spitälern. Freundliche Grüße Jean
 
Die Tatsache, dass es Bücher gab, bedeutete gerade im Mittelalter nicht, dass sie verfügbar oder allgemein bekannt waren. Bücher wurden handschriftlich kopiert, und zwar zumeist von Mönchen, die dazu den Auftrag hatten. Revolutionäre Werke, zumal aus den Ländern der Ungläubigen, und mit Themen, die den überlieferten Vorgaben der Kirche nicht entsprachen, hatten da mit Sicherheit keine Priorität, so dass diese Umstände einer weiteren Verbreitung durchaus im Wege standen.
Ich gebe zu, daß ich hier auf den ersten Blick einiges verallgemeinert habe. Wenn ich mir allerdings die Auftraggeber dieser Übersetzungen ansehe, liegt die Vermutung nahe, daß ein Teil der Avicennischen Methoden zumindest in Ordensspitälern und in gehobenen Kreisen (Adel) bekannt gewesen sein könnten. Ich nehme an, daß dieses Wissen einer deutlichen regionalen Schwankung unterlag.
Die medizinischen Möglichkeiten des Baders wie die des 'Zahnreißers' und im Kriegsfall des Feldschers waren sehr beschränkt, vor allem in diagnostischer Hinsicht.
Machen wir eine allgemeine Gegenüberstellung. :) Nein, weil es traditionelle Erfahrungwerte gab, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Nein, weil sich gewisse Krankheiten auch ohne eine komplizierte Diagnostik (z.B. durch abtasten) klassifizieren lassen. Nein, weil sich viele Leiden (nicht alle!) durch physikalische und manuelle Therapie behandeln lassen. Als Belege für diese These nenne ich die Hydro- oder Wassertherapie welche bereits seit dem antiken Griechenland erfolgreich angewendet wird und die Massage in ihren verschiedenen Varianten. Im arabischen Mittelalter war sie bereits als Hamam (arabisch: حمّام )ein fester Bestandteil der Kultur. Angeblich wurden die ersten Hamam in Jordanien gebaut. Einer der frühesten wissenschaftlichen Belege die ich dafür gefunden habe ist ein Hinweis auf das Bey Hamam in Thessaloniki/ Griechenland aus dem Jahr 1444. Quellenverweis-> Seite 3 **** Ja, weil sich die Heilkunde im Mittelalter noch viele Anteile aus der Mystik und dem Aberglauben hatte. Ja, weil der einfache Heilkundige im Mittelalter (z.B. Baderchirug) ein ganz anderes Verständnis von der Physiologie des Menschlichen Körpers hatte und die praktische anatomische Forschung am Objekt unter schweren bis schwersten kirchenrechtlichen Strafen stand. Ja, weil die Medizin sich zum damaligen Zeitpunkt eher auf philosophischen Ansätzen gestützt hat und heute noch stützt. Als Beispiel sei hier der Begriff "Ethik" oder philosophia moralis (vgl. Cicero) genannt, welcher auch Heute noch eine bedeutende Rolle spielt. Eine der bedeutensten philosophischen Einflüsse im mittelalterlichen Abendland war lange Zeit die antike Humoralpathologie (sog. "Säftelehre"). Ein ähnlicher aber meiner bescheidenen Meinung nach nicht vergleichbarer philosohischerf Ansatz findet sich in der Ayurverda und in der trad. chin. Medizin (vgl. "der gelbe Kaiser) wieder. Kommen wir bitte zurück zum orientalischen Mittelalter und zu der arabischen Medizin aus dieser Epoche. Es gab einige Ritterorden, die im Orient Spitäler unterhalten haben (Beispiel: der Lazarus - Orden). Welche med. Techniken und Methoden wurden z.B. durch die Kreuzzüge nach Europa importiert? Welche Hinweise oder stichaltigen Belege kennt ihr? :) سلام عليكم Der Viator
 
Einen guten zusammenfassenden Abriss über die arabische Medizin hat Montgomery Watt geschrieben, "der Einfluss des Islam auf das europäische Mittelalter". Für Herrschende Araber war es wohl üblich, Krankenhäuser als Prestigeobjekte zu bauen und zu unterhalten. Gemäß Watt ist die arabische bzw irakische Medizin die damals führend war, über Al-Andalus nach Frankreich und dann nach Mitteleuropa gekommen. Die Kreuzzüge hatten hier genauso wie in der Architektur und andere Geisteswissenschaften nur wenig Einfluss auf Europa gehabt. Watt begründet den Niedergang all dieser Wissenschaften im arabischen Raum damit, das nach durch die Radikalisierung des Islam überall dort wichtige uralte Schriften vernichtet wurden. Mit Neuauslegung des Koran, wurden bestimmte Wissenschaften verboten. Was wir ja auch von unserer lieben Kirchenobrigleit kennen. Ab diesen zeitpunkt überholte Europa/ das Christentum die Araber in der Wissenschaft. Krankenhäuser : das erste verbürgte Kraneknhaus stand im Jahr 800 in Bagdad, Eines der größten war das Mansuri in Kairo. Dieses hatte chirurgische und internistische Fachabteilungen und Pflegepersonal beiderlei Geschlechts. Als Grundlage der arabischen Medizin können die Werke Galens und Hippokrates bezeichnet werden auf deren Grundlage dann auch der Kanon geschrieben wurde. Dieser wurde dann das Grundlehrbuch an den ersten europäischen Universitäten bis dieses dann wiederum von Europäer ergänzt wurde. Hoffe konnte dir ein wenig helfen. :)
 

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