Arbeitszeit im Mittelalter

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Radulf

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Der angesagteste Tag in meinem Beruf ist der Freitag – warum? – wohl der Spruch Freitags nach 1 macht jeder s……. --- nein das schreib ich jetzt nicht – weil – nicht Jeder. Habe daraufhin so mal Interessehalber die Arbeitszeit im dunklen BÖSEN Mittelalter im Gegensatz zur freiheitlichen menschlichen Gegenwart nachgeschaut. Und Eindeckt: : :?: http://www.wallstreet-online.de/dis...oldenes-mittelalter-2-0-ein-weg-aus-der-krise Komisch – habe nicht das Gefühl der Verbesserung – den laut Statistik sollte es mir doch viel viel viel besser gehen --- wohl bin ich die einzigste Ausnahme. Die Frage an Euch – lässt sich das von wallstreet-online .de durch Quellennachweise untermauern? Inwieweit historisches Mittelalter? Nehme mal an, das diese Daten dann den wohl in Stadtarchiven zu finden seien. Und unheimlich Interesant. Radulf (allerdigs --- Materialismus mach systembedingtt Unglücklich)
 
tja, 11€ der Zentner Korn z.ZT, biogetreide liegt ~ so hoch, damit hat das Badegeld 22 € betragen. 6kg Fleisch am Tag, bio liegt bei 10€ kg und somit ist der Tageslohn eines Handwerkers für 10-12 Stunden Arbeit bei 60€,also ~5 €/std. Ein Freiburger Knappe mußte 6 Stunden vor Ort sein, 2 Std Anfahrt + Ausfahrt sind dann eben 10 Std Tag. Die Preise für Getreide und Fleisch als Bioware deshalb, weil ja 2 annähernd extensive Landwirtschaften verglichen werden müssen. Krankenversicherung Fehlanzeige, kein Lohn bei Krankheit oder schlecht Wetter. Arbeitskleidung muß samt Arbeitsgerät beim Bauhandwerker selbst gestellt werden. Also so "goldene Zeiten" wie in den 70ern des letzten Jahrhunderts waren die Zeiten im MA nicht. Und auch da war der Lohn zwar höher als heute, aber Reichtum sieht anders aus. Von Dienstag bis Sonnabend sind bei mir 5 Arbeitstage. Die Story mit den "Brakteaten" ist so auch nicht ganz richtig ...
 
Setzt man an, das die Kleidung aus Wolle und Leinen war, die meisten hier kennen die Stoffpreise annähernd, macht der Artikelschreiber einen großen Fehler hinsichtlich der Lebensqualität der Leute. Seine Tagespolitischen Schlüsse sind so verkehrt nicht, allerdings gab´s auch im MA "Lieferantenkredite" mit Laufzeiten von einem Jahr, "Vorkasse" ,in dem der Kunde das Material für den Handwerker selber beibringen mußte u.u.u. Zinsen zu nehmen war Christen im MA verboten, Gewinnbeteiligungen waren erlaubt ;-). Steuern wurden als Hand und Spanndienste erhoben und auch die Bürger einer Stadt mußten schließlich Gemeinschaftsarbeit leisten. Was die Freien Tage angeht ..... 52 Wochen hat das Jahr, 52 "arbeitsfreie "Tage. Dazu heute die Sonnabende sind schon mal 104. Gesetzliche Feiertage 8 sind 112 + gesetzlicher Urlaub 24 sind heute 134 freie Tage. Also war auch damals die Welt normal. Urlaub gabs nicht , aber die Zahl der gesetzlichen Feiertage war höher und in Norddeutschland die 12 tage zwischen den Jahren .... Also, das was da steht ist zu 90% nur halbwahr ....
 
6kg Fleisch am Tag, bio liegt bei 10€ kg
im Artikel ist von 6 Pfund Fleisch die Rede. 1 Pfund sind 500 Gramm, also 3 KG Fleisch und sonst im allgemeinen finde ich den dort aufgeführten Vergleich nicht richtig. Früher wurden Nachrungsmittel regional hergestellt und ebenso in der gleichen Region wieder verkauft. Heute ist das meinstens nicht so, wir haben heute Anfahrtswege von Schweinefleisch z.b. welches aus Polen kommt, in Bayern weiterverarbeitet wird und in Hamburg wieder verkauft wird. Klar kommen auch wieder regionale Produkte in den Handel, aber diese überwiegen noch nicht. Von daher müsste man das ganze dann doch etwas differenzieren. Und Wilfried, Der Süden Deutschlands hat mehr Feiertage als wir im Norden ;) die kannst ja auch noch zurechnen
 
oh, da habe ich mich im Artikel verlesen. Also wird der Stundenlohn noch geringer. Ich bezog mich ja extra auf Bioware, die ja oft regional vermarktet wird. Bei Getreide war auch damals schon reichsweiter Handel gegeben. Bezogen auf die Nettolöhne stehen wir heute geringfügig besser da, da die "Kosten" für die Altenpflege etc auf mehreren Schultern ruhen. Auch ist ja Kleidung um einiges billiger als damals. Man vergleiche eine einfache Handwerkerdarstellung mit Maschinennaht und maschinengewebtem , industriell erzeugtem Stoff im Preis mit normaler Alltagskleidung. Hemd Leinen 40€ , Hose Wolle allein der Stoff ~100 € usw. Die allerwenigsten tragen im Alltag Kleidung im Wert von ca. 500 € am Leibe. So bleibt eben nur festzustellen, damals wie heute erhalten Handwerksgesellen Löhne knapp oberhalb der Armutsgrenze
 
Den Bericht finde ich ziemlich wirr, ich muss ihn wohl nochmal in Ruhe lesen. ?( Bis in neuere Zeit hinein war die Arbeitszeit abhängig vom Tageslicht, vom Wetter, von kirchlichen Regelungen. Vom Arbeitgeber natürlich auch :D . Wieviele Stunden z.B. ein Handwerker tatsächlich arbeitete so übers Jahr gesehen, wäre eine interessante Rechnung. Das würde also bedeuten: während der langen Sommertage kann das schon mal einen 14-Stunden-Arbeitstag ergeben, im Winter halt nur 6 Stunden. An einem Feiertag wurde nicht geschafft. Und Feiertage gab es einige. (Wie war das eigentlich während der Fastentage? Wurde da ganz normal rangeklotzt?) Entsprechend wurden die Leute entlohnt. Völlig unabhängig davon, ob der Zahltag gut oder schlecht war, man musste darauf achten, über die "schlechte" Zeit zu kommen. Auf dem Bau und in touristisch geprägten Gegenden kennt man das ja heute noch. Nicht unwichtig auch die Tatsache, dass nicht jeder eine Uhr zuhause hatte. Schichtarbeit war also nur bedingt oder garnicht möglich. Bei einigen Tätigkeiten blieben die Arbeiter über längere Zeit vor Ort, weil der Arbeitsweg viel zu lang war. Was Sozialleistungen angeht: bei den Handwerkszünften und im Bergbau gab es bereits im Hochmittelalter einen Vorläufer der Unfallversicherung, z. B. eine Sterbekasse. Der Betroffene hatte zwar nichts mehr davon, aber seine Familie war nicht völlig mittellos. Kann leider gerade nicht mit Quellen dienen, aber die Thematik ist ja nicht so unbekannt. Ein Gedanke zu euren Rechenbeispielen mit der Kleidung: "früher" wurde Kleidung viel länger getragen als heute und - wie wir ja wissen - auch anders hergestellt, handwerklich eben. Die Relation passt daher nicht ganz. Aus heutiger Sicht haben die Leute früher wirklich Klamotten und Schuhe im Wert von 500 Euro oder mehr herum getragen. Dasselbe mit den Rechenvergleichen mit den Bio-Lebensmitteln. Die wenigsten Biobauern gehen mit dem Gespann auf den Acker. Auch der Biobauer verbringt nicht mehr soviel Zeit auf dem Acker, zudem sind auch weniger Leute draußen als früher. Wenn ich mir vorstellen möchte, wie im Mittelalter und danach noch Landwirtschaft betrieben wurde, schaue ich mir Fotos aus 2.- und 3.-Welt-Ländern an, wo ganze Trupps von Leuten mit der Hacke auf dem Acker zugange sind. Wir könnten also nur dann einen reellen Vergleich ziehen, wenn ein Landwirt bei uns hier so arbeiten würde und die üblichen Stundenlöhne zahlt usw. Das klappt am ehesten vielleicht beim Spargel. Was einheimischer Spargel kostet, werdet ihr wissen. Und selbst der wird ja nicht mehr von Deutschen gestochen, obwohl die polnischen Arbeiter hier einigermaßen ordentliches Geld bekommen. Nehmts mir bitte nicht übel, aber ich finde das Thema zu komplex, um es mit einem komprimierten "Mittelalter 2.0"-Text und einigen Rechenbeispielen bewältigen zu können. Vielleicht reicht aber auch einfach nur mein Hirnschmalz nicht aus dafür.
 

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