Arme Ritter

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Nomis

Guest
Hallo, NEIN ich habe mich nicht im Thema vertan, ich meine nicht die Speise Arme Ritter... Ich habe aber gelesen, bevor der Begriff in die Kochkunst übergegangen ist, war es die Bezeichnung für den 2-,3-,4- usw. geborenen Sohn eines adligen, der meistens als armer Ritter(Söldner) oder Geistlicher das Land durchstreifen musste, weil der 1- geborene Sohn fast alles erbte...Würde mich interessieren, ob hier noch einer Informationen zu diesem Thema hat, wie es sich da mit dem Erbe genau verhielt...
 
Ganz grob: Frühmi - das Erbe wurde zu gleichen Teilen aufgeteilt und vererbt. HoMi usw. - der älteste Sohn erbt. D.h. daß alle weiteren Söhne irgendwo unterkommen müssen. Meistens kümmerte sich die Familie darum. Traditionell kam für den zweitgeborenen ein kirchliches Amt in Frage (je nach Stellung und Einfluß der Familie konnte es auch mehr als "nur" verarmter Priester sein). Nach eingängigen Reformen in der Kirche ging das dann auch nicht mehr so einfach. Da mußten jene Söhne (auch) die Laufbahn innerhalb der Kirche durchlaufen. Alle weiteren Söhne mußten sehen wo sie blieben - entweder auf Feldzug, um neue Ländereien zu "erobern" (dies konnte im Rahmen des Gefolges des Lehnsherrn des Vaters sein, oder im Rahmen von Kreuzzügen zb. in Spanien usw. und später auch als Söldner). Mit auftauchen der ersten Universitäten/Scholen kam auch ein Leben als Gelehrter in Frage. Aber das gehört schon ins Spätmittelalter. Dann wäre noch das Thema Frau und Erbschaft - aber ich glaube deiner Frage zu entnehmen, daß du dich nur für die männliche Erblinie interessierst... Das mal ganz ganz grob aus dem Gedächtnis. Erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit. Mehr dazu findet man u.a. im Sachsenspiegel und den verwandten codices. Vor dem Sachsenspiegel gibt es noch eine andere Kodifikation - aber der Name ist mir entfallen. Werd das mal heut Abend nachschlagen. Gruß Edit: mit Erbe ist das Eigentum der Familie gemeint. Bei Ländereien beachte die Regelung des Lehnswesens.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es war tatsächlich so, daß der Erstgeborene die Burg und die Ländereien erbte. Das war aber auch bei den freien Bauern so, daß auch hier der älteste Sohn den Hof erbte. Nach dem Tod des Vaters war es den nachfolgenden Söhnen, so belegen es jedenfalls Aufzeichnungen, durchaus gestattet, noch einige Zeit auf dem väterlichen bzw. dann brüderlichen Gut oder Burg zu verweilen. Aber ein Dauerzustand war dies nicht. Dann hieß es Abschied nehmen und sich z.B. als Söldner durchzuschlagen. Ziel, zumindestens der ritterlich ausgebildeten Söhne war es aber sicher vordringlich einem Fürsten oder gar König dienen zu können, denn hier ergab sich die Chance bei entsprechenden Verdiensten ein eigenes Lehen zu erhalten. Was auch nicht ganz selten vorkam, war, daß aus Rittern fahrende Sänger wurden. Der bekannteste Ritter, der zwar Ministeriale war (also ein Beamter), aber über kein eigenes Lehen verfügte und so sein Glück als fahrender Ritter und Sänger suchte und wohl auch fand, war Walther von der Vogelweide. Ritter, die mehrere Söhne hatten, schickten diese oftmals auch, sofern es sich um die später geborenen handelte, gleich in Kloster, damit Sie dort als Mönch oder je nach Stand vielleicht auch Abt werden konnte. Es gab, sieht man von den Ordensrittern ab, sicher weniger, die vom Ritter zum Mönch umsattelten. War es doch einfacher, mit den bereits erlernten Kriegskünsten in diesen Zeiten zu etwas Geld zu kommen. Als Mönch musste man z.B. erst einmal Lesen und Schreiben lernen, was viele Ritter nicht konnten. Insgesamt betrachtet erwartete die Söhne eines armen Ritters (und von denen gab es genug), die nicht das Glück hatten, der Erstgeborene zu sein, ein eher hartes Los. Aber auch der erbende Sohn, dessen Erbe in solchem Fall aus einer zugigen und nicht gerade komfortablen Burg (sofern es überhaupt mehr als ein Wohnturm mit hölzener Palisade bzw. Motte war) bestand, war nicht unbedingt als Glückspliz zu bezeichnen.
 
Die Umwandlung vom "Zu gleichen Teilen" Erbrechts zum "Ältester Sohn" Erbrechts war nötig geworden da das ganze System langsam viel zu kompliziert wurde. Die Ländereien würden immer kleiner gestückelt, und auch halbe, oder drittel Bauersleut können schlecht vererbt werden. Hinzu kam noch der Fall des Todes eines Erben. An wen fiel das Erbe zurück? Alles musste neu zerstückelt werden. Beim alleiniger Erbe System war das alles viel einfacher. Aber es kam schon auch oft vor dass der Zweitgeborene dem Ersten eine übergebraten hat, um an dessen Erbe zu kommen.
 
Dabei noch eine Besonderheit des Adels: in reformatorischer Zeit wurden die Söhne des Adels sogar verschiedenkonfessionell getauft um die Aufteilung "Hauperbe", Kirche und Soldat aufrechtzuerhalten. Beispiel der Graf Heinrich von Waldeck, sein Bruder Franz der Bischoff von Münster, Erbland evangelisch, Bischoff katholisch...das nur am Rande, welche tricks es gerade beim kleinen und Kleinstadel gab, um wenigstens allen ein Auskommen zu besorgen. kleine Randbemerkung :) der Waldhamster
 

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