Auf der Suche nach dem nördlichsten -ing ( im heutigen Bayern )

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Sigurdur

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Oberfranken
Wie wir wissen enden viele slawische Ortsgründungen mit -itz am Ende. Selbitz, Köditz, Zedwitz, Marktredwitz, ... Dies zieht sich vom östlichen Nordbayern nach Süden über die Oberpfalz entlang am Bömischen Wald. Die Endung -heim ist wiederum typisch für fränkische / karolingische Gründungen. Unsere Thüringer liebten das -leben. Andere deuten, das Grundwort "-leben" trat ursprünglich als "-leve" auf und läßt sich mit "das Erbe, die Hinterlassenschaft" übersetzen. Dann haben wir in Hochfranken unendlich viele -grün ; welches Rodungen zugeschrieben wird. Die Bajuwaren haben sich bei der Landnahme eher auf das -ing verlassen. Wie Greding, Kinding, Straubing, Dingolfing, ... Das schöne Städtchen Kötzting ( Landkreis Cham ) liegt für das bajuwarischen -ing schon relativ nördlich ; natürlich verwischen die Siedlungsgrenzen. Noch nördlicher liegt noch Schirnding. Wer kennt weitere nördlichere -ing in Bayern, wo liegen die groben Siedlungsgrenzen. Kennt wer ein -leben in Nordbayern ? Weiterführend frage ich mich, wie hat man erkannt, das es dieses Dorf bzw. dessen Namen schon gab bzw. gibt. Natürlich 25 Falkenstein usw. mal außer acht gelassen. Die Ortsnamen haben ein gewisses Einmaliges. In einer Zeit ohne Internet, ggf. vor Kirchenbüchern und wenigfaltiger Kommunikationsmöglichkeiten irgendwie erstaunlich, wie wenig sich die Namen gleichen. Woher wußten die Gredinger von Straubing oder kannte man in Fröttmaning schon Feldafing ? Legten die Bewohner die Namen fest, bzw. überlegten sich einen, den es hoffentlich noch nicht gab ? Haben die Nachbarn oder Landesherren die Namen bestimmt ? Wie einigten sich die Bewohner auf einen Namen ? Unser Dorf soll Hubertsgrün heißen, weil der Hubert so viele Bäume gefällt hat ; nein lieber Siegfriedsleben, weil der uns doch den Wald überlassen hat. Oh nein, da kommen einige Slawen über den Böhmerwald , die wollen das wir uns nun Walditz nennen. Ein interessantes Thema, finde ich ... ;)
 
Interessantes Thema. Nicht nur die unterschiedlichsten Siedlungsräume bzw. deren räumliche Ausbreitung der verschiedenen Stämme sind interessant, sondern auch die Orts-/ Siedlungsnamen im Wandel der Zeit. Mein Geburtsort in Hessen wurde erstmals im Jahr 780 n. Chr. in einer Urkunde des Klosters Lorsch als Gauuirada oder Gauuirida erwähnt. 1000 n.Chr. hatte sich der Name in einer Urkunde des Kloster Fulda schon in Gewiridi geandelt. Aus welchen Sprachen stammt das, welche Sprachen wurden überhaupt gesprochen und was ist heute davon noch verständlich, wer hat damals in dieser Region gelebt? Waren das Chatten, Franken oder Mattiaker? Leider ist nicht mehr viel feststellbar, da das (vermutete) ursprüngliche Siedlungsgebiet mehrfach stark überbaut wurde. Zudem sind gerade in den kleineren Orten nur sehr wenige Enthusiasten die sich die immense Arbeit machen die Vergangenheit zu erforschen.
 
Die Endung -heim ist wiederum typisch für fränkische / karolingische Gründungen.
Davon geht man eigentlich weg, bzw. ist schon weggegangen, dafür ist die "Franken-Lobby" zu schwach. :) Es wird auch den Alamannen zugeschrieben. Sonst würden ja im bajuwarischen "Musterreihengräberfeld" von Aschheim-Bajuwarenring oder in den alemannischen "Vorzeigegräberfeldern" von Lauchheim-Wasserfurche und Schretzheim Franken liegen, das geht doch nicht........ :) Wobei der Ango aus Lauchheim schon schön ist :)
Kennt wer ein -leben in Nordbayern ?
Was verstehst Du unter Nordbayern? Zählt da Schweinfurt für dich mit dazu? Wenn ja, findest du mit Zeusleben ein bekanntes fränkisch-thüringischen Gräberfeld mit schöner Pferdebestattung vor. Obwohl, ich nenne es sicherheitshalber mal merowingerzeitliche Gräberfeld :) (Skelett liegt im Mainfränkischen in WÜ, Ausstellung ist im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim) In einen Buch gibt es auf jeden Fall eine Karte, in der auf diese Frage eingegangen wird. Wenn dich der mainfränkische Raum ebenfalls interessiert, suche ich mal danach.
 
Waren das Chatten, Franken oder Mattiaker?
Gibt Historiker und Archäologen für die ist das eins....... Zumindest ist ein Krieg der Franken gegen die Chatten nicht bekannt. Gegen den Rest aber schon. Das Problem ist, du wirst das nicht mehr trennen können, zumindest der Nachweis ist fast unmöglich. Es gibt auch Meinungen, dass viele Externe dort angesiedelt wurden, z.B. von der Insel zurückkommende Sachen/Franken/Angeln.......
 
In einen Buch gibt es auf jeden Fall eine Karte, in der auf diese Frage eingegangen wird. Wenn dich der mainfränkische Raum ebenfalls interessiert, suche ich mal danach.
Ich habe jetzt eine Karte gefunden: http://www.historisches-franken.de/herkunft/unterfrankenkarte.jpg Die Dreiecke sind -leben Orte. Von rechts nach links wären dies: - Güntersleben (bei WÜ) - Ettleben (Werneck) - Zeuzleben (Werneck) - Eßleben (Werneck) - Unsleben - Alsleben - Dingsleben (5Km NW Hildburhausen), also am Nächsten zu Hochfranken gelegen, zumindest auf dieser Karte. :) In irgend einen Fachbuch bei mir gibt es aber noch eine bessere Karte, nur wo im Schrank ......
 
Wenn zu -ing auch -ingen-Orte gehören: Stadtlauringen im Landkreis Schweinfurt, Hellingen im Landkreis Haßberge und Hellingen im Landkreis Hildburghausen. Andererseits: Dann müsste man auch Solingen dazu zählen...
 
Sind die Endungen der Orstnamen überhaupt aussagekräftig? Wie am Beispiel meines Geburtsortes zu sehen wechselten die Namen über die Jahrhunderte öfters, sei es durch unterschiedliche Schreibweisen, andere Dialekte oder einfach nur Kopierfehler auf den damaligen Urkunden. So richtig lesen und schreiben konnten selbst die damaligen Schriftgelehrten nicht unbedingt. selbst bei meinem Wohnort gibt es Unterschiede. Die einen Forscher leiten den Namen von einem Thing her, andere von einem Eigenamen der Nachkommen eines dort siedelnden Sippe. Ist halt eher Interpretation wenn ein Gebiet schon in vorchristlicher Zeit besiedelt war und erste schriftliche Unterlagen erst in den Jahren 800- 900 herum belegbar sind. Aus dem Grund halte ich es als Laie für bedingt zutreffend an den heutigen Namensendungen eine Besiedlung durch verschiedenste Stämme festzumachen.
 
Ortsnamen kommen mir als Oberfranken keine in den Sinn, die in Nordbayern liegen. Entweder sind die in Thüringen oder ganz tief unten in Bayern. Nachnamen helfen dir nicht? Ich habe selbst einen "-ing"-Nachnamen. Der kommt aber wohl aus Österreich, was ich so gehört habe.
 
Zu Bayern weiß ich nichts aber hier in Niedersachen gibt es die -ing(en) Orte zuhauf. Je jünger ein Ort desto einfacher ist natürlich die Namensgebung nachzuvollziehen, z.B. die -hagen Orte, die im HM gregelt gegründet wurden. Alte Siedlungsplätze dagegen machen oft Namenswandlungen durch die auch mit Lautverschiebungen oder ausgestorbenen Sprachen (Varianten) zu tun haben. Z.B. mein Wohnort Celle erstmals erwähnt als Kellu später auch Zelle geschrieben. Klassische Heimatforscher sind, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, mit sehr viel Vorsicht zu lesen. In Fragen der Ortsnamen solltest Du daher eher auf die Namensforscher zurückgreifen.
 
Danke schon mal für die vielen Beiträge ; mal sehen, was sich noch so ergibt !
 
Die Endung -heim ist wiederum typisch für fränkische / karolingische Gründungen.
Davon geht man eigentlich weg, bzw. ist schon weggegangen, dafür ist die "Franken-Lobby" zu schwach. :) Es wird auch den Alamannen zugeschrieben. Sonst würden ja im bajuwarischen "Musterreihengräberfeld" von Aschheim-Bajuwarenring oder in den alemannischen "Vorzeigegräberfeldern" von Lauchheim-Wasserfurche und Schretzheim Franken liegen, das geht doch nicht........ :) Wobei der Ango aus Lauchheim schon schön ist :)
Kennt wer ein -leben in Nordbayern ?
Was verstehst Du unter Nordbayern?Zählt da Schweinfurt für dich mit dazu? Wenn ja, findest du mit Zeusleben ein bekanntes fränkisch-thüringischen Gräberfeld mit schöner Pferdebestattung vor. Obwohl, ich nenne es sicherheitshalber mal merowingerzeitliche Gräberfeld :)
Danke Dir persönlich für deine Mühe ; irgendwo hatte ich ebenfalls so eine Karte gesehen. Entweder online in den Links des Forchheimer Museums bzw. Landschaftsmuseum.de oder in den vielen Büchern hier. Mainfranken ist nicht schlecht ; toll wäre was zu den beiden Oberläufen. Also möglichst nahe " an mir dran ". grob die Ecke Kronach - Hof. Der Übersicht halber habe ich das obige Zitat etwas gekürzt. Muß selber noch mal sehen wo ich diese Karte hatte. Apropos Ango : " Frei nach Krokodil - Dundee : ... Das ist doch kein Ango --- Das ist ein Ango ! " Mein Ango
 
Danke Dir persönlich für deine Mühe ; irgendwo hatte ich ebenfalls so eine Karte gesehen. Entweder online in den Links des Forchheimer Museums bzw. Landschaftsmuseum.de oder in den vielen Büchern hier. Mainfranken ist nicht schlecht ; toll wäre was zu den beiden Oberläufen. Also möglichst nahe " an mir dran ". grob die Ecke Kronach - Hof.
Gerne, hatte heute eh Urlaub :) Aber wir haben wohl die gleichen "Probleme".... wo habe ich das nur gesehen und wie finde ich es wieder :) Ansonsten bleibt Dir wohl das Buch: Die -leben-Namen
Apropos Ango : " Frei nach Krokodil - Dundee : ... Das ist doch kein Ango --- Das ist ein Ango ! "
Den gleichen habe ich übrigens auch. Der ist aber aufgrund seiner "wuchtigen und breiten" Spitze eher nicht die Norm und nur zweimal (?) so in dieser Form nachgewiesen.. Der Lauchheimer hat die schöne Federtülle und ist im Orginal und als Replik ausgestellt.
 
Dein Thema hat mich angesprungen und ich habe etwas rumgesucht. Im Internet findet man "Das Portal für Namenforschung", ein Projekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz http://www.namenforschung.net/projekte/ Link =Quelle Oder auch ein Projekt der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. "Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe" Der Link dazu http://www.uni-goettingen.de/de/109193.html Link =Quelle Gesucht habe ich nach Namensforschung oder Onomastik. Leider war da nichts bairisches bei. Vielleicht helfen dir aber die Links und Litteraturangaben auf den Seiten weiter.
 
Danke Heinrich, Onomastik, ja so nennt man es. Die Links zieh ich mir heute Abend mal rein !
 
Bei meinen Recherchen zum Wohnort an dem ich ursprünglich meine Darstellung ansiedeln wollte, haben gezeigt, das der Ortsname Bachem in den Jahrhunderten sich immer wieder verändert hat. So wurde aus Bachheim, Bachum - hmm es waren noch andere Änderungen in den 1100Jahren seit der Ort zum ersten Mal erwähnt wird (die mir gerade nicht einfallen) der heutige Name Bachem. Evtl. lohnt es zu schauen welche Veränderungen die jeweiligen Ortsnamen durch lebt haben und ob vermerkt ist, wie der Name entstanden ist. Man kann sicherlich vieles vom Namen ableiten, aber man könnte auch ganz falsch liegen. Spannendes Thema.
 
Ich glaube ´mal gelesen zu haben: Aus der Zeit der merowingischen Landnahme stammen die typisch fränkischen Namen auf -heim, -feld, -bach, -dorf Aber ich weiß nicht mehr, wo ich das her habe. :( Spannendes Thema!
 
Ja wirklich, komme aber im Moment wenig zum lesen. Als Literatur dazu habe ich nun hier : Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Abels Sage Züchner Bay. Verlagsanstalt 1986 sowie Frühmittelalterlicher Landesausbau im östlichen Franken zwischen Steigerwald, Frankenwald und Oberpfälzer Wald Klaus Schwarz Verlag des RGZM Mainz 1984
 
In Österreich haben wir eigentlich nur in Salzburg (Bundesland) "echte" -ing Namen. Im Rest Österreichs gibt's zwar auch einige, aber die meisten entstanden erst im Hochmittelalter und hatten davor slawische Namen. Mein Geburtsort fällt da z.B. darunter. Die späte Änderung in -ing Namen ist auch deshalb sehr interessant, weil spätestens ab dem 8.jh ein deutlicher bajuwarischer Einfluss in den Gräbern zu finden ist.
 

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