Beinschienen 13.Jhd

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Milan_K

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Hallo zusammen, ich suche für meine Hospitaliter darstellung (1291)noch Beinschienen Mein Problem is jetzt nur, wie sahen die aus,ich kenne welche aus der Mac-Bibel. Würde mich nämlich interessieren ob die da auch schon anatomisch geformt waren wie in späteren Jahrhunderten. mfg Milan
 
Hallo Milan Die älteste Abbildung von Beinschienen im Abendland in der Mac-Bibel wird kontrovers diskutiert, weil im entsprechenden Bibeltext Beinschienen aus Erz erwähnt werden. Daraus liesse sich schliessen, dass es zur Entstehungszeit der Mac-Bibel in Europa noch gar keine Beinschienen bzw. noch nicht wieder gab, der Künstler jedoch den Bibeltext graphisch umsetzen wollte. Allerdings sehen die Beinschienen dort für mich sehr realistisch aus. Aber schau doch mal hier: http://www.liebaart.org/scheen_e.htm Dann gibt es noch eine skulptur eines Ritters hoch zu Ross mit Beinschienen von ca. 1270. Diese Beinschienen sind reich verziert. Wegen der Urhebergeschichte will ich mal kein Bild einfügen. Aber als Hospi kommt solcher weltlicher Schmuck eh nicht für Dich in Frage? Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Hallo Milan Mich persönlich täte der Mittelgrat stören, aber die Geschmäcker sind ja zum Glück unterschiedlich. Wenn Du Zugang zu einer Schlosserwerkstatt hast, sind die Beinschienen auch leicht selbst zu machen. Meine habe ich aus stabilerem 2mm Blech ausgesägt und in Form gebogen. Erst halbröhrenförmig, dann mit einem Hammer die Wade ein wenig ausgestellt und zum Schluss den Übergang zum Fuss und zum Knie leicht nach aussen bzw.vorne gebogen. Das aufwendigste fand ich die Beriemung. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Euch ist schon bewusst, dass auf der Seite Von Liebaart selber steht, dass er frühes 14. Jh. darstellt und er die Beinschienen so einfach gestalltet, weil sie 1302 extrem neue Rüstteile waren? Das heißt, für das 13. Jh. ist die Beweislast für solche Beinschoner - so leid es mir für alle Kämpfer, mir inklusive, tut - nicht nur dünn, das Eis ist quasi schon geschmolzen...
 
Wie verlässlich ist denn "Meyers Großes Konversations -Lexikon"? Ich wage mich daran zu erinnern, habe nur mal im Rahmen meiner bescheidenden Schulbildung ein paar Auszüge gesehen, dort einen Fußkämpfer aus dem frühen Mittelalter gesehen zu haben mit Beinschienen. Aber wie gesagt, ist eine Frage wie verlässlich die Quelle ist.
 
http://manuscriptminiatures.com/4454/10079/ Man beachte den rechten Gekrönten. Der hat irgendwas vors Bein geschnallt. Erinnert mich auch an den Westminster Knight. Allerdings beides England zwischen 1240 und 1250. Bei zweiterem stark beschlagen und noch über dem Kettenbeinling getragen. Ich werd mir sowas für Vollkontakt zulegen auch wenn ich 1228 bin. Da überwiegt einfach der Sicherheitsgedanke das A. Und wenns doch "A" sein soll, wie wärs statt Kettenbeinlingen gleich mit Schuppe? Sowas sieht man häufiger auf Bildern, Ganzkörper inclusive Beinlingen, nur Torso, nur Diechlinge, nur ein Rock um die Hüfte... Da gibts alles. Wenn dir der Gedanke gefällt, such bei www.manuscriptminiatures.com doch einfach mal tags => scale.
 
Das, was sich der rechte Gekrönte vor's Bein geschnallt hat, sieht für mich eindeutig nach frühen Eisenhosen aus Ringgeflecht aus. Sie umschlossen das Bein noch nicht, sondern wurden hinten geschnürt. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
@ Amici: Wie gesagt, Schienbeinpanzer gibts ja schon in der Mac-Bibel, und meine Darstellung ist ja um 1291, also würde schon passen.......außerdem der kurze Zeitrahmen von 11 Jahren stört mich jetzt weniger^^
 
Ringelpanzer würde ich bei dem Bild eigentlich komplett ausschließen. Wir haben auf dem Bild einige Ringelpanzer, besagte Person trägt sogar selber einen. Die Person ist dem Zeichner so wichtig, dass sie eine Krone trägt, wieso ausgerechnet bei ihm die Texturierung vergessen? Außerdem ist die Person direkt im Vordergrund zu sehen. Außerdem habe ich noch keine Kettenbeinlinge gesehen, die nur das Schienbein bedecken. Sind die nicht ziemlich schwer und rutschen? OK, nehmen wir den Reiter ganz links als Beispiel für einen Gambeson. Auf englischen Abbildungen zu der Zeit sehen die tatsächlich aus wie sehr steife Kapuzensweatshirts. die grüne Hose könnten also auch Diechlinge sein. Das erklärt aber noch nicht die fehlende Textur. Dafür erinnert mich dieses Rüstteil aber stark an den Westminster Knight, den ich jetzt auch ausgegraben habe: http://manuscriptminiatures.com/4150/8415/ Und das sieht sehr nach den Lederbeinschienen aus, die man auf dem Mittelaltermarkt für den Kauf von 100 Flaschen Met gratis dazu bekommt.
 
Also bei dem Kerl mit Krone seh ich außer Diechlingen mal gar nix an Beinpanzerung. Nur den normalen Umriss der Wade (und die Riemen die zum Steigbügel runter gehen) Die zweite Abbildung zeigt ziemlich eindeutig die hier schon erwähnten Kettenbeinlinge mit Schnürung hinter der Wade
 
Ahhh Moment, da sind zwei Typen mit Krone auf dem Bild. Bei dem forderen gebe ich Gerald recht. Auch geschnürte Kettenbeinlinge meiner Meinung nach
 
Und noch einer: Warum sieht die Textur der Kettenbeinlinge dann anders aus? Weil das Hemd "dicht fällt" während die Ringe im Beinling von der Schnürung auseinander gezogen werden
 
Und woher kommt dann die andere Farbe? Die Kettenbeinlinge des Westminster Knight sind rot, während das Ding an der Wade blau ist. Mehr Beweise dass das ein separates Rüstteil ist kanns doch garnicht geben...
 
Wie gesagt war die frühe Form der Îsenhosen hinten geschnürt, was in vielen Abbildungen von den unterschiedlichen Malern mit dieser welligen Kante dargestellt wird. Sie bedeckten mehr als nur das Schienbein, waren aber halt noch nicht geschlossen. Der mögliche - um nicht zu sagen: Der wahrscheinliche - Grund ist der, dass Ringgeflecht sehr teuer war. Es gibt z.B. eine Statue von Roland, wo er nur einen eisernen Beinling an dem gefährdeteren Bein trägt. Bei Abbildungen ist ein gerüttelt Mass von Vorsicht angebracht. Das damalige Zielpublikum wusste die Abbildungen zu deuten und das war vermutlich das Ziel des Malers. Fehlende oder falsch dargestellte Details taten diesem Ziel keinen Abbruch. Umso wichtiger ist es, mehrere Abbildungen zu vergleichen und sie im Kontext mit dem Text bzw. Handlung zu verstehen. Wir könnten stundenlang über ein einziges Bild disputieren, ohne wirklich schlauer zu werden. Warum, z.B. trägt der linke Gekrönte nur ein Halbarmhauberk, während der Typ direkt hinter ihm, also offensichtlich ein Gefolgsmann, einen Langarmhauberk trägt? Müsste es nicht anders herum sein? Der andere Kämpfer hält die rechte Hand wie bei einem Lanzenangriff, nur dass die Lanze fehlt. Ich wünschte wirklich, wir könnten den Malerfragen, was er sich dabei gedacht hat. Vor diesem Hintergrund trägt der kniende Ritter für mich unter Anderem ebenfalls frühe, hinten geschnürte Îsenhosen und keine Beinschienen. Da sie ja tatsächlich separate Rüstungsteile sind, darf der Maler dies von mir aus graphisch darstellen. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen P.S.: Neben der kritischen Auswertung von Texten, Abbildungen und auch Funden halte ich das Experimentieren für wichtig - und interessant. Wenn Du eine These überprüfen willst, beispielsweise, ob Schuppenbeinlinge in der Praxis taugen, mach welche und erprobe sie unter DAMALS realen Einsatzbedingungen. Was aber im positiven Fall noch lange kein Beweis ist, dass es sie zu dieser oder jener Zeit wirklich gab, sondern lediglich die Möglichkeit unterstützt. P.P.S: Wegen dem Gewicht: Meine (hinten geschlossenen) eisernen Beinlinge sind ziemlich schwer, jeder bringt 4.5 kg auf die Waage, zusammen also 9 kg. Das Gewicht wird von einem separaten Ledergürtel auf die Hüften übertragen. Sie wie die Stoffbeinlinge an der Bruche fest zu binden, ist mir zu riskant. Ein Teil des Gewichts wird durch Knieriemen auf den Unterschenkel geleitet und entlastet damit den Gürtel und die Hüfte. Gleichzeitig ermöglicht der Knieriemen, dass das Ringgeflecht nicht völlig nach unten sackt und lose um den Knöchel herum hängt, sondern auch genügend loses Material um das Knie herum liegt. Sonst würde das Ringgeflecht spannen und das Beugen des Knies erheblich behindern.
 

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