Belegsammlung: Tierfelle als Kleidung zur Wikingerzeit

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G

Gearran

Guest
Immer wieder höre und lese ich, dass grundsätzlich gesagt wird "Felle als Kleidung sind ein NoGo!", "Felle als Kleidung sind nicht belegt weil nicht gefunden." usw. Diese Aussagen sind immer sehr allgemein gehalten und oft sowohl für Felle als auch für (die heutigen genannten) Pelze verwendet. Selbst zum füttern darf man keine Felle verwenden. Man trug eben nur Wolle und Leinen. Basta! Ich würde hier gerne Belege zum Thema Tierfelle als Kleidung zur Wikingerzeit sammeln. Dies gilt sowohl für Wikinger als auch für andere zu dieser Zeit lebenden Menschen. Mit Tierfellen meine ich jegliche Felle und Pelze. In Büchern wird oft allgemein von "Fellen" gesprochen. Jeder ist hierzu eingeladen, sich die vorhandenen Bücher mal vorzunehmen und durchzuarbeiten. Ich habe bislang leider nur eines das etwas ergiebig zu diesem Thema war. Aber wenn jeder nur eines hat dann kann unsere Sammlung groß werden ;) Die Zitate aus Büchern bitte mit Nennung des Namens des Buches, Autors, etc.. Bei Onlineveröffentlichungen bitte ebenfalls den Namen und am besten auch den link mit angeben. Vorher damits kein Geschrei gibt - Ich möchte hier keinen Aufruf starten das sich nun jemand komplett nur mit Tierfellen kleidet. Mir gehts nur drum Quellen aufzuzeigen die besagen, dass Felle durchaus genutzt wurden und möchte damit gegen die pauschalen gesetzten Aussagen "KEINE FELLE" vorgehen. Also: (ich hebe die entsprechenden Aussagen mal farbig hervor) Die Seefahrer Die Wikinger - Robert Wernick S.22 Kapitel 1 „Herr, errette uns vor der Raserei der Nordmänner“ Wo auch immer die Wikinger auftauchten, überall erregten sie zwangsläufig bei Freund und Feind intensives und anhaltendes Interesse. Mittelalterliche Berichte aus Europa und Kleinasien enthalten zahlreiche Beschreibungen dieser hünenhaften, zottigen Männer. […] Adam von Bremen fiel auf, dass sie „die Felle von wilden Tieren als Bekleidung verwenden und sich gegenseitig mehr durch Zähneknirschen als mit Worten verständigten“ […] Seite 27 Kapitel 1 „Herr, errette uns vor der Raserei der Nordmänner“ […] Solche Grausamkeit entsprang nicht bloß der Phantasie jener Männer, die die Sagas niederschrieben. Sie kam nur allzu häufig vor. Das gleiche gilt für eine andere Verhaltensweise, die ebenfalls charakteristisch für die Wikinger angesehen wurde; das seltsame, wilde Gebaren, mit dem manche von ihnen in die Schlacht stürmten. […] Ohne Rücksicht auf Schmerz oder Gefahr stürmten sie – manchmal sogar ohne schützende Rüstung – auf ihren Feind zu. Ein Krieger, der sich so aufführte, wurde berserkr genannt; dieses altnordische Wort wurde verschiedentlich als „Barhäuter“, d.h. jemand ohne Hemd, oder als „Bärenfell“ gedeutet, was ein Verweis auf die Tierfelle sein könnte, die manche von diesen Männern vielleicht getragen haben. […] Seite 103 Kapitel 4 „Die belebende Kraft des Handels“ […] Zu den begehrtesten Artikel zählten Rentiergeweihe. […]Die Lappen, die den Herden auf ihren Zügen folgten und einige Tiere domestizierten, verdankten den Rentieren Milch und Fleisch sowie Felle für ihre Bekleidung. […] Aber von allen Naturprodukten, die von wikingischen Kaufleuten exportiert wurden, waren Felle der lukrativste Handelsartikel. […] Der Adel, die hohen Geistlichen und die reichen Kaufleute Europas konnten nicht genug bekommen von den nordischen Tierfellen, mit denen sich Macht und Reichtum so prunkvoll zur Schau stellen ließen. Als Sprachrohr offizieller christlicher Moral verurteilte Adam von Bremen mit donnernder Stimme diese Mode: „Seltsame Pelze, deren Geruch unsere Welt mit tödlichen Gift des Stolzes verseucht hat. Es ist eine Schande, dass wir uns ebenso nach einem Gewand aus Marderfell sehen wie nach der ewigen Seeligkeit.“ Doch seine Worte waren in den Wind gesprochen. Der Pelzhunger in Europa war unstillbar, […] Im Austausch gegen diese wertvollen Naturgüter suchten die Nordmänner sich ebenso luxuriöse Ware aus, […]. Abgesehen von Werkzeugen, die sie selbst nicht herstellten – wie beispielsweise Mühlsteine – hatten sie nur wenig Interesse an der Einfuhr von Alltagswaren, denn „sie sind in der Lage, von den Vieh zu leben, indem sie sich von der Milch nährten und Felle und Wolle für ihre Kleidung verwendeten“, so berichtet Adam von Bremen. […] Seite 110 Kapitel 4 „Die belebende Kraft des Handels“ Obwohl der angelsächsische König einen Großteil seines Lebens damit verbracht hatte, gegen Wikinger, die sein Land erobern wollten, Krieg zu führen, unterhielt er doch zu den friedlichen Kaufleuten freundschaftliche Beziehungen. Auf Alfred müssen Ottars Erzählungen von seinem Leben und seinen Abenteuern großen Eindruck gemacht haben, denn er ließ sie von seinem Hofschreiber aufzeichnen und später in einer von ihm überarbeiteten Weltgeschichte veröffentlichen. Eine von Ottars wichtigsten Einnahmequellen war der Tribut, den ihm die Angehörigen lappländischer Stämme in Form von wertvollen Handelsgütern zu zahlen hatten. […] „Jeder zahlt, wie es seinem Rang entspricht“, überlieferte Alfred. „Der Ranghöchste muß fünfzehn Marderfelle, fünf Rentierfelle und ein Bärenfell, zehn Maß Federn, einen Rock aus Bären- oder Otterfell und zwei Schiffstaue entrichten; beide müssen 60 Ellen lang sein, das eine aus Walfischhaut, das andere aus Seehundfell.“ Felle waren natürlich auf der Ladeliste eines jeden Wikingers der wichtigste Artikel. Bei den Federn handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Eiderdaunen. […] Die seltsamen Nistgewohnheiten dieses Vogels wurden sowohl von den von den Nordmännern als auch von den Lappen voll ausgenutzt. […] In ganz Europa wurden die weichen, leichten und elastischen Daunen als Kissen oder Steppdecken zu Höchstpreisen gehandelt. […] Seite 149 Kapitel 6 „Entdecker einer neuen Welt“ Modebewusste Grönlandsiedler Obwohl die Siedler in Grönland ein einfaches Pionierleben mit allen Entbehrungen führen mussten, hatten sie doch das Bestreben, die neueste Mode aus dem mittelalterlichen Europa mitzumachen. […] In ihrem Modestil richteten sich die Siedler nach der Kleidung der Kaufleute, die zu ihnen kamen, oder nach dem, was sie auf ihren eigenen Handelsreisen gesehen hatten. Offenbar ließen sie sich auch aus der alten Heimat die neuesten Modelle schicken. So sandte im Jahre 1308 der Bischof von Bergen seinem Kollegen Bischof Thord von Gardar in Grönland einen Mantel, einen Überrock und eine mit schwarzem Fell gefütterte hellblaue Kapuze sowie einen Talar in derselben Farbe. So modebewusst waren manche Grönlandsiedler, dass sie Kapuzen mit einem Liripipium, einem hinten lang herabhängenden Band, trugen. Obwohl das Liripipium ursprünglich für die Aufbewahrung von Wertgegenständen oder zum Festbinden der Kapuze am Hals bestimmt war, gab es damals Dandys, die aus purer Eitelkeit Kapuzen mit bis zum Boden reichenden Bändern trugen. Das Leben der Wikinger Händler, Krieger und Entdecker - James Graham-Campbell Seite 119 Kapitel „Kleidung und Schmuck“ Der Wikingermann […] Die Männer trugen auch Pelze, Häute und grobe Wollumhänge. Um solch schwere Materialien zu befestigen, benötigten sie starke Spangen oder Nadeln, wenn sie die Kleidung nicht einfach mit starken Riemen festbanden. […] ------------------------------------------------------------ Jetzt seit ihr dran! :D
 
Ich möchte hier nur eine Warnung schreiben: Bedenkt bitte alle : Vorsicht mit Zitaten aus Allgemeinliteratur, das ist immer aus 2., 3. 4. Hand, verallgemeinert und oft ungenau. Als Beleg gilt eh immer nur die Primärquelle, wie z.B. Fundberichte, wissenschaftliche Publikationen u. ä.. Und auch hier darf man die Quellenkritik nicht vergessen, denn es kommt immer auf den jeweiligen Stand der Wissenschaft an. Hergils
 
Von Fellen als Kleidung habe ich bisher auch nichts gelesen...eher als Besatz. Aus BIRKA II:2 Systematische Analysen der Gräberfunde Ed. Greta Arwidsson Pelz gab es in mehreren Gräbern..., gelegentlich in Zusammenhängen, die erkennen lassen, dass es sich um Verbrämung oder Schmuckbesatz an einem Gewand handelt. In anderen Fällen scheint der Pelz zur Grabausstattung zu gehören. Der Pelz stammt gewöhnlich vom Eichhörnchen (Grauwerk), Marder, Biber, sowie vom Schaf. Ähnliche Funde gibt esu.a. in Dänemark (Hvilehøj, Randers), aus denen eindeutig hervorgeht, dass es sich um die Verbrämung eines Gewands handelt....
 
Hab jetz gerad nich viel Zeit aber da es auch um Nichtwikis in der Zeit geht mal folgender Gedankenanstoss. Es gibt eine Erzählung über Karl den Großen, welcher bei einer Jagd eine Fellweste trug und so geschützt gegen peitschende Äste war im Gegensatz zu den Gecken seines Hofstabes, welche sich die Tücher zerrrissen. Desweiteren wird an verschiedenen Stellen erwähnt, das Karl Fellkleidungsstücke wie der einfache Franke trug. Quellen sind gerad nich zur Hand aber ich weiß es an sich sehr sicher (zumindest die Jagdgeschichte) da ich in Aachen wohne und auch schon hier, na ja 19 km entfernt, aufgewachsen bin. Da ist die Bindung zu Karl sehr groß vor allem auch was den Sachkundeunterricht in der Grundschule angeht und später auf weiterführenden Schulen (evtl. auch weil ich auf dem Carolus Magnus Gymnasium war ). Hoffe das hilft weiter... Frage an mich: Warum stell ich nen Wiki und keinen Franken dar wenn ich auf den Quellenbelegen in Aachen hocke. Antwort an mich: Weil man immer das will was man nicht hat. ;)
 
@ Solva Das heißt also, dass Verzierungen, Verschönerungen und das Ausschmücken der Kleidung mit Fellen belegt ist, bzw. dass es dafür Funde gibt? LG Dani
 
Prima, dann kann ich mir ja doch einen Schafsfellkragen für meinen Rechteckmantel machen... LG Dani
 
Trinitatis, zum verbrähmen würde ich eher Eichhörnchen/Fee oder Marder nehmen.
 
Mal ein paar ganz spontane BELEGE: Die Isbornik Swjatoslaw Jaroslawitsch aus dem Jahre 1073 zeigt den Knjaz im Kreise seiner Familie. Die getragenen Halbkugel-, bzw. Konusmützen zeigen etwas das als Pelz interpretiert werden kann. Ein Fresko in der Nowgoroder Erlöserkirche aus dem Jahre 1199 zeigt Jaroslaw Mudryj mit offensichtlich pelzverbrämter Halbkugelmütze Funde unter anderem aus der Nowgoroder Region bezeugen, dass die russischen Lapti, also die Bastschuhe, zum Teil mit Ziegen- oder Schafsfell ausgelegt waren. Eine Ikone von 1355 aus Nowgorod zeigt Boris und Gleb mit pelzverbrämten Halbkugelmützen Ansonsten wurden Pelze im FrüMi sehr gerne als Zahlungsmittel verwendet.
 
Wo ligt denn der genaue Unterschied zwischen Pelz und Fell? Ich hab von meiner verstorbenen Tante noch einen alten Schafspelz Mantel rum fahren, und nach dem ich den Post gelesen habe, kam mir die Idee daraus könnte ich für nen Mantel eben nen Kragen, bzw, ein zusätzliches "Tuch" für die Schultern machen. Was kann man denn sonnst mit so nem Pelz machen, außer drauf schlafen? Dann das gestaltet sich bei so nem Mantel etwas schwierig, zudem ist der Pelz noch kurz geschoren. LG Dani
 
Der Unterschied liegt bei der Anzahl der Haare pro Quadratzentimeter: Bis zu 400 Haare: Fell mehr als 400 Haare: Pelz. Viel Spaß beim Zählen!
 
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Und ich dachte immer, der Hauptunterschied ist, dass ein Fell die Haut mit Haaren ist und Pelz etwas Zugeschnittenes und Verarbeitetes, wie z.B. bei Tante Wiki erklärt. Und dann zitiere ich auch hier nochmal Frau Mechthild Müller aus "Die Kleidung nach Quellen des frühen Mittelalters" (man bedenke, es geht um Mönchskleidung): Seite 126:
pellicea Pelzgewand Unter Berücksichtigung vieler Argumente, die gegen den Nutzen des Frierens erhoben wurden, ist festzustellen, daß die bis zu den Knöcheln reichenden Pelzgewänder Kälteschutz für die Mönche waren. Nicht alle Pelzarten waren dabei von der Obrigkeit gern gesehen. Eine Vorschrift aus den Consuetudines S. Vitonis Virdunensis monasterii aus dem 10. Jahrhundert listet die Pelze auf, die erlaubt waren: "Freilich durch die Pelze dieser wilden Tiere kann der Mönch angezogen werden: Pelze von Böcken, Schafen, Lämmern, Hasen, Eichhörnchen, Iltis und für die Kapuzen Füchse".
 
Hier noch ne Quelle zu Karl: K. der Große war von Ansehen ein großer und starker Mann; es hat sich noch eine eiserne Lanze erhalten, welche genau seine Länge haben soll; dieselbe mißt 6 F. 3 Zoll rheinl. Sein Angesicht war in der Regel heiter, seine Augen waren groß und lebhaft, seine Nase groß. Dabei hatte er eine überaus würdevolle Körperhaltung, festen Gang und war im Reiten, Jagen, Schwimmen so geschickt, daß es ihm Wenige gleichthaten. Er war sehr mäßig im Essen und Trinken, erfreute sich bis in die letzten Jahre seines Lebens einer festen Gesundheit und mochte die Ärzte nicht leiden. Ausländische Sitten und Kleider waren ihm zuwider. Auf dem Leibe trug er ein leinenes Hemde und darüber einen mit seidener Borte eingefaßten Rock, lange Beinkleider und Schnürschuhe. Im Winter trug er über Brust und Schultern eine Weste von Otterfellen. Ein Mantel vollendete seine Bekleidung. Der gelehrte Eginhardt (s.d.), ein Schwiegersohn des Kaisers, hat die Geschichte desselben geschrieben, und in neuerer Zeit ist diese von Dippoldt (»Leben Kaiser Karl's des Großen«, Tüb. 1821) bearbeitet worden. Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 551-553.
 
Original von Mikjal..... zum Verbrämen würde ich eher Eichhörnchen/Fee oder Marder nehmen.
Feen sind selten und meistens lieb, daher sollte man denen das Fell nicht abziehen! Vermutlich meinst Du Feh (das graue Fell des russischen Eichhörnchens = WIKIPEDIA). Freundliche Grüße Jean
 
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