Benediktinerbekleidung 13.Jahrhundert

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der Söldner

Guest
Hallo Gemeinde, ich bin auf der Suche nach Infos und Schnittmustern für eine Benediktinerbekleidung Anfang 13. Jahrhundert. Also Habbit, eventl. Kukulle (gab's das Damals schon? ) und Schuhwerk. Würde ein Untergewand aus ungebleichtem Leinen passend sein? Welches Schuhwerk trugen die Brüder? Ich würde mich über zahlreiche Infos freuen.
 
Was ich auf die schnelle dazu beitragen kann ist: Benediktiner ist ein Oberbegriff für alle Mönchsgemeinschaften (Kongregationen), die der Benediktinerregel folgen. Auch Cluniazenser, Hirsauer und Zisterzienser sind eigentlich (Reform-)Benediktiner. Die Benediktinerregel wurde 6. Jh. geschrieben und im 9. Jh. ergänzt und verbindlich festgeschrieben. Im 11. Jh. gab es sehr einflussreiche Reformgruppen und im 13. Jh. sind selbst die reformierten Benediktiner eher auf dem absteigenden Ast. "Habit" bezeichnet nach meiner Interpretation die Gesamtheit der Mönchskleidung. Entsprechend der Benediktinerregel (dt. , lat.) vor allem:
für jeden Mönch Kukulle und Tunika, die Kukulle im Winter wollig, im Sommer leicht oder abgetragen, für die Arbeit ein Überwurf (Skabulier) und als Fußbekleidung Socken und Schuhe. Über Farbe oder groben Stoff dieser Kleidungsstücke sollen sich die Mönche nicht beschweren; man nehme alles so, wie es sich in der Gegend, wo sie wohnen, findet, oder was man billiger kaufen kann. Der Abt sorge aber für das rechte Maß, dass die Kleider nicht zu kurz sind, sondern denen, die sie tragen, passen.
Wer auf Reisen geschickt wird, erhält Hosen aus der Kleiderkammer; nach der Rückkehr gibt er sie gewaschen wieder ab.
Um dieses Laster des Eigenbesitzes mit der Wurzel auszurotten, muss der Abt alles Notwendige geben: Kukulle, Tunika, Socken, Schuhe, Gürtel, Messer, Griffel, Nadel, Tuch, Schreibtafel; so kann sich keiner damit entschuldigen, es habe ihm etwas Notwendiges gefehlt.
Da die "Hosen" fürs Reisen im Lateinischen braccae genannt werden, werden sie im Hochmittelalter wohl als Bruche gedeutet worden sein. Tunika würde ich von der Form her mit Cotte/Kittel gleichsetzen und Kukulle sowie Skapulier (nicht immer klar zu trennen) können recht unterschiedlich gestaltet sein (Für Kukulle würde ich im 13. Jh. aber auf ein weites Gewand mit angenähter Kapuze - also keine extra Gugel achten). Die Socken (pedules) würde ich als kurze Beinlinge, die nur den Unterschenkel bedecken (wie bei Frauen) ansprechen. Schuhe dürften zeittypische geschlossen-einfache Wendeschuhe gewesen sein. Die Regel bleibt was Form und Material betrifft sehr vage, weshalb die eigentliche Ausführung sehr von den Gewohnheiten der jeweiligen Kongregation abhing. Die Oberbekleidung (also die Kukulle wird aber auf jeden Fall aus Wolle gewesen sein (im lat. Text steht villosam, was eher rau als wollig bedeutet). Benediktiner wurden recht verschieden abgebildet (Bsp.1 , Bsp.2 , Bsp.3 , Bsp. 4 , Bsp. 5 , Bsp. 6 ). Mit richtigen Schnittmustern kann ich nicht dienen. Ich hoffe das hilft dir etwas weiter. Es gibt viel zu wenige passable Mönche in der Szene.
 
Hierbei muß ich Heidensohn recht geben, auch wenn mein Habit nicht ganz A ist, aber dem recht nahe kommt obwohl es von L.C. ist und ich es nochmals etwas umgearbeitet hatte, so das ich als ehemaliger Benediktinerdarsteller zum Lazarusdarsteller umschwenken konnte.
 
Vielen Dank schon mal an alle ( und im besonderen an Heidensohn ). Mit diesen Infos kann ich schon eine Menge anfangen.
 
Wobei man bei den Benediktinerregeln sagen muss, dass in der Urregel des heiligen Benedicts am wichtigsten die spirituellen Leistungen sind. Das Habit und die körperlichen Bedürfnisse werden nur angerissen (Benedikt spricht vom richtigen Mass), was bei den späteren Reformgruppen zu ziemlichen Disputen geführt hat. Schaut mal unter Bernhard von Clairvaux (Zisterzienser) und Petrus Venerabilis (cluniazensisches benediktinertum). Man sollte auf jeden Fall in den Consuetudines der jeweiligen Orden schauen, dort sind die Regelungen aufgeführt. die das Für eine solche Darstellung ist vielleicht gerade das anfangende 12. Jhdt. sehr interessant, als die Dispute zwischen den Reformbenediktinern verschiedener Prägung und den Zisterziensern, bis hin zu den Karthäusern und Petrus Abaelard ziemlich hoch gingen. Super interessant btw ... Für ein cluniazensischen Benediktiner, die sicher noch die "klassischsten" sind, würde meines Erachtens nach gerad in Mitteleuropa die Frocke als Kleidungsstück dazu gehören. Bis denn Thorsten
 
Bevor du anfängst zu nähen oder zu kaufen Söldner, würde ich wie Thorsten angemerkt hat, auf jeden Fall überlegen, was du willst: Benediktiner ist nicht gleich Benediktiner. Zisterzienser oder Cluniazenser halte ich für das 13. für am passendsten. Die ersteren weiß, anpackend, predigend, die anderen schwarz, pompös ständig singend/betend, mit viel Grundbesitz. Oder könnte man dich vielleicht für einen Bettelorden (natürlich dann nicht benediktinisch) begeistern? Die wären so ab Mitte 13. fast überall anzutreffen. ;) In jedem Fall gilt aber: Die eigentliche Ordensregel (regula) ist immer nur der Kern des Mönchslebens (seit 1215 war es sogar offiziell verboten neue Regeln zu schaffen). Um die Regel herum gruppieren sich die "Ausführungsbestimmungen": Gewohnheiten (consuetudines) oder Konstitutionen (constitutiones), die bei den Bettelorden zentral festgelegt und geändert wurden, bei den älteren Orden aber jeweils nur für das eigene Kloster, oder eine Klöstergruppe galten. In den Gewohnheiten/Konstitutionen steht dann auch Näheres zur Kleidung, die änderten sich aber auch mit der Zeit und sind wesentlich schwerer in Übersetzung zu kriegen. Nur die Regel hilft einem so gut wie nie weiter.
 
Mir ging es jetzt hauptsächlich um die Bekleidung und nicht um die mönchischen Lebensweisen. Ich brauche bis zum Mai eine autentische Kleidung und da es mit meiner Recherche gerade arg hakt, bin ich auf die Benediktinerbekleidung gekommen, die ich ersatzweise erst mal hernehmen könnte um mein Handwerk zu zeigen und vorzuführen. Diese Arbeit wurde auch oft von Mönchen gemacht. ( Um was es sich dabei handelt, verrate ich erst wenn ich so weit bin )
 
Ich habe auch nicht die Lebensweise gemeint: Für eine fundierte Recherche zur Kleidung braucht man die Konstitutionen/Gewohnheiten. Ein über gromi hinausgehender Habit ist nicht einfacher zu machen als ein anderer Klamottensatz, ohne Lateinkenntnisse sogar schwerer. Und man hat Probleme wie Tonsur, Klosterbindung (eigentlich darf man nicht raus), Zölibat, Fleischverzicht usw. - Für eine Übergangslösung lohnt sich der Aufwand nicht, ich wollt's aber angemerkt haben. Wenn's also nicht so genau sein muss empfehle ich: Leinenleibhemd+Bruche (auch für andere Darstellungen wiederverwendbar), schwarzgraue/schwarzbraune knöchellange Wolltunika mit Seitengeren und mittelweiten Ärmeln, Skapulier mit angenähter Kapuze (keine Gugel!) aus dem selben Stoff, ein einfacher Ledergürtel (kein Strick!!!), kleines Holzkreuz zum Umhängen, einfache Wendeschuhe, evtl. knielange Beinlinge. Dann einfach sagen man wäre Konverse eines Benediktinerklosters (nicht zisterziensisch, sonst wäre alles naturweiß), also Laienbruder, der für handwerkliche Aufgaben zuständig ist - ergo: keine Tonsur und keine religiöse Verantwortung. Damit wärst du schon weit über dem Durchschnitt. Ich übernehme aber keine Verantwortung. :rauch01
 

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