Birka Pluderhosen - Ja wie denn nun? :)

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Scadian

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Hallo zusammen, ich arbeite derzeit an einer Zusammenstellung eines Birka-Kits. Nun sehe ich bei der Hose nicht mehr ganz durch. ^^ Haben wir Pluderhosen? Wo hören sie auf? Unterm Knie oder erst am Knöchel? Danke schonmal für hilfreiche Antworten :)
 
Birka an sich ist stark von östlichen Einflüssen geprägt. Die Standard-GroMi-Gürteltasche aus Birka-Funden ist vermutlich magyarischen Ursprungs, die Messerscheiden und einige Gürtel weisen orientalische Einflüsse auf, und die Pluderhosen waren bei den Rus total im Trend. Bei denen gab's die Länge von - bis ;-)
 
Birka an sich ist stark von östlichen Einflüssen geprägt. Die Standard-GroMi-Gürteltasche aus Birka-Funden ist vermutlich magyarischen Ursprungs, die Messerscheiden und einige Gürtel weisen orientalische Einflüsse auf, und die Pluderhosen waren bei den Rus total im Trend. Bei denen gab's die Länge von - bis ;-)
Also die klassische Pluderhose die unterm Knie eng abschließt würde passen?
 
Es wäre zumindest nicht völlig aus der Luft gegriffen ;-) Bei all diesen Handelszentren findet sich ein kultureller Mischmasch. Es lässt sich nur schwer festlegen, was wirklich typisch für die Region war, und was davon geprägt war von externen Einflüssen. Nehmen wir mal den Lamellengürtel aus Gotland. Ja, der wurde dort in einem Grab gefunden. Andererseits ist er so in dieser Art einmalig dort als Fund und sowas von regional untypisch. Aber er wurde nun mal dort in einem Grab aus dieser Zeit gefunden. Da muss dann jeder für sich entscheiden (und da gibt es auch kein echtes richtig oder falsch), ob er mit so einem Gürtel als echter Gotland-Wiki rum läuft oder nicht. Da es weder einen Beweis dafür oder dagegen gibt, sollten wir beide Varianten akzeptieren. Ähnlich bei den Schuhen. Alleine in Haithabu gibt es mehr als 130 gefundene und verschiedene Modelle. Klar gibt es dabei statistische Häufungen, aber jedes Modell ist für eine dortige Darstellung gleichermaßen legitim. Gleiches gilt dann auch für die Pluderhosen. Es wird dort oben Wikis im Standard-Outfit gegeben haben, genauso wie welche mit kurzen Pluderhosen, als auch welche mit langen. Nimm ein Modell, was sich belegen lässt, und wenn es mehrere gibt, hast Du die freie Wahl :)
 
Ich bin in verschiedenen Foren schon etwas länger stiller Mitleser.... so viel ich weiß, gibt es nur div. Fragmente von Pluderhosen, aber kein genaues Schnittmuster. Im Moment tendiert man zu der Annahme, dass die Hosen am Knie endeten und dann die Wadenwickel für eine elegante schmale Wade sorgten. Kann dir aber keinen Fund dazu präsentieren. Hendrik, hast du dich dazu schon tiefer eingelesen, dass du dazu mehr weißt?
 
@Aisling - je nachdem, welche Interpretationen man sich anschaut, beginnt die Schnürung knapp unter dem Knie, bis hinunter unterhalb der Wade. Das Pluderteil (keine Ahnung, wie es fachlich korrekt heißt), hat seinen Pluderbogen dann auf Kniehöhe, oder deutlich tiefer, fast schon wie beim 'Sarotti-Mohr'. Also mit einem gewissen orientalischen Touch. Rein persönlich würde ich auch zu Deiner Auslegung tendieren - wie eine gepluderte Torsberghose. Wäre meiner Ansicht nach ein vernünftiger kultureller Kompromiss.
 
Birka an sich ist stark von östlichen Einflüssen geprägt. Die Standard-GroMi-Gürteltasche aus Birka-Funden ist vermutlich magyarischen Ursprungs, die Messerscheiden und einige Gürtel weisen orientalische Einflüsse auf, und die Pluderhosen waren bei den Rus total im Trend. Bei denen gab's die Länge von - bis ;-)
Also als Gromitasche würd ich die jetzt nicht bezeichnen. Diese Taschen (Typ 3A und B) sind Fundgut in diversen Männergräbern in Birka. Dass sie wahrscheinlich magyarische Reitertaschen sind, macht sie finde ich nicht zu Gromitaschen.
 
Gut belegt ist die Tasche, definitiv. Und da sie auch schön dekorativ ausschaut, und sich noch dazu hervorragend verzieren lässt, wird dieser Typ inflationär als DIE Wiki-Tasche schlechthin überall angeboten. Und auch von jedermann fleißig gekauft und getragen, so dass ihre Verbreitung wirklich schon GroMi-Charakter annimmt.
 
Ich bin jetzt einmal ein wenig Hämisch: Es wird propagiert sich "authentisch" zu kleiden und sich an Funde zu halten. Hier sieht man was es bedeutet wenn man sich strickt nur an die Fundlagen hält. Es gibt fast keine diversität weil jede abweichung dann "Phatasy" bedeutet.
 
Ich bin jetzt einmal ein wenig Hämisch: Es wird propagiert sich "authentisch" zu kleiden und sich an Funde zu halten. Hier sieht man was es bedeutet wenn man sich strickt nur an die Fundlagen hält. Es gibt fast keine diversität weil jede abweichung dann "Phatasy" bedeutet.
Da kann ich nur zustimmen und muß leider noch ergänezn^^ Genaugenommen ist das was viele als authentisch Bezeichnen nur in Bruchstücken gefunden worden - also ist der Schnitt und vieles andere von jemandem "erfunden" worden der denkt so könnte es gewesen sein. Wenn man also wirklich nur gefundenes kombiniert (natürlich nicht vermischen von verschiedenen Fundorten), darüber nachdenkt,was evtl nur im Grab als Schmuck reingelegt worden ist usw kommt raus das eigentlich kein einziger Wikinger Reenactment betreiben darf - weil es kein 100% belegtes Outfit gibt^^ Selbst wenn man das "erfundene" dazu nimmt (wie Schnitt) kommt man sobald eine Gruppe das gleiche trägt wieder zu einer Art Klonwikinger, weil jeder das gleiche anhat..... So war es also bestimmt auch nicht. Deshalb bin ich da auch etwas freier und suche Sachen, die es "gegeben haben könnte". Ich behaupte nicht, dass es so war - aber jeder der behauptet 100% authentisch Wikinger gekleidet zu sein lügt - den wie gesagt 100% komplett erhaltene (oder zumindest 100% teil restaurierbare Kleidung gibt es praktisch nicht. (Siehe Pluderhosen - wie waren sie nun wirklich?) Deshalb finde ich viele gehen da mit dem Begriff Phantasie schon etwas weit - denn dann ist praktisch fast alles Phantasie. Wenn dann noch jemand so total "Authentisches mein Outfit anzweifelt während er aus glasierten Tonkrügen trinkt, auf einem afrikanischen Gebährstuhl sitzt und einen Eintopf mit Kartoffeln mit seinem Metal Löffel isst kann ich nur lachen^^ (Ja solche gibts wirklich) Man kann immer über Verbesserungen reden - solange es höflich und vor allem vom anderen Gewünscht ist. Sonst müßte man nur nörgelt von einer Lagergruppe zur anderen gehen. Ich denke wir sollten da alle etwas offener sein was "authentisch" angeht und uns einfach darüber freuen, dass andere das gleiche Hobby teilen. P.S.: Sorry ich glaube eben habe ich den Frust, den ich auf Facebook erlebt habe hier aufgeschrieben - deshalb habe ich das Forum hier gesucht. Das gilt also nicht allen hier im Forum^^ ich wollte es nur allgemein Gesagt haben :) Ich bekomme bei den Begriffen Authentisch und Phantasie irgendwie schon das grausen.^^
 
Zu den Textilfunden, die ja nun leider nur in den allerseltensten Fällen komplette Kleidungsstücke beinhalten, sucht sich der engagierte Darsteller dann weitere Hinweise in Form von Sekundärquellen (Beschreibungen, Bilder, Skulpturen) oder gar Tertiärhinweise (ich kenne da jemanden, der hat....), was es auch schon früher in jeder Form gegeben hat; ich verweise hier ZB auf die keltische Kleidung, die Diodor beschrieben hat, der aber seinerseits von jemand anderes abgekupfert hat. Diese ganzen Puzzlestückchen legt man in mühevoller Kleinarbeit zusammen und konstruiert dann eine Hypothese (von Widersprüchen freie, aber zunächst unbewiesene Aussage, Annahme (von Gesetzlichkeiten oder Tatsachen) als Hilfsmittel für wissenschaftliche Erkenntnisse, Wikipedia). Die kann widerlegt werden oder evtl. durch einen neuen aufsehenerregenden Fund bewiesen werden (siehe zB die Tunika aus dem norwegischen Gletscher). Aus der Hypothese erstelle ich jetzt ein mögliches Kleidungsstück, das ich auf der nächsten Veranstaltung trage und dem interessierten Besucher sage: Ja, die Tunika könnte so ausgesehen haben, aber genau weiß man das nicht. Es gibt dazu mehrere Hinweise aus den und den Quellen. Eine Rekonstruktion oder bei Textil wohl besser Reproduktion (also eigentlich das große "A") geht nur bei einer konkreten Vorlage, einem Fund, am besten des ganzen Kleidungsstücks, weil ein Textilfetzen ja noch nix darüber aussagt in welchem Zusammenhang er verwendet wurde (Problem bei den Funden aus dem Hafen von Haithabu) Findet sich der Textilfetzen in einem festen Fundzusammenhang, zB im Inneren einer Schalenfibel kann man Aussagen über das Aussehen, das Material, die Farbe und mehr treffen, allerdings nicht über die Form des Kleidungsstückes. Deshalb wundere ich mich immer über Aussagen wei: ja in Haithabu sahen die Kleider ganz anders aus als in Birka. Ne, das können wir nicht behaupten, der erhaltene Schmuck sah anders aus, die Waffen, die Pötte und Pfannen oder anderes erhaltenes Fundgut, aber über die Mode neben den Metalltrachtbestandteilen lässt sich nur vermuten, nicht mit Sicherheit sagen. So tappen wir dann alle im Dunkeln, aber das ist ja das Spannende daran, wenn die Wissenschaft manchmal einen Lichtstrahl auf unsere Bemühungen wirft.
 
Ich sehe es so wie Marled. Die Herangehensweise und auch die Kommunikation machen hier den Unterschied. Das mit der Kommunikation scheint (bewusst oder auch unbewusst) für einige immer wieder auch schwierig zu sein und ich erlebe (gerade auch auf FB) auch gute Darstellende, wo ich nur mit dem Kopf schütteln kann, wenn ich so manchen Beitrag lese (und das zieht sich durch alle Epochen).
Wenn dann noch jemand so total "Authentisches" mein Outfit anzweifelt während er aus glasierten Tonkrügen trinkt, auf einem afrikanischen Gebährstuhl sitzt und einen Eintopf mit Kartoffeln mit seinem Metal Löffel isst kann ich nur lachen^^ (Ja solche gibts wirklich)
Da merkst du es ja selbst. Das hat mit "authentisch" nicht viel zu tun. Lass dich da nicht entmutigen. Ich verfahre in solchen Fällen nach der Methode "Lächeln, winken, weitergehen, man kann sie nicht alle retten" und lebe seitdem deutlich entspannter. Der Ärger und Aufwand lohnt sich bei solchen Leuten in den meisten Fällen nicht.
 
Marled hat es mit dem Begriff der 'Rekonstruktion' perfekt auf den Punkt gebracht. Vollumfänglich belegT (!) durch Funde ist hinsichtlich Kleidung bei den Wikis letztlich fast nix. Aber vieles ist belegBAR (!). Zumindest mit einer gewissen Näherung. Und gerade bei den großen Handelszentren ist eine hohe Bandbreite völlig logisch und ergibt sich schon zwingend. Dabei auch immer im Hinterkopf behalten, dass die Fundlage in den Gräbern den typischen Alltag vermutlich nur sehr verzerrt darstellt. Also recht entspannt bleiben, und wenn Du Deine Darstellung vernünftig erklären kannst, ist alles gut :)
 
Es ist einfach angenehm hier im Forum zu lesen - der Ton ist einfach angenehm. :) Und Keine Angst ich lasse mich nicht entmutigen. Ich trage Sachen die so ausgesehen haben könnten - und bin sehr zufrieden damit. Es ist wirklich schön, was für ein Ton hier im Forum vorherrscht :)
 
Es ist einfach angenehm hier im Forum zu lesen - der Ton ist einfach angenehm. :) Und Keine Angst ich lasse mich nicht entmutigen. Ich trage Sachen die so ausgesehen haben könnten - und bin sehr zufrieden damit. Es ist wirklich schön, was für ein Ton hier im Forum vorherrscht :)
Ja, der Umgang miteinander gestaltet sich hier in den letzten Jahren wirklich sehr gut! Darüber freue ich mich auch regelmässig! 8o Wenn allerdings etwas "murks" ist, wird das aber auch hier klar als "murks" benannt. "Geschont bzw. verschönt" wird man (bzw. das Werkstück/Objekt) auch hier nicht. ;) Nur werden hier eben meist die Umgangsformen dabei nicht vergessen (und das macht den Unterschied aus). :thumbup:
 
Ich bin jetzt einmal ein wenig Hämisch: Es wird propagiert sich "authentisch" zu kleiden und sich an Funde zu halten. Hier sieht man was es bedeutet wenn man sich strickt nur an die Fundlagen hält. Es gibt fast keine diversität weil jede abweichung dann "Phatasy" bedeutet.
Und denk das mal noch weiter und schau von Birka nach Ungarn und stelle fest, dass die Magyaren-Darsteller fast dieselben Klamotten tragen und ich mit meiner Birka Darstellung dann gleich zum nächsten Event reisen könnte und es fiele niemandem auf... ;)
 
Da es so schön passt, einmal die Frage in die Runde, wieso es eine Rus-Hose sein soll. Zeitgenössische Abbildungen kenn ich nur von Bildsteinen auf Gotland.
 

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