Ich habe mir beim Reenactors Shop die Bourette-Seide angesehen (und ja, ich habe sogar noch einen Trägerrock daraus, da war ich aber noch dumm und unwissend und wollte was Tolles für die Hochzeit einer Vereinskollegin). Betrachtet man den Stoff von Nahem, ist die Bindung extrem grob, die Fäden sind so weit auseinander, dass man locker eine Nadel dazwischen stecken kann. Ich hatte beim Nähen Angst, dass der Stoff die Zugkräfte beim An- und Ausziehen nicht aushält. Ausserdem fühlt man schon, dass sich der Stoff sehr "klebrig" anfühlt. Hinterher habe ich dann in den Birka-Büchern nachgelesen, dass Seide in so grober Bindung nicht mal in Resten gefunden wurde. Daher kann man davon ausgehen, dass die "Abfallprodukte" so nicht verwendet wurden. Oder komplett zerfallen sind, was aber angesichts 45 Grabfunden von Seide allein in Birka unwahrscheinlich ist. Agnes Geijer schreibt hierzu auf S. 58 der Textilfunde von Birka: "Das Material in diesen Köperstoffen ist Edelseide, die mehr oder weniger völlig entbastet, vom "Seidenleim" befreit worden ist." Ein Stoff wurde als Rohseide identifiziert und weist Leinwandbindung auf, aber auch hier schreibt sie "...Das Gewebe ist nicht nur sehr dünn, sondern glanzlos und glatt wie dünnes Seidenpapier.." (S. 59). Seitdem lasse ich die Finger von Bourette-Seide...