Wie Morgan schon richtig sagte, ist das eine Gleichgewichtsfrage. Brennesseln wachsen auf stark stickstoffhaltigen Böden und verdrängen dort auch durch ihren schnellen Wuchs auch andere Pflanzen, deshalb entstehen diese "Brennesselinseln". Jedoch wird durch das Wachstum der Brennessel dem Boden auch der Stickstoff entzogen und in der Pflanze eingelagert. Wenn die Pflanze dann gefressen wird (einige Schmetterlingarten bevorzugen Nesselpflanzen) oder verrottet, verteilt sich der Stickstoff wieder. Das geht solange, bis der Stickstoffgehalt im Boden wieder Normalniveau hat und die Brennessel keine bevorzugten Wachstumsbedingungen mehr hat. Ohne weitere Stickstoffzufuhr hört das also relativ bald auf, nach einigen Jahren hat sich das dann erledigt. Die Brennessel ist also ein Regulator für die Bodenchemie, der verschwindet, solbald er seine Arbeit getan hat. Für die Neuzeitarchäologie ist sie sicherlich eine geeignete Anzeigepflanze. So lassen sich auch Überdünngungsspuren der Landwirtschaft oder Gülleentsorgung auch nach einigen Jahren noch nachvollziehen. Zu den Zeitdimensionen, die ich beobachten konnte: In dem Ort in dem ich früher wohnte, verlief ein Bach in Richtung See. Dieser Bach führte über mehere Kilometer von den umliegenden Bauern durch den ganzen Ort bis zum See und war stark Brennesselbewachsen, weil er viel Gülle mitführte, die auf die Wiesen aufgebracht wurde. Nicht primär als Dünger, sondern zur Entsorgung. Weil der See dann irgendwann mal kollabierte erfolgte eine strenge Regulierung durch das Land. Tourismus und Fische mit dem Bauch oben passt halt nicht zusammen. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich das System wieder einrenkte. Der Brennesselbewuchs hat sich nach ca. 15 Jahren normalisiert. Bei massiveren Überkonzentrationen direkt neben den Jauchegruben oder Latrinen (die ja auch auf die Felder entsorgt worden) kann das sicherlich länger dauern, aber ich kann mir keinesfalls vorstellen, dass nach einem halben Jahrtausend die Brennessel ihre Arbeit noch nicht erledigt hätte.