Buch-Hinweis: „Im Zentrum der Macht“ (Meißner Burgberg und Wettiner im Mittelalter)

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Graf Moritz von Baernfels

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Herausgegeben von „Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen“ erschien die wissenschaftliche Publikation 2011 im Sandstein Verlag, Dresden.
Anlass hierfür war die Eröffnung einer Dauerausstellung in der Albrechtsburg Meißen im gleichen Jahr.
Die ISBN-Nr.: 978-3-942422-37-6.

In vier Kapiteln werden in jeweils mehreren Beiträgen verschiedener Autoren viele historische Fakten, Erkenntnisse der Archäologie, der Mediävistik und der Denkmalsforschung aufbereitet.
Sekundäre kleine Unschärfen sind daher wohl kaum zu vermeiden, gibt es doch zu einer Vielzahl der historischen Entwicklungen widersprüchliche Überlieferungen aus teils divergierenden zeitgenössischen Sichtweisen.
Dennoch: Unbestreitbar vermittelt die Publikation wissenschaftlich begründetes Historienwissen über den Meißner Burgberg und dessen Entwicklungsgeschichte, über die Bedeutung und Facetten von Bildung, Rechtsgebaren und –Verständnis sowie Glaube und Religion und deren kausale Interdependenzen im Zeitenlauf.
Alltag und Herausragendes auf dem Burgberg, in der Mark/ dem Herzog– und Kurfürstentum sowie die Wettiner selbst stehen ebenso im Fokus. Ebenso berichtet wird über die Heirats– und Bündnispolitik der Herrscher aus dem Geschlecht der Wettiner und das höfische Leben.

Mit all dem untrennbar verbunden, stellt sich den Lesern eine von vielen Höhen und Tiefen gekennzeichnete, langfristig aber stetig aufsteigende
Entwicklung dar:
Anfänglich war die Mark Meißen ein Besiedlungs-Zugewinn des Reiches und Königs-/ Reichsland. Die Markgrafen wirkten in der Mark als höchste Amtswalter des Reiches, waren quasi königliche bzw. kaiserliche Statthalter.
Lehnszugewinne und Erwerb sowie Ausbau von Allodien, die Erblichkeit der Lehnsherrschaft, der Zugewinn weiterer Grafschaften (u.a. Groitzsch und Eilenburg), Marken (u.a. die Ostmark) und einer Landgrafschaft (Thüringen), schließlich eines Herzogtums (Sachsen) sowie der damit verbundenen Kurfürsten-Würde und natürlich ein riesiger Reichtum aus Handel und Handwerk, Land– und Forstwirtschaft, stets wachsenden
Regalen (Rechten) und Einnahmen aus Beden, Steuern, Zöllen etc., vor allem aber aus dem Silberbergbau waren Säulen für das Wachsen der Macht, des Einflusses und der Stärke des wettinischen Fürsten-Staatengebildes am Beginnder Neuzeit.
Diplomatie, Heiratspolitik aber auch Krieg und die Macht des Stärksten (jeweils auf den Zeitpunkt und den Ort bezogen) halfen den Wettinern
dabei.

Die Publikation bietet - so empfinde ich es - viel Interessantes und Wissenswertes, nicht nur für an der engeren Geschichte des Meißner Burgbergs Interessierte.
Nicht umsonst verweist der Titel auf das Zentrum der mittelalterlichen wettinischen Macht. Jenes lässt sich jedoch nur unter Einbeziehung auch
der Peripherien jener Macht richtig verstehen. Deshalb erfährt die Leserschaft auch einiges über das Wirken der Wettiner in Torgau, Altenburg,
Chemnitz etc.. Ebenso wie über die Fehden zwischen Wettinern Fürsten und den großen Kontext in der Entwicklung des HRR.
 

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