Fridebarth
Well-known member
Nach den ersten Forenbeiträgen wird’s dann wohl auch mal für eine Vorstellung Zeit. Also… Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und wir haben einen 5-jährigen Filius. Auf Mittelaltermärkte (und jene die sich dafür ausgeben) bin ich schon immer gerne gegangen, aber eben nur als „normaler“ und recht unbedarfter/unkritischer Besucher. Im diesem Juni verschlug es mich ohne meine Familie auf den Markt „Anno 1280“ und ich hatte es satt „nicht dazu zu gehören“… …und kaufte mir… …ein schwarzes Piratenhemd und einen Gürtel den man mit viel gutem Willen als Wiki-Stile bezeichnen könnte. Erst noch etwas verschämt, schritt ich kurz darauf „stolz wie Oskar“ über den Markt. :groehl Den nächsten Höhepunkt bildete dann das „Pappa-und-Sohn-Zeltwochende“ in Bückeburg. Bis dahin hatte ich dem Filius immerhin schon eine annähernd stimmige Tunika (noch aus Baumwolle) und einen passenden Gürtel angefertigt. Aber auf den Hiller-Märkten kommt’s ja ohnehin nicht so drauf an. Ja… …auch ein Schwert hatte ich mir schon zugelegt und als „Höchststrafe“ noch eine selbst gezimmerte, schwarze Wollgugel vorne offen mit einem mit Leder kaschierten Druckknopf verschließbar. Ich vergas noch die Gummisohlenwildlederstiefel. So, alle Anfängerfehler im Schnellgang erledigt… :kopfhau Heute liegt das Haus voller Woll- und Leinenstoffe. Im Wohnzimmerteppich tummeln sich Leinenfadenreste. An mehreren Stellen türmt sich Mittelalterliteratur und die Damen und Herren in örtlichen Stoff- und Ledergeschäften grüßen mich freundlich. Die Tunika des Filius ist jetzt selbstverständlich aus Wolle und auch die Gewandung meiner Gemahlin geht wohl zumindest als GROMI durch. Ausserdem bin ich stolzer Besitzer von Nadeln, Schneiderkreide, Bienenwachs etc. (den ganzen Quatsch aus der „Anfängerzeit“ habe ich natürlich aussortiert) Meine Darstellung ist auch gefunden und war wirklich ein Fund(!) der dann auch die Wende im Bezug auf meine Darstellungambitionen brachte. Im Landesarchiv Münster fand ich eine Originalurkunde die die Existenz meines Vorfahren in meiner Geburtsstadt belegte. Er war Ministerial der Äbtissin Ida in Herford(ia). Die Urkunde der Äbtissin genehmigt den Verkauf eines als Lehen überlassenen Hofes unter bestimmten Bedingungen und stammt vom… …16 April A.D. 1254 (!) Na, wenn das mal keine konkrete Vorlage für eine Darstellung ist. Als ich das Dokument im Landesarchiv in Händen hielt und dazu auch noch die Genehmigung von Papst Innozenz IV für die Gemeinde Angarya (Enger) zum Ankauf des Grundstückes, hatte ich schon eine ziemliche Gänsehaut. Das ich mit dem betreffenden Ministerial abgesehen von der Namensgleichheit, dem Geburtsort, etc. verwand bin; kann ich zwar nicht im genialogischen Sinne lückenlos beweisen. Dazu gingen einfach zu viele Kirchendokumente im 30-jährigen Krieg verloren. Aber… …die Tatsache, dass die Äbtsinnen von Herfordia ihre Ministeriale genau in dieser Zeit mit Lehen statt mit Geld entlohnten (da sie zu der Zeit gerade alles Geld für den Bau des Herforder Münsters benötigte) und ein Grundstück seitdem in den Lehensurkunden und Besitzlisten der Abtei bis 1807 immer wieder als einer Familie mit unserem Namen gehörig/bewirtschaftet aufgelistet wird und ein solcher Hof im genau benannten Ortsteil noch von meiner Großmutter väterlicherseits bis zu ihrem Tod bewohnt wurde, reicht mir als Beleg aus. So begebe ich mich nun Schritt für Schritt auf den Weg zurück in das Frühjahr 1254. Weiß einer wie damals am 16. April das Wetter in Westfalen war? Wer den langen Text bis hier hin gelesen hat…. ….Respekt! :laola01 Gruß Fridebarth