Das Badehaus

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Roger

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Badehaus: Raum mit Badezubern verschiedener Größen. Das Badehaus wurde vom so genannten Bader betrieben, der gleichzeitig auch so etwas war wie der Frisör, Zahnarzt oder Chirurg des Mittelalters. Später diente das Badehaus nicht mehr der Reinlichkeit, eher der Fleischeslust. Die Blütezeit der Badehäuser in Mitteleuropa war das Spätmittelalter. Im 15. Jahrhundert wurde das Holz allmählich knapp, was zu einer Preissteigerung führte und das Baden verteuerte, so dass die Leute seltener kamen. Der Niedergang der Badekultur wurde aber entscheidend durch das Auftreten von Seuchen wie Pest und Syphilis eingeleitet. In Wien wurden die Badehäuser in den Jahren 1521, 1554, 1562 und 1691 zeitweise wegen Seuchengefahr geschlossen. Die ersten Syphilisfälle in Deutschland wurden 1495 gemeldet, eingeschleppt von Landsknechten. Tatsächlich wurde die Krankheit in den Badestuben verbreitet, aber nicht durch das Baden selbst, sondern durch die fehlende Hygiene beim Aderlassen und Schröpfen. Das war damals jedoch nicht bekannt. In Frankfurt am Main werden im Mittelalter rund 15 Badehäuser betrieben, das Bürgerverzeichnis aus dem Jahr 1387 nennt 29 Bader (inklusive Gesellen). In Zedlers Universallexikon von 1733 wird eine öffentliche Badestube beschrieben: "Es siehet aber eine Badstube also aus: Es ist nemlich ein niedriges Gemach, an dessen einem Ende ein Ofen, neben diesem Ofen aber ein Kessel mit heißen, und ein Kübel mit kalten Wasser ist, daraus man schöpffen, und wie man es brauchen will, die Wärme mäßigen kann. An denen Wänden sind Bäncke vor und über einander, darauf man sich höher oder niedriger setzen kann, nachdem man starck oder gelinde zu schwitzen verlanget, und diese werden die Schwitz-Bäncke genennet. Diejenigen, welche naß baden wollen, setzen sich in eine Bade-Wanne, die mit Wasser angefüllt ist." Laut Zedlers Lexikon waren zu dieser Zeit die Badehäuser in Polen, Russland, Litauen und Skandinavien nach wie vor sehr verbreitet, in Mitteleuropa dagegen kaum noch.
 
In Braunau am Inn (meine Heimat) war ein Badehaus noch bis Ende des 18. Jahrhunderts in Betrieb. Nachdem das Gebäude im 20. Jh von einem Kohlehändler genutzt wurde, befindet sich nun, da man erkannt hat, um was es sich dabei handelt, ein Museum dort. >>klickurl]
 
Ich habe leider noch nie ein Badehaus gesehen. Denn bei mir hier glaube ich gibt das nicht mehr. Myrkva
 
In Braunau war das damals auch eine ziemliche Sensation, als man rausgefunden hat, wozu dieses Gebäude ursprünglich gedient hat. Weil so gut erhaltene Badehäuser scheinbar relativ selten in Mitteleuropa sind (und da wollten sie es sogar schon abreißen... :rolleyes: )
 

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