Das "Leibhuhn"

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Gothic

Guest
Momentan beschäftige ich mich etwas mit der Geschichte des Dorfes Berkersheim (heute ein Ortsteil von Frankfurt). Dabei bin ich auf eine Bezeichnung im Rahmen von einer Akte über Abgaben (von 1600) gestoßen. Dort wird unter anderem aufgeführt: Die Herrschaft Solms: Aus einer Hofraithe 10 Albus Dienstgeld, 5 Leibhühner Die Weißfrauen in Frankfurt: 165 Morgen Land, Dienstgeld und 1 Leibhuhn Der Deutschorden: 121 Morgen Land, 6 Gulden Dienstgeld, 1 Leibhuhn Nun bin ich das erste Mal über die Bezeichnung "Leibhuhn" gestolpert und scheinbar wie aus dem Vergleich mit anderen aufgeführten Abgabepflichtigen in dem Text ersichtlich wurde, mussten wohl eher die mit viel "Besitz" behafteten Leibhühner zahlen. Weiss da jemand etwas genaueres dazu. Also warum ausgerechnet nur Hühner, oder warum scheinbar die nur von eher begüterten Leuten. Wann kam denn etwa diese Abgabeform/Bezeichnung Leibhuhn auf? Mensch, jetzt hab ich bestimmt mal wieder was total dusseliges angefragt. :pinch:
 
Dusslig is des mal denk ich überhaupt nicht! Leibhuhn ist eine Bezeichnung für das zu entrichtende Leibgeld. Dieses hatten (zunächst nur leibeigene in späteren Zeiten auch Freie) Untertanen ihrem Grundherren als Dank (für das Leibeigentum) jährlich zu entrichten. Zusätzlich zu den üblichen Abgaben und dem Zehnt für die Kirche. Dieses konnte auch Leibpfennig, Leibschilling genannt werden. Oft wurden auch Naturalien abverlangt; Hühner, Gänse, Hafer usw. Diese Abgaben hießen dann Leibhuhn, ... Was der Grundherr verlangt hatte, kam auf die jeweilige Gegend und Zeit an. Interessante Lektüre zu diesem Thema auch "Studien zur geschichtlichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes“ von Peter Blickle Zur Höhe der Abgaben (aus dem Lexikon des Mittelalters erlesen): Unter Berücksichtigung der Vielfalt der bäuerlichen Abgaben und der unterschiedlichen Verhältnisse in denen Herren und Untertanen lebten ist es schwierig eine allgemeine Belastung in Zahlen darzubringen. Es haben aber dennoch gscheite Leut probiert und so gibt es für den Rhein-Mosel-Raum eine Hochrechnung, dass die Abgaben in diesem Gebiet im Hochmittelalter ca. 30 % des Getreiderohertrages eines Hofes ausmachten. Nach Berechnungen für Mecklenburg verzehrten im Spätmittelalter die Abgaben mehr als die Hälfte des Getreideertrages nach Abzug von Aussaat und Pferdefutter.
 
Super lieben Dank für die hilfreichen Infos. Na und der Link funzt - klasse. Besonders der Bringer, die Hannelore Otto, die wo die Ergänzungen zu dem Buch geschrieben hat kenn ich auch noch. Na doll, hätt ich das mal früher gewusst das die so was veröffentlicht hat, dann hätt ich die ja schon ausgequetscht.
 
Kannste doch immer noch. :) Und die Informationen, die Du von ihr erhälst, stellst Du hier dann ein... :rolleyes:
 
Ja. Ich sprech sie an sobald ich sie wieder beim Gassigehen treffe. ;)
 

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