Thomas W.
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Mit Rapier (französisch rapière = ‚Degen‘, spanisch espada ropera = ‚Schwert, das zur Garderobe getragen wird‘) bezeichnet man eine seit dem frühen 16. Jahrhundert im europäischen Raum verbreitete Stich- und Hiebwaffe. (Quelle: wikipedia/Rapier) Das Rapier hat eine zweischneidige, gerade Klinge mit einem sehr spitzen Ort Es weist im Vergleich zu vielen späteren, stärker für den Stich ausgelegten Waffen eine geringere Elastizität auf. Im Querschnitt sind die Klingen rauten- oder linsenförmig. An vielen Versionen ist eine Fehlschärfe (Ricasso) angebracht und die Klingen sind wesentlich länger als beim Degen. Der Korb ist verschieden ausgebildet. Man findet einfache Kreuzgefäße oder aber Körbe mit mehrfachen (Terz-, Quart-, Parier-, Griff-) Haupt- und Nebenbügeln. Die Formen variieren im Laufe der Entwicklung und Benutzung. [Boeheim, 1890, S. 289ff] Das im Vergleich zu vorangegangenen Schwerttypen leichtere Rapier entstand zu einer Zeit, als das Tragen voller Rüstungen mit dem Aufkommen der Feuerwaffen abnahm. Es erfreute sich auch im zivilen Leben, besonders bei der zunehmend bedeutenden Bürgerschicht, großer Beliebtheit. Das Rapier entwickelte sich nahtlos aus dem Seitschwert, von dem die Frühformen des Rapiers nicht immer exakt zu unterscheiden sind. Während frühe Rapiere durchaus noch hieblastig ausgelegt und damit dem Seitschwert recht ähnlich sein konnten, waren erst spätere Rapiere mit ihren überlangen, schlanken Klingen rein für den Stich optimierte Waffen. (Quelle: wikipedia/Rapier) Das Rapier ist eine Art Degen, lediglich zum Fechten geformt. Die Klinge war zwar von Anfang an sowohl zum Hauen wie zum Stossen bestimmt, wurde jedoch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts länger und schmaler, weil sie dann in erster Linie zum Stossen benutzt wurde. [...] Der Waffentyp diente hauptsächlich privaten Zwecken und war eine ausgesprochene Duellwaffe. [Seitz, 1981, S. 303] Aufgrund des Aussehens zu entscheiden, was ein Degen und was ein Rapier ist, dürfte oft unmöglich sein - das Hauptkriterium, die lange und schmale Klinge, findet sich auch bei den Waffen, die authentisch Degen genannt wurden. Nach dokumentarischen Angaben zu urteilen, ist das Rapier in der ersten Zeit vielleicht noch kostbarer ausgeschmückt. [Seitz, 1981, S. 306] Die Faust ist durch einen mannigfaltigen geformten Korb, mit Bügel, Spangen und Ringen geschützt. [...] In Spanien und Italien [...] mit reich verziertem, glockenförmigen, tiefen Korb hergestellt [...]. [Wagner, 1985, S. 17] Neben der Tellerform erscheint noch vor 1650 die Schalen- oder Glockenform. Rapiere haben besonders lange, schlanke und sehr biegsame Klingen. [...] bei italienischen und spanischen Glockenrapieren sind die Schalen häufig im Eisenschnitt verarbeitet. Die feinen Rankenmotive wirken wie filigran. In den durchbrochen gearbeiteten Tellern und Schalen blieb die Spitze des Gegners auch häufig stecken. [...] Die Hauptverwendungszeit der Glockenrapiere reichte von 1650 bis 1680, jedoch wurden sie auch später noch von vielen Fechtern bevorzugt. [Müller/Kölling, 1984, S. 73]
(Bildquelle: Ritter Erasco) Anhand der oben aufgeführten Theorie hier nun ein paar "reale Beispiele", die drei verschiedene Gefässvarianten zeigen. Gut zu erkennen ist die Entwicklung des Handschutzes mit zahlreichen Bügeln und Spangen, in der Mitte bereits mit einem einseitigen Stichblatt zum besseren Schutz der Hand versehen und vorne im Bild dann ein Glockenrapier, der die Fehlschärfe komplett verbirgt und weitestgehend die ganze Hand schützt. Das Stück oben und in der Mitte sind Nachbildungen von HANWEI, mit einer Länge von runden 115cm. Sie besitzen scharfe Klingen und kommen auch sonst optisch sehr nah an die reelen Vorbilder heran. Allerdings sind sie teilweise von den Materialien und der Umsetzung her nicht geschichtsnah umgesetzt. Ich werde sie irgendwann gegen bessere Stücke ersetzen. Das untere Stück ist ein sehr hochwertig gefertigter Korbrapier eines spanischen Schmiedes, der seine Stücke auch über einen Schmiedeverbund (Arma Bohemia) anbietet. Die Glocke ist aus einem Stück getrieben, aufwendig bearbeitet worden und mit Duchbrüchen versehen. Die Klinge ist scharf und dieses Stück wiegt etwas über 1200g. Die Gesamtlänge liegt bei 125cm. Quellen für diesen Beitrag: - wikipedia/Rapier - Handbuch der Waffenkunde, von Wendelin Boeheim, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, S. 285ff. - Blankwaffen I, von Heribert Seitz, 1981, Klinkhardt & Biermann GmbH, Universitätsdruckerei H. Stürtz AG Würzburg, S. 303 & 306 - Hieb- und Stichwaffen, von Eduard Wagner, 2. Auflage 1985, Verlag Werner Dausin in Hanau, S. 17) - Europäische Hieb- und Stichwaffen, von Heinrich Müller und Hartmut Kölling, 3. Auflage 1984, Militärverlag der DDR, S. 73)
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