Den 'Wert' von Gegenständen zur damaligen Zeit beziffern?

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Eine Borte (oder sonstige Randbesätze), welche man als solche erhalten und wiederverwenden will, würde man wohl nicht abreißen, sondern einfach abtrennen ;) Ich glaube, in Haithabu wurden nur die Metallfäden einer Borte gefunden.
 
Würde ich ebenso machen, damit nichts kaputt geht. War selbst verwundert, aber es steht dort wirklich mehrfach bei ihr in diesem Zusammenhang "wurde abgerissen", hab's gerade vor mir liegen... Die spinnen, die Wikis ^^
 
Mein Tipp: was auch immer am Rand war, wurde auch als Teer-oder "Abfall"fetzen weiterverwendet.
 
Stimmt - Teerpinsel aus Eichhörnchenfell sind besonders schonend zur Bordwand :thumbsup: ;) :D Aber ist schon richtig, wieder ein Punkt mehr für 'wir wissen es einfach nicht'.
 
Vielleicht ist die Frage "Was ist Gegentand X Wert, wieviele Münzen musste man ausgeben" ein fehlerhafter Ansatz. Mir ist schon klar das du einfach einen Anhaltspunkt suchst um mit gutem Gewissen die Dinge deiner Darstellung tragen zu können ohne über das Ziel hinauszuschießen. Ein löbliches Vorhaben. Ich habe mir da durchaus ähnliche Gedanken gemacht und habe für mich eine Lösung gefunden, ich bemesse es eher in Herstellungszeit und Materialbeschaffung. Also ich werde keinen Geldgegenwert nennen, aber eine Vorstellung vom Aufwand. Als Beispiel nehm ich mal ein Messer: Eisen muss erst Verhüttet werden, dann muss das Roheisen ausgeschmiedet werden, geschliffen und Poliert. Da gehen schon einige Stunden auf die Uhr. Dann haben wir noch keinen Griff, wird es ein einfacher Holzgriff oder aus Bein mit Bronzeblech? So bekomme ich eine Vorstellung was eben so ein Messer für einen "Grundwert" hatte. Dazu kommt sicherlich eine "Statuskomponente" Ist es ein reiner Gebrauchsgegenstand oder soll es etwas Repräsentieren? Schon immer war "Luxus" etwas was wesentlich teurer ist als nötig. Das lässt sich dann meistens gut in eine Darstellung einordnen. Allerdings sind die Voraussetzungen von Zeit und Region abhängig, also eine gute Kenntniss deines Darstellungszeitraumes hinsichtlich den üblichen Gepflogenheiten hilft. Fundgut untermauert das ganze und Zeigt was überhaupt verwendet wurde. Das lässt sich am Ende auf alle Bereiche ausdehnen. Eine 100% Garantie wird es nicht geben solange Jonny Robels seine Zeitmaschine nicht fertig hat.
 
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In Haithabu wurden im Hafen zig Schuhe gefunden. Nur wenige davon geflickt oder ausgebessert. Daraus kann man gut ableiten, dass es sich bei den (meisten) Schuhen um einen Gegenstand gehandelt hat, der nicht exorbitant teuer gewesen sein kann. Vergleichbar vielleicht heute mit einem 30-€-Treter von Deichmann, den man auch nicht zum Schuster bringt, weil es nicht lohnt.
Zum Thema Schuhe. Ich wäre vorsichtig mit dieser Schlussfolgerung. Auf Frühmittelalterlichen Abbildungen sieht man nicht so selten Knechte ohne Schuhe. Wie müsste ein Schuh kaputt gehen, dass eine Reperatur am Leder Sichtbar bleibt? Meiner Erfahrung nach sind entweder die Sohlen durch und diese komplett zu tauschen oder die Naht geht auf. Beides Reperaturen, die nicht großartig Spuren hinterlassen.
So wie heute der Investment-Banker mit Schlips und Kragen auftreten muss, wird es auch bei den Wikis standesgemäße Konventionen gegeben haben (ja, Spekulation ohne Beleg, reine Annahme).
Ja, das war ziemlich sicher so.
 
Hm, die barfüssigen Bediensteten sind ein berechtigter Einwand gegen den Schuh als Billigartikel. Meine Vermutung wären auch Sohle oder Nähte. Deckt sich ja auch mit den Schilderungen heutiger Darsteller, wenn mal was kaputt geht. Bleibt die Frage, was man von einer Reparatur sehen würde. Bei einem Sohlenwechsel sicherlich zusätzliche Stiche im Oberleder. Zumindest war es so in einer der Quellen geschildert (bitte jetzt nicht fragen, welche genau das war, dafür habe ich in letzter Zeit zu viele davon gelesen). Bleibt auch noch die Frage, ob sich eine Reparatur für den durchschnittlichen Bürger überhaupt gelohnt hat. Für das dicke Sohlenleder kommt nur ein bestimmtes Stück vom Rind in Frage. Das dünne Oberleder kann hingegen vielfältigen Ursprungs sein. Soweit die Fakten. Nun die Mutmaßung: gemessen an der Verfügbarkeit müßte das Sohlenleder einen verhältnismäßig höheren Wert gehabt haben als das Oberleder. Ersteres ging durch Verschleiß schneller kaputt. Der Austausch der Sohle betrifft gut die Hälfte der Nähte des gesamten Schuhs (Sattlerstich mit zwei Fäden). Lohnt sich das wirklich? Oder ist direkt ein neuer Schuh im Verhältnis sinnvoller und günstiger? Und sind damit die gefundenen reparierten Schuhe möglicherweise nur die Exemplare der ärmeren Bevölkerung?
 
Dazu kommt sicherlich eine "Statuskomponente" Ist es ein reiner Gebrauchsgegenstand oder soll es etwas Repräsentieren? Schon immer war "Luxus" etwas was wesentlich teurer ist als nötig. Das lässt sich dann meistens gut in eine Darstellung einordnen.
Das fängt schon beim "Kleidungsstück" Gürtel an. Nun habe ich seit Kurzem einen neuen Gürtel aus Kernleder,2 cm breit,mit einer Bronze-D-Schnalle und einem unverzierten Schnallenblech aus Bronze. In meiner Darstellungszeit (1170-121/20,Krämer aus Münster) passt so ein Gürtel als durchaus schon repräsentativer Alltagsgürtel,da ein Krämer schon berufsbedingt damals auf eine gewisse Repräsentanz Wert legte. Für einen Herzog meiner Zeit wäre es ein einfacher Gürtel.
 
Ist ja heute nicht anders. In meinem RL-Job als Vertriebler im Außendienst muss ich auch in einem gewissen Rahmen repräsentieren, also etwas 'besser' als im Alltag gekleidet rum laufen. Das erwarten die Kunden einfach. Als Krämer / Händler war es sicherlich genauso. Zumal da noch der Aspekt hinzukommt, bei seinem Gegenüber potentielle Kauflust zu wecken. In Deinem Beispiel mit dem Gürtel: "Hey, tolle Gürtelschnalle hast Du da. Kann man die bei Dir auch kaufen?" "Klar, komm vorbei, die neue Kollektion aus Byzanz ist gerade frisch rein gekommen." ;-)
 
Zumal da noch der Aspekt hinzukommt, bei seinem Gegenüber potentielle Kauflust zu wecken. In Deinem Beispiel mit dem Gürtel: "Hey, tolle Gürtelschnalle hast Du da. Kann man die bei Dir auch kaufen?" "Klar, komm vorbei, die neue Kollektion aus Byzanz ist gerade frisch rein gekommen."
So ähnlich meinte ich es auch,wobei es damals noch nicht die Werbemöglichkeiten wie heute gab und (!) Kleidung deutlich mehr ausdrückte als heute.
 
Um zur Frage nach dem Wert zurück zu kommen: Solche Aussagen sind nur sehr eigneschränkt möglich. Wenn du Glück hast, dann findest du Aufzeichnungen aus denen hervorgeht wer wann und wo wie viel für Produkt X gezahlt hat. Dann lässt sich das vergleichen mit überlieferten Löhnen, die du idealerweise aus der gleichen Stadt/Region findest (und da wirds vor dem Spätmittelalter schon schwer). Vergleiche über verscheidene Jahrzehnte und Regionen hinweg sind schon deutlich schwerer, weil der Reallohn stark vom Preis für Getreide abhängt, der wiederum von Jahr zu Jahr und Stadt zu Stadt stark schwanken kann (nicht muss, aber es ist ein weiterer Faktor den es zu beachten gilt). Wir haben im Studium einmal gelernt wie man einen angenommenen Jahres Wahrenkorb für eine Familie berechnet, dann das Jahreseinkommen in Kaufkraft umwandelt um so den Wert von überleiferten Preisen abzuschätzen und sie mit heutigen zu vergleichen. Unterm Strich ist da auch mit guter Quellenlage sehr viel raten und extrapolieren dabei, was die Ergebnisse recht ungenau macht. Häufig fehlen aber Quellen komplett. Wo du schauen kannst sind Testamente, wenn etwas genug Wert hatte es weiter zu geben wurde eventuell dieser Wert vermerkt, oder Gerichtsakten, in denen wirst du aber die Gürtelschnalle kaum finden. Am ehesten kommst du noch dazu das irgendwie in Relation setzen zu können (in Richtung von "ein Geselle des Jahres Y in der Region X bekam dieses und jenes Kleidungsstück jährlich während der Kaufmann Z im gleichen Jahr 10 davon in besserer Qualität fertigen lies"), wenn du das GLück hast hier verschiedene Quellen miteinander abgleichen zu können. Auch da gilt, je näher du an die Neuzeit herankommst umso besser ist mestens die Quellenlage. Und ja ich weis, das ist nicht die Antwort die ein interessierter Marktbesucher hören will...
 
Bei der Recherche zu was anderem bin ich über Wertangaben aus der isländischen Gragas (hochmittelalterlich) gestoßen: ~1x3m Ellen Wadmal (Lodenstoff) kosteten 1 "Einheit" Silber. Eine Kuh kostete 2,5 Einheiten Silber. Daraus folgt: Kuh = 1x7,5m Wollstoff. Oder wenn man einen heutige Preis für einen Kuh mit 1500€ annimmt: 200€ für einen m² ungefärbten Wollstoff. Das entspricht vermutlich auch zirka dem Preis, den man heute für so einen Stoff zahlen müsste.
 

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