Die Aufgaben der Königin

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Tordis

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Vielleicht ist die Frage leicht zu beantworten ... aber welche Pflichten/Aufgaben hatte eine Königin? ?( Und ich meine nicht die, einen Haushalt zu führen. ;) Immerhin werden Königinnen auch gekrönt - damit müssen doch auch Pflichten einhergehen. :?: Repräsentative? Gesellschaftliche? Religiöse? Politische? Weiß jemand etwas darüber? Edit: Es geht mir dabei mehr um das Hochmittelalter. Für das Frühmittelalter gibt es das gute Buch "Die Kèonigin im frèuhen Mittelalter" von Martina Hartmann.
 
Schwer zu sagen ohne, dass ich Quellen habe. Mein Geschichtsunterricht vor einigen Jahren hatte zum Thema auch nicht viel Beizutragen, aber es gab einPaar kleine Fakten, die Hängen geblieben sind: ie Hohenzollern hatten mittels eines Netzwerk von Heiraten sich in alle großen Köniogs- und Adelshäuser eingeheiratet und so eine nicht allzukleine politische Macht ausgeübt. Zum Teil muss ich also davon augehen, dass der (politische) Einfluss der Königin (beziehungsweise ihrer Familie) auf ihren Ehemann nicht allzu klein gewesen sein kann.
 
naja , da gabs im HoMi ja nicht allzuviele, Mathilde, Adelheid, Teophanu jedenfalls waren wohl Vertreter ihrer Gatten und "Finanzminister"...
 
Dumm, dass ich meine Aufschriebe nicht mehr habe. Aber was ich noch spontan weiß: Die Königin fungierte oft als Mitlerin zwischen ihrem Ehemann und anderen Adeligen. Politisch war die Königin berechtigt, für ihren unmündigen Sohn zu regieren (falls sie die Reichskleinodien besaß, siehe Heinrich IV.) Natürlich hatte die Königin auch gesellschaftliche Funktionen: man sah zu ihr auf als ein (hoffentlich) gutes Vorbild. Daher konnte sie auch Modeströmungen beeinflussen. Hier fällt mir spontan Theophanu ein. Religiös/politisch beteiligt sich die Königin am Wohl der (Frauen-)konvente; entweder direkt oder als Fürsprecherin. Natürlich wird auch von ihr selbst erwartet, dass sie ein gottgefälliges Leben lebt.
 
Na, da würd ich schon wissen wollen: Wo, Wann wie?. Eine königin war erst mal nur die Ehefrau eines Königs, oder dessen Witwe. mit welcher Macht sie ausgestattet war in( Früh )Europa von Region und Zeit, und der persönlichen Aura ( Macht, Verbündeten und Herkunft ) abhängig. Die Königin des MA gabs nicht.
 
Ach ja, da war noch was. Den Thronfolger hatte sie auch noch zu liefern und wurde von ihrer Verwandschaft meistbietent verschachert, da war nichts mit Romantik.
 
Asche über mein Haupt, wer lesen kann .............. :kopfhau Das mit Region und der Rest bleibt aber gültig. Oder ?????????????????????????? :ups
 
Die wichtigste Aufgabe einer Königin (wie wahrscheinlich jeder Frau) im Mittelalter ist dafür zu sorgen, dass sie und ihr Nachwuchs (und wenn sie ihn mag auch ihr Mann) ein sicheres und gutes Leben haben. Haushalts-/Hofstaatsführung ist da ein Aspekt. Ein anderer ist sich um die Verwaltung eigener Güter zu kümmern (also einen Verwalter/Vogt einsetzen und kontrollieren), die als Morgengabe/Gattengeschenk ihr Eigenbesitz sind. Ein weiterer ist den Ehemann und König (der ja für ihre und ihrer Kinder Sicherheit garantiert) im Rahmen der Möglichkeiten unterstützen - oder seeehr geschickt andere Schutzherren unterstützen. Für die Kinder ist es natürlich wichtig Schutzherren auch außerhalb der direkten königlichen Familie zu haben und eine Ausbildung, die ihnen eine sicheren Stand ermöglicht. Dafür zu sorgen wird wohl recht häufig zu einem guten Teil in mütterlichen Händen gelegen haben. Insgesamt also etwas, das man modern "Networking" nennen würde. Gerade, weil sie ja eine Herkunftsfamilie und eine eingeheiratete Familie hat und somit zwischen zwei "Hintergründen" wechseln kann. Damit und durch ihren Einfluss auf den König wird sie natürlich für Leute, die Anliegen an diesen herantragen wollen, und im Fall von Konflikten, bei denen Schlichter oder Vermittler gebraucht werden, sehr interessant. Wenn man so will ist die Königin die höchste Diplomatin eines Königs (schönes Beispiel: Kunigunde, die Frau Heinrichs II. HRR). Zu einem guten Leben gehört gerade im Hochmittelalter auch mit Stiftungen für das Seelenheil zu sorgen und so das Leben nach dem Tod vorzubereiten. Vorsorgen für ein Leben als Witwe/im Alter geht damit oft Hand in Hand, denn ein gestiftetes Frauenkloster ist auch ein formidabler Altersruhesitz. Oder eine Grablege (siehe Otto von Botenlauben und Beatrix). Insgesamt hat sie deshalb außerdem die Aufgabe zumindest die Fassade eines ehrenhaften und gottesfürchtigen Lebens immer aufrecht zu erhalten. Als unehrenhaft (gar ehebrecherisch!) zu gelten, würde ihre Sicherheit und den Stand aller ihrer Kinder massiv gefährden. Und eine vorbildliche Frau stützt den Ruf ihres Mannes. Stirbt der Mann bevor ein Sohn regierungsfähig ist, ist die Witwe berechtigt als Regentin die praktischen Geschäfte ihres Sohnes zu führen. In einem Umfeld, in dem es aber durch Onkel, Geistliche und hohe Adelige nicht an anderen möglichen Regenten mangelt, ist das allerdings eine politische Meisterleistung, die nur möglich ist, wenn schon die Jahre zuvor erfolgreiches "Networking" durch die Königin betrieben worden war. Das sind keine "im Protokoll festgeschriebenen" Aufgaben, sondern Folgen aus rein egoistischen Absichten, die mit den Mitteln der Zeit umgesetzt werden, - und gerade deshalb ist das Muster auf erstaunlich viele Persönlichkeiten der Geschichte anwendbar.
 
Empfehlenswert zur eigenen Literaturrecherche sind z. B. die Biografie über Blanca von Kastilien: http://www.abebooks.de/9783423303590/Herrscherin-bewegter-Zeit-Blanca-Kastilien-342330359X/plp und wer lieber Romane liest, sollte sich mal von Tanja Kinkel "Die Löwin von Aquitanien" zu Gemüte führen. Im Großen und Ganzen stimme ich Heidensohn zu. Königinnen hatten zumindest in der Abwesenheit des Königs genau die gleichen Rechte, insofern sie als Regentin eingesetzt waren. Beispiel: nach dem Tod Ottos II. übernahm seine Witwe Theophanu die Rechtsgeschäfte gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Adelheid. (http://de.wikipedia.org/wiki/Theophanu_(HRR)) Gut, sie war jetzt auch Kaiserin, aber auch Königinnen konnten diese Macht halt im kleineren Rahmen ausüben. Gerade bei Eleonore von Aquitanien ist es doch sehr interessant, dass sie z. Bsp. ihren Mann Ludwig 1147-1149 auf einen Kreuzug begleitet. Nach Auflösung ihrer Ehe mit Ludwig heiratete sie den englischen König Heinrich II. Da gab´s zwar ein wenig Unstimmigkeiten, was ihr eine längere Auszeit einbrachte, aber nach Heinrichs Tod 1189 konnte sie unter der Herrschaft ihres Sohnes Richard bei dessen Abwesenheit die Reichsgeschäfte wieder übernehmen.
"Eine ihrer ersten Maßnahmen war die Einführung eines einheitlichen Maßsystems für alle Gebiete, die sie verwaltete. Es verdrängte nicht die zahlreichen bisherigen Systeme, die nicht verboten wurden, sondern ergänzte sie und förderte so wesentlich den Handel."
(Quelle: www.wikipedia.de) Auc musste sie sich während seiner Gefangennahme um neue Steuern zur Lösegeldbeschaffung kümmern (was ja erheblich in die wirtschaftlichen Belange eines Staates eingriff) und hatte mit einigen Unruhen zu kämpfen, was militärischen Einsatz voraussetzt. Kurz und gut: Wenn der König zuhause war, sah Königin sicherlich nett an seiner Seite aus, durfte Kinder kriegen, wohltätig und fromm sein. War König außer Haus musste seine Frau knallhart einen Männerjob machen. Und ich denke, manche machten das gar nicht mal schlecht. ;)
 
naja, nur nett aussehen reichte wohl doch nicht ... Wenn man mal dran denkt, das die meisten Königs Reisekönige waren, also mit samt dem ganzen Hof, Gesandten, Verwandtenbesuch und was da sonst noch um einen Mächtigen rumschwirrt, von Residenz zu Residenz gezogen sind, mußte die Königin als hohe Frau (oberste Herrin übersetzt) darauf achten, das die einzelnen Organisatoren eben ihren Job machen. Von Pferde sind krank bis dem Medicus sitzt ein pups verquer, fragen wir die Chefin ... Und eben aufpassen, das nicht die falschen Gesandtschaften nebeneinander sitzen, dazu die Diplomatie der Frauen, sprich der "kleine Dienstweg"... (Was der König sagt, ist amtlich, wenn die Königin der Gräfin nen Tip gibt, kommt das anders rüber)
 
Sehr schön zu lesen ist auch: "Spindel, Kreuz und Krone- Herrscherinnen des Mittelalters" von Hansjörg Frommer, Info Verlag Karlsruhe
 
"Eleonore von Aquitanien: Königin des Mittelalters" von Ralph V. Turner. Inhaltlich - klar - behandelt das Buch Eleonore von Aquitanien. Hier werden mal keine Klischees bedient und der Autor setzt sich kritisch mit den damaligen "Gerüchten" über die Königin aueinander. Auch sehr gut ist das Buch "Herrinnen der Welt: Kaiserinnen des Hochmittelalters" von Jürgen Kaiser. Vorgestellt werden Adelheid, Theophanu, Kunigunde, Agnes und Mathilde.
 

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