Die wichtigste Aufgabe einer Königin (wie wahrscheinlich jeder Frau) im Mittelalter ist dafür zu sorgen, dass sie und ihr Nachwuchs (und wenn sie ihn mag auch ihr Mann) ein sicheres und gutes Leben haben. Haushalts-/Hofstaatsführung ist da ein Aspekt. Ein anderer ist sich um die Verwaltung eigener Güter zu kümmern (also einen Verwalter/Vogt einsetzen und kontrollieren), die als Morgengabe/Gattengeschenk ihr Eigenbesitz sind. Ein weiterer ist den Ehemann und König (der ja für ihre und ihrer Kinder Sicherheit garantiert) im Rahmen der Möglichkeiten unterstützen - oder seeehr geschickt andere Schutzherren unterstützen. Für die Kinder ist es natürlich wichtig Schutzherren auch außerhalb der direkten königlichen Familie zu haben und eine Ausbildung, die ihnen eine sicheren Stand ermöglicht. Dafür zu sorgen wird wohl recht häufig zu einem guten Teil in mütterlichen Händen gelegen haben. Insgesamt also etwas, das man modern "Networking" nennen würde. Gerade, weil sie ja eine Herkunftsfamilie und eine eingeheiratete Familie hat und somit zwischen zwei "Hintergründen" wechseln kann. Damit und durch ihren Einfluss auf den König wird sie natürlich für Leute, die Anliegen an diesen herantragen wollen, und im Fall von Konflikten, bei denen Schlichter oder Vermittler gebraucht werden, sehr interessant. Wenn man so will ist die Königin die höchste Diplomatin eines Königs (schönes Beispiel: Kunigunde, die Frau Heinrichs II. HRR). Zu einem guten Leben gehört gerade im Hochmittelalter auch mit Stiftungen für das Seelenheil zu sorgen und so das Leben nach dem Tod vorzubereiten. Vorsorgen für ein Leben als Witwe/im Alter geht damit oft Hand in Hand, denn ein gestiftetes Frauenkloster ist auch ein formidabler Altersruhesitz. Oder eine Grablege (siehe Otto von Botenlauben und Beatrix). Insgesamt hat sie deshalb außerdem die Aufgabe zumindest die Fassade eines ehrenhaften und gottesfürchtigen Lebens immer aufrecht zu erhalten. Als unehrenhaft (gar ehebrecherisch!) zu gelten, würde ihre Sicherheit und den Stand aller ihrer Kinder massiv gefährden. Und eine vorbildliche Frau stützt den Ruf ihres Mannes. Stirbt der Mann bevor ein Sohn regierungsfähig ist, ist die Witwe berechtigt als Regentin die praktischen Geschäfte ihres Sohnes zu führen. In einem Umfeld, in dem es aber durch Onkel, Geistliche und hohe Adelige nicht an anderen möglichen Regenten mangelt, ist das allerdings eine politische Meisterleistung, die nur möglich ist, wenn schon die Jahre zuvor erfolgreiches "Networking" durch die Königin betrieben worden war. Das sind keine "im Protokoll festgeschriebenen" Aufgaben, sondern Folgen aus rein egoistischen Absichten, die mit den Mitteln der Zeit umgesetzt werden, - und gerade deshalb ist das Muster auf erstaunlich viele Persönlichkeiten der Geschichte anwendbar.