Die Garderobe des Steinbildhauers

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Tom Sculptor

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Salut zusammen, ich hab mir grad überlegt, ich mache doch nicht für jedes einzelne Kleidungsstück einen eigenen Thread auf. Erstens würde ich mir damit den heiligen Zorn des Urvaters aller Moderatoren zuziehen, rückwirkend bis in die vorletzte Eiszeit. Zweitens findet ihr es bestimmt nicht lustig, wenn ihr für jeden neuen Schnürsenkel pardon jede neue Nestelschnur ein eigenes Thema von mir vorfindet. Und drittens bin ich faul und unorganisiert und hab deshalb statt drölf dünner Fäden lieber ein dickes Seil. Meine allererste Erstlingstat mit der Nähmaschine hab ich ja gestern schon allhie beschrieben - das Häubchen, und gar kleidsam ist es geworden. Heute war der zweite Nähmaschinentag und da ich kürzlich einen netten Ballen naturfarbiges Bauernleinen (10m x 0,7m) aus der Bucht gefischt habe, wollte ich zur Nachtzeit wenigstens im Hemd dastehen. Das Material ist zwar bei Weitem nicht so edel wie Omas Kopfkissen und auch deutlich schwerere Qualität: 7m² = 1900g. Andere machen da vermutlich Zelte draus, aber was soll's, dann mache ich halt heute das Unterhemd für nen strengen Winter. Wie gehabt, zunächst das Buch zu Rate gezogen, den Bomull zum Versuchsträger zugeschnitten, probiert und - oooookeeeeeh. In der Weite geben wir besser noch bissl zu, die Geren passen, die Ärmel werden konisch statt gerade mit Zwickel (dabei hab ich doch gar nicht sone Muckis?!). Der Vorsicht halber nochmal einen Ärmel gemacht (mit den neuen Maßen) und - bingo. Also zur Stofftruhe gepilgert - nein, keine Stollen- oder Plankentruhe sondern schnödes Erdölprodukt aus dem Baumarkt (noch, fürchte ich...) und das vorgewaschene Leinen ans Tageslicht befördert. Maße aufgetragen, zur Schere gegriffen und (wieder mit phiel Thunge und leichter Nervothität) zugeschnitten. Dann nochmal die Maschine gestreichelt, die Fingerkuppen mit den Stecknadeln akut gefährdet und losgelegt. Zwischendurch das Abendessen angeworfen (grünes Thai-Curry mit schwarzem Reis *schleck* und nein, nicht vom netten Thai umme Ecke sondern selbst geschnitzt) und mit meiner gelegentlich belustigt grinsenden Frau ("Dich hat's echt gepackt, was?") lecker gespeist. Dann "nur noch" die Stoffkanten besäumt. Hab ich da wirklich "nur noch" geschrieben? Das ist ja doppelt so viel Arbeit wie alles andere zusammen! Bin nur froh, daß ich das "volle A" zu Gunsten des Anschein-Prinzips mißachte, sonst hätt ich das Teil vor Weihnachten wohl nicht fertig... Aber genug der Vorrede - hier ist es nun, das Ergebnis meiner Bemühungen. (Sprecher geht nach links ab, Vorhang zur Bühne hebt sich langsam) Gesamtansicht fürs Archiv DSC_0480_100.jpg Ärmelnaht (Vorstich 2mm) und besäumte Stoffkante (Überwendlingnaht mit zusätzlichem Geradstich) DSC_0482_100.jpg DSC_0481_100.jpg Und das Ganze an seinem künftigen Arbeitsplatz DSC_0483_100.jpg DSC_0484_100.jpg DSC_0485_100.jpg
 

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Selbst wenn du die maschinenbestücke Nadel irgendwann genervt in die Ecke feuerst: du hast literarisches Talent. :) Fahrende Barden sind ziemlich unterrepräsentiert. Meine ersten Versuche sahen um einiges schlimmer aus. Und nein, mit Hand kann ich nicht nähen und so viele Spinnräder, Rohwolle und Stricknadeln kann ich nicht anschleppen als dass meine Frau das für mich erledigt.
 
Ja ist doch schon mal ein schönes Ergebins! :) Lege aber die Nadeln mit dem Ör nicht allzu weit weg, denn der Stoff möcht' gern möglicherweise von Hand gestochen werden. Was du im Steine siehst, bilde ich mir ein im Stoffe & Leder sehen zu können. ;-) Dein schönes Leinen sehnt sich vielleicht nach einer Handnaht - auch wenn sie noch so ungleichmäßig ausfallen sollte, sie verlangt auch viel Aufmerksamkeit, bis sie das tut, was du willst. :D So, lasse die Nadel tanzen - welche auch immer :thumbsup:
 
Naja, bei mir war's statt des Schweinehundes mehr der Ratlos-Esel ?(
  • Erstmal den zeitlichen Rahmen festlegen.
  • Dann die dazu passenden Klamotten definieren (und mir dabei helfen lassen).
  • Dann die dazu wiederum passenden Schnitte/Literatur dazu finden und anrücken lassen.
  • Dann die passende Materialfestlegung.
  • Dann Quellensuche fürs Material (wieder mit viel externer Hilfe).
  • Dann die persönliche Festlegung: wieviel "A" will und kann ich mir antun.
  • Dann die Suche nach dem passenden Werkzeug (Nähmaschine) und - nicht zu unterschätzen in einem Haushalt, der immer noch dabei ist, aus zwei kompletten aber eigenständigen Haushalten zusammen zu wachsen! - der dazu gehörigen Bedienungsanleitung.
  • Dann der Stoffkauf aus diversen Quellen.
  • Dann einen Tag finden, der nicht durch Arbeit, Familie, Soziale Verpflichtungen belegt ist.
  • Dann herausfinden, ob und wenn ja wie ausbaufähig meine Grundeignung zum Bedienen der Nähmaschine sind.
  • Und dann - ja, dann war's wirklich einfach, einfach anzufangen.
Die nächste Nähstunden werden voraussichtlich erstmal kürzer ausfallen - unter der Woche komme ich abends erst recht spät aus dem Atelier und für die nächsten Wochenenden sind auch schon ein paar Einträge im Kalender. Aber ich erkläre hiermit meine Gewand-Grundausstattung zum offiziellen "Das mache ich im Winter neben all den anderen Sachen, die ich im Winter machen will"-Projekt!
 
Hallo stein-seele, sehr schön & munter weiter an's Werk! Den Vorschlag von Gerard kann ich nur unterstützen - eine handgemachte Zier-Naht wertet die meisten Kleidungsstücke auf. Sticken oder Nähen per Hand haben den unschätzbaren Vorteil, dass schnell mal ein paar Stiche gemacht werden können, das Stück aber auch fix wieder weggelegt werden kann(ein Nähkorb macht sich dafür gut) Viel Spaß beim Werkeln!
 
Hallo zusammen, ... gestern hab ich mit meiner weitaus besseren Hälfte zusammen mal wieder was für unsere Garderobe getan. Sie für frühes 21. Jahrhundert und ich mit dem Versuch, eine wenn auch vermutlich GroMi aber so doch zumindest mit den eigenen Händen gefertigte Kopfbedeckung für den Bürger der Mittelschicht zu generieren. Aus Filz. Beginnend mit Abmessen des eigenen Deez', Aussuchen der kardierten Wolle und dann mit viel Elan, Wasser und noch mehr Seife in medias res. Die erste Idee des Pilger- bzw. Reisehutes hab ich sehr schnell wieder verworfen, weil da der Platzbedarf so immens geworden wäre, daß ich den anderen Workshop-Teilnehmer zu viel Raum hätte wegnehmen müssen. Also eine Kappe, in etwa nach dem Vorbild, das ich mal irgendwo im Web gefunden habe (was vom Träger erkennbar war, hab ich mal abgedeckt): rundhut 03a.jpg Nachdem unsere Dozentin an meinem Quadratschädel Maß genommen und eingehend das mitgebrachte Bild begutachtet hatte, teilte sie erstmal nicht großartig den riesigen Gnubbel ungefärbter Bergschafwolle sondern meinte: nimm mal mit, da werden wir das Meiste davon brauchen. Das Bißchen rote Wolle (leider nicht naturgefärbt aber zumindest könnte man es mit Krapp und/oder Brombeer so hinbekommen) für die Innenseite der hochgeklappten Krempe gab es dann für lau mit dazu. Dann die Schablone aufzeichnen, ausschneiden und beidseitig mit der Wolle belegen. Ach du meine Fr...eiheit, das Teil sieht ja RIESIG aus! Und das soll dann auf eine für mein zartes Haupt (Hutgröße 61) taugliche Größe zusammenschnurren? Naja, urteilt selber. Ich hab mal zum Größenvergleich eine handelsübliche 1-Liter-Flasche Sprudel drauf gelegt... DSC_0677_768.jpg Nach einigen schweißtreibenden Stunden (und der Erkenntnis, daß Steine ein weniger problematischer Werkstoff für mich sind) konnte ich ein nasses, hutähnliches Etwas auf meinen Kopf stülpen. Und nein, da ist in der Höhe nicht viel abgeschnitten - etwa 3cm, um den unteren Rand (jetzt die Oberkante der Krempe) zu begradigen. DSC_0681_768.jpgDSC_0682_768.jpg Beim nächsten Versuch werde ich in der Höhe nochmal ein bißchen abnehmen, dann schaut das nicht gar so sehr nach der Kopfbedeckung von Leonid Breschnew aus. Aber für ein Erstlingswerk hätte es schlimmer ausfallen können... Fortsetzung folgt. Gelegentlich.
 

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Wow, Kompliment, für einen Erstversuch sieht das doch schon ziemlich brauchbar aus. Ans Filzen habe ich mich noch nicht wirklich rangetraut, da kann ich so garnichts mit anfangen. Umso mehr Hut ab an Dich!
 
Hallo zusammen, ... nachdem ich seit diesem Wochenende wieder einigermaßen Luft habe (und meine weitaus bessere Hälfte auch), um zu Hause Dinge zu tun, die ein paar Stunden länger dauern als "mal eben", hab ich die Nähmaschine wieder rausgeholt. Ihr erinnert euch vielleicht, wie stolz ich auf meine erste Bundhaube war. Ganz besonders darauf, daß ich - nach einem absolut nicht zufrieden stellenden Versuch mit einem zweiteiligen Schnitt - auf die Idee gekommen bin, einen Mittelsteg einzusetzen und mit Hilfe dessen die (mehr oder weniger) Kugelform des Kopfes fast ohne unschöne Falten und abstehende "Dreieckstunneleingänge" hin zu bekommen. Denn, so dachte ich dabei, was mir als "Schneiderei-Legastheniker" einleuchtet, wird doch bestimmt auch den Leuten eingefallen sein, die Anno 1250 plus minus bissl was die Kleidungsstücke professionell erstellt haben. Oder doch zumindest in größerer Menge und öfter als ich das tu. Entsprechend positiv gestimmt hab ich meinen Läusefänger auch vor einiger Zeit mal bei nem Schneider-, Web-, Stick-, Lederwerk- und Klön-Workshop (bei dem ich zum mal reinschnuppern eingladen worden war) vorgeführt. Gut: die Ausführung wurde - für maschinengenäht - durchaus gelobt. Stolz! Schlecht: meine Annahme mit dem dreiteiligen Schnitt war schlichtweg falsch. Die Leute, denen ich das schon zu meiner Zielepoche zugetraut hatte, haben wohl Besseres zu tun gehabt, als ein Mittelstück zu "erfinden" und eine Extra-Naht zu nähen, das kam erst ein paar Jahrzehnte später. Aaaaaah-ja. Also war heute Bundhauben-Nachmittag (besser- Bundhauben-Abend). Zweiteilig. Und mit ein wenig 3D-Denken und Logik bin ich dann auf einen Schnitt gekommen, der mit nur einer Mittelnaht auch wirklich eine (im Hinblick auf die ständig wechselnde Isolierschicht zwischen Kopfhaut und Coife) für mich akzeptable Paßform beschert. Hier also die Ergebnisse der heutigen Mühen und... nein, es macht mich nicht hübscher - aber auch nicht häßlich. Denn einen schönen Menschen kann nichts entstellen. Nehme ich jetzt mal für mich in Anspruch :D DSC_0732_1024.jpg DSC_0731_1024.jpg DSC_0730_1024.jpg DSC_0729_1024.jpg DSC_0726_1024.jpg
 

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Danke danke ^^ Das mit dem "stramm sitzen" wird sich nach dem nächsten Besuch beim Bartscher auch wieder erledigt haben und ich muß ja das Schleifchen unter dem Kinn auch nicht gaaaanz so fest binden :D (dann schluckt es sich auch leichter)
 
Nimm die "coole Variante" trage unten offen ;-)) Meistens hat man sowieso noch eine Kappe auf dem Kopf somit wir es auch nicht so schnell weggeblasen
 
Nimm die "coole Variante" trage unten offen ;-))
Dann ist es die Offenhaube und keine Bundhaube mehr... (Ja ich bekenne mich schuldig, da auch manchmal nachlaessig zu sein... ) Aber wenn man es Ernst nimmt sollte man die Baendsel schliessen. Oder kennt jemand Bilder mit offener Haube? Aber es muss kein Beissgeschirr sein bei dem man den Mund nicht mehr auf bekommt. Es sei den, die bessere Haelfte will, dass man abnimmt...
 
Netter Vorschlag, aber ich trag das Häubchen schon als ge"Bund"en - renn ja auch nicht mit offenen Schnürsenkeln rum, sone Bändel sind ja auch für was gut, ob nun am persönlichen Nord- oder Südpol. Zum Diät-Beißgeschirr: da ist meine Frau etwas nachsichtiger mit mir als ich selber :S aber ich würde mich besser fühlen, wenn meine Gelenke und Knochen nicht mehr so viel Ballast mitschleppen müßten. Vielleicht also doch lieber enger binden... :whistling:
 
Genau - die Bundhaube heisst Bundhaube weil man sie bindet. Offene Bändsel sehen nicht nur schlampig aus sondern sind auch nicht belegbar.
 
...mit dem nicht belegbar wäre ich vorsichtig wenn wir davon aus gehen das die überwiedgende Zahl der Darstellung idealisiert sind oder? Ideal ist Ideal wenn sich alle daran hielten.
 
Och nö, wirklich? Schon wieder die Diskussion? Na OK: 1. sind die Dinger (also die Bänder) nun mal da, und das vermutlich nicht weil die so dekorativ rumbamseln sondern weil...na? 2. gibts ne Menge (wenn auch längst nicht so viele wie man mal angenommen hat) Abbildungen von Männern mit Bundhaube, aber keine einzige mit einer offenen Bundhaube. Daraus lässt sich zumindest mal eine Tendenz ableiten, finde ich. 3. Es gibt durchaus auch Illustrationen von Männern mit derangierter Kleidung, hängender Bruche etc. ... aber mir zumindest ist kein einziges Bild von einer offenen Bundhaube bekannt. Ich freu mich aber immer über Belege, wenn es welche geben sollte. Also warum sollte man(n) etwas wofür es eine belegte, praktikable und naheliegende Verfahrensweise gibt anders machen, nur weil es so "hätte gewesen sein können" ? Letztendlich kann das aber natürlich jeder so halten wie er lustig ist. Man muss ja nicht belegorientiert arbeiten, das ist eine rein persönliche Entscheidung.
 
Ohne das zu befeuern, denn das ist hier der falsche Ort, hier eine ähnliche Diskussion: Falconier Hab heute auch noch ein Bild mit "offen" gefunden, vllt. poste ich das mal. Also ich würde das nicht zementieren... Und jetzt sollten wir vor allem dem Tom wieder seine Bühne überlassen.
 

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