Solveig
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Nicht nur in Irland, Schottland und der Bretagne haben die Kelten gelebt, sondern auch in weiten Teilen Deutschlands, vornehmlich südwestlich des Rheines und im Frankenland. Funde keltischer Siedlungen und Heiligtümer sind nicht ungewöhnlich, und mancher Ortsname lässt noch auf eine keltische Vergangenheit schließen. Wir sind Erben der Kelten, ihr Geist lebt noch in vielen Stätten, lokalen Bräuchen und versteckt in Märchen und Sagen fort. Spüren wir ihnen also ein wenig nach, unseren Vorfahren. Wo kamen die Kelten her? Die Frage lässt sich nicht so ohne Weiteres beantworten. Zu ihrem Namen kamen die "Keltoi" (das verborgene Volk") durch die Griechen, die etwa 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung mit ihnen Handel zu treiben begannen. Doch es gab sie schon lange, bevor sie in die Analen der Geschichtsschreibung eingingen. Unter dem Einfluss der griechischen und römischen Welt im Bereich des Handels begannen die Kelten eigene Münzen zu prägen, auf denen Szenen des Lebens oder wichtige Symbole abgebildet waren. Und die Berichterstatter der klassischen Welt griffen zur Feder, um über die "Barbaren", wie sie die Kelten nannten, zu schreiben. Diese Schriften waren lange die einzigen anerkannten Dokumente über das Leben der Kelten und sicher wird in ihnen die Realität zumindest teilweise verzerrt. Denn meist handelt es sich um Kriegsberichterstattungen und zwar aus der Sicht der Sieger. Heute wie damals ist dies von Propaganda und Meinungsmache bestimmt und geht zu Lasten der Verlierer. Das große Gebiet, das von Kelten zu ihrer Blütezeit besiedelt wurde, erstreckte sich über fast ganz Europa. Es ist erstaunlich, dass es eine große kulturelle Übereinstimmung gab, sich jedoch keine überlieferten Machtpositionen herausbildeten. Die Kelten waren eindeutig Individualisten die in einem losen Verbund miteinander lebten. Den Druiden oblag es, den Zusammenhalt herzustellen, die Kommunikation aufrecht zu erhalten, den gemeinsamen Wissensstand zu gewährleisten und das soziale und politische Leben zu beeinflussen. Es ist überliefert, dass sie sich in regelmäßigen Abständen im Land der Carnuten in Gallien trafen und über Recht und Ordnung vermutlich auch über Werte und Philosophie diskutierten. Cäsar vermutet, dass das Druidentum seinen Ursprung in Britannien hatte und sich von dort aus verbreitete, denn diejenigen, die die Lehren der Druiden tiefer kennen lernen wollten, besuchten die Schulen auf der Britischen Insel. Wie in jeder Gesellschaft gab es auch bei den Kelten eine Führungsgeschichte, Gefolgsleute, Bauern und Handwerker. Sie organisierten sich in Stämmen (Tuatha), die sich hin und wieder befehdeten. Die irischen Stämme wurden von gewählten Königen angeführt, die Festlandkelten hatten eine Art Präsident, den Vergobreten, der jährlich ausgewählt wurde. Zum Adel gehörten neben Rechtskundigen, Ärzten, Priestern und Barden auch die Krieger. Aufschlussreich für die keltische Gesellschaftsordnung ist vor allem, dass die Kunsthandwerker, die Baumeister und Metallverarbeiter ebenfalls zu dieser Schicht zählten. Die Krieger und Gefolgsleute waren die Vorgänger der mittelalterlichen Ritter, die sich zum Waffendienst eines Herrn verpflichteten. Dafür gewährte er ihnen Schutz, Land und Vieh. Ein verbreitetes Vergnügen scheint es gewesen zu sein, sich gelegentlich auf Raubzüge in die Nachbarschaft zu begeben, um Vieh zu stehlen. Man raufte eben gern! Die Wanderungen gingen langsam voran und dauerten Jahre. Nicht alle packten gleichzeitig ihre Siebensachen zusammen und verließen Haus und Hof. Grundsätzlich herrschte zu jener Zeit eine ländliche Gesellschaftsform vor. Man lebte in unbefestigten Dörfern, hielt Tiere und bebaute Boden. Schafe wurden vornehmlich der Wolle und Milch wegen gehalten, Schweinefleisch erfreute sich allerdings bei den Mahlzeiten großer Beliebtheit. Rinder waren Arbeitstiere, Pferde und Ponys dienten zur Fortbewegung, die Pferdezucht war ein einträgliches Geschäft, und mit edlen Tieren wurde kräftig Handel betrieben. Hunde wurden in unterschiedlicher Form und zu verschiedenen Zwecken gehalten und sogar die in vorrömischer Zeit eher als exotisch geltenden Katzen bevölkerten die Gehöfte. Getreide, Gemüse, Obst und vor allem Wein wurden angebaut. Im Rahmen von Versuchen, die keltischen Anbaumethoden zu rekonstruieren, hat man herausgefunden, dass diese höchst effizient waren und den Bauern einen regelmäßigen und dauerhaften Ernteüberschuss einbrachten. Aus diesem Grund vermutet man, dass die Kelten Nahrungsmittel sogar an ihren Erzfeind, die Römer, lieferten. Die Inselkelten bevorzugten runde Häuser, die gallischen Festlandskelten bauten überwiegend viereckig. Baumaterial war vornehmlich Holz, manchmal jedoch errichteten sie auch Steinbauten. Man saß auf Fellen vor niedrigen Esstischen, in größeren Häusern waren die Einrichtungen allerdings luxuriöser. Mit zunehmender Besiedlung entstanden , oft auf Hügeln, kleine Städte, die auch befestigt und manchmal mit runden Türmen bewehrt waren. Doch nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung lebte in den Städten. Besondere architektonische Leistungen, die einem Vergleich mit den Bauten der Griechen und Römern standhalten, haben die Kelten nicht aufzuweisen.. Vor allem Tempel und Sakralbauten, mit denen sich andere Kulturen hervortun, fehlen fast ganz. Das scheint ein besonderes Kennzeichen der Kultur der Wanderer zu sein, denn ihre Religion übten sie im Freien aus, in heiligen Hainen, an Quellen und Brunnen. Und obwohl sie den Luxus ansonsten nicht verschmähten, waren insbesondere ihre Kunstwerke meist transportabel. Natürlich muss man sich auch einen Eindruck davon verschaffen, wie die keltischen Frauen und Männer ausgesehen haben. Dies ist durch Funde und Beschreibungen recht gut belegt. so dass wir uns ein lebhaftes Bild von den Menschen damals machen können. Auffällig ist vor allem, wie die klassischen Autoren immer wieder bemerkten, ihr Sinn für farbenprächtige Kleidung und Schmuck. Die vom Zerfall verschont gebliebenen Sfoffetzen zeigen, dass Karomuster, ähnlich den schottischen Tartans in Mode waren: als Material wurden Wolle und Leinen, in Ausnahmefällen auch Seide verwendet. Wahlhabendere trugen Stoffe, die mit Goldfäden durchwirkt oder bestickt waren. Im Allgemeinen wurden langärmelige Hemden und Hosen getragen, zum Teil wohl auch von den Frauen. Die Römer spöttelten über die Männer, die lange Hosen trugen und nannten sie weibisch (so wie wir heute gern über die Schottenröcke lächeln). Darüber warfen sie Wollmäntel, die eher Umhänge waren: auf der Schulter wurden sie mit einer Fibel geschlossen. Diese Broschen waren zumeist erlesene Kunstwerke. Gürtel trug man ebenfalls und Männer, die so dickbäuchig wurden, dass der Gürtel nicht mehr passte, wurden mit einer Strafte belegt. Dieser Brauch verdient es wieder eingeführt zu werden!! Skulpturen der Kelten zeigen Männer mit langen Haaren und breiten Schnauzbärten. Die Festlandkelten waren blond oder rothaarig und sehr groß, nach dem Zeugnis der Römer größer als sie selbst und ziemlich muskulös (her mit den keltischen Männern), die Frauen nicht weniger als die Männer. Die Inselkelten hingegen waren klein gewachsen und dunkelhaarig. Manche Moden muten recht aktuell an, insbesondere die Haartracht einiger Gallier, die sch mittels Kalkmilch, eines frühen Gelersatzes, Igelfrisuren zulegten. Auf der Britischen Insel pflegte man blaue Bemalungen und Tätowierungen. Die Frauen trugen die Haare lang, offen, manchmal aber auch mit Haarnadeln zu komplizierten Frisuren aufgesteckt. Kopfbedeckungen scheinen sie nicht benutzt zu haben. Schmuck liebten die Kelten alle. Fibeln und Broschen waren zur Befestigung von Kleidung unverzichtbar, aber sie trugen auch Armreife und Fußringe, Finger- und Ohrringe, Ketten und Diademe zur Zierde. Der typische keltische Schmuck waren die Torques, bronzene oder goldene Halsreifen, manche davon von geradezu überwältigender Schönheit. Auch die Körperpflege kam nicht zu kurz: In Gräbern fanden sich elegant gearbeitete Bronzespiegel, ebenso Pinzetten, Rasiermesser und kunstvoll gefertigte Kämme.