Der Sieg, den der Optalsboombund in dieser Schlacht errungen hat ist in der Tat beeindruckend. Er basierte auf perfekter Kenntnis und Ausnutzung der Eigenschaften des Geländes und der Schwächen des Gegners. Man darf hier aber nicht den Fehler machen, verallgemeinernd hieraus Rückschlüsse auf andere Gebiete Europas zu ziehen. Die Friesen hatten sich durch die Jahrhunderte hindurch eine große Autonomie bewahrt. Sie akzeptierten zwar den Kaiser nominell als ihren obersten Herren, in der Realität jedoch waren sie ein sich selbst verwaltendes Volk. Die Landbevölkerung im Großteil Europas war zwar von ihren Grundherren abhängig, genoss aber auch ihren Schutz. Im feudalen System wurde der Kriegsdienst seit dem Ende des 12. Jhdt. zunehmend von Berufskriegern ausgeübt, entweder Ritter oder die aus den Söhnen der Bauernschaft rekrutierten Kriegsknechte (und in sehr geringem Maß Söldner). Die Bürgerwehren der Städte stellen natürlich eine Ausnahme dar, die für das hier diskutierte Thema jedoch nicht von Belang ist. Das klassische Bauernaufgebot des Frühmittelalters wurde, wenn überhaupt, nurnoch als letztes Mittel zur Landesverteidigung eingesetzt. Entsprechend blieb dem Bauer zwar der Kriegsdienst erspart, dafür hatte er aber auch keine Übung mehr im Umgang mit Waffen und war damit auf Gedeih und Verderb auf den Schutz seines Herren angewiesen. (Diese Zweischneidigkeit einer Berufsarmee hat noch Kant beschäftigt, der um Militärdiktaturen vorzubeugen die Abschaffung aller stehenden Heere und deren Ersatz durch eine Bereitschaftsarmee aus dem Volk forderte, wie sie beispielsweise die Schweiz hat.) Die Friesen hingegen hatten sich, wie die Schweizer Eidsgenossen auch, weitestgehend ihre frühmittelalterlichen Stammesstrukturen erhalten und wurden von einem Rat ähnlich dem altnordischen Thing regiert, der sich aus den Ältesten und Vorstehern der einzelnen Städte und bäuerlichen Gemeinschaften zusammensetzte (diese Vorsteher hießen bei den Eidsgenossen Hunno). Verbunden mit dieser weitgehenden Selbstverwaltung, war allerdings auch die Pflicht jedes Freien, sich an der Verteidigung der Gemeinschaft zu beteiligen. Im krassen Gegensatz zum feudalen Leibeigenen war es für einen friesischen Freien also völlig normal Waffen zu besitzen und sich im Umgang damit zu üben. Ich kann nur immer wieder "Die Geschichte der Kriegskunst" von Hans Dellbrück empfehlen. Hierin geht der Autor sehr ausführlich auf die Besonderheiten der nichtfeudalen Völker Europas im Mittelalter ein. Sein besonderes Augenmerk haben die Schweizer Eidsgenossen aber auch die Friesen finden Erwähnung, zumal es einige Parallelen zwischen beiden Völkern gibt. Man kann die bäuerlichen Aufgebote der Friesen oder der Schweizer nicht mit einem Landaufgebot feudaler Bauern vergleichen, sondern eher mit den germanischen Heeren der Völkerwanderungszeit. Also @ Geri: Der Bauer im feudalen System, der keine Kampfausbildung und keine Kriegserfahrung hat, ist gegen ausgebildete und gutbewaffnete Kriegsknechte in der Tat chancenlos. Davon trugen die Bauernkriege am Ende des Mittelalters trauriges Zeugnis. Ein freier Bauer, der von kleinauf gelernt hat zu Kämpfen um sich selbst und die Gemeinschaft zu der er gehört zu Schützen und der in Streitigkeiten der einzelnen Stämme und Gruppen untereinander sowie bei der Abwehr von Invasionsversuchen von außen (und das waren einige) Kampferfahrung gesammelt hat, das ist, wie seine Nachfahren heute sagen würden "´n ganz annern Schnack".