Nachdem die Miniaturen zur Cantiga de Santa Maria Nr. 275 auf fb schon diskutiert wurden im Hinblick auf die Kleidung, hier einige Ergebnisse der Recherche. Ein mir bekannter Maler und Musiker aus Spanien teilte auf meine Anfrage mit, dass die Cantigas in galizisch-portugiesischer Sprache verfaßt sind - der damaligen Sprache der Oberschicht. In puncto Text konnte er mir nicht weiterhelfen, obwohl er einige Cantigas auch musikalisch interpretiert. Auf der Oxford Cantiga de Santa Maria Database wurde ich jedoch fündig. Titel (kurz): The Rabid Knights Hospitaller Alternativ : Rabid Knights Hospitaller are healed (Terena) Anfang: A que nos guarda do gran fog' infernal Refrain: A que nos guarda do gran fog infernal/ saar nos pode de gran ravia mortal
Text (englisch): Two Hospitaller friars of the convent of Moura were stricken with rabies.\r\nThey raged and clutched one another and anyone they could grab. [To subdue them] the people tied them securely with a very strong rope.\r\nThen, hoping that the Virgin would cure them, they took them to Terena. They lead them with difficulty, for they were snapping like dogs. They took them across the Guadiana River and entered Portugal. As the first friar reached the top of the hill, he looked around and saw Terena, nestling in the valley up ahead. He asked to be released and said that he could see the Virgin and was sure that he had cured her of rabies. He asked for a drink of water.\r\nThe other friar said the very same thing when he saw the church. He also felt himself cured of rabies and they gave him a drink of spring water. After they had finished drinking, they set off at once for Terena to fulfil their pilgrimage. They each offered the Virgin gifts and lit long candles, which they placed, before the Virgin’s altar. (Quelle:
http://csm.mml.ox.ac.uk ) Text (deutsch - google Übersetzer, hab mir die Mühe nicht selbst gemacht) Zwei Hospitalbrüder des Klosters von Moura wurden von Tollwut befallen. Sie tobten und klammerten sich aneinander und an jeden, den sie ergreifen konnten. [Um sie zu unterwerfen] banden die Leute sie fest mit einem sehr starken Seil. Dann, in der Hoffnung, dass die Jungfrau sie heilen würde, brachten sie sie nach Terena. Sie führen sie mit Schwierigkeiten, denn sie schnappen wie Hunde. Sie nahmen sie über den Guadiana Fluss und kamen nach Portugal. Als der erste Mönch die Spitze des Hügels erreichte, schaute er sich um und erblickte Terena, das sich im Tal vor ihm kuschelte. Er bat um Freilassung und sagte, dass er die Jungfrau sehen könne und sicher sei, dass er sie von Tollwut geheilt habe. Er bat um ein Glas Wasser. Der andere Bruder sagte dasselbe, als er die Kirche sah. Er fühlte sich von Tollwut geheilt und man gab ihm einen Schluck Quellwasser. Nachdem sie getrunken hatten, brachen sie sofort nach Terena auf, um ihre Pilgerreise zu machen. Sie boten jeweils die Jungfrauengeschenke an und zündeten lange Kerzen an, die sie vor dem Altar der Jungfrau Maria aufstellten. Zu der Cantiga gehören 12 Miniaturen, die die Geschichte illustrieren. Eine Beschreibung befindet sich ebenfalls auf der Oxford Database. 6 davon hier:
(Quelle: fb, Johanniter/Hospitaliter Ritter Orden) Anmerkungen: Bei der Geschichte handelt es sich wohl nicht um die Tollwut, diese steht meiner Meinung nach für etwas anderes. Besessenheit, Depressionen, Burnout etc. Somit wurden die Brüder nicht wegen Verfehlungen gefesselt und weggebracht, sondern um sie selbst und andere zu schützen und ihnen Heilung an einem heiligen Ort zu ermöglichen. Dies geht auch aus der Beschreibung der anderen 6 Miniaturen hervor. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass Alfonso X. diesen Stoff musikalisch verarbeitete und uns dadurch diese schönen Bilder bescherte.