Rotschopf
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Das langerwartete und mittlerweile schon zu einer Art Geheimtip gewordene Mittelalteralterfest "Zeitreise ins Mittelalter" in Eggenburg in Niederösterreich wurde mir ja schon seit längerem angepriesen. Das Schöne an der Veranstaltung ist ja, dass sich das Fest über einen gesamten Altstadtkern verteilt, der von einer imposanten, bemerkenswert gut erhaltenen Stadtmauer eingefasst ist. Es ist dies eines der größten und auch beliebtesten Mittelalter-Events in Österreich und entsprechend viele Leute tauchen auch immer wieder auf. Entsprechend gut ist auch das Angebot auf diesem Fest. Unzählige Handwerker (Glasmacher, Drechsler, Lederer, Fassbinder, Schneider, Waffenbauer, Schmiede, Schnitzer, Weber usw. usw.) lassen sich jedes Jahr dort finden und sind offen für alle Arten von Anfragen, Mitmach-aktionen und nette Unterhaltungen. Fürs Kontakte knüpfen also der ideale Standort. Und wer noch das perfekte Accessoir oder die passende Ausrüstung für sich selbst sucht, der findet bei den vielen Händlern ohne Zweifel etwas passendes. Schön ist hier auch immer die Auswahl der Händler, die sorgsam getroffen wird und thematisch auch auf so eine Veranstaltung passt. Und auch für das leibliche Wohl ist mehr als ausreichend gesorgt. Ein Badehaus, viele Tavernen und Gasthäuser, Ochsen- Hammel- und Schweinebraten warten brutzelnd am Spieß, Met und Bier und Wein und andere Köstlichkeiten erwarten den Besucher zu Hauf und vor allem zu vernünftigen Preisen. Alles in allem also eine schöne Sache, an der es aber dennoch Dinge zu bemäkeln gibt: Es fehlt einfach das Lagerleben, die Möglichkeiten, sich abends am Feuer zusammenzusetzen. Es gibt einfach keinerlei Plätze auf diesem riesigen Fest, wo zusammen getrunken, musiziert und gelacht werden kann, weswegen sich das Geschehen mit Ende der Marktzeit am Abend auch realtiv schnell verliert. Dafür ist die Veranstaltung tagsüber mehr als nur menschenreich. Sicher muss man hier auch Besucher, die nicht aus der Szene sind befürworten und fördern, aber man droht einfach die Kontrolle über die Menschenmassen zu verlieren. Kurz: es wird einfach zu viel. Ein schönes Mittelalterfest sollte überschaubar bleiben, sollte Raum zur Begegnung, nicht nur zum sich-aneinander-vorbei-drücken geben. Für mich war das alles einfach viel zu groß und weitläufig. Und noch ein Kritikpunkt: Wenn man schon ermäßigten Eintritt für Gewandete gewährt, dann doch auch bitte nur für passend gewandete, sprich, MA, Wiki, eventuell auch noch ein paar Hunnen. Aber das man jeder Gothic-gekleideten im kurzen Faltenmini und einer Corsage mit tonnenweise Schminke im Gesicht (nicht falsch verstehn, bin ich selbst, aber nicht, wenn ich auf ein Fest gehe) und jedem Empire-Kleid ermäßigten Eintritt gibt, das stellt mich doch als ernsthaft interessierte, die sich viel Mühe mit der Authentizität ihres Outfits gibt, irgendwo auf eine niederere Stufe. Find ich nicht schön, und ich frage mich: Haben diese Leute von den Veranstaltern einfach nur keine Ahnung, oder ist es ihnen egal?
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