Deine Kluft ist mit der Seide für die Feldarbeit eher ungeeignet. Das ist immer das was die Menschen als erstes denken wenn sie Bauer hören.
Richtig. Und genau das ist der Denkfehler, den die Leute haben. Läuft der Müllfahrer den ganzen Tag in seiner Warnweste rum? Der Polizist auch am Wochenende in seiner Uniform? Der Arzt geht in seinem grünen OP-Kittel zum Italiener essen?
Und vielleicht auch nicht der Mann der die Schweine in den Wald treibt und den Pflug führt?
Richtig. Der abgebildete Bauer ist ein reicher Bauer, aber immer noch ein Bauer. Er hat viele Mansen (oder Hufen, je nachdem welche Quelle man hernimmt) Land und normalerweise bauert er auch nicht mehr wirklich selber, sondern lässt seine Knechte bauern. Wie gesagt - ein reicher Bauer halt, aber trotzdem ein Bauer. Genau so ein Freier, wie er in den Kapitularien als heerespflichtig mit Brünne und Pferd beschrieben wird. In und auf denen er auch nicht den ganzen Tag herumläuft bzw reitet.
Das ist aber schon Sonntagsstaat/Festkleidung ?
So ist es. Nicht jeder, so die Quintessenz aus der Vermittlung in den Modenschauen, der Geld hat, ist adelig. Im Gegenteil, die meisten Geldsäcke der Frankenzeit waren ganz normale, freie, aber eben erfolgreiche Leute. Im Gegenstatz etwa zu einem Grafen, der zwar auch Geld, Erfolg und sogar einen Titel hat, aber u.U. sogar unfrei ist. Das frühe Mittelalter ist sehr differenziert und vielschichtig, es entspricht in vielem so gar nicht den Klischees, die über "das Mittelalter" kursieren. Aus Seide sind übrigens ausschließlich die Borte und die Applikationen darauf. Der Rest ist Wolle, das Untergewand Leinen. Vielleicht, ganz vielleicht, stiftet der Bauer eines Tages, kurz vor seinem Tod, dem örtlichen Kloster eine Reliquie. So um sicherzugehen... Dann wäre er sicherlich sehr geehrt, wenn diese in "seiner" Seide eingeschlagen würde. Wenn die Reliquie für immer von etwas berührt würde, das auch er in seinem Leben berührt hat, dann muss das doch geradezu eine Eintrittskarte ins Himmelreich sein, oder?