Hallo zusammen,aufgrund mehrerer Dinge, die zusammengetroffen sind habe ich mich mit der Herstellung von Schnüren aus Lindenbast befasst. Zum einen war da ursprüngliche mal die Idee mir für einen selbstgebauten Bogen eine Natursehne zu bauen (ursprüngliche mal aus Brennesselfasern). Zum zweiten ist mir Lindenbast quasi vor die Nase gelaufen. Und zum dritten habe ich gerade den Bedarf an Schnüre zum festbinden von Tomaten . Wie ich früher an verschiedenen Stellen recherchiert habe muss man bei Schnüren aus Pflanzenfasern, also Bast oder auch Brennesseln dafür sorgen, dass holzige Bestandteile und die gewünschte Faser getrennt werden können. Am Besten geht das, so wie ich gelesen habe dadurch, dass die Pflanzen (oder auch die Rinde) eine ganze Weile in Wasser eingelegt werden um somit die gewünschten langen Fasern leicht von holzigen oder anderweitig unerwünschten Bestandteilen getrennt werden können. Es wird von 2 bis 6 Wochen geschrieben, due die Pflanze im Wasser liegen soll. Bei meinem Lindenbast ist das etwas anders erfolgt. Der Baum war bei einem Sturm umgefallen und hat nun ca. 2 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt da gelegen. Vor kurzem fiel mir dann auf, dass da schöner Bast zu Tage kam. Also habe ich mir eine Portion mitgenommen. Das festbinden von Tayberrytrieben nur mit Baststreifen war suboptimal. Die Streifen reißen schnell. Dann habe ich angefangen die Fasern zu verzwirnen und daraus Schnüre zu machen. Dabei ist mir aufgefallen, dass man, wenn man im Vorfeld einige Mühe darauf verwendet die Fasern ordentlich zu trennen, sie einzuweichen und auch nach Qualität sortiert bessere Ergebnisse erhält (eigentlich kein Wunder). Heute habe ich wieder gezwirnt. Dabei habe ich Schnüre herstellen können, die doppelt gezwirnt so dick waren, wie gestern die einfach verzwirnten. Ich habe daran auch einmal eine Messung der Zugfestigkeit gemacht. Die doppelt gezwirnten sind bei einer aufgebrachten Last von 7 Kg gerissen, eine Schnur, die ich aus diesen Schnüren noch einmal verzwirnt habe war schon bis ca 16 Kg zu belasten. Alles in Allem noch ein weiter Weg bis eine Schnur als Bogensehne für eine Bogen mit 30# Zuggewicht zuverlässig gefertigt werden kann. An eine 100# Warbow ist da gar nicht so schnell zu denken. Aber es muss machbar sein, da selbst die Seile an Segelbooten aus Lindenbastfasern waren. Hier auch noch einige der Quellen, aus denen ich mein Wissen gezogen habe. http://journal.lhbsa.de/cpt-articles/zur-kulturhistorischen-bedeutung-der-linde/ https://natur-instinkte.blog/2019/07/12/lindenbast/ https://www.uni-goettingen.de/de/nutzung+in+der+vergangenheit/41762.html Was ich jetzt noch nicht recherchiert habe ist, wie lange Schnüre aus Lindenbast verwendet wurden. Ich habe nur den Hinweis, dass mit Aufkommen von Hanf und Flachs die Bedeutung nachließ. Da ich hier keine einfeutige Zuordnung zu irgend einer Zeit habe und dies auch eher Experimente sind, habe ich das Thema hier unter den "Rest der Welt" gestellt. Noch zwei Bilder von den Ergebnissen.
Vielen Dank für's lesen und auch Anregungen.

