Klar sind Mensurbrillen nicht dafür gemacht, einen Stoß mit einer Feder o.ä. abzufangen. Darum geht es auch gar nicht. Es solle nur verhindert werden, dass trotz aller Vorsicht bei einem Unfall die Federspitze ins Auge rutscht. Wie gesagt, ohne Verwendung einer Fechtmaske ist Kontakt mit dem Kopf bei so etwas komplett out. Nur bis zur Bedrohung fechten bzw am restlichen Körper anlegen. Wenn man nur mit Brillen oder ganz ohne Schutz fechtet, wird es meiner Erfahrung nach Meyer & Co sehr ähnlich, also fechten primär mit Häuen und sehr selten mit Stichen, wenn dann nur zum Körper. Ortbedrohung des Gesichts, was ja durchaus ein Kernthema von Liechtenauer ist, fällt faktisch weg. Ich hab das mit den Brillen erst zweimal gemacht. Normalerweise mache ich das mit der Fechtmaske, da damit Angriffe zum Kopf möglich sind und das ja ein/das Hauptziel ist. Ohne Angriffe dahin zu ermöglichen schafft man sehr viele Artefakte. Das geht schon für Drill-artige Übungen oder auch kontaktlosen "Freikampf", sollte aber nicht einen großen Teil des Trainings einnehmen, da man sonst zu sehr "nicht-treffen" trainiert. Mit nur der Fechtmaske als einziges Ausrüstungsstück hat mach faktisch alle Vorteile des Fechtens mit Brillen (nämlich das Gefühl von Verwundbarkeit und kaum Einschränkung durch Schutzausrüstung, was besonders an den Händen auffällt), dazu aber noch die Möglichkeit, den Kopf tatsächlich anzugreifen und kein Risiko lebensgefährlicher Verletzungen. Kaputte Finger sind natürlich drin, das ist der Preis, den man eventuell zahlen muss. Mit Können und dem richtigen Partner lässt sich das minimieren, aber natürlich nicht beseitigen (was ja auch wieder einen Teil des Reizes und der Lehrbarkeit dieser Trainingsart darstellt). Ist also nur was für Fortgeschrittene, aber meiner Meinung nach sehr, sehr lehrreich. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass das jeder machen und können sollte, der auf einem hohen Niveau fechten will.