Fragen zum Einstieg in den historischen Schwertkampf

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Atheandor

Guest
Hallo zusammen, ich betreiben seit einiger Zeit mit ein paar Freunden und Bekannten Schwert / Showkampf. Damit meine ich choreographierte, frei erfundene Bewegungsabläufe die, wie ich nach dem Lesen vieler Threads hier zugeben muss, mit historischem Schwertkampf nur gemein haben, dass man dabei ein Schwert in der Hand hat. Durch das Lesen hier im Forum bin ich nun neugierig geworden und möchte mich in die Kunst des Schwertkampfes einarbeiten; Zum einen, weil mein Arzt sagt, ich sollte mehr Sport treiben (und Schwerter liegen mir eher als Fußball :D) zum anderen, weil ich die Techniken gerne in unsere Choreographien einfließen lassen würde, um es etwas realistischer aussehen zu lassen. Nun zu meinen Fragen(falls einige davon schonmal gestellt worden sind und ich dies übersehen haben sollte, bitte nicht schlagen :keule1, schreibt mir einfach wo ich's nachlesen kann :)) 1. Ich habe gelesen, dass die LehrDVDs von Agilitas großartig sein sollen, um sich Historisch richtiges Fechten selbst beizubringen, hat jemand Erfahrungen damit gemacht und welche der DVDs würdet ihr für absolute Schwertnoobs empfehlen? 2. Worin Unterscheiden sich die Fechtlehren von Talhofer und Lichtenauer und wenn es bedeutende Unterschiede gibt, welche ist für Anfänger besser geeignet? 3. Ist wenn von einem "langen Schwert" die Rede ist, ein Anderthalb- oder ein Zweihandschwert gemeint? (die Schwerter, die auf Videos der "Medieval European Martial Arts Guild" (einfach bei Youtube mal nach MEMAG suchen) zu sehen sind, scheinen für meine Begriffe extrem lange Griffe zu haben). Welche Maße / Gewicht / Schwerpunkt sollte ein Schwert idealer Weise haben, um für Historisches Fechten geeignet zu sein? 4. Die Techniken die auf o.g. Videos zu sehen sind, kommen mir zu leichtfüßig und grazil vor um in Rüstung durchgeführt zu werden. Handelt es sich dabei um einen reinen Duellfechtstiel, der prinzipiell ohne Rüstung zur Anwendung kam? Wenn ja, gibt es andere Fechtlehren, die speziell für den gerüsteten Kampf bestimmt sind? Soweit erstmal, mir fällt bestimmt noch mehr ein, das ich gerne wüsste, aber ich lass mich erstmal von eurem geballten Wissen überrollen, bevor ich euch weiter mit Fragen löcher :D Vielen Dank schonmal im Voraus, Gruß Atheandor
 
Also großartig Ahnung habe ich (wie immer nicht) aber Schwertkampf vom Bildschirm lernen?? Ich glaube nicht daß das geht. Besuch doch ein Wochenendseminar oder geh in ne reguläre Schwertkampfschule. Wochenendseminare werden von verschiedenen Schulen angeboten und sind nicht immer nur in den Schulen sondern auch auf Burgen usw deutschlandweit. Schau doch mal ob hier klick was dabei ist.
 
1. Ich habe gelesen, dass die LehrDVDs von Agilitas großartig sein sollen, um sich Historisch richtiges Fechten selbst beizubringen, hat jemand Erfahrungen damit gemacht und welche der DVDs würdet ihr für absolute Schwertnoobs empfehlen?
-zu empfehlen sind die dvds von ochs (langes schwert und langes messer) sowie in deinem fall, die showkampf für einsteiger von dreynschlag. die anderen habe ich noch nicht gesehen, von der kriegsringen und der geharnischten kampf dvd habe ich nichts gutes gehört, und zu der talhofer dvd kann ich gar nichts sagen.
2. Worin Unterscheiden sich die Fechtlehren von Talhofer und Lichtenauer und wenn es bedeutende Unterschiede gibt, welche ist für Anfänger besser geeignet?
-vereinfacht gesagt ist das lichtenauer system die grundlage für das fechten nach "deutscher schule", talhofer beruft sich in seinen frühen werken noch auf l. entwickelt später jedoch eine eigene rangehensweise.
3. Ist wenn von einem "langen Schwert" die Rede ist, ein Anderthalb- oder ein Zweihandschwert gemeint? (die Schwerter, die auf Videos der "Medieval European Martial Arts Guild" (einfach bei Youtube mal nach MEMAG suchen) zu sehen sind, scheinen für meine Begriffe extrem lange Griffe zu haben). Welche Maße / Gewicht / Schwerpunkt sollte ein Schwert idealer Weise haben, um für Historisches Fechten geeignet zu sein?
-mit "langem schwert" ist weder ein "anderthalbhänder" noch ein "zweihänder" gemeint, sondern eben ein "langes schwert" da ich aber kein freund des langen schwertes bin kann ich keine angaben zu den maßen geben. glaube aber das die dinger so um 1,30m sind , das gehilz gute 30 cm hat und das gewicht nicht wesentlich mehr als 1,6 kg haben sollte.
4. Die Techniken die auf o.g. Videos zu sehen sind, kommen mir zu leichtfüßig und grazil vor um in Rüstung durchgeführt zu werden. Handelt es sich dabei um einen reinen Duellfechtstiel, der prinzipiell ohne Rüstung zur Anwendung kam? Wenn ja, gibt es andere Fechtlehren, die speziell für den gerüsteten Kampf bestimmt sind?
-die meisten techniken sind für das blossfechten in duellsituationen, also den ungeharnischten kampf. die techniken für den gerüsteten kampf sind daran zu erkennen, das das "lange schwert" als halbschwert (die linke ind der mitte der klinge) geführt wird.
 
Danke schonmal für eure Antworten, @Viking: Gladiatores bietet leider bei mir in der Nähe nichts an, werd mal das Web durchforsten obs hier was Vergleichbares gibt. Danke für den Tip. @Toke: Danke für die Infos, deine Antworten zu 3. und 4. bringen mich jedoch direkt zu 5. :D 5. Gibt es Überlieferungen, Dokumente oder Bücher, die gebräuchliche Techniken mit Anderthalbhandschwertern beschreiben(vorzugsweise für den gerüsteten Kampf)? Wenn es solche Aufzeichnungen gibt, existieren Gruppen oder Schulen, die diese Techniken umsetzen und weitervermitteln können? P.S.: mein derzeitiges Schwert ist für die Techniken mit dem langen Schwert wohl eher ungeeignet: Länge gesammt : 123cm Länge Griff + Knauf (Gehilz ? ): 30 cm Parierstange : 22 cm (nach oben gekrümmt mit Haken an den Enden) Gewicht : 2100g Ist für Showkampf imo ganz gut geeignet(ich komm vom handling her sehr gut damit zurecht) weils optisch einiges hermacht(ist halt recht wuchtig(aber vom Aussehen her eher im Fantasybereich einzuordnen)) bei Interesse kann ich ja mal n Bild davon knipsen und hier reinstellen. Gruß Atheandor
 
5. Gibt es Überlieferungen, Dokumente oder Bücher, die gebräuchliche Techniken mit Anderthalbhandschwertern beschreiben(vorzugsweise für den gerüsteten Kampf)? Wenn es solche Aufzeichnungen gibt, existieren Gruppen oder Schulen, die diese Techniken umsetzen und weitervermitteln können?
soweit ich weiß gibt es, im deutschsprachigen raum, gerüstet nur halbschwert, stechschild, speer und schild. macht auch wenig sinn mit nem schwert auf ne rüstung zu hauen... guckst du hier wobei ich die gerüsteten stechschild, speer und schild nur in renaissance quellen gesehen habe. kann mich auch irren...
 
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Über zwei Kilo ist zum vernünftig fechten natürlich viel zu schwer. Historisches Fechten lebt von Technik und Schnelligkeit. Wenn man da erst so viel Masse in Bewegung setzen muss hat man praktisch schon verloren. :D Das was heute als Eineinhalbhänder bezeichnet wird ist ein langes Schwert. Genaue Maße gibt es nicht. Etwa 1,2 Meter lang, beide geschlossenen Hände sollten gut am Griff platz finden. Der Schwerpunkt möglichst nahe am Gehilz (8-10 cm vor der Parierstange ist bestens). Und das Gewicht etwas über ein Kilo. Die "Schlagkante" für Schau- und Übungsbetrieb sollte nicht mehr als 1,5 mm betragen. Die Maße sind aber nur Richtwerte. Tatsächlich kommt jeder Kämpfer mit etwas anderen Maßen klar. Bei mir muss der Griff sehr lange sein, damit ich mich wohl fühle, was meinem Kollegen aber viel zu lang ist. Am besten bestellt man sich ein paar Schwerte zum antesten, und behält das welches einem am besten liegt. Soweit ich mich erinnere hat der Thalhoffer ein paar Seiten gerüstete Kämpfe gemalt. Er bezieht sich, wie bereits erwähnt wurde, auch auf Lichtenauer. Der Lichtenauer ist quasi der Vater aller deutschen Langschwertbücher.
 
Ein erneutes Dankeschön, @hellobello: Dass der Prügel den ich mein Schwert nenne fürs historische Fechten zu schwer ist, hab ich mir schon fast gedacht... :( Für ein richtiges ist leider im Moment kein geld da ;( @Toke: In der Tat wunderschöne Bilder, bedauerlicherweise beschränken sich meine Lateinkenntnisse auf das, was aus den Asterixheften hängengeblieben ist... :kopfwand(Die spinnen die Römer) Fazit für mich: Ich werd auf jeden Fall in richtung historsches Fechten weiter recherchieren und schauen, ob es bei uns in der Nähe Vereine oder Schulen gibt, wo man mal vorbeischauen und "schnuppern" kann. Für unseren Showkampf werd ich die Finger vom richtigen Fechten lassen, da hierfür die Bewegungsabläufe und Techniken des historischen Fechtens viel zu schnell sind. Will sagen; meiner Meinung und bescheidenen Erfahrung nach erwartet der typische MA-Marktbesucher, der sich die Shows ansieht, Akteure in irgend einer Form von Rüstung, die sich mit schweren "Stahlstangen" gegenseitig verhauen :ritter15. Richtiges Fechten würde den Großteil des Publikums vermutlich verwirren oder sogar langweilen(soll nicht abwertend gemeint sein, will damit nur sagen, dass ein choreographierter "Kampf" meiner Meinung nach für den Laien deutlich spektakulärer aussieht und unterhaltsamer ist als ein historisch korrekter). Werd mir auf jeden fall mal die DVDs von Ochs und Dreynschlag zulegen, da es ja nie schaden kann, seinen Horizont zu erweitern :). In diesem Sinne, vielen Dank noch mal für die Ratschläge Gruß Atheandor
 
Original von Atheandor Richtiges Fechten würde den Großteil des Publikums vermutlich verwirren oder sogar langweilen(soll nicht abwertend gemeint sein, will damit nur sagen, dass ein choreographierter "Kampf" meiner Meinung nach für den Laien deutlich spektakulärer aussieht und unterhaltsamer ist als ein historisch korrekter).
Ja, und nein. Ein wirklich historischer Kampf ist vorbei, bevor das Publikum mitbekommen hat was los ist. :D Dennoch kann man mit historischen Techniken durchaus eine sehr ansprechende Choreografie erstellen. Du darfst nur keine endgültigen Techniken anwenden (ausser beim Finale versteht sich). Es muss für den Gegenüber immer eine Methode da sein sich heraus zu winden. Die Leute von uns, die auch auf Märkten auftreten, haben schon einige tolle Choreografien entwickelt. Sehr spektakuläre sogar. Mal schaun ob ich ein Video auftreiben kann. Was auch immer gut ankommt: Wenn das Publikum nach dem Finale ohnehin schon mal dasteht kann man auch eine kurze Sequenz eines annähernd historischen Duells darbieten. Am besten etwas langsamer, und kommentiert. Es überrascht fast alle wie einfach und dennoch effektiv die historischen Techniken sind. Dass es tatsächlich viel Training benötigt übersehen die meissten :rolleyes: EDITH: Hast du schon bei Youtube nach "historischem fechten" bzw. "Schwertkampf" geschaut? Da sind ein paar interessante Videos drin.
 
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Schau dir mal das Buch von Herbert Schmidt "Langes Schwert" an. Es ist meiner Meinung nach hervorragend. Du findest ihn auch wenn Du "Ars Gladi" googelst
 
Sorry Toke, habe ein i unterschlagen - hast natürlich recht. Die haben sicherlich einen - war nämlich schon bei denen. Kann bei Interesse auch die ISBN reinstellen
 
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Mahlzeit. Welches Buch auch nicht verkehrt ist und wo u.a. auch auf den Kampf mit Schwert und Schild eingegangen wird, ist jenes hier: Medieval Swordsmanship: Illustrated Methods and Techniques, von John Clements (ISBN-13: 978-1581600049) Allerdings kann man kämpfen nicht aus Büchern oder Videos lernen, wenn man nicht wenigstens schon etwas kann. Für absolute Anfänger bleibt nur die Anleitung eines erfahrenen Lehrers oder die harte Tour (Praxiskämpfe). Bei der harten Tour gehen einem aber immer so schnell die Gegner aus und irgendwann steht man dann in der Bildzeitung: AMOKLÄUFER METZELT MIT BASTARDSCHWERT 500 UNSCHULDIGE PASSANTEN! "Ich wollte doch nur trainieren...!" :D jens
 

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