Vielen Dank für die fachliche Erklärung an die Damen, insbesondere an Tjorven. Wenn ich das nun halbwegs kapiert habe, dann ist der Unterschied weniger die rein technische Machart, - es gibt Brettchen, die gedreht werden, wie man das von den üblichen Brettchenweberinnen kennt - , sondern in der Art und Weise, wie mit diesen Brettchen das Muster erzielt wird. Im modernen Falle in einem schlauen Einzug, der dann nur noch gleichmäßiges und damit unkompliziertes Drehen der Brettchen erfordert, dafür aber nur bestimmte, einfache, sich eng wiederholende Muster zulässt, und im alten Falle in einem eher einfachen Einzug, der aber durch sorgfältiges und unabhängiges Drehen der Brettchen alle Möglichkeiten für Muster offenlässt. Rein optisch also nur am Muster zu unterscheiden. Ein Blinder würde den Unterschied gar nicht merken. (Wenn man sich etwa den St Bertille-Ärmel genau ansieht, dann erkennt man in der Tat, dass sich die Muster darauf zwar wiederholen, aber nicht 1/1/1 sondern abwechselnd mit kleinen Zwischensegmenten. also etwa 1/z/2/z/1/z/3/z/1/z...) Um genau diesen
erkennbaren , den
nachweisbaren Unterschied ging es mir in der Frage nach dem NoGo, nicht um die persönliche Ausrichtung des Hobbyisten und dessen persönlichen Eifer. Das überlasse ich jedem selbst, da misch ich mich nicht rein, das ist mir im Grunde auch vollkommen egal. (Wenn ich Dir jetzt Arbeit beschert habe, Andi, dann ist mir das ein wenig unangenehm. Bierchen? prost1 ) Nun sehe ich auf karolingischen Psalterbildern aber immer wieder Säume an Kleidern und Tuniken, die ein eben solches, immer wiederkehrendes Muster aufweisen. Ob das nun Besätze, Stickereien oder Borten sind, sei dahingestellt, das ist aus den Bildern nicht ableitbar und schon seit langem eine ungeklärte Frage. Aber eben diese Musterfolgen, die ja offenbar als Indiz für eine historische Unkorrektheit gelten. Paradox? Hat jemand dafür eine schlüssige Erklärung? Eine, die über die Vermutung hinausgeht, wir könnten gerade das Kind mit dem Bade ausschütten? Gut, es sind Abbildungen, keine Funde von Kleidungsresten. Es gibt, sehr wohl, auch Abbildungen, auf denen die Säume komplizierter ornamentiert sind, ohne diese regelmäßige Wiederholung. Wo wir zwischendurch auch mal beim Aufwand und damit der "Kostbarkeit" der Borten waren: Ich bin keiner von denen, die in ihren Gehirnwindungen sämtliche Fundstellen und Belege abspeichern, über die sie jemals gestoplert sind, was mir naturgemäß eine fachliche Konversation mit solchen Belegprofis erschwert. Aber ich habe mal irgendwann von irgendeiner Textilexpertin gehört, dass Borten (natürlich nur die auf den Kleidungsresten, die man auch gefunden hat und ebenso natürlich auch nur die aufgesetzten, nicht die angewwebten) auffallend oft mit einem ganz einfachen Heftstich an Kleidern befestigt waren, den man ganz einfach auftrennen konnte, wenn man wollte. Daraus leitete die gute Dame die Möglichkeit (nicht die Sicherheit!) ab, dass Borten wohl, wenn das alte Kleidungsstück zerschlissen war, einfach auf ein neues übertragen wurden. Das würde das Argument der Seltenheit entkräften (das ja seinerseits auch nur eine Vermutung aufgrund des Arbeitsaufwandes ist und kein Beweis
).