Funde von Nestelschnüren

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Ulf

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Nachdem ja so viel über die Technik der Herstellung von Nestelschnüren im Internet herumgeistert und auf Bildquellen des Spätmittelalters des öfteren auch Nestelschnüre abgebildet sind, stellt sich doch die Frage: Wie sieht es eigentlich mit Funden aus? Irgendwo muss es doch eine Verbindung zwischen der Fingerschlaufenbindung und den Nestelschüren geben. Ich denke dieses Thema dürfte für Spämi-Darsteller sehr informativ werden. Bitte beachten: Es wird kein Onlineshop gesucht, wo es Nestelschüre oder Nestelspitzen zu kaufen gibt. Es wird auch keine Anleitung der Herstellungstechnik betreffen der Fingerschlaufenbindung (Fingerloop) gesucht. Hier geht es nur um Fundquellen.
 
Dann fange ich mal an mit Funde aus London 2 Bänder 2te Hälfte 12tes Jh. Breite: 2,5 und 3,5 mm, Länge: 80 cm und 45.5 cm Textiles and Clothing 1150 - 1450. Medieval Finds from Excavations in London, Volume 4. Elisabeth Crowfoot, Frances Pritchard, Kay Staniland. 1992/2006 Wäre über Funde aus dieser Zeit und Norddeutschland hocherfreut. (Man darf ja träumen, oder?) :rolleyes:
 
Das waren die ältesten aus London, habe ich gerade als Textmodul zur Hand gehabt. Wenn ich mich techt erinnere sind in dem Buch aus späterer Zeit noch mehr gelistet.
 
Dann mache ich mal weiter: Lübeck (15. bis anfang 17. Jhd.)[1, S. 141] Eine geflochtene Schnur aus Pflanzenfasern mit 25cm Länge und 10mm breite. Zwei Stück aus Seidenfäden mit 27cm länge und 2mm breite bzw. 90cm länge und 2mm Breite. [1] Tidow, Klaus (1978): Textilfunde aus einem Brunnen auf dem Schrangen in Lübeck. In: Günter P. Fehring (Hg.): Vorgeschichte - Mittelalter - Neuzeit. 29 Bände. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang (Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte, 1), S. 139–158.
 
In Schleswig auch .... guck ich nachher mal nach.
 
Fundort Schleswig Plessenstrasse, 11.Jahrhundert Rundkordel, vier Stränge mit je 4 Einzelfäden, Seide Fundort Schleswig Schild, um 1280 Flechtschnur, fünf Stränge mit je vier Doppelfäden, Seide Fundort Schleswig Schild, 13./14. Jahrhundert Geflochtene Kordel, 12 Stänge mit je 4 Doppelfäden, Seide Fundort Schleswig Schild, 13./14.Jahrhundert Zweifarbige Flechtschnur mit sieben (?) Strängen, fünf (?) davon in goldgelb, zwei in rosa Fundort Schleswig Schild, um 1260 Flechtschnur aus sieben Strängen mit je vier Doppelsträngen, Seide Quelle: Ausgbrabungen in Schleswig, Berichte und Studien 15, Das archäologische Fundmaterial II (Wachholz Verlag Nmst)
 
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Ist bei den HoMi-Funden aus Schleswig dokumentiert, wozu die Schnüre verwendet wurden? Bei Nestelschnüren denk ich als erstes an die vielen kleinen Schleifchen an der SpäMi-Kleidung, aber das muß ja nicht zwingend so sein. Seidenkordeln würden sicherlich gut zu hochwertiger Kleidung passen, z. B. als Schnüre am Almosenbeutel, aber wer weiß. Könnte im Grunde alles mögliche sein . . .
 
Seidenkordeln würden sicherlich gut zu hochwertiger Kleidung passen, z. B. als Schnüre am Almosenbeutel, aber wer weiß. Könnte im Grunde alles mögliche sein . . .
Das würde mich auch interessieren, als totales greenhorn bei diesem Thema. So wie ich das jetzt verstanden habe, handelt es sich also um auf die verschiedensten Arten hergestellte Schnüre, Kordeln usw. die als Verzierung, Tragebänder, Verschlußschleifen, Schnürsenkel usw. benutzt wurden??? Gehört da auch sowas dazu wie an dem Reliquienbeutelchen hier: http://medievalbeads.com/11th-century-reliquary-bag/ Man erkennt gut, daß die Anhängsel mit den verdickten Enden in sog. Burgundischer Kettelei (Begriff stammt wohl aus dem 18.Jhdt.) gestaltet wurden. Außerdem ist am Rande des Beutelchens eine sog. Kettschnur aufgenäht. Diese fand noch Anfang des 20 Jhdts. Verwendung an milit. Uniformen usw. Pelz08detail.jpg Quelle: ich (privat) Also nochmal: ich=greenhorn. Wäre es also denkbar und auch halbwegs A wenn für die verschiedenen Verwendungen von (Nestel-)Schnüren alle damals bekannten Arten der Herstellung von Schnüren (geflochten, gewebt, gekordelt, gekettelt, gefingerschlauft, fußgehäkelt...) genutzt werden können? Natürlich unter Beachtung der Stellung des Trägers und unter Beachtung der Materialien... Ich meine, es ist doch sicher schwer, die wenigen Funde auch noch ihrer Verwendung und dem Stand des Trägers zuzuordnen? Entschuldigt bitte meine doofen Fragen, wäre schön wenn mich jemand aufklärt. Danke! Euer Wilfried Tenneschnur :bahnhof
 

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Ja, der vermutete Zweck steht dabei. Waren glaube ich auch Bändsel für Beutel oder so. Liefere ich mirgen nach, okay? p.s. "gefingerschlauft" gefällt mir :)
 
So ... Ergänzung: Fundort Schleswig Plessenstrasse, 11.Jahrhundert Rundkordel, vier Stränge mit je 4 Einzelfäden, Seide = Vermutete Funktion: Durchzugs- oder Henkelbändchen für eine Tasche (?) Fundort Schleswig Schild, um 1280 Flechtschnur, fünf Stränge mit je vier Doppelfäden, Seide = Vermutete Funktion: Durchzugs- oder Henkelbändchen für eine Tasche (?) Fundort Schleswig Schild, 13./14. Jahrhundert Geflochtene Kordel, 12 Stänge mit je 4 Doppelfäden, Seide = Vermutete Funktion: Durchzugs- oder Henkelbändchen für eine Tasche (?), Zierleiste für einen Beutel oder einen Schuh, Befestigung für einen Gürtel (?) Fundort Schleswig Schild, 13./14.Jahrhundert Zweifarbige Flechtschnur mit sieben (?) Strängen, fünf (?) davon in goldgelb, zwei in rosa = Vermutete Funktion: Durchzugs- oder Henkelbändchen oder Zierleiste für ein Täschchen Fundort Schleswig Schild, um 1260 Flechtschnur aus sieben Strängen mit je vier Doppelsträngen, Seide = Vermutete Funktion: Durchzugsbändchen für einen Lederbeutel, für einen Schuh(?) Die Fragezeichen stehen übrigens auch im Fundbericht ;-) Bei einigen Bändern wird auch vermutet, dass sie mittels Tundeln (Dünteln) hergestellt wurden, bei anderen steht "Schlingentechnik" oder auch "Peitschenschnurtechnik"
 
Also fürs HoMi eher Kordeln für Beutel etc., keine Bindfäden für die Kleidung.
Nein, an der Kleidung nicht. Außer die Bändsel für die Beinlinge, damit die oben bleiben sind mir auch keine bekannt. Naja, und im 12. für die Seitenschnürung am Bliaut.
 
Auch nicht SpäMi, aber im Skjoldeham Fundkomplex (ca. 11 Jahrh) hab ich aich auch ein Nestelbändchen gefunden - Spiralbindung, also wohl wahrscheinlich 4 oder 6 Fäden. Hab aber keine Ahnung on da steht wofür es genutzt wurde (der Bericht ist in norwegisch?)
 

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