Galgen, Rad und Scheiterhaufen - Sonderausstellung im Stadtmuseum Erfurt

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Ritter Kunz

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Eine Sonderausstellung des Neanderthalmuseums im Stadtmuseum Erfurt: Galgen, Rad und Scheiterhaufen - Diese drei Wörter regen unsere Vorstellungen von der Grausamkeit spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Justiz an. Was aber wissen wir heute wirklich von den Prozessen, den Richtstätten, den Verurteilten? Die Ausstellung wird in Erfurt mit archäologischen Quellen aus Thüringen ergänzt und geht diesen spannenden Fragen nach.“ - Zitat aus dem Flyer zur Ausstellung. Und was hier versprochen wird, wird auch eingehalten. Eine schaurig, schöne Sonderschau erlebt der Besucher und bestens sind die Exponate in die eigentliche Dauerausstellung des Museums integriert. Mit der Nachbildung einer Richtstätte mit den drei oben genannten Richtmitteln wird man gleich im ersten Raum auf Zeitreise geschickt. Leider war Fotografieren verboten und ich tat es auch nicht. Denn wer weiß, wozu das Aufsichtspersonal alles fähig war, Foltergerätschaften waren immer in der Nähe… Auf vielen Schautafeln werden die Richtmethoden erläutert, das Rechtsverständnis der damaligen Zeit, der Beruf des Scharfrichters etc., eben alles, um dieses spannende Thema von allen Seiten zu beleuchten. Und weiterhin wird der Zusammenhang bis zur heutigen Zeit hergestellt, in der immer noch in vielen Ländern die Todesstrafe vollzogen wird. Und selbst im Bundesland Hessen ist heute noch die Todesstrafe im Gesetz verankert (Artikel 21)! Jedoch steht Bundesrecht über Landesrecht und dieser Artikel 21 ist wohl hinfällig. Gezeigt werden viele Originalbücher, z.B. das Tagebuch des Scharfrichters Joh. Jeremias Glaser, eine Scharfrichterbibel von 1558, Gebührentabellen, Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karl V. 1542, Von Verbrechen u. Strafen 1778… Weiterhin sind Richtschwerter und Richtbeile ausgestellt, welche schon so manchen Sünder ins Jenseits befördert haben. Auch Gerätschaften, welche nicht der Hinrichtung sondern der Folter, der Demütigung und der Gefangenschaft dienten, sind zu sehen: Beinschrauben, Daumenschrauben, gespickter Hase, Leibring mit Kette, Hand- und Fußfessel, Hüftfessel, Hals- und Prangereisen, Handschellen, Beinschellen, Schandgeige, Zuchtpeitschen, Mundbirne, Schandmaske und diverse Zangen. Doch damit nicht genug, auch Überreste der Hingerichteten (Originale) lassen manchen Besucher Schauder über den Rücken laufen, Skelette, einzelne Schädel, Knochenreste einer Scheiterhaufenhinrichtung, manche noch mit Namen und Jahr und die Wirbelsäule der Verena Wyssler, welche das Schwert 1861 zwei mal traf. Oft sind es Zufallsfunde bei Bauarbeiten, wie z.B. beim Hanseplatz Erfurt, welcher früher eine Hinrichtungsstätte war. (eine von mehreren) Eine Statistik von Erfurt zwischen 1488 und 1513 besagt: Tod durch Galgen 43, Schwert 29, Rad 14, Feuer 5, lebendig begraben 3, Vierteilung 2. Jeder größere Ort verfügte über eine oder mehrere Richtstätten, die zur Hinrichtung lag meist außerhalb der Stadt. Straßennamen wie, Am Halsgericht, Galgenfeld, Hauptstatt etc. deuten heute noch darauf hin. Ein Besuch dieser Sonderschau lohnt! Vermisst haben wir jedoch die Darstellung von Scharfrichtern. Das wäre noch eine gute Ergänzung gewesen. Lediglich auf alten Zeichnungen war ihr „Outfit“ ersichtlich. Diese Sonderschau geht noch bis zum 12.12.2010 im Stadtmuseum Erfurt, Johannesstraße 169 (Innenstadt, Nähe Anger) Als begleitende Literatur ist käuflich zu erwerben: „Wan ich das Schwert tue aufheben“ -Beiträge zu Richtstätten und Strafvollzug in Thüringen vom Mittelalter bis zur Neuzeit- 4,90 Euro „Galgen Rad und Scheiterhaufen“ -Einblicke in Orte des Grauens- 14,90 Euro
 

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