Gedanken zum Saisonbeginn

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Gilge von Hockeleve

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Hallo Leute! Der Gilge mal nachdenklich. Ja, das gibt's tatsächlich. Kennt ihr das, das man sich unheimlich auf die kommende Saison freut? Auf Lager, Gleichgesinnte und auf die vielbeschworene Atmosphäre? Die Winterpause war wieder einmal lang. Viel Zeit zu recherchieren, zu planen und zu bauen. Warum eigentlich? Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr wird mir klar, dass mir die alljährlichen (meist leider relativ kurzen) Phasen meiner "Zeitreisen" einiges bedeuten und Freude bereiten. Mit viel Passion, mit immer wieder neuem Wissen und auch mit viel Kreativität und Fantasie versuche ich jedes Jahr wieder neu in die Epoche einzutauchen. Da ist sicherlich Vieles meiner Dinge, Sachen und Ansichten nicht absolut, nicht dogmatisch, nicht zwanghaft authentisch. Aber im Zusammenspiel, im Austausch mit Archäologen und Historikern (und auch mit den Forenmitgliedern!) wird mir immer klarer, dass wir tatsächlich nicht alles wissen, wenn es z.B. um alltägliche Lebensform und Lebensbewältigung, um Schicksale und Gebräuche, um Materialien und Gegenstände geht. Oft gehe ich einer wachsenden Idee auf einem alternativem Weg nach. Da tauchen dann die Fragen auf: Wie könnte das möglicherweise gewesen sein? Hat dann immer die Regel zu gelten: Was nicht durch Funde oder sonstige Quellen eindeutig belegt ist, gibt es dann auch folgerichtig nicht? Darf man nicht auch einfach mal unterstellen, dass etwas hätte so gewesen sein oder gemacht werden können? Beim Lagerleben sitze ich dann so vor meinem Zelt, meinen Brocken und Sachen, brate, gare und bruzzel auf offenem Feuerund spiele meine Instrumente so vor mich hin. Hatte der authentische "Originalgaukler" überhaupt ein Zelt? Eher nicht. Wie lebte der denn? Wo schlief er? Lebten grundsätzlich alle Gaukler irgendwie ähnlich? Es waren doch unterschiedliche Menschen, geprägt von individuellen Umständen, lebend in unterschiedlich geprägten Zeitabschnitten und Regionen? Das gilt im übrigen wohl auch für Schmiede, Ritter, Minnesänger, Geistliche und alle anderen Figuren, Darstellungen und Rollenspiele. Mir ist schon klar, dass ein Zeltgestänge nicht aus gebürstetem Alu bestand, aber wie löse ich den Konflikt zwischen Haltbarkeit, Praxistauglichkeit, Transport und authentisch rekonstruiertem Anspruch? Finde ich irgendwie spannend! Und genau deshalb freue ich mich wieder und werde im Juni auf der "Creuzburg" starten. Da war ich noch nie. Und ich nehme meinen neuen "Klappstuhl" (sehr frei nach authentischer Vorlage gebaut) mit und ich bin mir sicher: Ich werde vorzüglich sitzen. Gruß Gilge ;) :|
 
Hallo Leute! Ich hab noch eine Ergänzung zu meinen Fabulierungen von gestern: Es geht ja um das Spannungsfeld zwischen Authentizität, eigenem Anspruch und Erwartungshaltungen (von z.B. Besuchern). Da habe ich ein prima Beispiel aus meiner Situation: Ich bin im Besitz einer wertigen Trommel, die ich auch selber spiele. Wenn sie nicht gespielt wird, weiß ich nie so genau, wie ich das Instrument halbwegs geschützt abstellen kann. Auf den Boden geht nicht, weil da immer Feuchtigkeit hochsteigt, was sponane Unbespielbarkeit und langfristig auch Schäden an der Ziegenhaut zur Folge hätte. Aufhängen an den Stangen des Sonnendaches? Auch nicht optimal, weil die Trommel dann möglicherweise in der prallen Sonne hängt, was über kurz oder lang die gleichen Folgen für das Instrument hätte, wie das Eindringen von Feuchtigkeit. Also hab ich mir so überlegt, einen Standfuß zu bauen. Das ist nicht authentisch, da es selbstverständlich keine Quellen und Nachweise dafür gibt. Dann denke ich mir so, dass die Menschen von damals doch auch solche Probleme gehabt haben könnten. Ich baue also so einen Ständer. Dabei versuche ich so authentisch wie möglich vorzugehen. Ich verarbeite entsprechende Materialien und bemühe mich auch die Arbeit entsprechend durchzuführen. Und da es im Mittelalter mit Sicherheit keine hochpräzisen Forstner- oder Holzbohrer gab, benutze ich „moderne“ Bohrer (weil ich auch keine Dreule oder Handbohrer zur Verfügung habe), die ich dann vorher allerdings präpariere. So stumpfe ich die Zentrierspitze und die Bohrerschneide mit dem Ergebnis, dass das Bohrloch nicht exakt zentrisch wird und an der Unterseite ausfranst. Die gerissenen Kanten schneide ich dann mit einem Messer glatt. Auf diese Weise entstehen Geräte und Ausrüstungsgegenstände, die nach außen hin eine authentische Wirkung haben. Das ist „gefakte“ Darstellung in Reinkultur. Aber das ist auch ein Aspekt von Authentizität, weil ich mich zumindest bemühe nach außen hin ein Arbeitsergebnis zu zeigen, dass bestimmte Aspekte berücksichtigt und den gestrengen Prüfungen vieler selbsternannter Fachleute standhalten könnte. Übrigens: Ich fahre mit einem Benzin betriebenen Automobil zu Veranstaltungen, weil ich momentan nicht im Besitz eines Ochsenkarren oder Pferdefuhrwerkes bin. Ich trinke zwischendurch Kaffee, weil er mir schmeckt. Ich rauche, weil ich Lust darauf habe. Ich schlafe auf einer Metallklappliege, weil ich ein marodes Knochengerüst habe. Ich trage Kleidung mit versteckten Maschinennähten. Mein Zelt ist mit Impränierspray abgedichtet. Macht mir aber alles nichts aus, weil das nach außen nicht zu sehen und zu merken ist. Bin ich jetzt raus? Gruß Gilge ;)
 
Danke für den Einblick in deine Gedanken. Viele Aspekte kenne ich selbst auch ganz gut. Ein paar Punkte sind mir aufgefallen: Anscheinend hast du schon ein recht gefestigtes Bild der Leute, die deine Art der Hobbyausübung nicht gut finden. Aus diesem Bild heraus konstruierst du in diesen beiden Texten eingebettet mögliche Angriffe und nimmst sie gewissermaßen in Maximalform voraus. Das führt aber im Umkehrschluss bewusst oder unbewusst dazu, dass jemand, der eine Aspekt oder eine Technik deines Hobbys kritisiert, von dir oder anderen leicht als Vertreter aller voraus genommener Forderungen identifiziert wird und damit im Gesamtbild als irrelevant: Er stellt ja total überzogene Forderungen. - Das ist argumentativ nicht schön und sorgt in eigenen und fremden Köpfen für ein Verhärten von Feindbildern. Es beginnt schon mit "Da ist sicherlich Vieles meiner Dinge, Sachen und Ansichten nicht absolut, nicht dogmatisch, nicht zwanghaft authentisch." Bin ich, wenn ich dich nun auf vermeidbare Fehler bei einer Umsetzung oder ein verzerrtes Geschichtsbild hinweise, also absolut, dogmatisch und zwanghaft? Viele Formulierungen in deinem Text riechen unangenehm nach "Nach meiner Kenntnis der Quellen ist dasunddas nicht gut. Ich fände es soundos besser." - "Das muss man doch nicht so dogmatisch sehen, wir fahren ja auch nicht auf Eselskarren zur Veranstaltung." Oder der Klassiker: "Das solltest du besser anders machen." - "Man weiß doch gar nicht 100 % wie es wirklich war. Und beweise mir erst mal das es nicht so ist." Was soll man dann noch antworten? Wie diskutieren? Du musst es nicht bewusst so meinen, aber die obigen Gedankengänge sind bereits stramm in diese Richtung eingenordet. Die entsprechenden Argumente sind dann so naheliegend, dass man wirklich aufpassen muss, um sie nicht zu benutzen. Das war mein erster Gedanke zu deinen Gedanken. Mein zweiter Gedanke ist: Überlegen wie es wohl war abseits der Funde und Quellen ist notwendig und gut. Aber etwas Wichtiges scheinen viele, die wie du alternative Wege suchen, oft zu vergessen: Alle Handlungen und Erzeugnisse einer Epoche sind aus ihrer Umwelt heraus entstanden und waren in ihrer Entstehung und Nutzung in das Geflecht ihrer Realität eingewoben. Jede Überlegung oder Diskussion über Wahrscheinlichkeit und Plausibilität muss dieses Geflecht berücksichtigen und Gegenargument daraus zulassen. Das sind viele Möglichkeiten und viele gute Gründe, warum der alternative Weg abseits von hypothetischen Einzelfällen nicht gewählt wurde. Vielleicht gibt es ganze Umstandsbündel, die man bei seinem alternativen Weg nicht bedacht hatte. Aber dann muss man sie prüfen, im Zweifel von der eigenen Hypothese lassen und darf nicht in den Reflex fallen "Aber es könnte ja trotzdem so gewesen sein." als Gegenargument zu führen. Nach Funden und Quellen zu arbeiten ist da schlicht die einfachere, faulere Variante. Die Existenz, oder zumindest die Vorstellung von der Existenz, eines Gegenstandes, einer Handlung ist belegt. Man kann sich direkt auf die Einzelheiten und Umsetzung stürzen, ohne dass berechtigte Zweifel an der bloßen Existenz aufkommen. Der alternative Weg ist nicht schlechter: Er ist nur schwerer und viele sind sich dessen nicht bewusst. Der dritte Gedanke bezieht sich direkt auf dein Trommelbeispiel. Es ist ein hervorragendes Beispiel für ein Verhalten, dass man häufig auf Lagern findet. Aus der besonderen Situation eines modernen "Mittelalterlagers" heraus wird ein Problem identifiziert, das man dann versucht mittelalterlich zu lösen. So entstehen ausgefallene Grillkonstruktionen, Freikampfrüstungen und Zeltduschen. Woher weißt du, dass es entsprechende Trommeln gab? Woher weißt du dass sie von einer Einzelperson durch Zeltlager geschleppt wurden? Oder kurz: Bist du dir sicher, dass sich dein Problem auch schon in deiner Zielzeit so drängend stellte, dass eine spezifische materielle Lösung gebaut wurde? Aus meiner Sicht ist die Antwort erstaunlich häufig und auch in diesem Fall "Nein". Dann sollte man meiner Meinung nach auch keinen Aufwand betreiben die Lösung dezidiert "mittelalterlich" zu bauen. Dein Vorgehen ist objektiv ein absoluter Overkill, so bewundernswert das Auge fürs Detail auch sein mag. Wenn die Lösung letztlich den modernen szenespezifischen Anforderungen geschuldet ist, dann kann man sie ja durchaus unauffällig angepasst umsetzen. Aber man sollte offen mit ihrem Charakter umgehen (auch Besuchern gegenüber) und seine Energie nicht dafür opfern sie immer weiter zu optimieren oder besonders aufwendig zu bauen. Denn dann ist man stolz auf sie und es wird schwieriger sie als das zu sehen was sie ist: Ein modern notwendige Krücke, kein historische Konstruktion. Ich habe mit meiner Davul oft einen kleinen IKEA-Holz-Klapphocker dabei. Er ist unauffällig. Wenn mich jemand fragt: Es ist ein kleiner IKEA-Klapphocker, weil ich nicht gerne im Gras sitze und bei Lagerbesuchen meine Davul in meiner Nähe über dem Gras abstellen will. Mir ist kein mittelalterliches Vorbild dazu bekannt, aber er ist praktisch. Ob diese Information genauso unbeschwert ankäme, wenn ich den Hocker handgeschnitzt hätte? Ich glaube nicht.
 
Wenn man die obigen Gedanken sehr genau durchliest und seine eigenen Erfahrungen mit berücksichtigt, kommt man letztendlich zu dem Ergebnis, dass man es NIE allen recht machen kann. Und eigentlich auch nicht sollte. Den Reiz auf Markt und Lager macht doch die Diskussion über die verschiedenen Ansätze aus. Diskussion! Nicht Angriff! Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass zum einen unsre Altvorderen nicht doof waren und viele Probleme die heute ähnlich auftreten, gelöst haben. Mit den Mitteln und Erfahrungen ihrer Zeit. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir niemals die gleichen Gedankegänge wie "früher" haben werden, weil wir ganz andere Vorraussetzungen zum Denken haben und auch nutzen. Das was wir im normalen Leben nebenher an Erfahrungen und Lehren sammeln fließt automatisch in die mittelalterlichen Denkansätze mit ein. Das Wissen unserer Zeit schränkt die Nutzung des (angelesenen/angeeigneten) Wissen früherer zeiten doch sehr ein. Wir können die Gedanken auch nicht ausblenden - nur reduzieren. Was aber halt auch nicht immer zu den Ergebnissen führt die wir eigentlich wollten. Zum anderen wird wahrscheinlich Jeder der längere Zeit auf Märkte geht oder lagert mit den vielen Kritiken von allen Seiten her konfrontiert. Meist versuchen wir in der Anfangsphase noch das eine oder andere umzusetzen oder zu vermeiden. Aber die eigenen Bedürfnisse und Erwartungen bleiben. Der Umgang mit Kritik orientiert sich auch daran, WER diese vorbringt. Die "A"-Fraktion ist genauso hart im Austeilen wie der der GroMi-Mensch und der Besucher dieser VAs. Und wir selbst machen das in der Regel auch nicht anders. Trotzdem wiegt ein "das gab so in der Form nicht - Beleg gibts dafür nicht" von einem seit Jahren in der Szene hochgeschätzen "A"ler mehr als der oft flockig im Vorbeigehen zum Mitläufer geäußerten Spruch: "ach- schau mal.... Tomaten...gabs doch gar nicht" . Oder wenn da das eigene Lager fotografiert wird - während der Markt läuft - blöder Spruch kommt garantiert. Ausgehend von der eigenen Darstellung die mehr oder weniger gut gelungen ist, erwarten wir einfach, dass da auch immer jemand kommt der daran herumkritelt. Und aus diesem Grund hat man eine ganze Batterie an Verteidigungsansätzen parat. Vom gefakten Mittelalterherstellungsverfahren bis zur verkleideten modernen Lagerausstattung. Auch das oft schon trotzig hervorgebrachte: "ich mach das so, weil ich heute lebe und Bock drauf habe" und die bemühten Erklärungen dass man dies oder das halt braucht (Brille z.B.) führen letztendlich nur wieder in Richtung Diskussion. Die dann im günstigsten Fall konstruktion verläuft.... und der Kreis schließt sich. Es gibt natürlich auch Personen die ganz offen sagen, dass das was sie im "Event-Camp" mit allen Attributen einer GroMidarstellung wie Steckstuhl, Hörnchenhalte und Fantasieklamotte incl. geschnürter Bikerlederhose haben, genau das ist was sie wollen. Spaß, Trinken, Freunde treffen, nix tun und sich gelegentlich vielleicht ein büschen hauen und kloppen. Weiß man das, geht man anders damit um als wenn man z.B. ein Lager sieht, dass in ganz vielen Dingen sehr authentisch daherkommt und dann doch unter dem Tisch Plastiksachen hat oder auf dem Luftbett schläft. Ich habe vor kurzem mal Bilder von meiner ganz frühen "Darstellung" in der Hand gehabt. Ein Grauen...... jedenfalls für mich heute. Damals fand ich aber genau das gut, weil es mir als passend verkauft wurde. Kritik an was auch immer hab ich in der Regel sehr persönlich genommen. Sie traf hart in der ersten Zeit. Erst die Beschäftigung mit genaueren Hintergründen, Belegen und sehr viele Gespräche und hilfreiche Tips von erfahrenen Mitgliedern der Szene hat mich weitergebracht. Obwohl immer noch einiges nciht so ist wie es sein sollte. Und es kommt auch mal Kritik. Aber ich kann damit umgehen und versuche auch nicht allzu oft Erklärungen nach eigenem Gusto zu finden, sondern steh dazu, dass es ist wie es ist. Kaum einer kann auch nachvollziehbar erklären warum er genau dieses Hobby betreibt. Im Nassen und Kalten "wohnen" mit minimalistischen Mitteln Nahrung zubereiten, sonderbare Gewänder die entweder zu kalt oder zu warm sind und oft auch unpraktisch sind tragen - die Ansätze dieses Tuns sind genauso vielfältig wie die Ergebnisse. Eins ist aber wohl bei allen so: es macht Spaß und man stellt sich Herausforderungen die im Alltag der meisten nicht relevant sind! :) Wir sind doch alle Zeitreisende. Und Reisende erfahren immer nur Ausschnitte aus dem Alltag des bereisten Ziels. Gefällts einem dort wo man gelandet ist - wir haben ja alle eine bestimmte Zeit der wir uns verbunden fühlen und unsere Darstellung dort suchen - kommt man wieder und lernt mehr und mehr darüber. Aber "ein Einheimischer" wird man trotzdem nie..... Achja - wir haben Details unserer Darstellungen gefunden die wir seit einiger Zeit nun auch erklären können. So haben wir kurzfristig in einer alten Darstellung "Reliquien" eines von uns "erdachten" Heiligen verscherbelt. Vor einiger Zeit haben wir erfahren, dass es so einen Heiligen tatsächlich gab. Wir haben nach dem Heiligen/Fürsprecher der Falkner gesucht - und unseren Fantasieheiligen gefunden :D Gesine
 
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Schön Tiefsinnige Gedanken, aber ich verfasse sowas nicht wenn ich nicht unbedingt muss (z.B. in einer Philo- Arbeit) Ich bleibe heute Bodenständig und antworte einfach mal auf eine Frage von dir: Bei gutem Wetter brauchts eigentlich kein Zelt, eine Decke oder der mantel tuts auch :) (Aber wenn die Knochen nicht mehr wollen- lass es, es ist nicht sehr gemütlich, ich hab das schon gemacht!) Nun weiterphilosophieren wenns euch Spaß macht :bye01
 
Also zunächst einmal meine Hochachtung für jede/n, die/der den Großteil seiner Ausstattung nach konkretem Fund belegen kann, dass nähere örtliche und zeitliche Zuordnung passen. Meine naiven Gedanken als bekennender GroMi dazu sind erstmal zwei grundsätzliche Fragen zum Lagern allgemein: 1. Es handelt sich um einen regulären Markt - hat ein einfacher Handwerker, der nicht in einer Stadt mit Marktrecht lebte tatsächlich auf diesem Markt übernachtet und dazu einen Haufen Ausstattung mitgeschleppt, dessen Packvolumen er auch mit Waren hätte auffüllen können? Hätte sich eine so lange Anreise überhaupt gelohnt, statt An- und Abreise am selben Tag zu erledigen und daheim sich den alltäglichen Aufgaben und weiterer Produktion zu widmen? 2. Es handelt sich um ein Heerlager - gibt es denn Belege in Form einer Buchführung, dass eine nichtmilitärische Darstellung überhaupt bei einem Tross dabei war? Mir erscheint es erstmal als legitim, wenn man Lösungen für seine aktuellen Fragestellungen pragmatisch löst, indem man mit Materialien arbeitet, die verfügbar waren und mit den damals gebräuchlichen Werkzeugen hätten hergestellt werden können - vielleicht platziert man solches strategisch so, das dies nicht gleich ins Auge fällt. Sollte nun jemand mit mehr Wissen einen ansprechen, dass es tatsächlich etwas Ähnliches gab und im Idealfall einen Link oder Buchtitel geBen kann, hat man für die nächste Periode der Langeweile etwas zu basteln, das man beim nächsten Mal den Besuchern exponiert präsentieren kann. Manche Dinge müssen auch völlig un-A gelöst werden - ein Feuerlöscher im Lager ist im Notfall eine feine Sache aber leider nicht zu belegen - also wird der ja auch eher unauffällig aufbewahrt. Fazit: wer als "A-Papst" unterwegs ist, sollte sich der eigenen historischen Ungenauigkeiten bewusst sein und demjenigen, der sich ernsthaft verbessern möchte mit guten Quellen füttern und den Mittelaltercampern ohne den "pädagogischen Zeigefinger" höchstens nebenbei mal mit Infos versorgen, was bei der nächsten Erklärung vielleicht anders erzählt werden könnte.
 
Es gibt natürlich auch Personen die ganz offen sagen, dass das was sie im "Event-Camp" mit allen Attributen einer GroMidarstellung wie Steckstuhl, Hörnchenhalte und Fantasieklamotte incl. geschnürter Bikerlederhose haben, genau das ist was sie wollen. Spaß, Trinken, Freunde treffen, nix tun und sich gelegentlich vielleicht ein büschen hauen und kloppen. Weiß man das, geht man anders damit um als wenn man z.B. ein Lager sieht, dass in ganz vielen Dingen sehr authentisch daherkommt und dann doch unter dem Tisch Plastiksachen hat oder auf dem Luftbett schläft.
Denoch habe ich z.B. kein Problem damit wenn jemand,der ansonsten weitestmöglich "A" ist eine moderne Brille trägt weil er sie braucht. Mich stören nur Lagergruppen,die eindeutig (!) GroMi sind und Besuchern dann die Ausstattung/Gewandung als "A" anpreisen.
 
Echte Belege für den zivilen Tross müsste ich rauslesen. Aber von den Römern über Völkerwanderung und Kreuzzüge bis zu den Landsknechten war ein ziviler Begleitzug dabei. Die eigenen schweren Frauen, leichte Mädchen, Kinder, Händler, Handwerker und vieles mehr.
 
Leute, ich muss sagen, so kurz vor unserem geplanten Einstieg ins Lagerleben macht ihr mir doch mit mancher Aussage ein wenig Angst. Irgendwie hatte ich mir das Ganze entspannter vorgestellt. Gruß pippovic
 
Entspann dich! Die(Wir) haben alle klein und grob angefangen. Und die, die hochnäsig vor deinem Lager stehn und betonen, sie wären schon "A" auf die Welt gekommen: mit denen wollte schon früher nie einer spielen! ;) Do you remember... :D
 
Pippovic: Eben - ganz ruhig bleiben. Es kommt doch keiner mit einem Siegel für "nur-so-ist-es-richtig-Lager" vorbei. Und immer bedenken, dass Märkte/Lager in der Art wie sie in der Regel daherkommen so eher gar nicht vorgekommen sind. Und da ein guter Vorsatz die Mutter für einen guten (Darstellungs)Ansatz ist: viel Spaß beim lagern und mach die Fehler die fast alle gemacht haben. Man lernt draus... ;) Gesine
 
Echte Belege für den zivilen Tross müsste ich rauslesen. Aber von den Römern über Völkerwanderung und Kreuzzüge bis zu den Landsknechten war ein ziviler Begleitzug dabei. Die eigenen schweren Frauen, leichte Mädchen, Kinder, Händler, Handwerker und vieles mehr.
  • Das mit dem zivilen Tross glaube ich auch ohne jeden Beleg - aber gibt es auch Auflistungen der einzelnen Berufsgruppen im Tross den jeweiligen Darstellungszeitraum?. - Für mich eher unwichtig aber wer immer laut un-A schreit, wenn er etwas sieht, sollte sich bewußt sein , dass er selbst auch nie die 100% erreichen wird und das das völlig ok ist...
 
Ha, schon ist es soweit: Niemand hat hier hohe Ansprüche an die Darstellung anderer gestellt, trotzdem haben die ersten Angst vor dem hinter dem Lagerzelt lauernden Butzemann "A-Papst", der kommt wenn man seinen Namen dreimal laut ausspricht oder Keramik falsch datiert. :p Nur als Hinweis: Meine Empfehlung im letzten Beitrag war, dass man im Zweifel die einfachere, kleinere Lösung nimmt und sich bewusst ist, dass man sie nicht historisch begründen kann.
 
Damit ich besser nachvollziehen kann, über was hier geschrieben wird, eine Frage: Was ist ein GroMi?
 
Genau, und wer legt das eigentlich fest. Gibt es etwa eine "Kommission zur Bestimmung, Begutachtung und Festlegung nicht genormter Normen im nicht standardisierten Begutachtungsverfahren unter Beachtung nicht einheitlicher Auffassungskriterien bei der Ausübung der mittelalterlichen Darstellungsformen und dem Themenbereich angelehnter Einbringungsformen" :?: :D :?: Ach ja, etwas Spaß muss erlaubt sein, und die Eintrittskarten von Hiller sind herrrrlich schräg, sagen aber einiges aus :rolleyes:
 
Damit ich besser nachvollziehen kann, über was hier geschrieben wird, eine Frage: Was ist ein GroMi?
Als GroMi bezeichnet man eine Person, die sich nur grob für das Thema Mittelalter interessiert. Falls Sie sich entsprechend anziehen sprich gewanden will, erkennst du sie meist daran, dass es die verwendeten Kleidungsstücke und auch Waffen/Accessoires im Mittelalter weder in dieser Form noch aus diesem Material gegeben hat. Viele mischen auch einfach Kleidung und Zubehör aus mehreren Jahrhunderten, je nach persönlichem Geschmack :D Den typischen GroMi erkennt man meist am Baumwoll-Piratenhemd mit Schnürung und einer passenden Baumwollhose bzw. einer (geschnürten) Lederhosen sowie riesigen Armschützern ebenfalls aus Leder mit irgendwelchen Runenprägungen und einem GROSSEN Trinkhorn am Gürtel :thumbup: Gruß pippovic
 
Echte Belege für den zivilen Tross müsste ich rauslesen. Aber von den Römern über Völkerwanderung und Kreuzzüge bis zu den Landsknechten war ein ziviler Begleitzug dabei. Die eigenen schweren Frauen, leichte Mädchen, Kinder, Händler, Handwerker und vieles mehr.
  • Das mit dem zivilen Tross glaube ich auch ohne jeden Beleg - aber gibt es auch Auflistungen der einzelnen Berufsgruppen im Tross den jeweiligen Darstellungszeitraum?. - Für mich eher unwichtig aber wer immer laut un-A schreit, wenn er etwas sieht, sollte sich bewußt sein , dass er selbst auch nie die 100% erreichen wird und das das völlig ok ist...
Wenn für die eher unwichtig, warum sollte ich mit zusätzliche Arbeit machen :nein
 

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