Gilge von Hockeleve
Well-known member
Hallo Leute! Der Gilge mal nachdenklich. Ja, das gibt's tatsächlich. Kennt ihr das, das man sich unheimlich auf die kommende Saison freut? Auf Lager, Gleichgesinnte und auf die vielbeschworene Atmosphäre? Die Winterpause war wieder einmal lang. Viel Zeit zu recherchieren, zu planen und zu bauen. Warum eigentlich? Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr wird mir klar, dass mir die alljährlichen (meist leider relativ kurzen) Phasen meiner "Zeitreisen" einiges bedeuten und Freude bereiten. Mit viel Passion, mit immer wieder neuem Wissen und auch mit viel Kreativität und Fantasie versuche ich jedes Jahr wieder neu in die Epoche einzutauchen. Da ist sicherlich Vieles meiner Dinge, Sachen und Ansichten nicht absolut, nicht dogmatisch, nicht zwanghaft authentisch. Aber im Zusammenspiel, im Austausch mit Archäologen und Historikern (und auch mit den Forenmitgliedern!) wird mir immer klarer, dass wir tatsächlich nicht alles wissen, wenn es z.B. um alltägliche Lebensform und Lebensbewältigung, um Schicksale und Gebräuche, um Materialien und Gegenstände geht. Oft gehe ich einer wachsenden Idee auf einem alternativem Weg nach. Da tauchen dann die Fragen auf: Wie könnte das möglicherweise gewesen sein? Hat dann immer die Regel zu gelten: Was nicht durch Funde oder sonstige Quellen eindeutig belegt ist, gibt es dann auch folgerichtig nicht? Darf man nicht auch einfach mal unterstellen, dass etwas hätte so gewesen sein oder gemacht werden können? Beim Lagerleben sitze ich dann so vor meinem Zelt, meinen Brocken und Sachen, brate, gare und bruzzel auf offenem Feuerund spiele meine Instrumente so vor mich hin. Hatte der authentische "Originalgaukler" überhaupt ein Zelt? Eher nicht. Wie lebte der denn? Wo schlief er? Lebten grundsätzlich alle Gaukler irgendwie ähnlich? Es waren doch unterschiedliche Menschen, geprägt von individuellen Umständen, lebend in unterschiedlich geprägten Zeitabschnitten und Regionen? Das gilt im übrigen wohl auch für Schmiede, Ritter, Minnesänger, Geistliche und alle anderen Figuren, Darstellungen und Rollenspiele. Mir ist schon klar, dass ein Zeltgestänge nicht aus gebürstetem Alu bestand, aber wie löse ich den Konflikt zwischen Haltbarkeit, Praxistauglichkeit, Transport und authentisch rekonstruiertem Anspruch? Finde ich irgendwie spannend! Und genau deshalb freue ich mich wieder und werde im Juni auf der "Creuzburg" starten. Da war ich noch nie. Und ich nehme meinen neuen "Klappstuhl" (sehr frei nach authentischer Vorlage gebaut) mit und ich bin mir sicher: Ich werde vorzüglich sitzen. Gruß Gilge :|