Thomas W.
Moderator
:bye01 Hallo ihr lieben, ich möchte euch heute mal eine weitere "Waffe" vorstellen. Das "Gerichtsschwert" (das auch "Richterschwert genannt wird)! Das "Gerichtsschwert" ist nicht mit dem "Richtschwert" zu verwechseln. Während letzteres zur Hinrichtung "armer Sünder" Verwendung fand, stand das "Gerichtsschwert" einst für die selbstständige Justitzhoheit - den sogenannten Blutbann - der für die Gewalt des obersten Gerichts über Hals und Hand - einer Stadt stand. Diese reine "Zeremonienwaffe / Symbolwaffe" wurde (neben dem oft gebräuchlichen "Richterstab") zu Gerichtstagen vom Richter während des Einzuges in das Gericht/den Gerichtsbezirk voran getragen und verblieb die gesamte Verhandlungsdauer in demselben. War das Urteil gesprochen und der Delinquent wurde zum Tode verurteilt, wurde das "Gerichtsschwert" als Symbol des Rechtes bei der Vollstreckung des Urteils mit auf den Richtplatz getragen. Gerichtet wurde mit ihm aber nicht. Das tat der Scharfrichter mit dem "Richtschwert" oder dem Beil. "Gerichtsschwerter" sahen oft den "Richtschwertern" ähnlich. sie unterschieden sich oft nur durch die Klingenform des Richtschwertes und den Ätzungen der Klingen voneineander. Das Gehilz ähnelte anfänglich dem eines gewöhnlichen Schwertes, wurde später aber auch anderthalb -und zweihändig ausgeführt und bekam im 16. Jhd auch die üblichen"verspielten Elemente" verpasst. Die Klinge ansich wurde nicht länger. Hier nochmal ein zitierter Auszug aus dem Internet (Quelle siehe unten) "Das Richterschwert Am eindringlichsten ist dabei sicherlich das Schwert, das der als Richter ausgezeichnete Mann in den Händen hält: als Zeichen der Blutgerichtsbarkeit, die in einem Verfahren unter seinem Vorsitz ausgeübt wird. Dies bedeutet, daß das letzte Urteil - das der Richter von den Schöffen mit feierlichen, althergebrachten Worten vor der versammelten Öffentlichkeit erfragt - auf Tod für den Verklagten lauten kann. Stellt der Richter diese entscheidende Frage, dann hebt er das sonst ruhig auf den Schenkeln liegende Schwert in die Höhe: auch dies als Zeichen für den Ernst der Situation, zugleich als Aufforderung an die Versammelten, genau zuzuhören und aufzupassen, damit alles in Ordnung nach dem alten Recht vor sich geht. Diese Geste des Hochhebens des Schwertes ist von daher ebenfalls als ein Richtersymbol anzusehen; wie ebenfalls das ruhige Liegenlassen auf den Schenkeln (worauf noch einzugehen sein wird). Warum ein solches Schwert als Symbol der Blut- (oder Hoch-)gerichtsbarkeit in Betracht kam, liegt auf der Hand: diente das Schwert doch als Instrument der Hinrichtung des verurteilten Missetäters. Freilich war das eigentliche Richterschwert - das meistens ein Schmuckstück war, wobei der Stahl in einer kostbaren Scheide ruhte - nicht das Richtschwert des Scharfrichters: letzteres mußte schwer sein, um im Zusammenhang mit der schnellen Drehbewegung die erforderliche Energie zu begründen, um die Wirbelsäule des Betroffenen zu durchschlagen und damit diesem den Kopf abzuschlagen (ihn zu "enthaupten"), Um ein Zustechen ging es bei der Hinrichtung also nicht, weshalb das Richtschwert vorne abgerundet war; im Gegensatz zum Richterschwert, das mit dem zugespitzten Ende an die Waffe erinnerte, die im Zweikampf auf Leben und Tod verwendet wurde. Dieses Schwert diente allgemein als Zeichen der Macht, wie wir es z.B. aus der antiken, dann mittelalterlichen "Zweischwerterlehre" her kennen, wonach der göttliche Rechtsherr Christus - der selbst das Recht war, weshalb ihm das Rechte lieb war - sowohl dem Kaiser als auch dem Papst je ein heiliges Schwert vom Himmel herabreicht und sie damit einerseits mit der irdischen Gewalt (auf Leben und Tod), andererseits mit der Gewalt zur geistlichen Gerichtsbarkeit belehnt. Von daher wird der Zusammenhang von Herrschaft und Richterfunktion deutlich: der Richter ist Vertreter des Herrschers, dem die allgemeine Gerichtsgewalt zukommt, er hat von diesem den Richterbann erhalten und leitet das Verfahren mit Unterstützung der herrschaftlichen Autorität. Der Richter muß der Stärkste in dem Verfahren sein, in dem sich aggressive Gegner gegenüber stehen, die das Verfahren durchaus noch im Sinne des alten Zweikampfes verstehen, begleitet von bewaffneten Freunden. Die Atmosphäre einer solchen alten Gerichtsversammlung war emotional aufgeheizt, mußte deshalb durch feierliche Gesten und symbolträchtigte Gegenstände und Szenen unterdrückt werden. Dazu diente sicherlich das Richterschwert: nicht nur durch diesen Verweis auf die Macht des Herrschers, sondern auch durch den damals allen Beteiligten von der kirchlichen Kunst her bekannten Hinweis auf die beiden Schwerter, die dem göttlichen Weltenrichter am Ende der Tage aus dem das Urteil über die Menschheit (und die Schöpfung überhaupt) sprechenden Mund hervorstechen (sofern nicht eines durch die Gnade versprechende Lilie ersetzt ist). Vorbild des Richters und zugleich ermahnendes, Gerechtigkeit anmahnendes Bild war jedenfalls dieser letzte Richter, weshalb in den später in den Rathäusern eingerichteten Gerichtsräumen ein Bild des Jüngsten Gerichts aufzuhängen war." Hier noch zwei Bilder aus dem Netz mit Erklärung darunter: http://i56.tinypic.com/a9uzxy.jpg Die Abbildung des adligen Richters Sizzo im Naumburger Dom. Das umwickelte und damit befriedete Schwert stellt die Gerichtsgewalt dar. Quelle des Fotos: Munzel-Everling http://i52.tinypic.com/6xud92.jpg Das Gerichtsschwert auf einer Darstellung im Sachsenspiegel (1225-1235) des Eike von Repgow. Schwertscheide mit dem Gurt spiralförmig umwickelt - es Kennzeichnet so den jeweiligen Richter. Quelle des Fotos: Sachsenspiegel Und hier mal meine bescheidene Interpretation eines "Gerichtsschwertes" aus dem 16. Jhd. (Die Scheide ist noch in Arbeit) Gesamtlänge: 107cm Länge Gehilz: 24,5cm Breite Parierstange: 27cm
Quellen: -Blankwaffen von Karl Stuber & Hans Wetter -Die Welt der Schweizer Bilderchroniken von Carl Pfaff -www.suehnekrenz.de/Gerichtsschwert -google Bildersuche: Gerichtsschwert
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