Kadlin
Well-known member
Hallo Ihr (und besonders Hallo Finlir ), es hat mir gestern abend keine Ruhe gelassen und ich habe gestöbert. Abgesehen davon, dass eine zeitliche Einordnung der Fibeln immer noch relativ unverständlich in dem Buch wiedergegeben ist (mit römischen Ziffern, einem Komma und danach richtige Zahlen) und ich den Schlüssel dazu im Buch noch nicht finden konnte, bin ich schon eine ganze Ecke weiter als gestern. Sowohl im wikingerzeitlichen Raum als auch im vendelzeitlichen Raum. Zuerst zur Vendelzeit; Interessant ist, dass es wohl Tracht-Schmuck und Schatz-Schmuck gab. Was damit gemeint ist? In den Gräbern wurden z.B. Tierkopf-, Dosen- und Platten (<-die richtige Bezeichnung muß ich nachliefern 8) ) fibeln gefunden, die so NIE in den Hortfunden auftauchten. Es gab wohl einzelne Prunkstücke, die vergoldet oder mit Einlege- schalen aus anderen Materialien versehen waren, aber die waren die Ausnahme. Daher geht man in dem Buch davon aus, dass die Fibeln (sowohl die Tierkopffibeln als auch die Dosenfibeln als mittiger Mantelverschluß) eher Gebrauchsgut als Wertgegenstand war. Auch sind sowohl in der Vendelzeit als auch in der Wikingerzeit die Fisch- kopfhülsen üblich gewesen, nur die Länge hat sich mit derZeit geändert. Anhand der Länge sind sie einzuordnen (aus dem Kopf meine ich mich erinnern zu können, dass sie in der späteren Wikingerzeit kürzer wurden) Was auch wieder den Vorteil hätte, da durch den relativ niedrigen Materialverbrauch keine eingelöteten Bodenplatten zur Stabilität mehr nötig waren (sind so gefunden worden!). Eine Frage, wegen der ich gestern überhaupt in die Bücher geschaut habe, wurde mir auch beantwortet; Es gibt sehr wohl Funde die BEIDES haben, Fischkopfhülsen UND Tier- kopffibeln. Also schließen sich beide Trachtbestandteile nicht aus. Allerdings muß ich hier erst mal die Datierung schuldig bleiben, da die Beschreibungen des Buches durch röm.Ziffern und natürliche Zahlen sich mir derzeit noch nicht erschließt :evil: Auch gibt es verschiedene Arten von Fischkopfhülsen. Die aus Blech geformten und die aus Bronze gegossenen. Was hier wieder interesssant ist; Die gegossenen sind in keiner Körperbestattung sondern nur in Hort- funden aufgetaucht, was (Achtung meine Interpretation!!! ) dafür sprechen könnte, dass sie durch ihre aufwenigere Herstellung sehr wohl materiellen Wert hatten, während die gebogenen Hülsen "nur" Tracht- bestandteil waren, der zur Frau gehörte und in Folge dessen auch mit ins Grab gegeben wurde. Dafür würde auch ein Grabfund sprechen, bei dem einem kleinen Mäd- chen eine Fibelgarnitur mitgegeben wurde, die a) stark gebraucht und b) in so fern modifiziert war, dass an beiden Fibeln vorn Ösen angelötet waren. Auch gab es auffallend viele "Zweckentfremdungen" an Fibeln und Fischkopfhülsen. Zum einen wurden des öfteren Ösen (man geht davon aus für Ketten und Geräteträger) angebracht und es wurden Fischkopf- hülsen durch das Anbringen von Verschlüssen und teilweise durch das miteinander verlöten von mehreren (bis zu drei) Hülsen zu Fibeln umgearbeitet. Auffallend hier, dass es sich meist um die gegossenen Hülsen handelte (<-weil der Wert höher war?!?). Sie wurden sowohl in Gräbern (mit Abnutzungserscheinungen) als auch in Hortfunden gesichtet. Ein weiterer Teil der Tracht, den wir bisher noch ganz vernachlässigt haben sind die Trachtnadeln. Sie wurden paarig links und rechts oberhalb der Brust in Richung des Halses getragen und hielten wohl die Umschlagtücher fest. Es wurden (lt. Text) in annähernd jedem Frauengrab diese Nadeln ge- funden, meist 2 gleiche Nadeln, aber es sind auch Abweichungen be- obachtet worden. In Männergräbern tauchten diese Nadeln übrigens auch auf ... allerdings verbogen und als Angelhaken interpretiert ^^ Taschen sind für Gotland auch belegt, allerdings nur in Männergräbern, dann gab es "kuvertartige" Lederbeutel, in denen ein zweilagiger Kamm war und die an den Seiten Reste von Metalldraht (Reste von Drahtver- nähung oder kleinen Nieten?!?) aufwiesen. Es gab auch ein Grab, in dem ein relativ kleiner Metallbügel auf der rechten Hüfte des Mannes gefunden wurde, dem Anhaftungen von organischem Material anhefteten, die als Stoff gedeutet wurden. Allerdings ist diese Tasche mit (Achtung ca.-Angabe!) 8-10 cm Durch- messer im Halbrund eher klein. Falls jemand noch mehr wissen will, bzw. zu den oben genannten Infos weiterführende Fragen hat, immer her damit, denn das oben genannte ist nur die Essenz dessen was ich gestern bis 24.00 Uhr gelesen und als interessant genug im Kopf behalten habe ... :whistling: Bilder von Grabanordnungen und Umarbeitungen bietet das Buch auch noch und erfreulicherweise grenzt es die Vendelzeit von der Wikinger- zeit ab (indem es vergleicht und die Unterschiede zur Zuordnung auf- deckt) so dass man sehr gut Informationen für "seine" Zeit selektieren kann. Kadlin