Eine interessante Sache, allerdings völlig weg von allem reglementiertem Zeug, was man heute sieht, lernt, vorgeführt bekommt. Selbst wenn es authentisch ist, also nach historischen Quellen / Fechtbüchern geht. Der Zweikampf wurde dokumentiert, dafür gab es Techniken und meist auch gewisse Regeln. Thalhoffer hat sein Geld damit verdient, dass er, heute würde man sagen: Sesselpupsern in Crashkursen grundlegende Fechttechniken beigebracht hat, damit diese ihre Chancen bei einem angesetzten gerichtlichen Zweikampf verbessern konnten. In Feldschlachten ging aber meist Masse über Klasse. Ordentliche Taktik über Einzelleistung. Moral über Technik. Das ist wie heute beim Kampfsport: Fit und im Zweikampf effektiv und gefährlich, aber in der Massenschlägerei völlig untauglich. Da ist dann eher das gefragt, was unter "Streetfighting" firmiert. Wenn man das darstellen, übern, erleben, was auch immer will, dann kommt man wohl zuallererst nicht um ordentlich Manpower herum. Ohne viele Leute, die fit und zuverlässig sind und ihre Eisenwaren genauso wie ihren Körper im Griff haben, braucht man da wohl gar nicht erst anfangen. "Schlachtkampf" zu zweit? Geht nicht. Setzen wir mal voraus, dass wir das haben. Wie weiter? Man deckt sich gegenseitig. Setzt mein Gegenüber eine tolle Technik gegen mich ein, kriegt er sofort von meinem Nebenmann eine gewischt. All die schönen Abläufe, Bewegungen und Techniken in all den schönen Fechtbüchern funktionieren nur, wenn ein einzelner Feind vor einem steht. Steht da noch einer daneben, ist es vorbei mit der Grandezza. Auf dem Quivive sein, schnell sein, gute Reflexe, gute Beweglichkeit und vor allem: Kein Zögern, keine Hemmung, zu töten. Das ist es, was in der Schlacht zählt. Und genau da sehe ich das Problem, wie man das spielerisch oder sportlich umsetzen soll. Der Typ hebt die Falx zum Schlag gegen meinen Nebenmann? Wenn ich zögere, ist mein Nachbar tot. Also rein mit dem Gladius unter seine Achsel und sofort wieder zurück. Immer schön da rein, wo's wehtut, größtmöglichen Schaden macht und kaum Rüstung ist. Wie will man das umsetzen? Auf was ziele ich denn in der Schlacht, wenn ich kann? In die Eier, in den Hals, ins Auge. Es gibt keine Schönheitspreise, keine B-Note. Selbst die LARPies mit ihren Pömpfen haben Sicherheitsregeln. Gut, Fechtmasken mit Halsschutz, Suspensorien, quasi Riot-Squad-Vollschutz, gepaart mit richtig stumpfen Schaukampfwaffen und Pömpfenpfeilen bzw -Speeren kann hier vieles ermöglichen. Trotzdem wird man noch umgerannt, niedergetrampelt, werden Knochen und Gelenke verdreht, verrenkt, gebrochen. Auch die Lateralbeschleunigung eines Hiebs am Kopf und die Wirkung auf Halswirbelsäule und Gehirn sollte man nicht unterschätzen, Helm hilft da gar nichts. In jugendlicher Frische mag man das wegstecken, aber wir unterhalten uns dann mal 10 Jahre später mit dem zuständigen Orthopäden. Man wird also um Regeln nicht umhinkommen. Und das ist der unauflösbare Knoten bei der Sache. Ich brauche unbedingt Regeln, um etwas zu simulieren, was eben gerade darauf basiert, keine Regeln zu haben. Einen möglichen Ansatz sehe ich in der Verbindung von, teils moderner und verborgener, effektiver Schutzausrüstung (gerade bei Teilnehmern, die historisch Leichtgerüstete darstellen) und LARP-Waffen und -Schilden. Die allerdings hätten bei der Sache kein langes Leben. Quasi ein LARP-Kampf, nur brutaler. Von diesen ganzen Battle-of-Nations Derivaten, wo sich zwei Teams in einer Art Arena gegenüberstehen, halte ich gar nichts. Die Leute sind fit, keine Frage, und sie haben Nehmerqualitäten, von denen ich nur träumen kann. Ich würde da keine 10 Sekunden stehen bleiben. Aber es hat halt auch mit einer echten Schlachtsituation so überhaupt nichts zu tun. Der Platz, die Taktik, der Raum, die Kämpferdichte, all das ist unrealistisch. Auch die vielen Feldschlachten, ob MA-MArkt, ob LARP. Jetzt mal ganz abgesehen von den oben genannten Problemen. Gib mir eine Truppe aus 30 Mann un einen halben Tag Trainingszeit und wir blasen die alle weg. Weil sie alle keine Taktik haben, kein wirkliches Teamplay. Ich selbst bin zu alt und vor allem zu unfit, um in der Linie meinen Mann zu stehen, aber wenn Dich das wirklich reizt und Du was auf die Beine stellen willst, wäre ich schon neugierig. Der Psotleitzahl nach ist leider nix mit mal schnell zusammensetzen und gemeinsam rumspinnen. Bei welcher Gelegenheit könnte man sich denn mal über den Weg laufen?