Handel im Mittelalter Autor Patric Knust Der wandernde Kaufmann trug alle Risiken und Mühen, Waren aus den fernen Ländern einzukaufen, sowie auch die Kosten des Transportes. Er nutzte folgende Transportwege: Über Land Hier dienten Lastentiere, Pferde mit Packtaschen und leichte zweirädrige bis hin zu schweren vierrädrigen Wagen als Transportmittel. Wegelagerer, Grundherren und Stadtväter, die mehr oder weniger legal Warenladungen beschlagnahmten stellten für den Kaufmann eine ständige Gefahr dar. Bedingt durch Kosten aus Taxen, Gefälle und Zölle aller Art, welche Grundherren, Städte und Gemeinden an Brücken, Furten oder fürs Durchqueren des Landes verlangten, traten Kosten von 20- 25 % des ursprünglichen Preises für Waren mit geringen Volumen - wie Pharmazie, Färberei, Luxustuche und Küche – bis hin von 100 – 150 % für Waren mit hohen Volumen - wie Weizen , Wein und Salz – auf. Der Flussweg Da dieser Weg ausgebauter war und der Transport dadurch schneller von statten ging, war er der bevorzugte Handelsweg. Als Transportmittel dienten hier Holzflöße und Kähne. Ab dem 12. Jahrhundert wurde begonnen in Flandern die Kanäle und Flüsse durch ein künstliches Netz von Kanälen, Talsperren und Schleusen zu vervollständigen. Die Rhónestraße, die sich bis zur Mosel und Mars erstreckte, war bis zum 14. Jahrhundert die größte nordsüdliche Handelsachse. Der Seeweg Auf dem Seeweg wurde Großhandel betrieben. Gefahren wie Seeräuberei und Schiffsbruch standen astronomischen Gewinnen und Gewinn an Prestige gegenüber. Aufstieg des Handels Mit dem Entstehen der Städten und deren Markt- und Handelsplätze, entstand ein Import von ländlichen Rohstoffen zur Verarbeitung für das städtische Gewerbe und ein Export der Endprodukte, sowie ein Handel von Luxusgütern, wie Gewürze aus dem Orient, Tuche aus Flandern, Seide über Byzanz (einer der Haupthandelsplätze) oder Nordafrika. Viele Städte wären ohne diese Markt- und Handelsplätzen nicht erstanden. Diese Plätze sorgten dafür, dass ein Teil der Händler sesshaft wurden und Läden gründeten. Ausgestattet mit Privilegien, wie das zum Schutz des Königs, bis hin zum Papstschutz sorgten für den sozialen Aufstieg der Händler und dieser zur Gründung der ersten Gilden. Zum Beispiel der Gilde von Tiel (Flandern) Anfang des 11. Jahrhunderts, sowie auch der Hanse, die im Jahre 1159 entstand. Die Gründe dieser Vereinigungen entstanden durch gemeinsame Interessen wie Handelsabkommen (zum Beispiel das Marktrecht), dem Verbot Handel von nicht einheimischen Kaufleuten, ohne die Vermittlung eines einheimischen Händlers, zu treiben, sowie dem Verbot für nicht Ortsansässige, am Ort eingekaufte Ware hier weiterzuverkaufen. Der Schutz der Kaufleute 1074 befahl der Papst, unter Androhung der Exkommunikation, dem König von Frankreich - Philipp den II. - die Waren, welche er von den italienischen Kaufleuten, die in sein Reich kamen, konfiszieren ließ, zurück zugeben. Haltung der Kirche zu Kaufleuten Zur Regelung des Gottesfriedens wurde im Jahr 1179 im 22. Kanon des Laterankonzils folgendes beschlossen: Die Ritter haben für die Sicherheit der Priester, Mönche, Kleriker, Pilger, Kaufleute, Bauern und Lasttieren zu sorgen und nicht den Frieden zu brechen. Diese erste geschriebene Hierarchie, ohne Erwähnung des Adels, sollte die Ritter davon abhalten, ein Raubritter Dasein zu führen. Gilles le Muisit (1272-1352) schrieb: Man muss die Kaufleute mehr als alle anderen Leute ehren, denn sie fahren übers Land und Meer und in viele fremde Ländern, um Wolle und Felle zu holen. Andere fahren in Übersee, um kostbare, abgewogene Waren zu kaufen - Pfeffer oder indisches Gewürz. Gott beschütze alle Kaufleute vor Übel, das wir oft wieder gutmachen müssen. Handel und Glauben Bei einer Vertragsunterzeichnung war es üblich Gott als Zeuge anzurufen, ihm als Dank ein Opfergeld zu zahlen und dieses an die Armen zu verteilen. In Deutschland hieß es Gottespfennig, in Frankreich Denier a Dieu und in Italien Denaro di Dio. Der Kaufmann Pantaleon d´ Amalfi stiftete gegen Ende des 11. Jahrhundert seiner Geburtsstadt einen Dom und der Basilika San Paolo fuori le mura in Rom Bronzetüren, welche er in Konstantinopel - wo er Geschäftsinteressen verfolgte - hatte gießen lassen. Auf dem Monte Gargano, wo der Erzengel Michael erschien, ließ er eine prächtige Kirche erbauen, in Antiocia gründete er ein Krankenhaus und im Jerusalem ließ er Klöster restaurieren. Solche frommen Taten von Kaufleuten waren zahlreich Händler als Diplomaten Aufgrund ihrer Handelsbeziehungen, auch zu moslemischen Fürsten, waren die Händler gern genutzte Diplomaten. Quellenverzeichnis: Jacques le Goff Kaufleute und Bankiers im Mittelalter, Gösta Dietmar Traut Alltags- und Sachgeschichte des Mittelalters Lexikon des Mittelalters G. Köbler