Handelsplatz RERIC

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Boramaniac

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23968 Wismar
Hallo an alle Interessierten, da ich aus der Hansestadt Wismar komme und somit in unmittelbarer Nähe des ehemaligen RERIC lebe, habe ich mal ein paar Fakten zusammen getragen: Die sagenumwobene Frühstadt Reric hat der Kieler Prähistoriker Hauke Jöns in vierjähriger Arbeit ausgegraben. Um 700 n. Chr. bei Wismar an der Ostsee gegründet blühte die Siedlung im Schutz der slawischen Festungen Mecklenburg und Ilow rasch zu einer wohlhabenden Handelsmetropole auf und wurde zu einer der wichtigsten Drehscheiben des baltischen Raums - weshalb Reric manchmal auch das nordische oder »deutsche Troja« genannt wird. Nach jahrelangen Grabungen bei Groß Strömkendorf nördlich von Wismar gelte als sicher, daß dort bis vor rund 1.200 Jahren mit Bronze, Bernstein und Holz in großem Stil gehandelt wurde Schon 808, nachdem die Dänen die Bevölkerung verschleppt hatten, versank die Stadt im Uferschlamm. Man wusste, dass die Stadt im 8. Jahrhundert existiert hat und im Jahr 808 durch den Dänenkönig Gudfred zerstört und nach der Umsiedlung ihrer international zusammengesetzten Bevölkerung untergegangen war. Die Rolle als Fernhandelsplatz ging daraufhin auf Haithabu über, wo die entführten Kaufleute angesiedelt wurden. Klar war nur, dass es sich um einen Handelsplatz im Stammesgebiet der Abodriten handeln musste. Der Ortsname (abgeleitet von Röhricht), wies auf die Nähe großer Schilfgebiete hin. Davon gab es an der südlichen Ostseeküste jedoch etliche.Auf Grund der Ausgrabungen lässt sich das Leben ihrer Bewohner rekonstruieren. Auf der kleinen Fläche von 600 mal 300 Metern siedelten über 1000 Menschen. Sie wohnten in Grubenhäusern - In den Boden eingegrabenen Hütten die von Schilfrohr-Dächern geschützt wurden. Der Ort war seewärts durch ausgedehnte Schilfwälder getarnt. Bootswerft, Eisenschmiede, Glaswerkstatt und Silbergießerei zeugen von hoch entwickelter Handwerkskunst. Die Menschen von Reric hatten sich auf die Herstellung von Haushaltswaren und Schmuck spezialisiert, und der Handel damit führte sie weit über den Ostseeraum hinaus. Unter den Fundstücken sind Keramikstücke aus dem Rheinland, sogar arabische Münzen. Unterschiedliche Bestattungsriten belegen, dass Reric eine multikuturelle Gemeinschaft aus Wikingem, Friesen, Franken, Slawen, Sachsen war. Als Grabbeigaben waren Hunde üblich, sogar ganze Wikingerboote, aber nur selten Schmuck. Über ein Grab rätselt Jöns noch: Warum wurde ein Pferd bestattet und ihm auf die Reise ins Jenseits kostbarer Bernstein und Glasperlen mitgegeben? (Quellen: PM, Februar 2000; Wikipedia)
 
Der Text läßt vermuten, dass Reric sehr gut ergraben ist. Und das es zumindest so viele Metallfunde gab (Schmuck) dass die Zu- gehörigkeit der Toten zu verschiedenen Stämmen festgelegt werden konnte. Interessant wäre zu wissen, WAS es an Funden gibt. Und anzumerken ist, dass die Zeit, in der Reric bestand vor und nur noch kurz während der Zeit der Wikinger liegt. Wobei man also schauen müsste, wie die Tracht dieser Leute war. Gibt es ein Museum, in dem die Funde ausgestellt sind? Gibt es kleine Sammlungen, die eventuell in den Heimatmuseen der Um- gegend liegen? Ich frage deshalb, weil ich vor ein paar Monaten auf einem Betriebsausflug einen wunderschönen Torcues und ein kleines Dreibein aus der Keltenzeit in einem unscheinbaren Dorf im Westerwald gesehen habe ... die Funde sind also an recht unbekannten Orten auf- bewahrt. Gibt es eventuell Interessengemeinschaften, die sich mit dem Thema schon länger befassen? Oft gibt es Leute, die schon länger in der Materie sind und schon etwas mehr erforscht und heraus gefunden haben. Bin schon gespannt auf Deine Antworten! Kadlin
 
Tja, leider gab es nicht all zu viele Funde. Von dem Wikingergrab waren z.B. nur die Nieten im Sand übrig geblieben. Teile von Schwertern, Glasperlen und anderer Schmuck wurden gefunden. Ich bin immer noch am recherchieren, was detailliert gefunden wurde. Im Hotel Schäfereck in Groß Strömkendorf soll ein wenig ausgestellt sein. Da werde ich nochmal nachfragen... In Schwerin war eine kleine Ausstellung über Wikinger an der Ostsee. Aber auch der Besuch war nicht wirklich ergiebig. Zu guter Letzt soll noch in dem Buch "Zwischen Reric und Bornhöved" einiges stehen, aber das muß ich mir erst mal leihen... Gruß Bora
 
Hallo an alle Interessierten... ich bin gerade in der Landesbibliothek MV und dort gibt es ein paar Bücher über Reric und Zeitschriften, die das Thema Reric und die Grabungen behandeln. Wenn ich schlauer bin, sollt auch ihr Euer Wiisen vervollständigen... Gruß Bora
 
Naja, was die Grabungen und Geschichte betrifft, kann ich nun ein wenig mehr sagen, was aber detaillierte Funde betrifft eher nicht. Aber ich geb' nicht auf und begebe mich weiter auf die Suche... Ein wenig könnt ihr hier nachlesen: Zwischen Reric und Bornhöved: S.12-13 Zwischen Reric und Bornhöved: S.16-17 Zwischen Reric und Bornhöved: S.18-19 Zwischen Reric und Bornhöved: S.24 Leider war der anderen Literatur nicht viel mehr zu entnehmen. Nunja, ich werde es morgen mal im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege versuchen. Vielleicht weiß man da mehr... Gruß Bora
 
Jetzt weiss ich wieder wo mir der Name Gross-Strömkendorf her bekannt vorkam...hat mir doch ein lieber freund ne Magisterarbeit über die grabung angeboten..allerdings hab ich das nicht mit Reric in Verbindung gebracht...aber ich glaub ich komm da noch drauf zurück.
 
Original von Ragnar...hat mir doch ein lieber freund ne Magisterarbeit über die grabung angeboten...
die würde mich auch interessieren. :whistling: Naja, meine Excursion zum Amt für Denkmalpflege MV, sowie zum Amt für Kultur und Bildung war ebenfalls wenig von Erfolg gekrönt. Leider war auch dort wenig bis garnichts über die Grabungen zu erfahren und der Prof., der damal gebuddelt hat, ist jetzt in Hessen. Naja, hab' ihm dennoch ein email geschickt... Reric soll wohl eines der am besten ausgegrabenen Fundorte sein, dennoch sind bebilderte Publikationen rar gesät. 8| Gruß Bora
 
Frag den hier mal, der hat einiges über Reric veröffentlicht. PD Dr. rer. nat. habil. Hauke Jöns Wissenschaftlicher Direktor Abteilungsleiter Kulturwissenschaften Tel.: 04421 915-112 Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung Viktoriastraße 26/28 26382 Wilhelmshaven Gruß Hergils
 
Danke Hergils "mjöksiglandi", ich stehe mit dem Mann in e-mail-Kontakt. Leider ist die Fundlage, was z.B. Kleidung betrifft, nicht vielversprechend. Zitat: Die Erhaltungsbesdingungen waren in Groß Strömkendorf jedoch nicht so gut, dass Textilien in großer Zahl erhalten wären. Insofern werden sie dort nichts neues zur Tracht der Wikingerzeit finden. Mit freundlichen Grüßen H. Jöns Gruß Bora
 
Original von Boramaniac Leider ist die Fundlage, was z.B. Kleidung betrifft, nicht vielversprechend.
Nach dem, was ich bis jetzt gelesen habe, ist das aber für deine Zeit (um 800, oder?) nicht ungewöhnlich. Ich bewundere sowieso immer, wie da aus einem handtellergroßen Fetzen und ein paar Nadeln und Fibeln mit einem Rest Fäden dran ganze mehrlagige Gewänder mit Borten und Faltenwurf konstruiert werden. ^^ Trotzdem toi, toi, toi für die Recherche!
 

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