Boramaniac
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Hallo an alle Interessierten, da ich aus der Hansestadt Wismar komme und somit in unmittelbarer Nähe des ehemaligen RERIC lebe, habe ich mal ein paar Fakten zusammen getragen: Die sagenumwobene Frühstadt Reric hat der Kieler Prähistoriker Hauke Jöns in vierjähriger Arbeit ausgegraben. Um 700 n. Chr. bei Wismar an der Ostsee gegründet blühte die Siedlung im Schutz der slawischen Festungen Mecklenburg und Ilow rasch zu einer wohlhabenden Handelsmetropole auf und wurde zu einer der wichtigsten Drehscheiben des baltischen Raums - weshalb Reric manchmal auch das nordische oder »deutsche Troja« genannt wird. Nach jahrelangen Grabungen bei Groß Strömkendorf nördlich von Wismar gelte als sicher, daß dort bis vor rund 1.200 Jahren mit Bronze, Bernstein und Holz in großem Stil gehandelt wurde Schon 808, nachdem die Dänen die Bevölkerung verschleppt hatten, versank die Stadt im Uferschlamm. Man wusste, dass die Stadt im 8. Jahrhundert existiert hat und im Jahr 808 durch den Dänenkönig Gudfred zerstört und nach der Umsiedlung ihrer international zusammengesetzten Bevölkerung untergegangen war. Die Rolle als Fernhandelsplatz ging daraufhin auf Haithabu über, wo die entführten Kaufleute angesiedelt wurden. Klar war nur, dass es sich um einen Handelsplatz im Stammesgebiet der Abodriten handeln musste. Der Ortsname (abgeleitet von Röhricht), wies auf die Nähe großer Schilfgebiete hin. Davon gab es an der südlichen Ostseeküste jedoch etliche.Auf Grund der Ausgrabungen lässt sich das Leben ihrer Bewohner rekonstruieren. Auf der kleinen Fläche von 600 mal 300 Metern siedelten über 1000 Menschen. Sie wohnten in Grubenhäusern - In den Boden eingegrabenen Hütten die von Schilfrohr-Dächern geschützt wurden. Der Ort war seewärts durch ausgedehnte Schilfwälder getarnt. Bootswerft, Eisenschmiede, Glaswerkstatt und Silbergießerei zeugen von hoch entwickelter Handwerkskunst. Die Menschen von Reric hatten sich auf die Herstellung von Haushaltswaren und Schmuck spezialisiert, und der Handel damit führte sie weit über den Ostseeraum hinaus. Unter den Fundstücken sind Keramikstücke aus dem Rheinland, sogar arabische Münzen. Unterschiedliche Bestattungsriten belegen, dass Reric eine multikuturelle Gemeinschaft aus Wikingem, Friesen, Franken, Slawen, Sachsen war. Als Grabbeigaben waren Hunde üblich, sogar ganze Wikingerboote, aber nur selten Schmuck. Über ein Grab rätselt Jöns noch: Warum wurde ein Pferd bestattet und ihm auf die Reise ins Jenseits kostbarer Bernstein und Glasperlen mitgegeben?
(Quellen: PM, Februar 2000; Wikipedia)