Hausfugen abdichten

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Deaktivierter User 001

Well-known member
Registriert
13. März 2015
Beiträge
817
Reaktionspunkte
652
Moin @ all, ich benötige einmal euer Schwarmwissen. Wie wurden im 13. Jahrhundert fugen zwischen Holz abgedichtet. Da ich hier null Ahnung habe und auch keinerlei Literatur besitze, seid ihr meine Hoffnung. Der Versuch von reiner Wolle frisch vom Schaf brachte das Holz eher sich auseinanderzudrücken. Mein Gedanke hier war, das die wolle keinerlei Schutz vor Feuchtigkeit hatte und somit das Holz gesprengt hat. Aber wie ist es bei Türen oder Toren, Fensterläden und Wänden gewesen? Lehm einfach einfügen, Wolle und ein fettiges Gemisch darüber? Kann mit einer hier bitte gedanklich unter die Arme greifen? Ich bin für alles dankbar. Gruß, Andreas
 
Hallo Andreas, die Lütjenburger (Katharina!?)haben Erfahrung mit dem Abdichten mit, ich glaube , Wolle und Lehm und können sicherlich weiterhelfen und in Bärnau wurde auch gebaut... ;) Das Wolle sich allerdings so ausdehnt und Spannung in die Konstruktion bringt höre ich aber auch zum ersten mal. Hat sich die Wolle mit Wasser vollgesogen und es dann gefroren?
 
In Zusammenhang mit Wolle hatte ich in Bärnau vor vielen Jahren mal ein Erlebnis: Wir saßen zu zweit in einem kleinen Häuschen, das noch nicht ganz fertig war (da ging's um einen Kindernachmittag und wir Unwürdigen waren quasi Füllmaterial, damit auch wirklich jedes Haus einen Inhalt hatte und überall irgendwas gemacht wurde...), da mussten u.a. noch die (bemerkenswert großen, ich denke nicht, dass die damals so krude gearbeitet haben, das aber nur nebenbei) Ritzen abgedichtet werden. Im Winter kam man nicht mehr dazu, die Wolle dafür war aber schon da und wurde über den Winter in einer Ecke des Hauses gelagert. Als wir das Haus dann an diesem Tage nutzten, war der Wollhaufen zwar weggeschafft worden, aber den erklecklichen Schimmelfleck, den er hinterlassen hatte, sah man deutlich. => Wolle kann schimmeln. Wenn sie Feuchtigkeit ziehen kann, ist Vorsicht angebracht. Dass die Wolle, wie bei dir beschrieben, das Material auseinandergedrückt hat, kann ich mir schon vorstellen. Immerhin kann sie sich voll Wasser saugen, das dann in der Tat im Winter gefrieren kann. Die Wolle muss also auf jeden Fall vor Feuchtigkeit geschützt werden. Schiffe kalfatert man mit Werg und Pech. Das müsste bei Häusern im Grunde nicht anders laufen. Als ich mal einen undichten Eimer nur mit Werg abdichten wollte, hat's auch nicht funktioniert.
 
Hallo Andreas, nach Auskunft eines befreundeten Zimmermanns der sich beruflich mit Restaurierung von Fachwerk beschäftigt wurde und wird Hanfstopfwolle verwendet. Die Fugen werden danach mit einem Mix aus Lehm und Leinöl verfugt.
 
@Thoralf Hiltjuson super vielen Dank. Das hilft mir auch schon. Das mit dem Wasser / Frost konnte ich mir auch gut vorstellen. Hauptproblem hier ist einfach, das dieses Haus nicht täglich / Wöchentlich belebt wird, sondern teilweise Monate stillsteht. Das ist da eben der totale tot.
 
An Lanolin hatte ich auch schon gedacht. Hanf finde ich auch sehr interessant aber Hanf zieht Wasser und wurde früher bei Installationen extra verwendet weil er so schön aufquillt in kombination mit Wasser
 
"Hanfstopfwolle" = Hanf (=Werg). Trägt zwar "Wolle" im Namen, hat aber nichts mit tierischer Wolle zu tun. Das könnte vielleicht Ursache für das Missverständnis sein, Wolle zum Abdichten verwenden zu wolle...
 
Inforo hatte neulich einen Artikel über die Wandgestaltung : https://inforo1300.wordpress.com/20...nR1smEKZeNfp5eAZBXCVCIV2uIrOrVdRJKoWIlO7Kb6KU Viele Häuserrekonstzruktionen sind aus Kosten und Sicherheitsgründen nicht so gebaut wie man sie zur jeweiligen Zeit gebaut hätte. Decken und Türen sind schon mal höher, es wurden Fenster eingebaut wo keine waren, es werden Elemente verschraubt und gesichert um die Bauauflagen zu erfüllen. Oft sind Hölzer verbaut die kaum Wärme isolieren und dann muss es auch noch in den Etat passen. Alles nicht so einfach. Gerade in Nienover zieht es sehr vor allem wenn man den Backofen ans laufen bekommen möchte, so das ich mich jedes Mal bei einem Besuch dort gefragt habe, was man damals wohl anders gemacht hat. Mit einfach Ritzen stopfen ist es vielleicht nicht getan. Das hätte dann wieder diese raue Sackleinen_und_früher_war_alles_schmutzig_Optik die man eigentlich vermeiden möchte. Die Frage ist : kann man als Ehrenamtler stemmen ? Oder würde es evtl helfen das Haus innen zu verputzen und zu weißen ? Evtl von einem Fachmann oder zusammen mit einem Fachmann ? Dann wäre auch weniger Durchzug, mehr Licht.
 
wolle schimmelt? Echt jetz? Wir haben damals in bärnau unser Haus mit wolle gedämmt, und zwar so wie es vom Schaf kam, ohne Waschen. Zuerst hatten wir es versucht mit wolle zupfen , in Lehm tunken und dann so würstchen machen und dann in die Ritzen.... hat 1 oder 2 Jahre gehalten und dann kam es wieder raus gebröselt. On es jetz daran lag, dass sich die Fugen weiter gedehnt haben, und das Gemisch keinen halt mehr hatte oder ob es halt einfach die falsche Mischung war wissen wir nicht. Da in unserem Haus in Bärnau die Brette in "schienen" sind, kann man die von Zeit zu Zeit mit einem Keil runter klopfen, sodass die Abstände wieder kleiner sind. Was gut ging war einfach wolle in die Ritze legen, Brett runter klopfen, fertig. Hat super gehalten und hab bis jetz nix gegenteiliges mitbekommen. Mittlerweile wurden die Häuser auch gekalkt. Schimmel wegen wolle is mir nix bekannt
 
In die Ritzen in den Holzwänden im Gesindehaus in Lütjenburg wird Wolle gestopft - allerdings muss man das regelmäßig nacharbeiten, da wie ich annehme die Vögel sich da für ihre Nester bedienen. Ist halt auh nicht durchgehend bewohnt... Dass die Wolle allerdings die Bretter auseinanderdrückt hab ich noch nicht erlebt. Vermutlich darf man die Wolle tatsächlich nicht vorher entfetten? Klingt für mich jedenfalls logisch. Das Lehm-Flecht-Fachwerk muss man auch regelmäßig nachbessern, aber ich denke das liegt einfach in der Natur der Sache.
 
Denkbar wäre das die Wolle Feuchtigkeit gespeichert hat, und das Material da drunter geschimmelt hat, oder was auch immer da drin, drunter und da zwischen war. Ürgs ist das auf jeden Fall. Aber was sagt die Archäologie zu dem Thema, ich glaube das war die Eingangsfrage. Gibt es Nachweise, Funde, zeitgenössiche Beschreibungen ? Als was deutet man all die Schuhe die in Mauern gefunden wurden, all die Textilien in der Zwischendecke - Müllentsorgung, Bauopfer, oder Dämmschicht ? Wie kommt man zu der überall verstopften Wolle in den Freilichtmuseen ?
 
Ich habe einmal das Internet etwas befragt Also Hanf, Lehm wird öfter erwähnt und für Moos und Bitumen (Kafatern in Konbination mit Hanf) gibt es auch Nachweise Sonst wird zumindest für das späte Mittelalter von Kalkputz geschrieben. Wolle scheint eine "moderne" interpretation zu sein ...vielleicht war sie als Rohstoff zu wervoll. http://www.uwg-kirchheim.de/HTML/N2/tiereundpflanzen2_6.html Quelle: Umweltgruppe Kirchheim am Ries e.v.; tiere und pflanzen https://books.google.de/books?id=sl...AQ#v=onepage&q=moos als dichtmaterial&f=false Quelle: Frühe Nutzung pflanzlicher Ressourcen: internationales Symposium Duderstadt https://books.google.de/books?id=Cv...AQ#v=onepage&q=moos als dichtmaterial&f=false Quelle: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 20; ab §4
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wo bekommt man Kälberhaar und wie sieht das aus ?
 

Neueste Beiträge

Oben