Artus – Identifikationsversuche Von vielen Forschern wird bezweifelt, dass Artus überhaupt existierte, und tatsächlich werden sich in diesem Fall kaum jemals etwas anderes als mehr oder weniger plausible Hypothesen aufstellen lassen. Es gibt aber mehrere Ansätze, mit denen die Figur des Artus oder zumindest einzelne Aspekte seiner Geschichte in die reale Geschichte eingebunden werden; es ist dabei wahrscheinlich, dass mehrere historische und sagenhafte Persönlichkeiten zu der Figur des „Artus“ verdichtet wurden. Nach dieser Deutung könnten die folgenden historischen Personen zur Entstehung der Sagengestalt „Artus“ beigetragen haben: Der römische Ritter Lucius Artorius Castus (2. Jahrhundert) Der römische Heerführer und Usurpator in Britannien Carausius († 293) Der Riothamus aus dem Volk der „Britanni“, der angeblich dem römischen Kaiser Anthemius (um 470) im Kampf gegen die Westgoten zu Hilfe kam, Der britannische Heerführer Ambrosius Aurelianus Der britische Feldherr Enniaun Girt (5. Jahrhundert) Dessen Sohn Owain Ddantgwyn. Weiteres zu diesen Personen unten. Höchst unwahrscheinlich ist, dass der oder ein „Artus“ den Titel „König“ trug; in den frühesten Erwähnungen und walisischen Texten wird auch einem der möglichen Vorbilder für König Artus, Enniaun Girt (siehe unten), nie der Titel „König“ gegeben. Hochmittelalterliche walisische Texte bezeichneten ihn normalerweise als Amerauder („Imperator“). Das keltische Krönungsritual, bei dem, wie Gerald von Wales (12. Jahrhundert) berichtet, eine weiße Stute geschlachtet und zu einer Suppe, in der der künftige König baden musste, gekocht wurde, kommt ebenfalls in der Artussage nirgends vor. Das Motiv des aus dem Stein gezogenen Schwerts als Gottesurteil zur Erlangung der Königswürde steht eher mit den Sarmaten in Verbindung, die eigentümliche Riten (Verehrung eines im Boden steckenden Schwertes etc.) ausübten; 5500 sarmatische Lanzenreiter waren zu römischer Zeit auch in Britannien stationiert, um 180 wurden sie offenbar von einem römischen Ritter namens Lucius Artorius Castus kommandiert - möglicherweise eines der ältesten Vorbilder für Artus (siehe unten, Absatz „Das Schwert aus dem Stein“). Die militärische Laufbahn des Artorius Castus ist aufgrund seiner Grabinschrift bekannt [1], die in Dalmatien gefunden wurde. Demnach diente er seit 158 n. Chr. in Syrien und Pannonien, bis er 175 nach Britannien versetzt wurde, wo sich die (sarmatischen) Hilfstruppen unter seinem Kommando bei der Abwehr skotischer Angriffe hervortaten. Er beendete seine Karriere schließlich in Dalmatien. Es ist durchaus denkbar, dass die in Britannien verbliebenen römisch-sarmatischen Truppen sein Andenken bewahrten und verklärten. Für die Mitte des 5. Jahrhunderts ist dann ein britisches "Hochkönigtum" recht gut belegt: Nach dem endgültigen Abzug der römischen Truppen 410 mussten die im Land verbliebenen Römer und romanisierten Kelten ihre Verteidigung selbst organisieren. Der spätantike Historiker Jordanes, der 551 eine „Geschichte der Goten“ (Getica) verfasste, berichtet von einem Riothamus (das heißt: "höchster Anführer") – einige Gelehrte, vor allem Geoffrey Ashe und Fleuriot, setzen diesen mit Artus gleich –, der mit 12.000 Mann dem weströmischen Kaiser Anthemius zuhilfe geeilt sei und an anderer Stelle als „König der Brettonen“ bezeichnet wird. Unglücklicherweise ist dieser "Riothamus" eine Schattenfigur, von der wenig bekannt ist. Es ist noch nicht einmal klar, ob die „Brettonen“, die er angeführt haben soll, Briten oder Bretonen waren. Es gibt auch einige - wenn auch sehr wenige - Parallelen mit dem römisch-britannischen Kaiser bzw. Usurpator Carausius († 293); einige Elemente seiner Geschichte könnten vielleicht in die Artussage eingegangen sein. Einige Historiker gehen heute davon aus, dass es den Namen „ARTUS“ als Eigenname gar nicht gab, sondern dass es sich dabei um eine Kombination aus lateinischen und keltischen Ehrennamen handelt. Bei keltischen Stammesführern oder berühmten Kriegern war es durchaus üblich, sich einen oder mehrere Beinamen zuzulegen, die sich auf spezielle Eigenarten oder Fähigkeiten der damit bezeichneten Person bezogen. Diese Tradition gab es auch noch im Mittelalter und sogar bis ins späte Barock und zwar in ganz Europa. Beim Namen ARTUS glaubt man heute, dass er sich aus dem keltischen ART (Bär) und dem lateinischen URSUS, das ebenfalls Bär bedeutet, zusammensetzt. Demnach lautete der Name ursprünglich also ARTURSUS und wurde irgendwann zum bekannten ARTUS abgekürzt. Diese Doppelbenennung war notwendig, um sowohl die Anhänger der alten keltischen Traditionen als auch die latinisierten Briten zufrieden zu stellen. Diese Interpretation würde auf die These hindeuten, dass Artus einer der letzten römischen Statthalter bzw. ein Keltenfürst war, der sich auf die römische Tradition berief. Der Bär galt den Inselkelten als „Königstier“, vergleichbar etwa dem Löwen als „König der Tiere“ in der Fabel. Einen Titel „König“ im Sinne eines Staatsoberhauptes kannte man noch nicht. Jeder Stammesfürst war König und sein eigener Herr. Lediglich zu Kriegszeiten, wenn es galt, mehrere Stammesverbände unter ein gemeinsames Kommando zu stellen, wurde einer zum Führer ausgerufen, der dann oft einen mythologischen Titel zugesprochen bekam. Tatsächlich gibt es auch schriftliche Hinweise auf einen britischen Feldherrn im 5. Jahrhundert, den man als den „Bären“ bezeichnete. Sein tatsächlicher Name lautete wohl Enniaun Girt, und er stammte aus Nordbritannien. Von ihm ist überliefert, dass es ihm gelang, genügend britische Krieger zusammenzurufen um den Sachsenfürst Hengest (dessen Existenz allerdings vielfach bezweifelt wird) und seine Krieger zu besiegen. Den wenigen Chroniken, die aus dieser Zeit erhalten geblieben sind, ist zu entnehmen, dass Enniaun Girt niemals König war, da es zu dieser Zeit noch keinen britischen König gab. Stattdessen wurde Britannien offenbar gemeinsam vom Rat der Stämme und dem Comes Britanniarum (Gouverneur Britanniens) regiert, dessen Name ebenfalls überliefert ist: Ambrosius Aurelianus, ein romanisierter Brite hohen Ranges, dessen in der Historia Britonum überlieferten „Taten“ in allen späteren Nacherzählungen auf Merlin übertragen wurden. Vor allem aus diesen beiden – historisch verbürgten – Figuren entstand höchstwahrscheinlich später die Sage von Artus Pendragon, Großkönig von Britannien. Auch Enniauns Sohn Owain Ddantgwyn könnte man nach manchen Quellen als einen „historischen Artus“ bezeichnen. Andere Theorien siedeln „das“ reale Vorbild für Artus nicht in Nordbritannien, sondern in Wales, Cornwall oder im Westen Englands an. Die walisische Tourismuswirtschaft beansprucht Artus eindeutig für ihre Zwecke als touristische Besonderheit des Landes Wales. Eine andere These geht davon aus, dass Artus am ehesten eine halb vergessene keltische Gottheit war, die sich in eine menschliche Person (hier wird die Wandlung des Seegottes Lir in König Lear zitiert) oder eine fiktive Gestalt wie Beowulf verwandelt hat. Anhänger dieser Richtung argumentieren, dass ein anderer Romano-Brite dieser Zeit die Truppen führte, die die Sachsen um 500 in der Schlacht von Mons Badonicus bekämpften, wie zum Beispiel Ambrosius Aurelianus. 1191 gaben Mönche der Abtei von Glastonbury bekannt, dass sie die Grabstätte von Artus und Guinevere gefunden hatten. Wahrscheinlich ist das aber eine fromme Lüge, die dazu diente, sich Geld für den Wiederaufbau der Abtei, die 1184 durch ein Feuer zerstört worden war, zu beschaffen. Das Grab wurde jedenfalls vielen Leuten gezeigt und die vermeintlichen Überreste wurden 1278 in eine neue Gruft umgebettet. Diese Gruft wurde während der Reformation zerstört und die Gebeine gingen verloren. Der Antiquar John Leland gab an, dass er das Kreuz, welches mit den Überresten gefunden worden war, sah – ob das Kreuz wirklich existierte, ist unklar; falls ja, dürfte es sich um eine (vermutlich mittelalterliche) Fälschung gehandelt haben. Die übersetzte Inschrift auf dem Kreuz lautete (laut Leland): Hic iacet sepultus inclitus rex Arturius in insula Avalonia auf Deutsch: „Hier liegt der berühmte König Artus auf der Insel Avalon begraben“ Quelle: Wikepedia Die Wissenschaft bezweifelt ja meistens alles was nicht beweisbar ist! Gruss Roger